Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
1.
Jedes andere menschliche Wesen in diesem Film, aber wirklich jedes, wird als strunzdumm dargestellt, insbesondere natürlich die männlichen Protagonisten – samt und sonders erbärmliche, feige Gockel, die von den beiden Damen, die ihnen haushoch überlegen sind, unentwegt zurechtgestutzt werden müssen.

2.
Die anachronistische Gossensprache und die eindeutigen gegenwartspolitischen Untertöne werden dem Film oft als Vehikel zugutegehalten, das den historischen Stoff leichter zugänglich mache. In der Theorie mag das ja vielleicht stimmen, das Resultat jedoch ist ein Film, der in jeder Hinsicht tonal unstimmig ist.
1.
Naja, das fand ich ja eben auch so in sich unplausibel. Marlborough als graue Witzfigur, die nichts auf dem Kasten hat und dann gelingt es seiner Gemahlin aber ihn wegen eines Genies, den man nirgends sieht, gegen Anfeindungen zu verteidigen.

2.
Diese Gossensprache erinnert ein bisschen an Bertrand Taverniers "Que la fête commence". Das war 1975 immerhin noch irgendwie inovativ. In einem Interview erzählte Tavernier mal gegenüber arte wie man zu den eigenwilligen Dialogen gekommen war. Man hat sogar Fernsehmeldungen aus der Entstehungszeit mit rein genommen und die Schauspieler durften stark improvisieren.
Ich weiß nicht wie frei man im Fall von "The Favourite" war.

Aber Deinem Urteil, dass es ein umstrittener Film zwischen Bewunderung und Enttäuschung ist, würde ich beipflichten auch wenn ich ihn nicht so schlimm fand. Ich fand ihn eher so mittelmäßig. Es war eben doch sehr ein Kammerspiel um Intrigen und so, wobei Massenszenen oder sonst irgendwelche Schauwerte umgangen wurden - ein bisschen wie einige ähnliche Kinofilme der 40er-60er, die in nem Studio die Geschichte großer Monarchen in Dialogen erzählen wollten.
 
Ich bin erst kürzlich auf diesen Film gestoßen und habe ihn im Englischen Original gesehen. Ich weiß nicht, ob es den auch irgendwo auf Deutsch gibt.

"The broken chain" USA 1993 (R: Lamont Johnson)

Handlung: Der Film beginnt in den 1750ern. Die Six Nations verhandeln vor allem mit Sir William Johnson (Pierce Brosnan), der nicht nur selber eine Ureinwohnerin geheiratet hat sondern sich auch ansonsten versucht in die Struktur der künftigen Verbündeten einzufinden. Denn auch die Versammlung der führenden Frauen um Gesina (Buffy Sainte-Marie) hat ihren Teil mitzureden. Der junge Lohaheo (Michael Spears) begegnet in einer Vision dem Geist des Peacemakers (Graham Greene). Künftig wird Lohaheo eine kritische Haltung gegenüber den Briten einnehmen, welche zwar die Dienste der Six Nations nutzen um beispielsweise Fort Carillon einzunehmen doch ohne ihre Verträge einzuhalten. Denn die Siedler breiten sich dennoch aus und der charismatische Seth (Wes Studi) wird von ihnen getötet. Nach einem neuerlichen Abkommen verlässt Lohaheo (nun J.C. White Shirt) seinen Stamm. Er lehnte schon den Kampf gegen die Seneca ab und der Peacemaker versichert ihm, dass ein Bündnis mit den Briten der Untergang für die Einheit der Six Nations ist. Joseph Brandt (Eric Schweig) kennt Lohaheto schon lange und war sein Konkurrent um die Gunst von Catherine (Elaine Bilstad), die zusehends die Führung im Rat der Frauen gewinnt. Joseph ist auf die Schulen der Briten gegangen und bekommt im nächsten Krieg einen Posten als Offizier in den Reihen der Briten. Doch als die Continentals heranrücken gelingt es Joseph den gerade bei ihnen weilenden auf Neutralität bedachten Lohaheto zum Kampf gegen die Blauröcke zu überreden. Lohaheto ist geschockt, als er Natives unter ihnen erkennt und will verhandeln, wird dann aber von ihnen getötet. Der Krieg an der Seite der Briten zahlt sich für Joseph und die Seinen nicht aus. Auf einer Versammlung der letzten Anführer im Langhaus räumt Joseph seine Schuld ein, führt dann die die ihm folgen wollen am Ende des Unabhängikeitskrieges nach Kanada...

Was mir sehr gut gefallen hat waren die Gebäude der Siedler bis hin zum stattlichen Anwesen von Sir William. Überhaupt scheint der Aufwand daran gemessen, dass es sich um einen TV-Film handelt ganz beachtlich. Die zahlreichen Kampfszenen sind auch so geschickt gefilmt, dass die wahrscheinlich geringe Anzahl an Komparsen garnicht auffällt. Sehr schön fand ich prinzipiell, dass der Film aus der Sichtweise des frustrierten Joseph Brandt die Geschichte von den Jahren kurz vor dem Siebenjährigen Krieg bis etwa 1784 schildert. Die unglaublich umfangreiche Handlung und zahlreichen Figuren mussten allerdings in etwa 90 Minuten hinein gepresst werden, so dass man oftmals die Beweggründe der einzelnen Akteure nicht sogleich verstehen kann. Für abseitige Aspekte wie Humor ist daher auch kaum der Platz so dass der Film sehr sehr traurig letztlich rüberkommt. Aber was soll man auch positives sagen, wenn die Hauptfiguren durchweg am Ende entweder tot oder die Ausweglosigkeit der Lage gebrochene Charaktere sind? Leider kenne ich mich garnicht aus wie stimmig nun die Kleider, Gebäude und anderen Gegenstände der Natives dargestellt sind. Dass viele Versatzstücke von Uniformen der Briten oder erbeutete Sachen der Franzosen tragen ist ja plausibel und bei Joseph Brandt sind auch einige Darstellungen überliefert.
Die Zivilkleidung der Siedler ist teilweise sehr durchwachsen bis hin zu einem karnevalesk anmutenden Gewand von dem Verhandlungsführer am Anfang. Die Ausrüstung der Soldaten ist oftmals eher rudimentär - bei den Extras sieht man z.B. mal einen Continental ohne Patronentasche oder sonst einer Ausrüstung bis auf seine Muskete.
Die Schauspielerriege fand ich schon allein von den Namen her beeindruckend mit vielen berühmten Gesichtern der 1990er, wenn auch ein Wes Studi und Graham Greene kaum was zu schauspielern bekommt.

Insgesamt eine solide TV-Produktion mit zugegebenermaßen wenig Spannung oder Überraschungen. Daher 8 Musketen für Joseph Brandt.
 
Es gibt auch einen kanadischen Film zum selben Thema mit einem (zumindest mir) eher unbekannten Cast und einem anderen Schwerpunkt.

"Divided Loyalties" CAN 1990 (R: Mario Azziopardi)

Handlung: In diesem Film begegnen wir Joseph Brant (Jack Langedijk) bereits als erwachsenen Mann. Er ist zugegen als die 6-Nations mit Silbermünzen für die Herausgabe ihrer Länder abgespeist werden. Der stolze Anführer Pontiac (Denis Lacroix) wird von Brant tot aufgefunden - ermordet wie es scheint. Unter den Siedlern befindet sich der raffgierige Ebenezer Cox (John Bourgeois), der sich notfalls mit Gewalt das Land der Mohawk aneignen will. Der Tod von Sir William Johnson (Chris Wiggins) ist eine Zäsur. Brand geht nach London um direkt mit der britischen Regierung zu verhandeln, da er sich nur dem Krieg gegen die "Patriots" anschließen will, wenn er vom König George III. klare Zusagen bekommt. Angewidert vom Leben bei Hofe und der Haltung vieler Offiziere ihm gegenüber kehrt Joseph Brant mit wenigen Versprechen zurück. Da sich 2 der Anführer den "Patriots" anschließen sind somit die 6 Nations geteilt. Brant kämpft an der Seite der Briten gegen die "Patriots" und kann in der Schlacht bei Oriskany nicht nur seinen alten Widersacher Cox töten, sondern auch sein Ansehen als Anführer verbessern. Der eifersüchtige Walter Butler (Paul Gross), der Brant schon immer nicht ausstehen konnte, bekommt das Kommando über Brant und dessen Leute und lässt durch diese einen Ort angreifen, dessen Einwohner, Frauen und Kinder niedergemetzelt werden. Auch die Familie von Brants altem Freund Matt Randall (Dale Wilson) fällt dem Massaker zum Opfer. Brants Leute stehen am Ende des Krieges mit leeren Händen da und müssen in die Forts der Briten fliehen, als General Washington (Alan Scarfe) die Felder und Behausungen der Ureinwohner niederbrennen lässt. Schließlich wendet sich Brants Sohn Isaac (Tre Smith) enttäuscht von seinem Vater ab, den er für das Unglück seines Volkes verantwortlich macht. Auch mit Catherine (Pamela Matthews) eine wichtige Figur unter den Frauen zur Frau zu nehmen ändert nichts daran, dass die meisten der 6 Nations nicht auf Joseph Brant hören, als er 1792 in einer Versammlung gegen einen Krieg spricht ehe man alle Stämme bis zum Mississippi vereinigt habe. Die Versammlung wird unterdessen von Matt Randall und seinen US-Soldaten ausspioniert bis Randall nun Isaac Brant in die Hände fällt...

Dieser Film konzentriert sich ganz auf Joseph Brant und lässt anders als "The broken chain" keine anderen Hauptfiguren zu, welche Brants Entscheidungen vielleicht noch stärker in Frage stellen würden wie es Lahaheho in dem anderen Film getan hat. Darüberhinaus wird die Geschichte weiter gesponnen bis in die 1790er und es wird am Ende der Hauptaugenmerk von Brants Hass auf Ebenezer Cox auf den Konflikt mit seinem Sohn umgeleitet. Ich habe zu Ebenezer Cox ein historisches Vorbild, einen gewissen Captain Ebenezer Cox gefunden, der allerdings schon 1768 gestorben ist. Auch wurde Pontiac wohl nicht am Abend nach dem Abschluss des Vertrages von Fort Stanwix ermordet. Man sieht keine richtigen Hinterhalte und die Darstellung der Schlacht bei Oriskany scheint mir wenig glaubhaft bzw. wenig zu dem passend, was wir heute darüber wissen. Denn die Schlacht ist eigentlich ziemlich gut erforscht. Bis auf die Uniformen, die meistenteils "OK" sind, ist vieles von der Ausstattung nicht so gut gelungen, so z.B. der ganze Aufzug von Sir William mit seinem ulkigen Vollbart. Pierce Brosnan kam mir in der Rolle weitaus glauhafter vor. Anders als in "The broken chain" wird Brants Christentum betont, etwa wenn er auf dem ihm von den Briten nach 1783 zugewiesenen Gebiet gleich eine Kirche errichten möchte.
Mir haben die schauspielerischen Leistungen insgesamt weniger gefallen und mir fehlte auch irgendwie dieser richtige Spirit.

Eine ganz nette TV-Produktion mit einigen inhaltlichen Fehlern, daher 6 von 10 Kugeln.
 
Maria Theresia" Robert Dornhelm (2017) Ö/CZ

Endlich durfte ich nun den 1. Teil dieses tollen Werkes anschauen. Und er übertrifft gewissermaßen den zweiten noch. Eine Herrscherbiographie als eine halbfiktive Soapopera.
...
Der Schmarrn geht in die letzte Runde. Erstaunlicherweise, während sich Folge 3 und 4 in der ersten Hälfte der 1740er abgespielt haben, soll Teil 5 nun den Rest von Maria Theresias Leben in einem Zeitraffer in einem Teil abgearbeitet werden. Ich hatte schon insgeheim befürchtet, dass Dornhelm den Quatsch noch über Jahre fortsetzen wird, wenn er weiterhin wie in den 4 ersten Teilen das Ganze bearbeitet. Vielleicht hat ja jemand in der Presse erfahren, warum man sich nun dankbarerweise auf einen einzigen finalen Teil beschränkt hat. Wenn ich es gesehen habe, kommt vorraussichtlich ein Beitrag auf unserem Blog dazu.
 
Mehr als nur frei, regelrecht rüpelhaft geht wohl diese Cooper-"Verfilmung" mit seinem Stoff um.

"Sein Freund der Lederstrumpf" (The Pathfinder) USA, 1952, Regie: Sidney Salkow

Handlung: Als der Krieg zwischen Franzosen und Briten ausbricht, wird Chingachgooks (Jay Silverheels) Stamm von Mingos niedergemetzelt. Er lässt seinen Sohn Unkas im Fort bei Colonel Duncannon (Walter Kingsford). Aus Rache für den Angriff bieten sich der Pfadfinder (George Montgommery) und Chingachgook dem Colonel an, der sie zusammen mit Lady Alison (Helena Carter) zum Spionieren zu den Franzosen schickt. Sie gibt sich dort als Paulette und eine Französin aus und wird mit Freuden von Col. Brasseau (Stephen Bekassy) empfangen. Doch natürlich durchschauen die Mingos Pfadfinder und können ihn als ihren Feind identifizieren und der Auftrag erweist sich als gefährlicher als gedacht...

Der Film bietet alle möglichen Stereotype, was sogar soweit geht, dass der französische Offizier in den 1750ern eine blau-weiß-rote Kokarde am Hut hat, mal von den überhauptnicht in die Zeit passenden Epaulettes und so weiter zu sprechen. Sehr ignorant wird auch mit den Mingos und Mohikanern umgegangen, die einfach als Präriekulturen mit Tipis etc. dargestellt werden und das obwohl damalige Filme das schon besser hinbekommen haben. Columbia Pictures hatte damals offensichtlich kein Geld für aufwendige Settings und so wird einfach in modern aufgeforsteten Wäldern gedreht und die Palisade des britischen Forts sieht schon sehr lächerlich aus. Das britische Hauptquartier ist wohl einfach eine damals moderne Villa im Rustikalstil. Wenn man nicht wüsste, dass der Roman im 18.Jh. spielen soll würde man durch dieses Filmchen in so mancher Szene mit den Kleidern, die sich teils an "Vom Winde verweht" anlehnen wohl nicht drauf kommen... Sehr amüsant, wenn man im Hintergrund Gemälde sieht, die Menschen aus der Zeit zeigen.
Erstaunlich ist die kritische Haltung des Helden gegenüber dem Landraub der Franzosen und Briten und der Einstellung, dass es für die Mohikaner eigentlich egal ist, wer sie beraubt.

Unspannende, teils schmalzige Massenware. 4 von 10 Raketen-BHs.
 
"Janosik. Prawdziwa historia" (Janosik - eine wahre Geschichte) CZ, PL, SK (Regie: Kasia Adamik, Angiezka Holland)

Handlung: Der junge Janosik (Václav Jirácek) wird als Kuruze von den Österreichern gefangen genommen. Um Gnade zu finden, lässt er sich in die österreichische Armee pressen. Als Gefängniswache verhilft er dem Räuberhauptmann Tomasz Uhorczyk (Ivan Martinka) zur Flucht. Kurz darauf wird er für seine Entlassung aus den österreichischen Diensten von seinem Vater frei gekauft. Janosik will gern Schafhirte werden. Doch Tomasz drängt ihn dazu an seiner Statt die Räuberbande zu führen. Außerdem erfährt Janosik, dass er durch Tomasz Geld die Freiheit erlangt hatte. Mit Widerstreben und voll sich wiederholender Reue wird Janosik Räuberhauptmann. Neben den Gefahren bei seinen Taten hat er mit dem Streit innerhalb seiner Bande und dem undurchsichtigen Huncaga (Michal Zebrowski) zu kämpfen, während ihn die einfache Bevölkerung wegen seines Erfolgs und seiner Großzügigkeit liebt. Schließlich verliebt sich Janosik in die Pastorstochter Barbara (Sarah Zoe Canner). Aber die Zeichen stehen schlecht, denn Huncaga hat die Bande an das Militär verraten. Janosik bleibt allerdings seiner Linie treu niemanden zu töten und lässt Huncaga entkommen, als er ihn einmal gestellt hat. Dennoch führt dieser die Soldaten zu Tomasz Haus, als dieser eben von Janosik besucht wird und beide werden verhaftet. Durch eine Tortur versuchen die Behörden Janosik zu zwingen seine Mittäter zu verraten. Schließlich wird er bestalisch hingerichtet.

Der Film beruht offensichtlich auf einigen Gerichtsakten. Das Leben von Janosik ist in seiner Heimat legendär und es gibt zahlreiche Romane, Serien und Filme über ihn, da er in der Slowakei als eine Art Volksheld angesehen wird.
Besonders lebt der Film von den Aufnahmen der wunderschönen Landschaft. Das Leben wird recht akribisch erzählt, wobei man sich offenbar ein paar kleinere Freiheiten herausnimmt - so sieht Janosik am Anfang nicht wie ein Jugendlicher aus. Die Schauspieler sind ganz überwiegend sehr überzeugend. Bei ihrer Darbietung steht neben Jirácek vor allem der polnische Schauspielstar Zebrowski im Mittelpunkt, dessen Leben als grausam geschildert wird. Die zahlreichen blutrünstigen Szenen zeugen von einer Gewalt, die sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Interessant ist der Ansatz der Regisseurinnen auch immer wieder Traumsequenzen aus Janosiks Perspektive zu zeigen, welche dem Film eine etwas artifiziellere Note verleihen. Das Kostümbild ist durchwachsen, v.a. am Anfang fallen die viel zu modernen Details wie gekreuzte Säbelgurte und Rückentornister an den österreichischen Infanteristen als Anachronismen auf. Der Film zeigt durch zahlreiche Statisten, Pferde, Schlösser und andere Handlungsorte einen erstaunlichen Aufwand.

Wegen der etwas unnötig anmutenden Gewaltexzesse aber auch der teilweise hervorragenden schauspielerischen Leistungen 6 von 10 Pistolen.
 
In letzter Zeit bin ich auf ein paar ältere Filme gestoßen, so auch auf:

"Der junge Baron Neuhaus" D 1934 (Regie: Gustav Ucicky)

Handlung: Der junge und vollkommen mittellose Baron von Neuhaus (Viktor de Kowa) versucht sich 1753 bei Kaiserin Maria Theresia (Lola Chlud) als frommer Katholik zu empfehlen. Er ist beim Ofenheizer der Kaiserin Stockel (Hans Moser) untergekommen, dessen Nichte Toni (Christl Mardayn) bei der Gräfin Palm (Käthe von Nagy) dient. Beim Fensterln bei der Gräfin geht für Baron von Neuhaus einiges schief. Da der Baron las Verkleidung Stockels Rock dafür verwendet hatte und ihn am "Tatort" zurück gelassen hatte, gerät Stockel unter Verdacht. Denn die Kaiserin will unbedingt gegen das Fensterln vorgehen. Zu seiner Überraschung wird Baron von Neuhaus von der Kaiserin zum Leiter einer Kommission berufen, welche über Stockels angebliches Vergehen als erstes entscheiden soll. Der arme treue Stockel, der so stolz auf seinen Rang bei Hofe ist, wird geknickt, da er sich durch sein Besäufnis nicht mehr wirklich an den besagten Abend entsinnen kann. Schließlich gesteht aber Neuhaus seinen Fehltritt halb aus Versehen der Gräfin und die Kaiserin erfährt schließlich auch die Wahrheit. Doch sie beschließt gnädig zu sein und Neuhaus zur Ehe mit der Gräfin zu verurteilen, als gerade ein Ringestechen in der Hofreitschule in Wien stattfindet.

Dieser Film ist die Verfilmung eines Lustspiels. Dass er als Komödie nur sehr begrenzt funktioniert, mag daran liegen, dass keiner der Schauspieler bis auf Hans Moser eine witzige Rolle zu spielen versteht. Der Rest ist ja eher banal bis hin zu schmalzig triefend. Interessant, dass hier nationalistische Untertöne noch ganz fehlen, wozu natürlich beigetragen wird, indem die Handlung zwischen dem Österreichischen Erbfolgekrieg und dem Siebenjährigen Krieg spielt. Weder wird die regide Moralvorstellung der Kaiserin wirklich hops genommen, noch wird der fragwürdige Weg des Barons auf die Schippe genommen. Erstaunlich gelungen sind die Kostüme v.a. von Hans Moser selber, wenn man die Entstehungszeit des Films berücksichtigt. Visuelles Highlight ist die Reitvorführung am Ende des Films. Vom Niveau her finde ich den Streifen sogar eher angenehmer als der Maria Theresia-5-Teiler, welcher ja auch schon die Kaiserin gleichsam entpolitisiert hat und alle kritischen Noten kaschierte um Unterhaltung auf Schmonzettenlevel zu bieten.

3 von 10 Dreispitzen.
 
1980 kam eine Art Fernsehspiel heraus, welches sich bemühte zwischen Dokumentation und Fernsehfilm zu lavieren. Aufwändigere Szenen wurden entweder durch eingeblendete Gemälde und Sequenzen aus uralten Filmen ersetzt.

"Maria Theresia" D, Ö 1980 (Regie: Kurt Junek)
Teil 1

Handlung: Wir erleben das Leben von Maria Theresia, welches aus ihrer subjektiven Sicht ihr Leben kommentiert. Es beginnt in ihrer Kindheit als sie schon früh von dem Elend der Untertanen erfährt. Die Bauern haben nicht einmal eine Küche sondern kochen Maiskolben (sic.!) auf der Straße vor dem Haus (sic.!). Sie haben keine Ochsen sondern ziehen selber den Pflug (sic.!). Sie werden gefoltert. Ihre Ausbildung besteht nur in einem miserablen Gesangsunterricht und einem unmotivierten Tanzlehrer. Es ist kein Geld da, als der fiese Fritze seine Forderungen schickt. Eigentlich scheint er ein sehr selbst beherrschter Monarch, der in einem fort Flöte spielt. Maria Theresia ist frustriert über ihre verzweifelten Räte, die sie von ihrem Vater übernommen hat. Nur Franz von der Trenck kann Österreich retten (sic.!), so dass sie sogar allein mit ihm ausreitet (???). Nach dem Krieg dankt die nunmehr Kaiserin ihren Beratern, darunter auch dem greisen Kaunitz (sic.!), der als Exzentriker beschrieben wird, der endlose langweilige Vorträge vor der Kaiserin abhält.

Dieses Fernsehspiel wirkt extrem hölzern. Man erkennt an den Schauspielern faktisch keine Emotionen und die Dialoge klingen oftmals wie ein Museumsführer, der seinen Text aufsagt. Als positiv ist anzumerken, dass auch die Versuche von Maria Theresia die Protestanten zu unterdrücken bzw. auszuweisen und die Juden zu vertreiben wohlgemerkt aus ihrer Perspektive angesprochen wird. Viele Ereignisse, die hier in den Fokus gerückt werden, ergeben so in der Form aber keinen Sinn. So hat der ausdrücklich erwähnte Daun im Österreichischen Erbfolgekrieg noch keine große Rolle gespielt. Bei Dettingen war die hier gerühmte österreichische Artillerie überhaupt nicht in relevanter Zahl anwesend und die Briten waren für den Ausgang der Schlacht ebenso wie die Hannoveraner viel wesentlicher. Was die Kriege anbelangt, kommt hier ein sehr eigenwilliger Eindruck zustande und die Schlachtszenen, die scheinbar aus Verfilmungen aus dem 3. Reich entlehnt sind, machen das Ganze auch nicht besser. Viele Rollen sind sehr fragwürdig gecastet. So war Kaunitz um 1748 kein alter Mann sondern 37 (!) und weitaus bedeutender als Außenpolitischer Berater, während der wirklich schon über viele Jahre aktive Bartenstein als im Verhältnis zu Kaunitz junger Mann dargestellt wird. Außerdem soll Bartensteins einziges Verdienst sein eine Vermählung Maria Theresias mit einem Spanier verhindert zu haben, wo Maria Theresia in Selbstzeugnissen selber bezeugte, dass ohne seine Erfahrung und seinen Zuspruch nicht aufzugeben der Krieg vielleicht verloren gegangen wäre. Das Verhältnis von von der Trenck zur Kaiserin ist natürlich völlig frei erfunden. Er wurde mehrfach von Vorgesetzten zur Beförderung vorgeschlagen (insbesondere 1743/44 am Rhein), die ja just durch diese Herrscherin unterblieb.

Eine öde Produktion, die immerhin gegenüber dem 2010er 5-Teiler für sich hat, dass keine schlüpfrigen Liebesbeziehungen der Kaiserin angedichtet werden. 3 von 10 verstaubten Lumpen.
 
"Maria Theresia" D, Ö 1980 (Regie: Kurt Junek)
Teil 2


Handlung: Erzählt wird wie gewohnt hölzern die weitere Lebensgeschichte von Maria Theresia (Marianne Schönauer). Wir erleben vor allem in Schwarz-Frequenzen und ohne jegliche Spannung den Verlauf des Siebenjährigen Krieges. Teilweise werden hier die Ereignisse durcheinander geworfen indem die Vermählung Josephs (Heinz Zuber) mit Isabella von Parma vor den Siebenjährigen Krieg gesetzt wird. In Innsbruck verstirbt plötzlich der Kaiser. In weiten Teilen erleben wir danach Maria Theresia, die einen großen Teil ihrer Macht an Joseph II. abtritt, im Hader mit ihrem Sohn und zahlreiche Wiederholungen von Szenen, die wir schon in Teil 1 gesehen haben, was etwas sonderbar anmutet, als habe man an Aufwand sparen wollen. Später sieht man sie oft allein - ebenso wie ihren Sohn. Er fährt ähnlich allein mit 2 Reitern als Eskorte durch einen Wald, wo er von aufständischen "Bauern" überfallen wird, da die Landbevölkerung trotz all ihrer "Wohltaten" scheinbar nicht zufrieden sind. Das Ende dehnt sich dann auch unendlich. Friedrich II. (Rudolf Bissegger) überlässt Maria Theresia ein paar Orte am Ende des Bayerischen Erbfolgekrieges aus Achtung vor ihr damit der Krieg beendet werden kann. Die historischen-dynastischen Hintergründe des Krieges werden komplett ausgespart. Dann stirbt Maria Theresia...

Die 2. Episode ähnelt natürlich der ersten. Man sieht Minister, die völlig belanglose Dinge vor sich her referieren, da den Drehbuchautoren offenbar komplett fremd war, wie so ein Vortrag vor der Kaiserin A historisch glaubhaft und B ansprechend zu gestalten sein sollten. Oftmals erzählen die Berater Dinge, welche die Kaiserin längst wissen müsste oder aus der Zeitung kennen dürfte.

Insgesamt kann man dem 2-Teiler zugute halten, dass man zahlreiche zeitgenössische Gemälde sieht und die Produktion durch Aufnahmen teils in schönen Innenräumen aufgewertet werden.
Auf der anderen Seite ist vieles komplett uninspiriert gefilmt wie etwa die angeblich aufgebrachten Bauern, die einfach nur unmotiviert durch die Gegend latschen. Politische Hintergründe bleiben im Dunkeln und das Fernsehspiel eröffnet trotz immerhin über 3 Stunden Lauflänge weder einen Blick in den Charakter der Kaiserin noch Aufschlüsse über die politischen Zusammenhänge.

3 von 10 Edelfiffis auf der Birne des Franzosenkönigs.
 
Ich muss es mal loswerden:
Auch wenn mich dieser Faden (glücklicherweise!!) davon abgehalten hat, etliche Filme überhaupt zu "probieren", das ist absolut große Klasse hier! Ein Gewinn, die köstlichen und oft brillanten Rezensionen zu lesen! Gilt auch für 1-2 verwandte "Filmfäden".
In diesem Sinne 10 von 10 Fortgruppen vom Festungsfreak
 
Ich muss es mal loswerden:
Auch wenn mich dieser Faden (glücklicherweise!!) davon abgehalten hat, etliche Filme überhaupt zu "probieren", das ist absolut große Klasse hier!
Ich möchte aber wirklich niemanden abhalten davon Filme zu schauen insbesondere, wenn sie im Kino laufen, da ich finde, dass das Kino es verdient hat reinzugehen.
Es hat ja doch jeder seinen Schwerpunkt. Ich schaue mir halt tatsächlich sehr viel an um meinen eigenen Eindruck zu gewinnen.

Danke aber dennoch für Deinen Kommentar.
 
Ich möchte aber wirklich niemanden abhalten davon Filme zu schauen insbesondere, wenn sie im Kino laufen, da ich finde, dass das Kino es verdient hat reinzugehen.
@Brissotin volle Zustimmung - und das ist mir auch klar, wie du es meinst. Lass es mich anders formulieren: du hast mir ein paar Leinwandstunden erspart, mich aber auch auf andere neugierig gemacht (die ich teils nicht angeschaut hätte) --- kurzum: alles im Lot :)
 
Amazon-Prime hatte 2015 eine Serie zu Casanova geplant und was ist auch naheliegender als so einen vielseitigen Charakter in eine ganze Serie zu packen. Ich stelle mir eine Episode zu seinem Aufenthalt in den Bleikammern, usw. vor. Doch das Drehbuch sah da schon etwas ganz anderes vor.

"Casanova" (2015) Regie: Jean-Pierre Jeunet

Handlung: Am Anfang sehen wir Casanova (Diego Luna) heruntergekommen und in Erinnerungen schwelgend in den Bleikammern. Er scheint seinen Lebenswandel zu bereuen bis er von einem Freund befreit wird. Er geht nach Frankreich, wo er verschiedenen Leuten seine Dienste anbietet. Der gerissene Minister de Bernis (Ben Daniels) erkennt Casanovas ausweglose Lage und bietet ihm Geld an, wenn dieser ihm hilft Madame de Pompadour (Bojana Novakevic) zu stürzen. Doch diese zeigt sich von den Verführungskünsten des bärtigen Italieners garnicht beeindruckt. So verfällt Casanova auf den Gedanken ihr die Absichten von de Bernis zu enthüllen um damit ihre Gunst zu gewinnen. Allein er scheint auf ganzer Linie zu scheitern. Sein Versuch eine junge Schönheit, Helena Morphy (Sarah Winters), an den König Louis XV (James Flynn) zu vermitteln um dadurch die Pompadour auszuschalten scheitert ebenso wie in der Gunst von Madame d'Urfé (Miranda Richardson) über den Status eines Schoßhündchens hinaus zu steigen, denn der Comte de Saint-Germain (Paul Rhys) erweist sich auch als ihm überlegen. Immerhin hat er die zarte Tochter seiner ehemaligen Geliebten Sylvia Balleti (Laure Marsac) für sich gewonnen, als der Attentäter Damien öffentlich hingerichtet wird...

Der Versuch Casanova als eine bereits in seinen jungen Jahren vollkommen desillusionierte und gebrochene Figur zu zeichnen gelingt doch nicht wirklich. Man hätte sich vorstellen können, dass das Leben in den Bleikammern eine Art Rahmenhandlung ist und man nun seine Erlebnisse in Venedig in seiner Jugend kennen lernt. Aber weit gefehlt wird hier Casanova auf seine Zeit in Frankreich nach der Flucht aus den Bleikammern gezeigt. Dabei wirkt er einfach nicht überzeugend und man fragt sich wie er der große Verführer sein soll. Durch seinen ungepflegten Vollbart soll er vielleicht irgendwie aus der Menge der anderen Rollen herausstechen wie Saint-Germain dadurch, dass er geschminkt ist.
Die anderen Charaktere wie Mme. de Pompadour, de Bernis und Mme. d'Urfé sind auch durchaus gelungen besetzt, aber einige Fehlbesetzungen haben mich komplett rausgerissen. So wirkt James Flynn einfach unfassbar unglaubhaft als König und Diego Luna versprüht keinerlei Esprit oder Charme und ist eine der schlechtesten Besetzungen für die Rolle des Casanova seit Jahren.
Es gibt ja durchaus auch gute Aspekte. So hat man offenbar in Versailles drehen dürfen. Diese Außenaufnahmen heben sich etwas heraus, da die Szenen in Venedig irgendwie unbeholfen wirken, als ob man die Schauspieler vor einem Blue Screen setzte und dann irgendwie in ein PC-animiertes Venedig einfügte, das teilweise mit realen Schauplätzen kombiniert wurde. Die Innenraumszenen sind daher wohl auch angenehmer fürs Auge.
Die Ausstattung bewegt sich zwischen Theaterfummel und ordentlicher Kleidung bis hin zu vereinzelt durchaus passenden Frisuren der Damen (während Casanova immer wie aus nem 70er-Jahre Film gefallen deplatziert wirkt).

Da kommen wir aber wohl zu dem Manko, das dazu beigetragen haben mag, dass die Serie sofort nach einer unter einstündigen Pilotfolge abgesetzt wurde. Die Story hat einfach keinen Drive. Es gibt keinerlei Spannung und das unbedarfte Schauspiel des Hauptdarstellers macht es schwer der eher belanglosen Handlung zu folgen. Die Serie kann sich einfach nicht entscheiden, ob sie sexy, geistreich oder einfach nur deprimierend sein will. Einmal anschauen geht und eine weitere Folge hätte ich auch nicht gebraucht (auch wenn mir diese besser gefallen hat als der meiste TV-Schund, der über das 18.Jh. existiert). 5 von 10 Schönheitspflästerchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Brissotin vorab: ich weiß schlicht nicht mehr, wann ich das gesehen hatte und aus welchem Jahr das war; ich glaube, es war ein Mehrteiler - auch Casanova als Hauptfigur.
Ein gealterter Casanova, Bibliothekar, der nicht realisiert hatte, dass seine Glanzzeit und Ausstrahlung als "amouröser Eroberer" längst vorüber war und mit seinen Avancen aneckte, sich lächerlich machte. Sehr gelungen war eine Szene, da eine junge gutsituierte Hofdame (?) den welken Casanova darauf aufmerksam machte, dass er einen schlechten Atem habe (Mundgeruch)
War das eine deutsche Fernsehproduktion? Ich weiß es nicht mehr, war sicher vor 20 Jahren oder mehr.
 
War das eine deutsche Fernsehproduktion? Ich weiß es nicht mehr, war sicher vor 20 Jahren oder mehr.
Es gibt so unzählige Produktionen. Es gab mal eine TV-Produktion (3-Teiler) mit Peter O'Toole, in der er als ganz ganz alter Mann vorkommt.
Es gab auch mal einen deutschen Film aus den 2000ern mit Tobias Moretti als alter, herunter gekommener Casanova, der als Gönner von Mozarts Librettist Da Ponte ("Ich, Don Giovanni") auftritt.
 
Es gibt so unzählige Produktionen.
Eben. Mein Favorit ist z.B. der Casanova von Fellini mit Donald Sutherland in der Hauptrolle. Tragikomik in Reinkultur von sehr guten Schauspielern dargestellt, die in perfekt geschneiderten Kostümen in ebenfalls perfekt nachgebauter Umgebung agierten.
 
Dank Youtube bin ich auf einen Film gestoßen, der sehr plakativ versuchte aus Robespierres Sturz eine Art Abenteuerstoff zu machen. Echt eigenwillig.

"The black book - Reign of Terror"
USA 1949, Regie: Anthony Mann

Handlung: Nach der Hinrichtung von Danton (Wade Crosby) steht Robespierre (Richard Basehart) kurz vor der Alleinherrschaft. Doch der aufrechte Barras (Richard Hart) als Führer der Opposition (sic.!) will das mit allen Mitteln verhindern. Da schaltet sich ein gewisser Charles D'Aubigny (Robert Cummings) ein, der sich als der von ihm ermordete Ankläger Duvall aus aus Straßburg ausgibt, den niemand in Paris persönlich kennt*. Robespierre beauftragt den angeblichen Duvall damit nach dem sogenannten Schwarzen Buch zu suchen in welchem die Namen verdächtiger Personen stehen sollen und das nicht in die Hände des politischen Gegners fallen darf. Da wird Barras verhaftet und Charles läuft die Zeit weg. Zwar gelingt es ihm mit Hilfe seiner Geliebten Madelon (Arlene Dahl) zu entkommen, als seine falsche Identität auffliegt, aber auch als er erfährt, dass das Buch nie gestohlen war, nutzt es ihm wenig. Fouché (Arnold Moss), der selbst in dem Buch steht, tut nur so, als ob er mit Charles zusammenarbeiten will. Doch kann er mit Madalon und dem Buch endlich - jedoch verfolgt von Saint-Just (Jess Barker) und einigen fanatischen Husaren (???) - fliehen. Zwar könnte Charles nun zusammen mit Tallien (Norman Lloyd) bei dem Prozess gegen Barras mit dem schwarzen Buch auftrumpfen, aber Madalon befindet sich wie er von Fouché, der sich wieder zur Kreatur Robespierres macht, in den Händen des Diktators und Charles muss eine Entscheidung treffen ...

Die ganze Handlung ergibt natürlich hinten und vorne keinen Sinn. In einer Art Prolog wird uns erzählt, dass Barras und Tallien ein paar der wenigen aufrichtigen Bürger seien. Ihre Rolle im Terror-Regime wird komplett außen vor gelassen - auch wenn es wirklich mal amüsant ist, dass es hier der erste Film ist, den ich bis jetzt gesehen habe, der Barras irgendwelche positiven Eigenschaften zubilligt. Die ganze Suche nach dem Schwarzen Buch ergibt natürlich null Sinn und ein Wortwechsel zwischen dem falschen Duvall und Robespierre zeigt es ja auch schon auf: Warum schreibt Robespierre nicht ein neues Schwarzes Buch? Wenn in dem Buch tatsächlich Geheimnisse stehen würden wie die Verbrechen der Verdächtigen, ergäbe das Ganze ja irgendwelchen Sinn. Aber auch, dass Robespierre sich selbst fortwährend als Diktator bezeichnet ist natürlich Blödsinn. Es wird hier so getan, als ob der Revolutionsausschuss nur aus ihm und Saint-Just besteht. Die Komplexität der Beziehungen und die Widersprüchlichkeit im Wesen von Robespierre z.B. zwischen seinen Reden und den Konsequenzen seiner Handlungen wird nirgends aufscheinen gelassen, sondern alles einer Art Action unterworfen. Saint-Just reitet beispielsweise wie ein 8x4 Schurke dem Vertreter des Guten hinterher. Warum der Pöbel überhaupt auf Robespierres Seite sein soll, bleibt völlig abstrus; die Commune von Paris wird als weiterer Machtfaktor ausgespart. Nur bei Fouché und Robespierre hat man sich ein wenig bemüht, dass die Figuren den Vorbildern ähneln, während vieles anderes an Kostüm eher No-Period ist. Die Motivation der Husaren als Handlanger Robespierres bleibt vollkommen im Dunkeln. Einzig das Schauspiel von Dahl und Moss wissen zu überzeugen.

3 von 10 Terzerole.


* Was natürlich Schwachsinn ist, da Saint-Just selbst in Straßburg gewesen war.
 
Nachdem ich damals immer ein Erscheinen im Kino erwartet habe, bin ich nun auf einem Streamingdienst auf diesen Film gestoßen. Die Bilder, die ich von FrockFlicks her kannte, stimmten ja eher zuversichtlich, was zumindest die Ausstattung anbelangte. Kommerziell war der Film ein vollkommenes Desaster. Vielleicht weil er garnicht erst in Kinos anlief, wo sowas auch seine Fans hätte.

"Mozart in Love: Interlude in Prague"

CZ, UK 2017 (Regie: John Stepehenson)

Handlung: Zuzanna Lubtak (Morfydd Clark) ist 1786 der aufgehende Star am Prager Opernhaus, welches allerdings voll und ganz vom sardistischen Baron Saloka (James Purefoy) abhängig ist. Dieser ist berüchtigt dafür, dass er Frauen dazu zwingt mit Gewalt mit ihm Sex zu haben. Eine seiner Mägde wird von ihm geschwängert und ihr Vater vom Baron ermordet ohne dass die Behörden etwas unternehmen, da der Baron behauptet, er sei angegriffen worden. Zuzannas Vater (Adrian Edmondson) beschließt ungeachtet dessen seine Tochter mit dem Baron zu verheiraten, da er sich eine Unterstützung durch den Mäzen für sie an der Oper erhofft. Derweil wohnt Mozart (Aneurin Barnard) bei Josefa Duchek (Samantha Barks) in Prag und beginnt sich während der Proben für seinen "Figaro" in Zuzanna zu verlieben und versucht ihre Ehe mit dem Baron zu verhindern. Doch Herr und Frau Lubtak (Dervla Kirwan) wollen von Mozarts Warnung nichts wissen. Als der Baron durch seine zahlreichen Schergen und trotz Mozarts Hilfe durch Kapellmeister Bohac (Krystof Hádek) hinter das Liebesverhältnis von Mozart und Zuzanna kommt, bahnt sich die Katastrophe an...

Ich glaube, der Film ist damals nur in Tschechien angelaufen und war dort ein völliger Flop. Tatsächlich mangelt es ihm aber auch wirklich an vielem, was ihn interessant machen könnte. Der Anfang und die Darstellung des Opernbetriebs ist ja noch irgendwie interessant. Aber die Charaktere sind doch irgendwie sehr einseitig geschildert und es gibt keinerlei überraschende Twists oder auch Humor. Die Handlung mit dem grausamen Baron als eigentlicher Hauptfigur ist zwar nicht ganz unplausibel. Aber man würde denken, dass es auch im 18. Jh. schwierig ist einfach so einen Diener zu ermorden ohne dass wenigstens ein Inquisitionsverfahren gegen den Verdächtigen eingeleitet würde. Bis auf den Aspekt, dass der Baron reich und einflussreich und mit der Kirche verbändelt sein soll, erfährt man nicht viel über ihn. Warum der angeblich liebende Familienvater ihm sein offenbar einziges Kind anvertrauen will, erscheint auch garnicht plausibel. Warum sollte sie als Baronin denn überhaupt auf der Oper eine Rolle spielen? Insgesamt ist die Ausstattung eher durchwachsen. Verhältnismäßig gut wurde der Zeitschnitt getroffen, aber man findet auch bei Nebenrollen Klamotten, die direkt aus "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" stammen könnten und von daher etwas deplatziert wirken. Insgesamt hat man sich mit der Schminke und den Masken um ein irgendwie modern-peppiges Bild bemüht. Die Musik ist ganz gut gespielt, auch wenn sie einmal nicht recht zu der Ballszene passen möchte (man erkennt auch am Cembalo, dass er garnicht darauf spielt). Positiv sind die schauspielerischen Leistungen und die Kameraarbeit zu benennen. V.a. Zuzannas Zerrissenheit zwischen töchterlicher Unterwerfung und Liebe für Mozart sind gut gespielt.

5 von 10 Tränen.
 
Ich habe jetzt mal aus Neugier in eine Serie aus Spanien reingeschaut.

"Die Köchin von Castamar" - La cocinera de Castamar
Spanien 2021 E. 1 (Regie: Iñaki Peñafiel)

Handlung: Der verwitwetete Diego Herzog von Castamar (Roberto Enríquez) hat sich nach dem "Unfalltod" [dämlicher habe ich sowas noch nicht in Szene gesetzt gesehen] seiner Gattin vom Hof zurück gezogen. Doch der König von Spanien Felipe (Juan Carreras) zwingt Diego dazu ein Fest für den Adel auszurichten.
Derweil schleicht sich der heruntergekommen wirkende Marquess de Arcano (Hugo Silva) bei der Mutter des Herzogs (Fiorella Faltoyano) ein und überzeugt sie für ihren Sohn Diego eine neue Frau zu suchen. Bald schon hat er in der hoch verschuldeten Amelia Castro (María Hervás) das perfekte Werkzeug gefunden. Nur Diegos Halbbruder Gabriel (Jean Cruz), der allgemein für einen Sklaven gehalten und daher von Amelia geschnitten wird, scheint die Pläne von de Arcano allmählich zu durchschauen.
Clara Belmonte (Michelle Jenner) hat als Gehilfin in der Küche angefangen, übernimmt aber den Posten der Chefköchin nachdem eine intrigante Magd ihre Kündigung besorgt hat. Clara überzeugt den Herzog und dessen Mutter mit ihren Kochkünsten. Doch leidet sie unter dem Zwang nicht das Haus zu verlassen.
Obendrein bahnt sich das Unheil zusammen als de Arcano durch die Intrigantin auch an eine Art Generalschlüssel (sic.!) für alle Räume des herzöglichen Schlosses kommt und am Ende kurz vor dem Höhepunkt des Festes der offenbar verrückte König verschwindet ...

Die Serie ist eine Art Seifenoper, die zwar offiziell 1720 spielt, aber aus Mangel an Budget oder Interesse unter einem Kostümdesign wie ein Verkehrsunfall leidet. Das heißt, dass einige Charaktere beispielsweise Kleidung tragen, die eher an 1790er erinnert und die meisten anderen aber eher mit Karnevalsfummeln rumläuft. So steht die miserable Ausstattung meistenteils in einem Kontrast zu dem imposanten Schloss und den Räumlichkeiten, welche das Schloss von Castamar darstellen. Die schauspielerischen Leistungen sind durchwachsen. Ich denke nicht, dass ich es über mich bringen kann die ganze Serie anzuschauen.

3 von 10 hässliche Bärte.
 
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