Voynich-Manuskript

Ich meinte gängig als Kürzung.
So hatte ich es auch verstanden. Im Manuskript scheint es keine Rolle als Kürzung zu spielen.

2. Es ist, wo es vorkommt, "per", bzw. Konsonant + 'er' zu lesen.
Diese Schlussfolgerung kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe keinen Grund, das Zeichen, das im EVA aus rein praktischen Gründen mit "p" transkribiert wird, phonetisch als "p" zu lesen.

Wenn die Behauptung stimmt, dass es um Roger Bacon geht

"Behauptet" hat das niemand. Es gibt einen Brief aus dem Jahr 1666 [oder 1665?], in dem Joannes Marcus Marci schreibt, Dr. Raphael [Soběhrd Mnišovský] hätte vermutet, es sei von Bacon (Authorem ... putabat esse Rogerium Bacconem Anglum); einen konkreten Anhaltspunkt für diese Vermutung sehe ich nicht:

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[Autograph letter signed] 1666 [or 1665?] August 19, Prague [to Athanasius Kircher, Rome]
 

Anhänge

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Wie Häufigkeit im Manuskript spielt keine Rolle, nur dass es vorkommt. Der Schreiber kannte es offensichtlich.

Hier werden 255 unterschiedliche Zeichen aufgelistet:
EVA alphabet

Ich muss mich korrigieren, es sind 26 Grundbuchstaben, 11 Varianten, die mit Großbuchstaben transkribiert werden, 2 Sonderzeichen, 86 seltene Varianten und 4 "Kritzeleien", also nur 129 unterschiedliche Zeichen, die mit Buchstaben bzw. ASCII-Code transkribiert werden.

Das durchgestrichene "p" bzw. das durchgestrichene "t" taucht nicht als Einzelzeichen auf, sondern zählt zu den "Ligaturen" (hab hier mal zwei "t" und ein "p" markiert, es ist schon eine Weile her, dass ich mich intensiver mit dem Manuskript beschäftigt habe, sonst wäre mir der Fehler gleich aufgefallen.)

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Vorsicht! Nachträgliche Foliierung und Paginierung ist durchaus archivalische Praxis. Die Foliierung (denn im VM ist nur das Vellum, nicht die Seite mit Zahlen versehen) dürfte erst nachträglich (im 19. Jhdt.?) vorgenommen worden sein.

Ich denke, die Zahlen sind älter. Sicher bin ich mir bei den Bogennummern (auf jedem achten Blatt unten rechts).
Die erste Nummer ist als p(ri)mus zu lesen:

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2us (secundus):

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tertius:
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quartus:

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Auch ich habe angefangen, mich mit dem Voynich-Manuskript zu beschäftigen.

Ich hoffe, es stört nicht zu sehr, wenn ich jetzt auch noch "meinen Senf"dazugebe. Vielleicht kann ich ja neue Ideen, Ansichten und Anregungen bringen, wer weiss...

Zu Recht wurde bemerkt, dass im Bäderteil viele ähnliche Worte mehrfach hintereinander geschrieben wurden. Es wurde daher bezweifelt, dass es sich um einen sinnvollen Text handelt.
Solche Mehrfachwiederholungen müssen aber nicht zwingend gegen einen sinnvollen Text sprechen. Sie kommen oft vor in Beschwörungen oder Zaubersprüchen.

Als ich das "qokedi, qokedi, qokedi" las, wurde ich gleich an das "heilig, heilig, heilig" der deutschen Messe erinnert.
Sanctus – Wikipedia
Auf Lateinisch "sanctus, sanctus, sanctus", aber das passt nicht auf "qokedi", es ist ein Buchstabe zu viel.
Was passen würde, wäre "sancto", könnte das Altitalienisch sein? Oder die Mehrzahl "sancti".

Ich versuche mal spontan, einen sinnvollen Text mit Wiederholungen und Abwandlungen zu den Bäderseiten zu improvisieren:
"Heilig, heilig, heilig! Diese Heilquelle ist wirklich, wirklich heilig, heilend und heilkräftig".
Damit würden sich auch die Abwandlungen von "qokedi" erklären.
 
Nun sieht das Voynich-Manuskript allerdings eher aus, wie ein botanisches und geographisches Traktat, mit einigen phantastischen, schwer zu erschließenden Zeichnungen, weniger wie ein Messbuch, wo man ein Sanctus erwarten würde. Wie stützt du deine Interpretation?
 
Nun, mir scheint das Voynich-Manuskript ein Buch über Heilpflanzen und auch Heilbäder. Es ist auch ein anatomischer Teil dabei.

Heilen und heilig haben den gleichen Wortstamm:
Heilig – Wikipedia .

Ich kann zwar nicht lateinisch, habe aber einige Worte in der Übersetzer eingegeben.
"Heilig" = "sanctus". "Heilend" = "sanitatem". "Heilen" = "sana".
Es scheint auch im Lateinischen eine Wortstamm-Verbindung zwischen "heilig" und "heilen" zu geben.

Und falls das Voynich-Manuskript in einem Kloster verfasst wurde, dann könnte eine Art Sanctus vielleicht Eingang in ein Buch über Heilmethoden und Heilpflanzen gefunden haben.
 
Zu Recht wurde bemerkt, dass im Bäderteil viele ähnliche Worte mehrfach hintereinander geschrieben wurden.

Nicht nur im Bäderteil. Hier mal ein kleiner Ausschnitt aus fol 103r, das ist eine ganze Seite voller Text, ohne Bilder (außer den Sternchen am linken Textrand) u. a. mit der Folge qokeey qokeodair qokshy qokeedy qokeedy:

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Cipher manuscript

Solche Mehrfachwiederholungen müssen aber nicht zwingend gegen einen sinnvollen Text sprechen. Sie kommen oft vor in Beschwörungen oder Zaubersprüchen.
Der Vergleich mit Zaubersprüchen ist gut, nehmen wir als Beispiel:

hax pax max deus adimax

Hier gibt es zwei echte lateinische Wörter (pax 'Friede' und deus 'Gott'), die anderen Wörter sind sinnlose Neubildungen, da wird ein Buchstabe ausgetauscht, und aus pax wird hax oder max.
Für jemand, der kein Latein kann, wird es wie ein lateinischer Spruch klingen; wer die Wörter pax und deus kennt, wird wahrscheinlich an ein Gebet denken.

Das Ganze ist aber nichts anderes als die Vortäuschung eines sinnvollen Textes.

Als ich das "qokedi, qokedi, qokedi" las, wurde ich gleich an das "heilig, heilig, heilig" der deutschen Messe erinnert.
Hier handelt es sich übrigens um einen gesungenen Text.

"Heilig, heilig, heilig! Diese Heilquelle ist wirklich, wirklich heilig, heilend und heilkräftig".
Damit würden sich auch die Abwandlungen von "qokedi" erklären.

Ganz sicher nicht. Es sind nicht nur die Endungen beliebig austausch- oder erweiterbar (qokedy, qokeedy, qokeey, qokehdy), sondern auch die Anfangsbuchstaben (okedy, ykedy, chkedy, chekedy).

Wenn ich einen analogen Text aus deutschen Bestandteilen kreieren würde, müsste ich auch Wörter wie eilig, queilig, weilig, deilig in großer Zahl verwenden - und dann auch z. B. das Wort diese in ähnlicher Weise durchvariieren: diesig, dieslig, dieslig, hiese, hiesig, hieslig, quiese, quiesig

Ich könnte mir schon vorstellen, aus den sinnvollen Wörtern (eilig, diesig, hiesig) einige sinnvolle Sätze zu fabrizieren, aber warum schreibt jemand Hunderte von Seiten (ca. 35.000 "Wörter") mit solchen Wortspielen voll, und dann auch noch in einer Geheimschrift? Sicher nicht, weil damit etwas Sinnvolles mitteilen will, sondern weil er dem Betrachter einen sinnvollen Text vortäuschen will.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es scheint auch im Lateinischen eine Wortstamm-Verbindung zwischen "heilig" und "heilen" zu geben.

Nein, das täuscht. Das lateinische Wort komt von sancire / sancio; die eigentliche Bedeutung ist 'ein Gesetz, ein Bündnis u. dgl. als heilig und unverbrüchlich festsetzen', davon abgeleitet ist auch die Bedeutung 'bei Strafe verbieten' - diese Bedeutung steckt im Wort Sanktion.
'sancio

Das lateinische Wort sanus ist dagegen tatsächlich mit dem gleichbedeutenden deutschen Wort gesund verwandt.
 
Auch mich das Voynich-Manuskript nicht kalt gelassen und deshalb habe ich Gleichgesinnte gesucht, um meine Erkenntnisse mit der Welt zu teilen :)

Bei der Sprache des Voynich-Manuskripts könnte es sich um das Mozarabische oder um eine Mischung zwischen Mózarabe und Ladino, dem Judenspanischen, handeln, die während der Convivencia in Andalusien nebeneinander gesprochen wurden und der Autor des Manuskripts höchstwahrscheinlich beide beherrscht hatte. Denn auf dem Bild mit dem grünen Algenpool handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Alhambra in Granada - die Ähnlichkeit in der Architektur ist nicht zu übersehen (siehe Anhang), allerdings zeigt das Bild wegen der badenden Frauen einen der geschlossenen Bereiche der Alhambra, wie den Harem. Bei den Frauen handelt es sich deshalb höchstwahrscheinlich um die Haremsfrauen der damaligen Herrscher der Nasriden-Dynastie.

Auf einem Bild mit den 16 Frauen sind über ihren Köpfen 16 Wörter geschrieben, also handelt es sich höchstwahrscheinlich um ihre Namen - was der Schlüssel für die Entzifferung sein könnte. Mir ist allerdings keine Literatur über die Haremsfrauen bekannt, deshalb habe ich heute verschiedene Arabistik-Abteilungen deutscher Unis angeschrieben. Da das Voynich-Manuskript nur 26 verschiedene Schriftzeichen hat, sieht es nach den Entsprechungen für eine europäischen Sprache aus und wären die Namen dieser Frauen bekannt, könnte man durch die Doppelbuchstaben gleich ein paar Symbole entziffern.

Während meines Studiums an der Uni Tübingen musste ich Altspanisch belegen und die Jarchas sind auf Mozarabisch geschrieben. Leider hat mir die Romanistik-Abteilung der Uni Tübingen kürzlich mitgeteilt, dass Herr Kohring, der führende und unersetzliche Experte auf diesem Gebiet dieses Jahr verstorben ist. Und er hätte die Schlüsselfigur bei der Entschlüsselung sein können!

Wenn ich mit meinen Überlegungen zu den badenden Haremsfrauen Recht behalten sollte, könnte sich dieser Teil des Manuskripts mit folgenden Dingen beschäftigen:

- den ersten Erkenntnissen zur familiären Vererbung bestimmter Merkmale (Endogamie war mit Sicherheit häufig, manche Haremsfrauen können Schwestern oder Cousinen gewesen sein)
- Anzweifelungen von Vaterschaften (bestimmte Frauen wurden auf anderen Bildern mit verschiedenen Monaten in Verbindung gebracht)
- wie sich bestimmte Erreger auf Schwangerschaften auswirkten, also Krankheitsforschung, Missbildungen bei Neugeborenen oder gezielte Auslösung von Aborten

Letztes könnte in Versuchen mit Frauen aus ärmlichen Verhältnissen nachgestellt worden sein (siehe Bilder von anderen Frauen in der Grotte usw.), denen bestimmte Erreger absichtlich in das Wasser zugeführt wurden. Manche Frauen haben so etwas wie einen Ausschlag im Gesicht und auf einigen Bildern reduziert sich die Anzahl der Frauen, bis auf einem Bild nur eine Frau im Wasser zu sehen ist - mit einem Katzenleichnam.

Am liebsten ist mir natürlich die Theorie mit den Erkenntnissen zur Familienforschung (vielleicht weil ich vor 10 Jahren selbst der DNA-Genealogie verfallen bin), aber es könnte sich auch um alles gleichzeitig handeln - also um die Notizen eines medizinisch vielseitig interessierten Forschers oder Forscherin. In diesem Zusammenhang fällt mir die Geschichte von der Medizinerin Gentile Budrioli ein, die viel Zeit mit Ginevra Sforza verbracht hat und diese wiederum aus nicht näher bekannten Gründen Patenschaften für Hunderte von Kindern aus der Nachbarschaft übernommen hatte (ihr Mann Giovanni war als ein notorischer Fremdgänger bekannt).

Zeitlich hätte ich das Manuskript in jeweils ein Jahrzehnt vor und nach der Entdeckung der neuen Welt gesetzt (1480-1505), denn die exotischen Pflanzen sind höchstwahrscheinlich vergrößerte Abbildungen der cacti aus der neuen Welt, die verschiedene Wirkstoffe (Giftstoffe?) enthielten, die den indigenen Völkern seit Jahrhunderten bekannt waren, aber nicht den Europäern. Also sehr nützlich um die eine oder andere Person in Europa aus dem Weg zu räumen, insbesondere wenn es dabei um die Thronfolge ging.

Dass das Papier selbst auf einen früheren Zeitpunkt datiert wurde, widerspricht meiner Theorie nicht. (Zum Beispiel, wenn meiner Großmutter jemand ein Tagebuch geschenkt hätte, sie selbst es nie benutzt und an mich weitergegeben hätte und ich selbst dann erst 100 Jahre später etwas reingeschrieben hätte.) Außerdem konnte das Alter der Tinte bisher nicht sicher bestimmt werden.


Screenshot (929).png
 
Denn auf dem Bild mit dem grünen Algenpool handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Alhambra in Granada - die Ähnlichkeit in der Architektur ist nicht zu übersehen (siehe Anhang),
Diese Ähnlichkeit der Architektur leuchtet mir beim betrachten der beiden Anhänge noch nicht ein - ich sehe da mehr Unterschiede.

Was den Verdacht betrifft, dass es sich um mozarabisch oder ladino handeln könnte: hat irgendwer je den Versuch unternommen, diese "Geheimschrift" (falls es eine ist) mit einer der beiden Sprachen zu synchronisieren?

Die Überlegungen zu (Krankheits)Erregern: passt das denn für die Entstehungszeit oder ist das zu modern gedacht?
 
Denn auf dem Bild mit dem grünen Algenpool handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Alhambra in Granada - die Ähnlichkeit in der Architektur ist nicht zu übersehen
Diese Ähnlichkeit der Architektur leuchtet mir beim betrachten der beiden Anhänge noch nicht ein - ich sehe da mehr Unterschiede.
Mir geht es da ganz genauso, ich sehe da auch keinen Zusammenhang. Aber selbst wenn da ein architektonischer Zusammenhang bestünde: die Alhambra (hier zu sehen der Palacio de Partal), ist lediglich eines der wenigen erhaltenen Bauwerke aus al-Andalus. Und das meistbesuchte.

Bei der Sprache des Voynich-Manuskripts könnte es sich um das Mozarabische oder um eine Mischung zwischen Mózarabe und Ladino, dem Judenspanischen, handeln, die während der Convivencia in Andalusien nebeneinander gesprochen wurden und der Autor des Manuskripts höchstwahrscheinlich beide beherrscht hatte
Das sogenannte Mozárabe - ich bevorzuge Romance Andalusí - war ja die Sprache der romanischen Bevölkerung in al-Andalus, sei es der noch nicht arabisierten muwalladūn (> muladíes, einheimische Konvertiten zum Islam), sei es der nicht nicht arabisierten Christen. Ab dem 12. Jhdt. dürfte al-Andalus weitestgehend arabisiert gewesen sein, aber schon im 9. Jhdt. klagt Eulogius von Córdoba, dass die Christen kaum noch ihre eigene Sprache könnten, damit meint er aber wahrscheinlich die städtische und nicht die ländliche Bevölkerung und inwieweit er wirklich die frühromanische Volkssprache oder nicht doch eher das gebildetere Latein meint, welches sie nicht mehr könnten ist auch nicht ganz deutlich.
Das Ladino oder Judenspanische ist Spanisch, welches konservativer als das Spanien- oder Amerikaspanische ist, und nach 1492 eigenständige vom Spanien- und Amerikaspanischen unabhängige Entwicklung durchgemacht hat. Es ist die Sprache der aus aus dem christlichen Spanien 1492 vertriebenen Juden. Mozarabisch und Judenspanisch sind also nicht zeitgleich an demselben Ort gesprochene Sprachen.
Indizien für einen Zusammenhang der Voynichschrift mit einer iberromanischen Sprache gibt es nicht, eher deutet alles darauf hin, dass es sich um keine echte sprachbasierte Schrift handelt.

Der wichtigste Bauherr der Alhambra (also der Paläste, es gibt auch ältere Bestandteile aus dem 11. Jhdt.)) war Muhammad V., im 14. Jhdt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vermutlich ist es, rein psychologisch betrachtet, interessanter, in der Schrift des Voynich-Manuskripts eine echte, sprachbasierte Schrift zu sehen, die sich entschlüsseln lässt (das ist spannend), als die Vorstellung, dass da jemand knapp 50 Pergamente mit einer unsinnigen Phantasieschrift vollgeschrieben hat, die nichts, aber auch wirklich gar nichts bedeutet. Aber alle statistischen Auswertungsverfahren deuten eben auf genau das: Dass es sich mit großer Sicherheit um keine sprachbasierte Schrift handelt.

die Ähnlichkeit in der Architektur ist nicht zu übersehen
Wenn dargestellte Architektur im Voynich-Manuskript auf eine Region verweist, dann ist es Norditalien. Denn das auffälligste architektonische Element in Darstellungen des Voynicht-Manuskriptes zeigen Schwalbenschwanzzinnen, und die kommen vorwiegend in Norditalien vor.

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Mir ist allerdings keine Literatur über die Haremsfrauen bekannt,
Boloix Gallardo, Bárbara: Las sultanas de la Alhambra. Granada 2013.

Wenn ich mit meinen Überlegungen zu den badenden Haremsfrauen Recht behalten sollte, könnte sich dieser Teil des Manuskripts mit folgenden Dingen beschäftigen:

- den ersten Erkenntnissen zur familiären Vererbung bestimmter Merkmale (Endogamie war mit Sicherheit häufig, manche Haremsfrauen können Schwestern oder Cousinen gewesen sein)
- Anzweifelungen von Vaterschaften (bestimmte Frauen wurden auf anderen Bildern mit verschiedenen Monaten in Verbindung gebracht)
- wie sich bestimmte Erreger auf Schwangerschaften auswirkten, also Krankheitsforschung, Missbildungen bei Neugeborenen oder gezielte Auslösung von Aborten
Nun... ich halte deine Überlegungen, um es ganz frei heraus zu sagen, für wenig zielführend, da in hohem Maße spekulativ und ein Ansatz für eine eine solche Hypothese weder medizinhistorisch noch durch die Darstellungen an sich gegeben ist.

Dennoch..., wenn schon die Schrift, wie oben ausgeführt, mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit kein Geheimnis birgt (bzw. ihr Geheimnis ist, in einer Zeit, in der es einen gewissen Trend für Mystik und Rätselraten gab, etwas zu fabrizieren, was aussähe, wie eine Geheimschrift, um dieses "Dokument" möglichst gewinnbringend verkaufen zu können - das mit meine Hypothese zu diesem Schriftstück), so sind doch die Darstellungen - weniger die der Pflanzen, als die der Frauen - schon recht interessant.
Die Pflanzendarstellungen sind offensichtlich meist nicht an realen Pflanzen orientiert, sondern greifen Elemente realer Pflanzen (Blüten, Blätter, Wurzeln) auf und verbinden diese zu Phantasiepflanzen.

Was nun die badenden Frauen anbelangt: Da sind die Darstellungen teilweise fast witzig. Etwa wenn die Frauen aus dem Text in die Flüssigkeit steigen oder aus der Flüssigkeit in den Text.

rein-raus .jpg


Rätselhaft sind auch die wiederholt auftauchtenden "Rohrleitungsysteme", wobei die "Rohrleitungen" manchmal an pflanzliche Morphologie erinnern (nicht im ausgewählten Bsp.) Da ist man versucht an Hans und die Bohnenranke zu denken oder an Terry Pratchetts Teppichvölker bzw. die Nomen (hat nichts mit Substantiven zu tun); unten wird eine Frau von einem Fisch gefressen:
rohrleitungssystem .jpg
 
Boloix Gallardo, Bárbara: Las sultanas de la Alhambra. Granada 2013.
Vielen Dank für den Literaturtipp, das ist ein echter Glückstreffer!

Die Überlegungen zu (Krankheits)Erregern: passt das denn für die Entstehungszeit oder ist das zu modern gedacht?
Eine abstrakte Vorstellung von Pathogenen bzw. krankmachenden Erregern hatte man schon vor langer Zeit, man denke da z.B. an die Masken während der Pestepidemien, die einem spitzen Trichter ähnelten und vor dem krankmachenden Geruch schützen sollten. (So dachte man damals.)
Wenn dargestellte Architektur im Voynich-Manuskript auf eine Region verweist, dann ist es Norditalien.
In der Tat. Eine Verbindung nach Norditalien ergibt sich bei mir durch die Medizinerin Gentile Budrioli und ihre Freundschaft mit Ginevra Sforza (und was auch immer die Patenschaften für Hunderte von Kindern aus Gegend damit zu tun hatten).

Die Pflanzendarstellungen sind offensichtlich meist nicht an realen Pflanzen orientiert
Da bin ich anderer Meinung, vielleicht war der Autor einfach nicht der beste Zeichner :) Es könnte sich durchaus um deutlich vergrößerte Abbildungen von Pflanzen handeln, die nur an bestimmten Orten in Lateinamerika heimisch sind/waren. Die Entdeckung der neuen Welt löste sicherlich eine starke Faszination aus und man versuchte damals sich das neue Wissen über unbekannte Pflanzen von der indigenen Bevölkerung anzueignen.

Auch die indigenen Sprachen lösten damals eine Faszination aus, z.B. das Guaraní - der Franziskanerbruder Luis de Bolaños attestierte Guaraní sogar "Perfektion" und schrieb die erste Grammatik für diese den Europäern unbekannte Sprache. Somit hätte Guaraní am Anfang als Geheimsprache unter den Franziskanerbrüdern Verwendung finden können.

unten wird eine Frau von einem Fisch gefressen
Für mich sieht es eher so aus, als würde die Frau in ein Fischkadaver steigen - so etwas wie eine Meerjungfrau?

Trotz der Einwände kann ich von meiner Theorie zu Menschenversuchen nicht ablassen. Der Kontakt mit der neuen Welt hat auf beiden Seiten zu Epidemien mit Infektionskrankheiten geführt und man wollte mit Sicherheit herausfinden, ob und wie man diese verhindern könnte. Später vielleicht auch wie man diese absichtlich herbeiführt, z.B. als Kriegswaffe. Deswegen auch diese Bilder mit Frauen in Bottichen und Flüssen und die Rohre mittels welcher man etwas in das Wasser hinzufügt.

Und grüne Gewässer gab es natürlich nicht nur in Spanien, sondern auch in Norditalien, Paraguay und sogar in Chichén Itzá, wo man im "Cenote sagrado" auch menschliche Überreste gefunden hatte: https://edition.cnn.com/2024/06/12/science/ancient-dna-maya-child-sacrifices-scn/index.html
 
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Trotz der Einwände kann ich von meiner Theorie zu Menschenversuchen nicht ablassen. Der Kontakt mit der neuen Welt hat auf beiden Seiten zu Epidemien mit Infektionskrankheiten geführt und man wollte mit Sicherheit herausfinden, ob und wie man diese verhindern könnte. Später vielleicht auch wie man diese absichtlich herbeiführt, z.B. als Kriegswaffe. Deswegen auch diese Bilder mit Frauen in Bottichen und Flüssen und die Rohre mittels welcher man etwas in das Wasser hinzufügt.
Selbst wenn man alles andere ausblendete: Da vermischt du Medizingeschichte des 19. und 20. Jhdts. mit dem 16./17. Jhdt. Erst im 18. Jhdt. würde man überhaupt gewahr, dass Mikroben im Wasser lebten, Bakterien oder Viren hatte man da aber noch überhaupt nicht auf dem Schirm.
 
Erst im 18. Jhdt. würde man überhaupt gewahr, dass Mikroben im Wasser lebten, Bakterien oder Viren hatte man da aber noch überhaupt nicht auf dem Schirm.
Die Menschen hatten damals schon eine mehr oder weniger abstrakte Vorstellung davon, dass es so etwas wie Krankheitserreger geben musste. Selbstverständlich konnten sie diese noch nicht in Bakterien, Pilze, Viren oder sonstige Erreger einteilen, aber sie haben versucht Zusammenhänge zu erkennen. Siehe auch mein Beispiel oben mit den Masken in Form eines spitzen Trichters während der Pestepidemie im 14. Jahrhundert. Nur weil wir keine Unterlagen zu den frühen Forschungen in diese Richtung haben, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt oder nicht gegeben hat. Man hat sicherlich auch Versuche unternommen, um die Empfängnis zu verstehen und auf diese Weise vielleicht die unbefleckte Empfängnis der Maria zu bestätigen usw. Vielleicht wussten auch die Araber, Griechen und Römer schon früher einiges, was nicht überliefert wurde. Das Rad könnte sozusagen auch in der Medizin mehrfach erfunden worden sein :)

Wenn Mozarabisch und Ladino nicht gleichzeitig gesprochen wurden, könnte es sich auch um eine Mischung zwischen Mozarabisch und der Vorstufe von Ladino gehandelt haben. Du scheinst ja ein Experte für diesen Fall zu sein?

Ich hatte kürzlich Unterlagen aus meinem Altspanisch-Kurs bei Amazon bestellt und hatte bei der Durchsicht eine Eingebung. Unser Dozent Herr Kohring hat damals die Unterrichtsmaterialen nach dem Unterricht manchmal wieder eingesammelt - auch solche, die durch Vermerke "beschmutzt" waren. Diese hat er dann anscheinend absichtlich in die Unterrichtsmaterialen für den nächsten Kurs eingebaut - als unsere eigene Glosas :) Nach fast 20 Jahren bin ich auf diese Weise auf meinen eigenen Vermerk zu den Jarchas gestoßen! Das hat mich nicht nur sehr berührt, sondern auch auf die Idee gebracht, dass das Voynich-Manuskript auch zahlreiche Vermerke von anderen Personen enthalten könnte.

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Nur weil wir keine Unterlagen zu den frühen Forschungen in diese Richtung haben, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt oder nicht gegeben hat. Man hat sicherlich auch Versuche unternommen, um die Empfängnis zu verstehen und auf diese Weise vielleicht die unbefleckte Empfängnis der Maria zu bestätigen usw. Vielleicht wussten auch die Araber, Griechen und Römer schon früher einiges, was nicht überliefert wurde.
Gerade an antiker medizinischer Literatur ist relativ viel überliefert.
 
Nur weil wir keine Unterlagen zu den frühen Forschungen in diese Richtung haben, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt oder nicht gegeben hat.
...nur weil wir keine Quellen, Unterlagen, Relikte zum regen Austausch der römischen Kaiser mit außerirdischen Spacegenerälen haben, heißt es nicht, dass.... ;)
Auf diese Weise kann man beinahe alle Spekulationen bis Unsinnigkeiten in eine Diskussion einflechten - ein bedenkenswertes Argument scheint mir darin nicht zu stecken.
Man hat sicherlich auch Versuche unternommen, um die Empfängnis zu verstehen und auf diese Weise vielleicht die unbefleckte Empfängnis der Maria zu bestätigen usw.
...wie stellst du dir das vor? Kreuzungsversuche vielleicht, inspiriert von gelehrter Lektüre antiker Texte wie von Apuleius und Petronius? (und dann stellte man konsterniert fest, dass trotz intensiver Bemühungen das Versuchskaninchen partout keine Kinder vom Esel empfangen wollte) :D:p:D Spaß beiseite: auf mater semper certa erst vermochte man auch ohne Versuchsreihen zu kommen.
Vielleicht wussten auch die Araber, Griechen und Römer schon früher einiges, was nicht überliefert wurde.
Ganz gewiss - z.B. gab es sicher so manche/n Römer/in, welche/r die Augenfarbe von Varus kannte. Aber was hilft uns das, wenn es nicht überliefert wurde? Und davon abgesehen: keine der drei zitierten Spekulationen - so amüsant sie auch sind - trägt irgendwas zur Entschlüsselung des kuriosen Voynich-Manuskripts bei.
 
keine der drei zitierten Spekulationen - so amüsant sie auch sind - trägt irgendwas zur Entschlüsselung des kuriosen Voynich-Manuskripts bei.
Von dir habe keinen einzigen sinnvollen Beitrag zur Entschlüsselung des Voynich-Manuskripts gelesen. Meine Überlegungen sind nicht besser oder schlechter als die von anderen. Sollte sich etwas von meinen Überlegungen bewahrheiten, würden sie einen wichtigen Kontext für die in Frage kommenden Sprachen bieten - oder einen Ansatzpunkt für die Entschlüsselung, wenn es bei den Wörtern über den Köpfen der Frauen tatsächlich um ihre Namen handelt, wie ich es vermute. Noch weiter auf deine Argumente einzugehen, ist mir meine Zeit nicht wert. Lieber suche ich mir ein anderes Forum für meine Überlegungen.
 
Von dir habe keinen einzigen sinnvollen Beitrag zur Entschlüsselung des Voynich-Manuskripts gelesen.
Ja, das stimmt - aber du könntest mir zugute halten, dass ich andererseits auch keinen unsinnigen verzapft habe (z.B. mit Experimenten zur unbefleckten Empfängnis...)

Freilich ändern nicht existierende Beiträge aus meiner Feder, seien sie sinnvoll oder sinnlos, nichts an deinen Überlegungen und den darin enthaltenen drei eher abwegigen Scheinargumenten, die ich zitiert und kommentiert habe.
 
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