Muss ich das jetzt nochmal erklären? Man hätte die Soldaten zu einem Weitermachen motivieren müssen - wohl wissend, dass nach ein, zwei, drei Monaten Schluss sein würde, aber das konnte man den Soldaten natürlich so nicht sagen.
In dieser Form nicht, aber auch hier drehen wir uns wieder im Kreis, weil einmal durchaus spekulativ ist, wie die Truppen darauf reagiert hätten, hätte man ihnen die Waffenstillstandsbedingungen der Entente zur Kenntnis gebracht und sie darum gebeten zu versuchen wenigstens noch bis zum Winter auszuhalten, um den Versuch unternehmen zu können beessere Bedingungen für einen Friedensschluss heraus zu handeln und wenigstens die Lebensmittelversorgung Deutschlands durch Aufhebung der Blockade definitiv zu sichern.
Du gehst anscheinend a priori davon aus, dass sich darauf niemand eingelassen hätte, aber auf welcher Basis?
Über einen "Befehl eines Aushaltens mit dem Ziel wenigstens eine sichere Lebnsmittelversorgung durch Aufhebung der Blockade zu erreichen" habe ich kein Wort geschrieben.
Und das habe ich auch nicht behauptet, ich habe nur festgestellt, dass dein Vergleich mit dem Flottenbefehl in #904 in Sachen Moral nicht trägt, woraufhin du mir irgndwelche Verdrehungen vorgeworfen hast, du hast in nämlichem Post aber den Flottenbefehl nun einmal als Kronzeugen für das Moralthema herangezogen, unbeachtlich des Umstands, dass es sich letztlich um einen Angriffsbefehl handelte, der wegen seines Charakters (wer glaubt jemandem, der gerade eine Offensive anfängt, dass er ernsthaft am Frieden interessiert wäre) alle Friensbemühungen desavouiert hätte, wäre er ausgeführt worden und dass sich daraus auf Grund der Reaktion darauf kaum eine Reaktion auf einen Haltebeefehl beim Heer vorwegnehmen lässt.
Nochmal: Ich stelle hier überhaupt keine Spekulationen in den Raum, wie es nach dem 11. November weitergegangen wäre, daher muss ich nichts von dem behaupten, was Du gern von mir behauptet haben möchtest.
Natürlich tust du das, denn sonst wäre deine gesamte Argumentation ja überflüssig, insofern es realiter bis zum 11. November 1918 eben keinen umfassenden Zusammenbruch der Truppenmoral gegben hatte, der das Westheer zu jeder weiteren Form von Widerstand unfähig gemacht hätte.
Dein Herumreiten auf dem Moralthema ergibt nur dann Sinn, wenn du davon ausgehst, dass sich diese Entwicklung zwingend fortsetzen musste und dass es infolgedessen in näherer Zukunft nach dem 11. November zu einem solchen Zusammenbruch gekommen wäre.
Insofern über den 11. November hinaus aber nicht gekämpft wurde (jedenfalls nicht in Europa), ist diese Annahme notwenigerweise spekulativ, da wir nicht wissen, wie genau die Truppe auf die Ereignisse reagiert hätte.
Du kannst noch so viele Belegstellen zur Moral vor dem 11. November 1918 wie dir Spaß macht, es ändert nicht daran, dass sie allenfalls die Grundlage für eine spekulative Annahme für die Entwicklung der Moral über diesen Zeitpunkt hinaus liefern können.
Ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst, dass ich mich weigern würde dise zur Kenntnis zu nehmen.
Ich habe doch dargelegt, warum ich das Moralthema im ganzen Szenario für minderbedeutend halte:
1. Weil sich zur Entwicklung der Moral über den 11. November hinaus und wann sie möglicherweise den kritsichen Punkt überschritten hätte, gar keine seriösen Aussagen machen lassen.
Der Befund dass die Moral an der Westfront schlecht war, ist sicherlich zutreffend, in the long run betrachtet war sie das aber im Grunde genommen durchgehend seit dem Winter 1914/1915, mit Ausnahme der ersten Jahreshälfte 1918, auch Unterversorgung und deutliche Materialüberlegenheit des Gegners waren nichts prinzipiell neues und es hatte zuvor nicht zum Zusammenbruch geführt.
Gehorsamsverweigerung einzelner Soldaten und Einheiten kam im Krieg immer wieder vor, mussten aber (Nivelle-Offensive) durchaus nicht Zeichen eines unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruchs sein.
Was demgegenüber neue Erscheinungen waren, waren die deutlich gestiegenden Desertionsraten und die Spanische Grippe.
Letztere betraf allerdings beide Seiten, letztendlich die Entente stärker als die deutsche Seite und im Hinblick auf die Desertionen wäre wieder die Frage zu stellen, hätte diese Entwicklung unter dem Eindurck der sich ändernden Verhältnisse angehalten oder nicht, dass ist rein spekulativ.
Was demgegenüber auch eine neue Erscheinung war, ist dass man seit der Abdankung des Kaisers und der Zusammeenstellung der provisorischen Rgierung erstmals eine Regierung hatte, der die Soldaten dahingehend, dass sie auf einen Frieden hinarbeiten würde, durchaus trauen konnten.
2. Weil ich wie gesagt, hypothetisch den militärischen Zusammenbruch allein auch nicht als unbedingt abzuwendendes Szenario betrachte (nur dann, wenn der von vorn herein vorauszusehen gewesen wäre, weil in diesem Fall durch das unnötige Opfern von Menschenleben für mich ethisch nicht akzeptierbar) und in dem Moment in dem ich das so sehe, ist dessen mögliches Eintreten kein K.o.-Kriterium.
Einem Soldaten, dem es schlicht wurscht war, ob der Krieg mit einem "ehrenvollen" Waffenstillstand, mit einem "knebelnden" Waffenstillstand oder einem Zusammenbruch mit bedingungsloser Kapitulation zu Ende war, Hauptsache er war bald zu Ende, war mit noch so rosigen Illusionen nicht mehr zu einem Weitermachen zu "motivieren".
Ob es einem Soldaten aber auch so egal war, ob gewisse Herren in London, Paris und Washington das deutsche Volk, wenn ihnen eine Laus über die Leber lief nach Lust und Laune hungern lassen könnten, inklusive ihm und seiner Familie, bei Aufrechterhaltung der Blockade?
Wenn du das annehmen wolltest, lehntest du dich nach meinem Dafürhalten recht weit aus dem Fenster.
Nein, auf Vorstellungen was "ehrenvoll" oder sonstwie gewesen wäre wird der einfache Soldat gepfiffen haben, damit habe ich aber auch nie argumentiert.
Ich habe damit argumentiert, dass ihm die Versorgung seiner eigenen Person und seiner Angehörigen wahrscheinlich nicht so egal war, denn was nutzte es dem Mangel und den Entbehrungen an der Front zu entkommen, wenn die interalliierte Blockade dafür sorgen konnte, dass es zu Hause unter den gleichen Bedingungen (oder noch schlimmeren, wenn man bedenkt, dass die Fronten bevorzugt versorgt wurden) weitergehen konnte?
Wo ist der Unterschied ob man selbst oder die eigene Familie im Krieg oder im Zustand des Waffenstillstands am Mangel zu Grunde geht?
Wenn du unterstellst, potentiell existenzbedrohende Bedingungen, wie die Aufrechterhaltung der Blockade, hätten kein gewichtiges Argument sein können, würde ich meinen, sprichst du den Mannschaften im Grunde den Überlebensinstikt und das Bedürfnis dafür zu kämpfen und es zu sichern ab.
Wie gesagt, ohne die Aufrechterhaltung der Blockade und damit die Möglichkeit Deutschlands Lebensmittelversorgung zu kappen, würde ich dir recht geben, da wäre es schwer gewesen die Truppen zu motivieren. Unter diesen Umständen sehe ich das etwas anders.