Dion
Aktives Mitglied
Das ist wahr, allerdings wird dort nur die Geschichte des 20. Jahrhunderts betrachtet, obwohl es Geschichtsrevisionismus auch für frühere Epochen gibt.Sogar bei Tante Wiki gibt es den Titel: „Geschichtsrevisionismus“. Und da werden auch so einige Beispiele angeführt.
Ich habe diesen Faden eröffnet, weil sich über die Bemerkung von mir im „dunkles-mittelalter-Faden“
eine grundsätzlich Diskussion entwickelte, die nicht in den dortigen Faden passte.Ich beobachte schon seit geraumer Zeit, wie Revisionismus auch in der Geschichtswissenschaft seit dem Spruch von Kohl, übrigens auch ein Historiker, über „geistig-moralische Wende“, die angeblich nötige sei, Fuß zu fassen versuchte und darin, wie nicht nur in diesem Forum** zu sehen, durchaus erfolgreich war und ist. Der erste Versuch seit dem Spruch Kohls endete im Historikerstreit.
Insofern sollte in diesem Faden hier schon grundsätzlich über den Geschichtsrevisionismus diskutiert werden – das sagt schon der Titel, oder?.
Nun habe ich im Eröffnungsbeitrag als Beispiel ein Essay eines Historikers gebracht, in dem einige in der Wissenschaft als gesichert geltenden Sachverhalte anders interpretiert werden – man kann sagen: Da wird Geschichtsrevisionismus betrieben.
Nun meint @dekumatland aber, ein Essay eines Historikers in der FAZ ist nicht das gleiche wie ein Essay in einer historischen Zeitschrift und ist daher bedeutungslos. Das kann man formal so sehen, aber dann erübrigt sich eine weitere Diskussion mit ihm über die in dem Essay veröffentlichten Aussagen bzgl. Kreuzzüge und Juden.
Übrigens habe ich in Bezug zu Juden im Osmanischen Reich gerade gestern Folgendes* gelesen:
Sie [Osmanen] erlauben ihnen [Juden], ihre Schlachtungen durchzuführen, Gebäude zu kaufen, Häuser und Paläste zu bauen, die öffentliche Synagoge zu unterhalten und die Toten in Begleitung von Juden am Tage öffentlich zu begraben, sowie alle anderen Zeremonien.
Das wurde von einem christlichen Augenzeugen geschrieben, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Osmanischen Reich lebte. Also zu einer Zeit, in dem Juden im katholischen Europa vieles davon verwehrt wurde. Und dann kommt der Historiker Flaig daher und behauptet, die Juden hätten es bei den Muslimen schwerer als bei den Katholiken gehabt. Fast unnötig zu erwähnen, dass Flaig ein gläubiger Katholik ist, der sich als Historiker nun bemüht, das katholische Europa besser darzustellen als es gewesen ist – indem er das Osmanische Reich schlechter schreibt als er gewesen ist.
* Aus: Costumi et i modi particolari della vita de’ Turchi, von Luigi Bassano, Rom 1545, fotomechanische Wiedergabe von Franz Babinger, München 1963.