Egon Flaig passt nicht zu 100% in dieses Bild. Er schreibt nicht über den 2.Weltkrieg oder die NS-Zeit. Er ist Althistoriker und wenn er über den Islam schreibt, ist das eigentlich nicht mehr sein Fachgebiet.
Naja, also mal abgesehen davon, dass es hilfreich ist regionsspezifische Sprachkenntnisse zu haben, wenn man sich als Historiker mit einem Sujet befasst - und natürlich die spezifische Kenntnis von Quellengattungen (aber da kann man sich ja relativ leicht einarbeiten - möchte ich diese Aussage nicht so unterstreichen). Der Typ ist ja nicht blöd. Man kann ihm vorwerfen, dass er Geschichte verzerrt, er könnte aber auch als Prof. für Alte Geschichte ein gutes, historisch sauber gearbeitetes Buch über jedewede andere Epoche schreiben. I.d.R. hat ein Historiker in seiner Ausbildung ja alle Epochen mehr oder weniger intensiv in seinem Studium abgedeckt. Ich hatte einen Prof., der war Althistoriker und hat Seminare oder Kurse über Goethe und Marx gehalten (und deren Verhältnis zur Antike). Dieses Argument würde ich also ganz unabhängig von Flaig nicht gelten lassen wollen.
 
Zunächst mal hätte ich hier die Frage, ob mich @Dion über den näheren Sinn dieses Fadens aufklären könnte.

Die Benennung des Fadens stellt eine Frage, die im Eröffnungspost vom Fragesteller (mindestens abseits einer Auseinandersetzung darüber, ob "Revisionismus" ein sinnvoller Begriff für politisch motivierte Umdeutungen entgegen der Quellenlage ist) im Prinzip selbst beantwortet wird.

Was ist hier also die Diskussionsgrundlage und welchem Zweck dient dieser Faden? Wird eine Diskussion über den Begriff "Revisionismus" erwartet, eine nähere Auseinandersetutzung mit der im Eröffnungspost vorgenommenen Feststellung oder eine Aufzählung von Beispielen für dieses Phänomen?
Ich bin zugegebenermaßen etwas irritiert.

Ich weiß echt nicht warum man so einen Menschen in Schutz nehmen muss

Wer hat den Mann in irgendeiner Form per se in Schutz genommen? Es ist lediglich darauf hingewiesen worden, dass die Tatsache, dass der Mensch politisch untragbares Zeug von sich gibt keine Handhabe dafür ist, ihm durch Leistung erworbene Meriten in Form eines akademischen Grades abzuerkennen.
Und natürlich kann eine Person die sich auf einem Gebiet untragbar verhält auf anderem Gebiet wichtige Leistungen erbracht haben.
Ob Flaig das hat kann ich nicht beurteilen, da ich mit seinem werk als Althistoriker nicht vertraut bin, offenbar waren aber seinerzeit die Sachverständigen auf diesem Gebiet eben dieser Ansicht.

Du bist lediglich darauf hingewiesen worden, dass:

a) Zwischen der gesellschaftlichen Tragbarkeit und dem wissenschaftlichen Werk der Person zu differenzieren ist.
b) Das Äußerungen die von dieser Person vorgebracht wurden in dem Kontext zu betrachten sind, in dem sie gemacht worden sind.

Niemand in diesem Forum hat Flaig als Person oder expressis verbis seine in Teilen unsäglichen Einlassungen verteidigt.
Du bist nur darauf hingewiesen worden, dass die Tatsache dass der Privatmann Flaig Ansichten äußert, die man mit Fug und Recht für untragbar halten kann, ihn nicht automatisch als Wissenschaftler diskreditiert.

Damit hat sich niemand mit Flaig solidarisch gegen dich erklärt.


Das spielt für die Anhänger seiner Thesen keine Rolle - die sagen nur, der Historiker Prof. Dr. Flaig hätte das und jenes gesagt. Das hat Gewicht.

Unabhängig davon, dass ich es jetzt auch nicht für eine Bedingung politischen Agendasettings und politisch motivierter Umdeutungsversuche halte über die NS-Zeit oder überhaupt über sein Fachgebiet zu schreiben, was ist das nun wieder für eine Argumentation?

Wenn man den Umstand, dass irgendjemand aus falscher Autoritätsgläubigkeit heraus sich hinstellen und behaupten könnte, dass etwas Gewicht hat, weil ein Prof. Dr. (dessen Fachgebiet das überhaupt nicht ist) es behauptet hat, zum Dreh und Angelpunkt der Argumentation macht, müsste man jedem Prof. Dr. grundsätzlich verbieten übeer Themen zu reden, die nicht seine Fachgebiete sind und Meinungen dazu zu haben, denn das könnte ja etwaigen Anhängern zur Pseudorechtfertigung von Quatsch dienen.

An dieser Stelle von meiner Seite ein klares "Nein".

Zunächstmal kann Autoritätsgläubigkeit à la "XY ist Prof. Dr. also muss das was er sagt auch stimmen" nicht der Orientierungspunkt dafür sein, was in irgendeiner Form legitim ist und was nicht.

Es ist nicht die Schuld und Verantwortung eines Wissenschaftlers, dass es Leute gibt, die nicht zwischen der Aussage eines Wissenschaftlers und einer Wissenschaftlichen Aussage unterscheiden können oder wollen.

Ich stimme durchaus mit @El Quijote darüber überein, dass das was Flaig da fabriziert sicherlich nicht als Versehen oder durch Missverständnisse eines Fachfremden zu entschuldigen sind, - er müsste es in jedem Fall besser wissen -.

Aber so lange er diesen unsäglichen Quatsch, bzw. diese extrem selektive Sicht nicht als Wissenschaft zu verkaufen versucht (das wäre in der Tat ein Problem), sondern sich auf Meinungsäußerungen ohne wissenschaftlichen Anspruch beschränkt, sehe ich keinen Anlass, das anders zu behandeln als die Meinungsäußerungen von jedem anderen, der polarisierenden Unsinn verbreitet ungeachtet der Tatsache, dass er es besser weiß, auch.

In dem Moment in dem er tatsächlich versuchte derartiges aktiv im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen als Wissenschaft zu verkaufen, würde das anders aussehen, so lange er das nicht tut, ist es nicht seine Schuld, wenn es Personen gibt, die der Meinung sind, dass etwas schon seine Richtigkeit haben müsste, nur weil jemand mit einem Titel etwas behauptet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin zugegebenermaßen etwas irritiert.
Da schließe ich mich an.

Im "dunkles Mittelalter" Faden ging es turbulent zu, etliche amüsante Kapriolen sind da zu lesen. Unter anderem auch die Behauptung, es gäbe neuere positive Bewertungen der Kreuzzüge in der zuständigen Wissenschaft - das hatte mich erstaunt, weshalb ich nach Beispielen fragte.

Jetzt in #1 dieses Fadens taucht die Ankündigung auf, es sei ein Beispiel gefunden worden. Das hab ich mir angeschaut: erst eine Feuilletonpolemik, in der es nicht um die Kreuzzüge geht, dann ein Zitat aus einem Aufsatz, worin aber keine positive Bewertung der Kreuzzüge zu erkennen ist (es soll da um Typologie "heiliger Kriege" gehen, es ist also keine spezielle Facharbeit über die Kreuzzüge, d.h. eine solche kann man von diesem Aufsatz weder erwarten noch in ihn hineinlesen)

Bzgl Revisionismus, auch danach hatte ich im "dunkles Mittelalter" Faden gefragt, ist anzumerken, dass diese Frage im Kontext Mittelalter gestellt war. Damit scheiden zumindest im Zusammenhang mit den von mir gestellten beiden Fragen solche Themen wie Zweiter Weltkrieg aus.

Hatte ich meine Fragen unklar gestellt?
Übersehe ich was in den bisherigen Antworten?

Mal ganz schlicht: eine positive Bewertung der Kreuzzüge in einer Fachpublikation wäre ein Fazit wie so erweisen sich die Kreuzzüge als glanzvolle historische Großtat zur Rettung des Abendlandes, ohne welche es heute keine demokratische westliche Welt gäbe, darum ein Vivat auf Boullion etc blabla, (was mich angesichts der Tatsache, dass diese Angriffskriege im "Heiligen Land" komplett scheiterten, zum Lachen brächte)

Weiter ganz schlicht: "Revisionismus" in der Beurteilung des europ. Mittelalters wäre sowas wie dank Kaiser, König, Adel und freiheitsliebender Kirche erweist sich das europäische Mittelalter als einzige Kultur zwischen 500 und 1500, welche der Menscheit Fortschritt, Freiheit und Bildung brachte, demgegenüber die byzantinischen, arabischen und asiatischen Kulturen in dumpfer Tyrrannei verharrten

Bis jetzt weiß ich von keiner neueren, heutigen Fachpublikation in der Historik, die solchen Unsinn verzapf und als Forschungsergebnis präsentiert.
 
Wenn ein Historiker sich zu einem historischen Thema öffentlich äußert – egal in welchem Medium! –, dann hat das Gewicht, sonst hätte es z.B. den Historikerstreit nicht gegeben, der durch den Abdruck eines Vortrags von Ernst Nolte in der FAZ ausgelöst wurde. Wie Flaig zu Kreuzzügen meint, sie wären nur eine kleine Antwort auf die zuvor erfolgte Expansion des Islams, so hat seinerzeit auch Nolte postuliert, dass der Holocaust eine Reaktion der Nationalsozialisten auf vorausgegangene Massenverbrechen und das Gulag-System in der Sowjetunion war.*

Hinter solchen Umdeutungen der Geschichte stehen offenbar Bestrebungen, sein Volk (bei Nolte) oder seine Religion (bei Flaig) durch Relativierungen von der Schuld, wenn nicht reinzuwaschen, sie zumindest kleiner erscheinen zu lassen. Das mag verständlich sein, dennoch muss man es beim Namen (Revision) nennen dürfen.

In meinem ersten Beitrag in diesem Faden habe ich ein paar Punkte aus dem Flaigs Essay herausgegriffen, aber niemand hat versucht, diese Punkte zu widerlegen. Stattdessen gibt es hier Metadiskussionen über die Qualifikation Flaigs und über die Frage, ob ein Essay eines Historikers in einer Zeitschrift überhaupt als seine fachliche Äußerung zu verstehen ist. Geht’s noch?

* Fast unnötig zu erwähnen, dass Flaig in dem Historikerstreit auf der Seite Noltes stand.
 
Ich würde mir auch mal den tagespolitischen Anlass ansehen. Ist die Frage nicht eigentlich, warum der Aufruf auf eine solche Resonanz traf?
 
Treffen jetzt die Islamophobie Vorwürfe zu oder nicht? Das das Kritisierte nicht in seinen historischen Schriften auftaucht oder doch, ist mir eigentlich egal. So oder so verschafft ihm seine Titel Gehör, wie ich schon darlegte.

Gibt es sonst noch irgendwelche Vorwürfe an MICH die ich entkräften muss? Da war ja das empören über meine Aussage er verdient seinen akademischen Titel nicht..
 
Wenn er sich differenzierter im Artikel ausdrückt sollte er es vielleicht nicht so polemisch formulieren.
ich befürchte, wir beide haben unterschiedliche Auffassungen davon, was polemische Formulierungen bzw Polemik ist - - wie so oft ist es hilfreich, sich anzuschauen, wer was tatsächlich geschrieben hat und wie es formuliert ist:
In der akademischen Welt zumal der USA ist das Wort «Rassismus» in aller Munde. Angesichts seines uferlosen und oft empiriefreien Gebrauchs ist es wichtig, die historischen Tatsachen zu kennen: Der Rassismus nach Hautfarbe entstammt dem arabischen Kulturkreis.
das ist der erste Absatz von https://www.nzz.ch/meinung/sklaven-von-natur-ueber-die-entstehung-des-hautfarbenrassismus-ld.1601853
vielleicht bin ich zu naiv, aber ich sehe da gravierende Unterschiede zu deiner Formulierungsweise
Die Aussage "die Muslime hätten den Hautfarbenrassismus geschaffen"
 
ich befürchte, wir beide haben unterschiedliche Auffassungen davon, was polemische Formulierungen bzw Polemik ist - - wie so oft ist es hilfreich, sich anzuschauen, wer was tatsächlich geschrieben hat und wie es formuliert ist:

das ist der erste Absatz von https://www.nzz.ch/meinung/sklaven-von-natur-ueber-die-entstehung-des-hautfarbenrassismus-ld.1601853
vielleicht bin ich zu naiv, aber ich sehe da gravierende Unterschiede zu deiner Formulierungsweise

Ich finds fast noch schlimmer. Was hilft es mir den Ursprung des Hautfarbenrassismus im "arabischen Kulturkreis" zu kennen, wenn ich als BLM Aktivist, CRT Kenner etc den heutigen Rassismus kritisiere? Das klingt irgendwie nach Whataboutism. Außerdem ist die Kritik nicht "uferlos". Will er sie ins Lächerliche ziehen? Ist "arabischer Kulturkreis" dann ein Dogwhistle? Klingt schon etwas komisch, die Araber sind für die Sklaverei und dem Rassismus verantwortlich, die kolonialistischen Europäer aber für die Abolition. Ungeachtet der Tatsache, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe auch kräftig mitgeholfen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was hilft es mir den Ursprung des Hautfarbenrassismus im "arabischen Kulturkreis" zu kennen, wenn ich als BLM Aktivist, CRT Kenner etc den heutigen Rassismus kritisiere?
Was hilft es dir, über Geschichte zu diskutieren, wenn du als BLM Aktivist und CRT Kenner wichtigere Aufgaben erfüllen könntest?
sorry, ich kann dir da nicht folgen und (was sicher an mir liegt) ich kann da auch keine Argumentation erkennen, mit der ich mich auseinandersetzen könnte.
 
Was hilft es dir, über Geschichte zu diskutieren, wenn du als BLM Aktivist und CRT Kenner wichtigere Aufgaben erfüllen könntest?
sorry, ich kann dir da nicht folgen und (was sicher an mir liegt) ich kann da auch keine Argumentation erkennen, mit der ich mich auseinandersetzen könnte.

Ja warum will er den Blick auf die Araber richten wenn wir doch über den heutigen Rassismus diskutieren? Ich hab ein wenig das Gefühl er will verharmlosen.
 
Ja warum will er den Blick auf die Araber richten wenn wir doch über den heutigen Rassismus diskutieren?
diskutieren wir in diesem Faden über den heutigen Rassismus????? wenn ja, dann irritiert mich der Titel dieses Fadens doch sehr:
Bildschirm­foto 2023-01-19 um 20.45.30.png

...aber bon... wenn du da "heutigen Rassismus" im Titel liest, was soll man dann dazu sagen?
 
Flaig stellt den Bezug zum Diskurs in den USA her.
In der akademischen Welt zumal der USA ist das Wort «Rassismus» in aller Munde. Angesichts seines uferlosen und oft empiriefreien Gebrauchs ist es wichtig, die historischen Tatsachen zu kennen: Der Rassismus nach Hautfarbe entstammt dem arabischen Kulturkreis.
und anschließend behandelt er nicht den heutigen Rassismus und diskutiert ihn auch nicht, sondern - ach, das hast du sicher selber gelesen (oder muss ich annehmen, dass du Zitate und Links übersiehst und stattdessen nur auf isolierte Reizwörter reagierst?)
 
Wie Flaig zu Kreuzzügen meint, sie wären nur eine kleine Antwort auf die zuvor erfolgte Expansion des Islams
Kannst du das mit einem wörtlichen Zitat nachweisen? Kannst du zeigen, dass der Flaig genau das geschrieben hat?
Zitat aus Der Islam will die Welteroberung:

Die Papstkirche konnte nun ebensolche „Heiligen Kriege“ führen, wie der Islam es seit Jahrhunderten zu tun pflegte. Worin unterscheiden sich dann Kreuzzüge und Dschihad? Kreuzzüge konnte allein der Papst ausrufen; daher blieben sie sehr selten - verglichen mit den unzähligen, unaufhörlichen und ubiquitären Dschihads der islamischen Welt.
 
Wenn ein Historiker sich zu einem historischen Thema öffentlich äußert – egal in welchem Medium! –, dann hat das Gewicht, sonst hätte es z.B. den Historikerstreit nicht gegeben, der durch den Abdruck eines Vortrags von Ernst Nolte in der FAZ ausgelöst wurde.

Eigentlich wurde er dadurch ausgelöst, dass Habermas, der überhaupt kein Historiker war auf Noltes Einlassungen einstieg und sie von seiner Warte her angriff.
Was eigentlich zeigt, dass auch der Laie auf historischem Gebiet, sehr wohl in der Lage ist zu hinterfragen ob das, was der Historiker da von sich gibt, denn so seine Richtigkeit haben kann, mal davon abgesehen, dass Nolte eigentlich bis auf eine Unterstellung eines angeblichen "kausalen Nexus" zwischen rotem Terror und Holocaust relativ wenig inhaltliches vorbrachte, was man mit Wissenschaft hätte verwechseln können, sondern mehr mit politischen Forderungen danach daher kam, die NS-Verbrechen weniger öffentlichkeitswirksam und mehr antiquarisch zu beehandeln.*

Insofern beweist der damalige "Historikerstreit" eigentlich das Gegenteil, nämlich dass der Mündige Bürger sehr wohl in der Lage ist, sich auch eine Meinung über die Einlassungen eines Historikers zu machen.

Wie Flaig zu Kreuzzügen meint, sie wären nur eine kleine Antwort auf die zuvor erfolgte Expansion des Islams, so hat seinerzeit auch Nolte postuliert, dass der Holocaust eine Reaktion der Nationalsozialisten auf vorausgegangene Massenverbrechen und das Gulag-System in der Sowjetunion war.*

Ja und so wie es dem Nichthistoriker Habermas ohne weiteres möglich war Noltes Einlassungen in dieser Richtung für Unsinn zu halten ist es auch heute jedem Laien möglich sie mal mit den Eckdaten der islamischen Expansion und der Kreuzzüge befassen, dann wird er feststellen, dass zwischen der Hochphase der islamischen Expansion und dem 1. Kreuzzug fast 400 Jahre lieegen und daraus den Schluss ziehen, dass die Unterstellung einer Reaktion hier blanker Bullshit ist, denn die wäre zeitnah erfolgt.

Hinter solchen Umdeutungen der Geschichte stehen offenbar Bestrebungen, sein Volk (bei Nolte) oder seine Religion (bei Flaig) durch Relativierungen von der Schuld, wenn nicht reinzuwaschen, sie zumindest kleiner erscheinen zu lassen.

Zweifellos stecken solche oder ähnliche Motive dahinter, wer bestreitet das?

Das mag verständlich sein, dennoch muss man es beim Namen (Revision) nennen dürfen

Dürfen tut man alles, das nicht vom Gsetz verboten ist.

Ob es sinnvoll ist dass "Revision" zu nennen und damit den Begriff "Revision" negativ zu konnotieren, möchte ich anzweifeln.
Denn "Revision" bestehender Geschichtsbilder und Versuche ihrer Korrektur bei Unstimmigkeiten oder das Erstellen von Gegenmodellen ist genau genommen die Aufgabe eines Historikers, dafür ist er da und daran ist auch nichts negatives.
Den Begriff "Revision" grundsätzlich negativ zu verwenden vermittelt den Eindruck, es gäbe in der Geschichtswissenschaft geheiligte Glaubenssätze, die nicht bezweifelt oder angegriffen werden dürften und als wäre der Versuch an der bisherigen Beurteilung irgendetwas ändern zu wollen an und für sich etwas ungehöriges/unangemessenes.

Das ist aber nicht der Fall.

Was Nolte und Flaig da beetreiben ist, wenn man es von dieser Warte her betrachtet, auch eigentlich keine Revision, Revision wäre das mit fachlich angemessenen Mitteln betriebene Überprüfen bisheriger Forschung und Bilder, sondern was die beiden Betrieben haben entspricht dem Versuch einer rein weltanschaulich motivierten Umdeutung unter Missachtung der Faktenlage.

Der Beegriff "Revision" mag griffiger sein, ist in diesem Zusammenhang aber mMn vollkommen unangemessen, weil seine Verwendung zu der vollkommen fatalen Konsequenz führt, dass man annehmen könnte, es würde der Anspruch erheben das Prüfen von bislang vorgebrachten Thesen und Aufstellen von Gegenthesen seien per se unerwünscht und das ist es selbstredend nicht, wenn bisher vorgeebrachte Modelle augenfällige Schwächen aufweisen oder neue Materialieen auftauchen, die nahelegen, dass Teile bisher existierender Modelle vielleicht geändert oder ergänzt werden müssten.

In meinem ersten Beitrag in diesem Faden habe ich ein paar Punkte aus dem Flaigs Essay herausgegriffen, aber niemand hat versucht, diese Punkte zu widerlegen.

Du hast in deinem ersten Beitrag schlicht nicht erwähnt, was du von den Diskutanten erwartest.

Ferner warum sollte man sich an den einzelnen Punkten abarbeiten, wenn es bereits Konsens gibt?

Und um auf die Idee zu kommen, dass die von dir angeführten Einlassungen Bullshit sind, muss man wirklich kein Akademiker sein.

- Flaig sagt, Kreuzfahrer taten 1099 bei der Eroberung von Jerusalem nur das, was muslimische Eroberer schon zuvor viel Male taten, kein Grund also, sich über die Grausamkeit der Kreuzfahrer zu empören

Über so etwas kann sich auch jemand eine Meinung bilden, der mit Geschichte nun übeerhaupt nichts am Hut hat.
Das der Versuch Verbrechen und Grausamkeiten mit anderen postulierten Verbrechen und Grausamkeiten zu rechtfertigen nen bisschen sehr daneben ist, das ist Konsens unter wirklich allen einigermaßen vernünftigen Menschen.

Und um ganz ehrlich zu sein, wenn du bei so etwas an die Decke gehst und befürchtest, dass massenweise Menschen darauf einsteigen und sich an solche Postulaten hängen werden, nur weil jemand mit irgendeinem Titel sie vom Stapel gelassen hat, dann solltest du vielleicht ernsthaft darüber nachdenen ob du den Duschschnittsmenschen damit nicht für ein bisschen sehr viel dümmer und unfähiger zu geistiger Eigenständigkeit erklärst, als er ist.

Insofern finde ich es im übrigen relativ interessant, dass du so einen Narren daran gefressen hast, dich an den christlichen Kirchen und ihrem Handeln abzuarbeiten, denn wenn man, auch wenn du das nicht gerne hören willst, sich an der Konsequenz deiner Beiträge abarbeitet, bist du von deren Positionen, mindestens darin die Bevölkerung mal grundsätzlich für unmündig zu halten und Gelehrten die Rolle von Volkserziehern zuzuschreiben nicht so weit davon entfernt.

Stattdessen gibt es hier Metadiskussionen über die Qualifikation Flaigs und über die Frage, ob ein Essay eines Historikers in einer Zeitschrift überhaupt als seine fachliche Äußerung zu verstehen ist

Das ist insofern keine Metadiskussion, als dass, eine wissenschaftliche Aussage von der Aussage eines Wissenschaftler zu unterscheiden ist.
Die Aussage eines Wissenschaftlers ohne wissenschaftlichen Anspruch ist erstmal nicht mehr als eine (möglicherweise hässliche) Privatmeinung und die muss er wie jeder andere auch per se äußern dürfen, so lange sie sich im Rahmen geltenden Rechts befindet.

Wenn dir die Richtung, die diese Diskussion genommen hat nicht gefällt, hättest du eben gut daran getan im Eröffnungspost zu klarzustellen, was du hier eigentlich erwartest.
Das hast du im übrigen bis jetzt noch immer nicht getan, denn offen gesagt, dass du von uns die Widerlegung von offensichtlichem Quatsch erwartest nehme ich dir nicht ab, davon ab dürfte dir wohl klar sein, dass es deine Mitforisten wahrscheinlich für überflussig halten den Nachweis zu erbringen, dass Wasser nass ist.


Kannst du dir sparen, wir sind hier nicht auf dem Schulhof.









*um das nochmal ganz klar zu machen, damit gebe ich Noltes Intention wieder nicht eine Eigene.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat aus Der Islam will die Welteroberung:

Die Papstkirche konnte nun ebensolche „Heiligen Kriege“ führen, wie der Islam es seit Jahrhunderten zu tun pflegte. Worin unterscheiden sich dann Kreuzzüge und Dschihad? Kreuzzüge konnte allein der Papst ausrufen; daher blieben sie sehr selten - verglichen mit den unzähligen, unaufhörlichen und ubiquitären Dschihads der islamischen Welt.

Da hat @dekumatland insofern recht, als dass mindestens diese Stelle, wie du sie zitiert hast durchaus keine Reaktion postuliert.
Wohl wird ein recht oberflächlicher Vergleich angestellt, aber expressis verbis keine Kausalität postuliert.
 
Revisionismus unter den Historikern...
Da bin ich zu wenig beruflich Historiker.
Aber ich denke mal ja, es gibt einen solchen Revisionismus, allerdings unter/bei den Historikern ist dies sehr differenziert und hat auch weltanschauliche Gründe.

Es gibt ja darüber im Netz auch so einiges.
Sogar bei Tante Wiki gibt es den Titel: „Geschichtsrevisionismus“. Und da werden auch so einige Beispiele angeführt.

Gestern Abend sah ich im Fernsehen einen Beitrag zu Troja.
Da beschäftigte man sich damit, ob denn Troja wirklich von den Griechen im Kampf erobert wurde, oder ob da nicht Mutter Natur mittels eines Erdbeben zu dieser Zeit nachgeholfen hatte. Und es tauchte auch mit der Frage auf, warum gerade ein Pferd.

Und so könnte man viele, viele historische Vorgänge nehmen wo noch nichts Abschließendes vorliegt, wo man auch mit Revisionismus rechnen muss/sollte.
 
Wenn dir die Richtung, die diese Diskussion genommen hat nicht gefällt, hättest du eben gut daran getan im Eröffnungspost zu klarzustellen, was du hier eigentlich erwartest.
das wäre sinnvoll gewesen und jeder, der sich beteiligt, wüsste, worum es hier gehen soll.

tatsächlich aber zeigt das zurückblättern zu #1 etwas ganz anderes (Pardon, dass ich mich da wiederhole, aber es wird deutlich, warum ich das tue) :
---Zitat Anfang:
Im "dunkles Mittelalter" Faden ging es turbulent zu, etliche amüsante Kapriolen sind da zu lesen. Unter anderem auch die Behauptung, es gäbe neuere positive Bewertungen der Kreuzzüge in der zuständigen Wissenschaft - das hatte mich erstaunt, weshalb ich nach Beispielen fragte.

Jetzt in #1 dieses Fadens taucht die Ankündigung auf, es sei ein Beispiel gefunden worden. Das hab ich mir angeschaut: erst eine Feuilletonpolemik, in der es nicht um die Kreuzzüge geht, dann ein Zitat aus einem Aufsatz, worin aber keine positive Bewertung der Kreuzzüge zu erkennen ist (es soll da um Typologie "heiliger Kriege" gehen, es ist also keine spezielle Facharbeit über die Kreuzzüge, d.h. eine solche kann man von diesem Aufsatz weder erwarten noch in ihn hineinlesen)


Bzgl Revisionismus, auch danach hatte ich im "dunkles Mittelalter" Faden gefragt, ist anzumerken, dass diese Frage im Kontext Mittelalter gestellt war. Damit scheiden zumindest im Zusammenhang mit den von mir gestellten beiden Fragen solche Themen wie Zweiter Weltkrieg aus.
Hatte ich (im dunkles Mittelalter Faden) meine Fragen unklar gestellt?
Übersehe ich was in den bisherigen Antworten?
Mal ganz schlicht: eine positive Bewertung der Kreuzzüge in einer Fachpublikation wäre ein Fazit wie so erweisen sich die Kreuzzüge als glanzvolle historische Großtat zur Rettung des Abendlandes, ohne welche es heute keine demokratische westliche Welt gäbe, darum ein Vivat auf Boullion etc blabla, (was mich angesichts der Tatsache, dass diese Angriffskriege im "Heiligen Land" komplett scheiterten, zum Lachen brächte)

Weiter ganz schlicht: "Revisionismus" in der Beurteilung des europ. Mittelalters wäre sowas wie dank Kaiser, König, Adel und freiheitsliebender Kirche erweist sich das europäische Mittelalter als einzige Kultur zwischen 500 und 1500, welche der Menscheit Fortschritt, Freiheit und Bildung brachte, demgegenüber die byzantinischen, arabischen und asiatischen Kulturen in dumpfer Tyrrannei verharrten

Bis jetzt weiß ich von keiner neueren, heutigen Fachpublikation in der Historik, die solchen Unsinn verzapft und als Forschungsergebnis präsentiert.
---- Zitat Ende.

Bis jetzt ist noch kein einziges Beispiel für ahistorische Lobhudelei der Kreuzzüge oder für Revisionismus bzgl des Mittelalters in heutigen Fachpublikationen der Geschichtswissenschaft gezeigt worden!

Ob @Dion über etwas ganz anderes diskutieren wollte, wie der Titel des Fadens
Bildschirm­foto 2023-01-19 um 20.45.30.png

nahelegt, kann ich nicht wissen - aber ich sehe, dass der Fadentitel nicht sonderlichen Bezug auf meine ganz woanders gestellten (und hier aus dem Zusammenhang gerissenen) Fragen nimmt.
...eine sonderlich erfreuliche "Diskussionsweise" ist das hier ab ovo, d.h. beginnend mit #1, absolut nicht.
 
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