Der byzantinische Kaiser Heraklios, der westgotische König Sisebut und der fränkische König Dagobert I. erließen kurz zuvor Edikte zur Zwangstaufe der Juden in ihren Reichen.
... die, falls sie so ergangen sein sollten, anscheinend nicht umgesetzt wurden:

"Die Verfolgung dieses Kaisers gegen die Juden Palästinas gab der Sage Veranlassung zu erzählen, Heraklius habe durch astrologische Verkündung erfahren, daß dem byzantinischen Reiche von einem beschnittenen Volke Untergang bevorstehe und, indem er dieses auf die Juden bezogen, habe er einen Befehl in seinem ganzen Reiche ergehen lassen, sämtliche Juden, welche sich nicht zum Christentum bekehren wollten, zu vertilgen. Er habe sogar, so erzählt die Sage weiter, an Dagobert, König von Frankreich geschrieben, die Juden seines Landes zur Taufe zu zwingen und die Widerstrebenden auszurotten. Indessen ist Heraklius von diesem Blutbade freizusprechen. Denn nach seinem Tode befanden sich noch Juden in der byzantinischen Hauptstadt, und diese benutzten die Verwirrung, welche nach dem Tode seines Sohnes Konstantin entstanden war, als Volk und Heer gegen die Kaiserin Martina und ihren Sohn Herakleonas erbittert waren, die Sophienkirche zu stürmen."​
Graetz, Heinrich, Geschichte der Juden, Dritter Zeitraum, Erste Periode des dritten Zeitraumes, die talmudische Zeit, Dritte Epoche der ersten Periode: Die saburäische Zeit, 1. Kapitel. Babylonien und Judäa
 
Ja, falls.
Und ein paar Überlegungen zu den möglichen Motiven damals.

Anastasiia Sirotenko, Erinnern an Herakleios. Zur Darstellung des Kaisers Herakleios
in mittelalterlichen Quellen. Dissertation, München 2020.


[S. 187]
….
Die Apokalypse des Pseudo-Methodios enthält keinen Hinweis auf die vorapokalyptische Taufe der Juden; ihr berühmtes Endkaiser-Narrativ kommt ohne diese Erwähnung aus.747
Warum sollte sich dann der Kaiser Herakleios für die Zwangstaufe der Juden entschieden haben, eine riskante und präzedenzlose Maßnahme, die kein früherer Kaiser jemals gewagt hatte? Historiker haben dies üblicherweise durch die religiös-politische Lage der östlichen Reichsteile während der persischen Okkupation (ca. 613/614–629 n. Chr.) und unmittelbar danach, nach der Rückkehr der Reichsverwaltung, erklärt. Die Juden vieler byzantinischer Städte kollaborierten mit den Persern bzw. leisteten zumindest keinen Widerstand, weswegen sie nach den Worten von A. Sharf „politisch gefährlich“ waren. Den einzig effektiven Weg, sie loyal zu machen, sah der Kaiser in ihrer gezwungenen Taufe.748
In einem eschatologischen Kontext sah aber diese Zwangstaufe J. Drijvers749, und P. Magdalino entwickelte eine weitgehende eschatologische Erklärung. „Heraclius” – schreibt Magdalino – „was working to a different […] apocalyptic vision, which blurred the distinction between the Christian Roman Empire and the Kingdom of
Christ, and which envisaged a smooth transition from one to the other
”750. Solch eine Strömung, die das christliche römische Reich nicht traditionell als eines der vier Königreiche aus dem Buch Daniel (Kap. 7) sah, sondern als das schon begonnene fünfte Königreich der „Heiligen des Herrn“, dem kein Ende sein wird (Dan. 7:27), gab es unter byzantinischen Apokalyptikern ebenso; als chronologisch erster

[S. 188]
Repräsentant gilt schon Kosmas Indikopleustes (Mitte 6. Jh.)751. Gleichzeitig war Herakleios, so Magdalino, beeinflusst vom jüdischen messianischen Gedankengut, das im frühen siebten Jahrhundert bereits präsent war und vom Messias – einem Erlöser und zugleich Endkönig, Triumphator über alle Feinde – träumte. Diese jüdische Idee eines messianischen irdischen Herrschers soll Herakleios für seine Zwecke nützlich empfunden und entlehnt haben. […]​


Das Abstract zum Artikel Anordnungen zu jüdischen Zwangstaufen unter Kaiser Herakleios (610-641) als Folgen staatlicher Resilienzstrategien von Nikolas Hächler, in Byzantion 91, S. 155-195:

Der Artikel untersucht die von Heraklius angeordneten Zwangstaufen von Juden im Byzantinischen Reich nach 630. Er zeigt, dass der Kaiser solche Maßnahmen durchaus angeordnet haben mag; ihre konkrete Umsetzung in allen Teilen von Byzanz bleibt jedoch fraglich. Zugleich wird betont, dass diese Maßnahmen vom Kaiser und seinem Umfeld vor allem vor dem Hintergrund eschatologischer Hoffnungen und apokalyptischer Ängste getroffen wurden. Sie sind als Folgen kaiserlicher Resilienzstrategien zur Sicherung der Herrschaft des Heraklius und zur Stabilisierung des byzantinischen Staates in Zeiten existenzieller Herausforderungen im Rahmen einer neuen kaiserlichen Religionspolitik zu interpretieren.
(aus dem Englischen via Deepl)
 
Unbestritten ist hingegen die Zerstörung der zoroastrischen Heiligtümer durch byzantinische Truppen unter Heraklios. Davon berichtet Flaig in seinem umstrittenen Aufsatz über den Heiligen Krieg zumindest in der Fußnote.

Laut Egon Flaigs führten die zoroastrischen Perser einen Heiligen Krieg gegen Byzanz.


Als die große persische Invasion das Reich fast zum Kollaps brachte, war eine Rhetorik des Heiligen Krieges bereits vollkommen entwickelt. Wenn die Chronisten richtig berichten, dann führte der per-sische Großkönig Chosroes II. den Krieg von Anfang an als Religions-krieg gegen das Christentum. Er lehnte es im Jahre 618 ab, mit einer byzantinischen Gesandtschaft zu verhandeln und entließ sie mit den Worten:

„Ich werde Euch nicht schonen bis Ihr dem Gekreuzigten abschwört, welchen Ihr Gott nennt, und die Sonne verehrt."
Kaiser Heraklios lernte daraus und versuchte, das zusammenbrechende Reich zu stabilisieren, indem er die religiösen Ressourcen direkt für den Krieg mobilisierte. In einer Rede vor dem Heer 625 ging Heraklios bis an den äußerten Punkt:

„So wollen wir uns Gott opfern für die Rettung unserer Brüder. Mögen wir die Krone des Martyriums gewinnen, auf daß wir gepriesen werden in Zukunft und unsere Belohnung von Gott erhalten."
Nimmt man den Wortlaut, so versprach der Kaiser seinen Kriegern nicht den Märtyrerstatus: Er sprach im Konjunktiv, d.h. er wünschte, die fallenden Kämpfer sollten zu Märtyrern werden. Ein Wunsch ist keine Verheißung. Indes, haben die Soldaten, die seiner Ansprache lauschten, diese Nuance wahrgenommen? Darüber fehlen uns die Zeugnisse. Aber der Fortgang der Geschichte macht deutlich, daß eine solche umfassende Sakralisierung des Krieges im byzantinischen Reich eine Ausnahme blieb.

Zitat von Egon Flaig (2007), Seite 294, 295
E. Flaig: ‚Heiliger Krieg‚. Auf der Suche nach einer Typologie in: Historische Zeitschrift. 285(2):265-302
Wieder mal kommt das Unheil aus dem Orient und die christliche Welt kopiert ausnahmsweise deren Untaten. Flaig verwendet hier wie gewohnt das orientalistische Narrativ. Gräueltaten sind im Westen die Ausnahme. Der Osten ist hingegen ein monolithischer, zeitloser Block.

Über das Zwangstaufeedikt und die Rolle der Juden im byzantinisch-persischen Konflikt berichtet Flaig hier nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und zu generellen Aussage Flaigs, "Der Islam hat riesige Territorien religiös „gesäubert“", will ich noch Folgendes sagen: Obwohl während seines Kalifats Ägypten erobert wurde, lebten die koptischen Christen da weiter – und leben dort bis heute, obwohl Ägypten seit nunmehr über 1350 Jahre von Herrschern muslimischen Glaubens regiert wird.
Und hat jemand behauptet, Ägypten sei "gesäubert" worden?
 
Faden Nr. X, erneut auf Hauptlinie 'Diskreditierung des Christentums' hinaus laufend, mit Stammuser X als Initiator? ....
Bestimmt nur ein flüchtiger Eindruck meinerseits ;)

Herakleios hat vor allem christliche Strömungen und Richtungen teils in/auf Kompromissformeln einbinden bzw. verpflichten wollen, teils dann bedrängt und teils auch verfolgt, die nicht auf Linie von Herakleios offizieller christlicher Richtung in Byzanz - dem Monotheletismus - lagen. Und das waren einige.

Die Ägypter (mitsamt Kopten), nachdem Ägypten wieder zum Byzantinischen Reich nach der Befreiung von der sassanidischen Herrschaft durch byzantinische Truppen unter Herakleios gehörte, blieben mehrheitlich theologisch im Konflikt mit Byzanz, als überzeugte, reine 'Monophysiten/Miaphysiten'.
 
Wieder mal kommt das Unheil aus dem Orient und die christliche Welt kopiert ausnahmsweise deren Untaten. Flaig verwendet hier wie gewohnt das orientalistische Narrativ. Gräueltaten sind im Westen die Ausnahme. Der Osten ist hingegen ein monolithischer, zeitloser Block.
ob das im inkriminierten Aufsatz drin steht, kann man überprüfen, indem man ihn z.B. hier komplett liest:
https://www.academia.edu/89938172/Heiliger_Krieg_Auf_der_Suche_nach_einer_Ippologie_Von
Ich habe darin nichts gefunden, was die oben zitierten Vorwürfe gegen den Verfasser plausibel macht.
 
Ein Zitat aus einem anderen Faden:
Erstens gibt es keine seriösen historischen Forschungsergebnisse oder Forschungsinteressen, die dem rechten Mob in die Hände spielen wollen

Zweitens wenn irgendein rechter Mob irgendein Forschungsergebnis für sich als Argumentationsansatz nutzen will, dann muss er damit stringent argumentieren - dann wird sich zeigen, ob dem rechten Mob das gelingt.
Es ist doch bekannt, dass es, wie in der Gesellschaft insgesamt, auch unter Historikern Leute gibt, die man neutralen, linken oder rechten Spektrum zuordnen kann. Und es gibt unter ihnen Geschichtsrevisionisten, die aus politischen Gründen Revision der Geschichte betreiben, ohne dass neue Quellen das rechtfertigten.

Einer der rechten Historiker ist Karlheinz Weißmann, einer der Vordenker der Neuen Rechten. Und Armin Mohler, der den Begriff von der Konservativer Revolution prägte, um die rechten Feinde der Demokratie von den Nationalsozialisten, die ja auch rechts waren, zu unterscheiden, war auch einer.

Hier eine Liste „rechter“ Historiker, die ich irgendwann im Netz gefunden habe: Arthur Moeller van den Bruck, Adolf Rein, Albert Brackmann, Alexander Markovics, Alfred Schickel, Andreas Vonderach, Armin Mohler, Arnold Oskar Meyer, Claus Nordbruch, Erich Maschke, Erik Lehnert, Ernst Nolte, Franz Uhle-Wettler, Franz W. Seidler, Fritz Valjavec, Georg Franz-Willing, Günther Deschner, Hans Joachim Beyer, Hans Rall, Heinz Ballensiefen, Hellmut Diwald, Hellmuth Rössler, Henning Eichberg, Hermann Aubin, Joachim Hoffmann, Karl Alexander von Müller, Karlheinz Weißmann, Karl Richard Ganzer, Klaus Jochen Arnold, Klaus Schickert, Lothar Höbelt, Oswald Spengler, Otto Brunner, Rolf Peter Sieferle, Stefan Scheil, Theodor Schieder, Till Kinzel, Walter Frank, Werner Conze, Werner Georg Haverbeck, Wilfried Krallert, Wilhelm Grau, Wilhelm Schüßler, Wilhelm Stapel, Wilhelm von Kloeber.

Diese (unvollständige?) Liste enthält Namen der deutschen und österreichischen Historiker, die „rechts“ einzuordnen sind. Nur ein paar Namen daraus habe ich überprüft, und weil deren Einordnung stimmte, gehe ich davon aus, dass auch die anderen stimmen. Sollte dem nicht so sein, bitte ich um Korrekturen.

Eine Liste der „linken“ Historiker haben ich im Netz nicht gefunden. Aber es gibt sie in Form eines Buches*, schließlich wurde im ganzen Ostblock die Geschichte unter dem „linken“ Gesichtspunkt beurteilt und entsprechend publiziert. Wikipedia schreibt dazu: „Hochschullehrer waren in der DDR nicht nur Forscher, sondern auch Ideologievermittler, sodass an sie auch ideologische Anforderungen gestellt wurden.[4] Die Möglichkeit, durch die Promotion B den höchsten akademischen Grad zu erwerben, hatten promovierte Assistenten oder Oberassistenten, wenn die SED dies unterstützte.[6] Weitere Bedingungen waren, so spezifizierte es die Verfahrensordnung der Humboldt-Universität vom 1. Juni 1974: „[E]ine erfolgreiche Tätigkeit in wissenschaftlichen Kollektiven, die Weiterbildung auf Gebieten des Marxismus-Leninismus, hervorragende Arbeit bei der Gestaltung des entwickelten Sozialismus“.

* Es gibt hierzu ein Buch - Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. Darin sind Kurzbiographien von über 1.100 Historikerinnen und Historikern aufgeführt. Allerdings kommt das Buch zumindest bei einem Rezensenten (Mario Keßler) nicht gut weg.
 
Hier eine Liste „rechter“ Historiker, die ich irgendwann im Netz gefunden habe: Arthur Moeller van den Bruck, Adolf Rein, Albert Brackmann, Alexander Markovics, Alfred Schickel, Andreas Vonderach, Armin Mohler, Arnold Oskar Meyer, Claus Nordbruch, Erich Maschke, Erik Lehnert, Ernst Nolte, Franz Uhle-Wettler, Franz W. Seidler, Fritz Valjavec, Georg Franz-Willing, Günther Deschner, Hans Joachim Beyer, Hans Rall, Heinz Ballensiefen, Hellmut Diwald, Hellmuth Rössler, Henning Eichberg, Hermann Aubin, Joachim Hoffmann, Karl Alexander von Müller, Karlheinz Weißmann, Karl Richard Ganzer, Klaus Jochen Arnold, Klaus Schickert, Lothar Höbelt, Oswald Spengler, Otto Brunner, Rolf Peter Sieferle, Stefan Scheil, Theodor Schieder, Till Kinzel, Walter Frank, Werner Conze, Werner Georg Haverbeck, Wilfried Krallert, Wilhelm Grau, Wilhelm Schüßler, Wilhelm Stapel, Wilhelm von Kloeber.

Ah, endlich bringt das Forum was für meine leeren Schubladen! So fällt die geistige Orientierung deutlich leichter.
 
So fällt die geistige Orientierung deutlich leichter.
:D
Diese (unvollständige?) Liste enthält Namen der deutschen und österreichischen Historiker, die „rechts“ einzuordnen sind.
und innerhalb dieser Liste befindet sich
ist das ein Namensvetter von dem hier https://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_Spengler oder ist der damit gemeint? Und der war hauptberuflicher Historiker, obwohl seine Biografie da was ganz anderes mitteilt? Verblüffend...

Und die in der Liste aufgezählten: die haben allesamt seriöse historische Forschungsergebnisse vorgelegt, welche dem rechten Mob in die Hände spielen / spielen wollen?

Eine Liste der „linken“ Historiker haben ich im Netz nicht gefunden. Aber es gibt sie in Form eines Buches*
interessant: nach deiner Information kann es seit der Wiedervereinigung keine "linken Historiker" mehr geben, weil sie offenbar - wie ein Buch nachweist - einzig ein Phänomen innerhalb der DDR waren...
 
Das natürliche Habitat der revisionistischen Historiker bilden in der heutigen Zeit rechte Think Tanks auf wie "Oswald Spengler Society", "Institut für Staatspolitik"," "Bibliothek des Konservatismus" oder "Desiderius-Erasmus-Stiftung" auf. Tatsächlich ist jenes Milieu der rechtskonservvativen und rechtsextremen Intelektuellen sehr überschaubar. Die personellen Schnittmengen zwischen den verschiedenen Think Tanks ist groß.
Einzelne Vertreter wie Egon Flaig finden nach wie vor auch noch im normalen Wissenschaftsbetrieb eine Bühne - mit den gleichen Themen und Thesen.

Und der war hauptberuflicher Historiker, obwohl seine Biografie da was ganz anderes mitteilt? Verblüffend...
Tatsächlich war Oswald Spengler eher Geschichtsphilosoph.
Spenglers Hauptwerk "Der Untergang des Abendlandes" ist ein wichtiges Schlüsselwerk für Intellektuelle der Neuen Rechten.

Die von Dion hier eingestellte Liste ist insofern problematisch, weil hier Historiker aus ganz verschiedener Jahrzehnten durcheinander gewürfelt sind, die auch auf ganz verschiedene Weise als "rechts" gelten können.
Ein durchaus häufiges Phänomen ist, dass Personen im Laufe des Lebens ihre Weltanschauung und politische Position ändern. Daher ist bei jedem Werk im Einzelfall zu prüfen, ob es sich um geschichtsrevisionistischen Pamphlet handelt oder nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tatsächlich ist jenes Milieu der rechtskonservvativen und rechtsextremen Intelektuellen sehr überschaubar. Die personellen Schnittmengen zwischen den verschiedenen Think Tanks ist groß.
aber weder das, noch die beiden Listen von @Dion betreffen meine beiden einfachen Sätze, die aus einem wohl gelöschten/bereinigtem Beitrag stammen:
"Erstens gibt es keine seriösen historischen Forschungsergebnisse oder Forschungsinteressen, die dem rechten Mob in die Hände spielen wollen
Zweitens wenn irgendein rechter Mob irgendein Forschungsergebnis für sich als Argumentationsansatz nutzen will, dann muss er damit stringent argumentieren - dann wird sich zeigen, ob dem rechten Mob das gelingt."
Wenn das, was ich im ersten dieser beiden Sätzen aussage, falsch sein sollte, dann müsste es Beispiele von seriösen historisch-wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, welche dem rechten Mob in die Hände spielen geben und wer solche Beispiele kennt, kann sie doch unschwer beim Namen nennen.
Was den zweiten Satz betrifft, so dürfte der schlichtweg zutreffen.

- - wie hast du es geschafft, das zu zitieren @Dion ? Wenn ich auf das Zitat klicke, komme ich nicht zu meinem zitierten Beitrag.
 
Zweitens wenn irgendein rechter Mob irgendein Forschungsergebnis für sich als Argumentationsansatz nutzen will, dann muss er damit stringent argumentieren - dann wird sich zeigen, ob dem rechten Mob das gelingt.

War nicht der ganze Bereich der Orientalistik von Vorurteilen verseucht bis Edward Said damit aufgeräumt hat? Zumindest hat das so in etwa unsere Dozentin dargestellt. Kann man sich vielleicht drüber streiten, jedenfalls hättest du da deine "rechten" Historiker, denn die sehen ja irgendwie immer das Abendland als überlegen. Oder irre ich mich da?

Bloß nocheinmal Leute, bleibt zivilisiert, ich will nicht hören ich hättte mit meinen Ideen irgendwen provoziert.
 
Spenglers Hauptwerk "Der Untergang des Abendlandes" ist ein wichtiges Schlüsselwerk für Intellektuelle der Neuen Rechten.
Sehe ich genauso – deswegen ist er zurecht auf der Liste.

Die von Dion hier eingestellte Liste ist insofern problematisch, weil hier Historiker aus ganz verschiedener Jahrzehnten durcheinander gewürfelt sind, die auch auf ganz verschiedene Weise als "rechts" gelten können.
Ja, die Liste enthält Namen in alphabetischer Reihenfolge, was natürlich die Zeiten, in denen diese Historiker tätig waren, durcheinanderwirbelt.

Ein durchaus häufiges Phänomen ist, dass Personen im Laufe des Lebens ihre Weltanschauung und politische Position ändern. Daher ist bei jedem Werk im Einzelfall zu prüfen, ob es sich um geschichtsrevisionistischen Pamphlet handelt oder nicht.
Ja, das alles ist wahr. Ich habe die Liste gebracht, um zu beweisen, dass es, wie jedem anderem Beruf, Gesinnungshistoriker gab und gibt, die sich die Geschichte dann zurechtbiegen. Ob sie das aus Opportunität gegenüber Herrschenden oder aus Überzeugung taten, ist für diese Betrachtung zweitrangig. Auffallen ist jedoch, dass man gegen Hochschullehrer, die im III. Reich Geschichte lehrten, hinterher wesentlich milder umging, indem man sie bald wieder lehren ließ, während die Hochschullehrer der DDR nach der Vereinigung so gut wie alle ihre Stellung verloren und nur sehr wenige wieder erlangten.

"Erstens gibt es keine seriösen historischen Forschungsergebnisse oder Forschungsinteressen, die dem rechten Mob in die Hände spielen wollen

Zweitens wenn irgendein rechter Mob irgendein Forschungsergebnis für sich als Argumentationsansatz nutzen will, dann muss er damit stringent argumentieren - dann wird sich zeigen, ob dem rechten Mob das gelingt."

Wenn das, was ich im ersten dieser beiden Sätzen aussage, falsch sein sollte, dann müsste es Beispiele von seriösen historisch-wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, welche dem rechten Mob in die Hände spielen geben und wer solche Beispiele kennt, kann sie doch unschwer beim Namen nennen.
Erstens gab es solche seriösen Forschungsergebnisse, schließlich stammten sie von promovierten und/oder habilitierten, also lehrenden Historikern, die auch im III. Reich und der DDR fachlich dazu qualifiziert sein mussten – dass es auch besser qualifizierte für den Job gab, steht auf einem anderen Blatt. Und zweitens kannst du dir selbst bei den genannten Namen bedienen und schauen, ob sie zu ihrer Zeit Lob oder Tadel für ihre Forschungen bekamen.

Wenn man diese Forschungsergebnisse jetzt kritisiert, dann vielleicht auch wegen des Wissens um ihre Wirkungen in jener Zeit. Aber es gibt auch andere Wissenschaftler, die die gleichen Forschungsergebnisse auch jetzt noch zitieren und/oder lobend erwähnen. Die Rechten loben halt ihre „rechten“ Wissenschaftler, die Linken ihre „linken“ Wissenschaftler – das ist wohl eine Binse, die du aber anscheinend nicht anzunehmen bereit bist.

- - wie hast du es geschafft, das zu zitieren @Dion ? Wenn ich auf das Zitat klicke, komme ich nicht zu meinem zitierten Beitrag.
Gestern ging der Link noch, heute auch bei mir nicht mehr.
 
Sehe ich genauso – deswegen ist er zurecht auf der Liste.
der Gröfaz der Rechten war mit Spenglers Ansichten nicht einverstanden, und der Spengler (1880-1936) hat sich ziemlich ablehnend in Richtung Nazis geäussert:
In privaten Aufzeichnungen bezeichnete er die nationalsozialistische Rassenideologie als Weltanschauung für die „geistig Minderbemittelten“. Der NS-Staat führe „eine Barbarei herauf“, die nicht die der „Germanen, sondern der Kannibalen ist: Foltern, Morden, Gesetzlosigkeit, Raub“.[25]
aus https://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_Spengler#Haltung_zum_Nationalsozialismus
Bevor jetzt allerhand anderes gegen den schon 1936 ad penates gegangenen Spengler aufgezählt wird: das macht ihn nicht zum Heiligen, das adelt sein Hauptwerk vom Untergang des Abendlands nicht zur wissenschaftlichen Leistung (denn es ist keine, sondern weitflächig schöngeistig verbrämter Kulturmumpitz, und Spengler war kein Wissenschaftler) - kurios ist bestenfalls, dass der Mussolini-Fan Spengler von der "neuen Rechten" vereinnahmt wird: sind die allesamt Mussolini-Fans?

Erstens gab es solche seriösen Forschungsergebnisse, schließlich stammten sie von promovierten und/oder habilitierten, also lehrenden Historikern, die auch im III. Reich und der DDR fachlich dazu qualifiziert sein mussten
damit beziehst du dich bzgl pro rechts auf die Nazizeit in Deutschland, wo von freier Publizistik und freier Wissenschaft nicht die Rede sein kann - - in dem Kontext, aus dem meine Anmerkung
"Erstens gibt es keine seriösen historischen Forschungsergebnisse oder Forschungsinteressen, die dem rechten Mob in die Hände spielen wollen
Zweitens wenn irgendein rechter Mob irgendein Forschungsergebnis für sich als Argumentationsansatz nutzen will, dann muss er damit stringent argumentieren - dann wird sich zeigen, ob dem rechten Mob das gelingt."
stammt, ging es nicht um die Weimarer Republik und nicht um die kürzesten tausend Jahre (Nazizeit)
 
... ging es nicht um die Weimarer Republik und nicht um die kürzesten tausend Jahre (Nazizeit)
Schon klar, aber die Neuen Rechten berufen sich ständig auf Schriften, die die Protagonisten der „Konservativen Revolution“ in der Weimarer Republik geschrieben haben - deswegen muss man das hier thematisieren. Du vergisst anscheinend, Geschichte ist ein Kontinuum, d.h. eine Epoche kann nicht ohne die Epochen davor betrachtet werden.

Karlheinz Weißmann z.B., einer der Historiker auf der Liste, schrieb lt. Wikipedia in seinem Buch Rückruf in die Geschichte eine Art Programmschrift für die Neue Rechte. Und, ein (anderes) Zitat aus Wikipedia: "In einem Interview mit der Jungen Freiheit sagte Weißmann: „Uns geht es um geistigen Einfluß, nicht die intellektuelle Lufthoheit über Stammtische, sondern über Hörsäle und Seminarräume interessiert uns, es geht um Einfluß auf die Köpfe, und wenn die Köpfe auf den Schultern von Macht- und Mandatsträgern sitzen, um so besser.“[24]

Ebenfalls in der JF empfahl Weißmann Gleichgesinnten, darauf zu achten, „sich in bestimmten Fragen bedeckt zu halten, so dass die eigentliche Auffassung nur ‚per exclusionem‘ fassbar wird […], durch Wahrnehmung dessen, was man nicht sagt“.[25]"

Auch Rolf Peter Sieferle, ebenfalls auf der Liste, hat 2017 mit seinem Buch Finis Germania* postum einen Bestseller gelandet, nicht zuletzt wegen der Bezüge auf die 1920er Jahre. Es ist ein geschichtsrevisionistisches Buch, das aber nicht nur von den Rechten, sondern auch von der bürgerlichen Mitte gekauft und gutgeheißen wurde und wird – siehe als Beispiel Martin Walsers Rede in der Pauluskirche zu Frankfurt, um von Tilo Sarrazin gar nicht zu reden, der bei seinen Lesungen Beifall bekam ohne Ende, aber wenn jemand eine kritische Frage an ihn stellte, bekam er von Damen und Herren, die man in ihren feinen Kleidern eher in der Münchner Staatsoper vermutete als bei einer Lesung eines rechten Genossen, Pfiffe und Raus-Rufe – siehe dazu auch diesen Bericht der Süddeutschen vom 30.9.2010.

So viel zur Mitte der Gesellschaft, die es laut Weißmann zu gewinnen gilt: Sind erst Hörsäle und Seminarräume gewonnen, dann wird die Schlacht geschlagen sein und eine neue/alte Geschichtsschreibung wird uns weißmachen, dass es erstens die Rasse gibt, und zweitens, dass die weiße Rasse allen anderen überlegen ist - und als "Beweis" werden sie Hannah Arendt zitieren wie vor beinahe 40 Jahren schon Ernst Nolte im Historikerstreit.

* Rezension vom Historiker Volker Weiß siehe hier.
 
Schon klar, aber die Neuen Rechten berufen sich ständig auf Schriften, die die Protagonisten der „Konservativen Revolution“ in der Weimarer Republik geschrieben haben - deswegen muss man das hier thematisieren.
Das hat aber nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben hatte und was du hier als Anlaß verwendest.

Zweitens wenn irgendein rechter Mob irgendein Forschungsergebnis für sich als Argumentationsansatz nutzen will, dann muss er damit stringent argumentieren - dann wird sich zeigen, ob dem rechten Mob das gelingt.
so sieht die Bühne des von dir befürchteten Kampfs um die Hörsäle aus.

Ich konstatiere: da keine seriösen historischen Forschungsergebnisse oder Forschungsinteressen, die dem rechten Mob in die Hände spielen wollen, vorgelegt oder nachgewiesen werden können, scheint es diese nicht zu geben.
 
so sieht die Bühne des von dir befürchteten Kampfs um die Hörsäle aus.
Machen wir uns nicht vor, @dekumatland, eine Gesellschaft wie die unsere, die ihre erklärte Gegner von rechts an die Hochschulstühle ließe, wäre dem Selbstmord nahe. Deswegen wurde und wird politisch ausgesiebt – siehe die 1930er, aber auch die 1960er und -1970er Jahre, als in der Folge der Studentenbewegung (Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren) die nazinahen Professoren abtreten mussten, um mit unbelasteten "rechten und linken“ ersetzt zu werden.
 
Kann man sich vielleicht drüber streiten, jedenfalls hättest du da deine "rechten" Historiker, denn die sehen ja irgendwie immer das Abendland als überlegen.

Es ist nicht wirklich zielführend Diskussionen um die Bewertung der Kreuzzüge mit Said in Verbindung zu bringen.
Said ist im Wesentlichen als eine kritische Reaktion auf die kolonialen Deutungsparadigmen der europäischen Geschichtsschreibung und Geschichtskultur des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu sehen.

Die dort vielfach Betriebene Mystifizierung der "Orientalischen" etc. die da zu finden war und die Rechtfertigungsliteratur die den Kolonialismus/Imperialismus schönfärbte unterscheiden sich allerdings inhaltlich doch deutlich von dem, was auch von Historikern mit (zurecht) umstrittenen Thesen zum Thema Kreuzzüge so fabriziert worden ist.

Jedenfalls wäre mir niemand in der neueren Geschichtsschreibung bekannt, der jemals versucht hätte die Kreuzzüge als dezidierte "mission civilisatrice" zu Verkaufen bei der es darum gegangen wäre dem "Orient" die Zivilisation zu bringen.
Es wird sich auch unter äußerst islamophoben Historikern kaum jemand finden, der dem Europa des 11. und 12. Jahrhunderts eine allgemeine Überlegenheit über den östlichen Mittelmeerraum attestiert.

So weit ich das überblicke wird dann dort eher versucht den Islam zu einer Art bedrohlichen Großmacht zu stilisieren, gegen die Europa sich hätte wehren müssen um nicht von ihr kolonisiert zu werden.

Ungeachtet dessen, dass dieses Narrativ Schwachsinn ist, es ist inhaltlich das glatte Gegenteil von dem was die europäische Geschichtsschreibung der vergangenen 2 Jahrhunderte in die Welt gesetzt hat um sich den Kolonialismus irgendwie schön zu reden und wo gegen Said zu Felde gezogen ist.
 
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