muck
Aktives Mitglied
@Shinigami
Da werden jetzt meines Erachtens verschiedene Punkte vermischt.
@Dion dürfte insofern Recht haben, als es im Islam keine Aufklärung im Sinne einer nachhaltigen oder gar globalen religiösen Reform gegeben hat, die auch nur annähernd an die Liberalisierung heranreichen würde, die das Christentum und (in geringerem Maße) das Judentum durchgemacht haben.
Säkulare Muslime gibt es fast nur in der Türkei, wo Atatürk den Laizismus durchboxte, und als Produkt des Assimilation in die westlichen Wohlstandsgesellschaften, die ihrerseits umso säkularer werden, desto mehr ihr Wohlstand wächst. Und selbst in Deutschland musste kürzlich die einzige wirklich liberale Moschee aufgrund von Drohungen und mangels Interesse schließen.
Hingegen hat es – mangels einheitlicher Organisation und allgemein anerkannter Autoritäten – im Islam kein zweites vatikanisches Konzil gegeben, keinen synodalen Weg, keine Öffnung selbst durch die höchsten Glaubenskreise. Nicht einmal @Dion wird bestreiten, dass die Kirchen heute sehr viel liberaler sind als noch 1823, 1923 oder selbst 1973. Das liegt natürlich auch daran, dass westliche Gesellschaften individualistischer sind insb. als arabische und zentralasiatische, und auch im Glauben eine Mitbestimmung verlangen, und im Christentum die Rolle der Glaubensgemeinschaft (Urkirche) ohnehin höher ist als v.a. im sunnitischen Islam.
Richtig ist freilich auch, dass der Islamismus ein Produkt des 19. und 20. Jahrhunderts ist.
Sprechen wir nun aber von "der Aufklärung" im Allgemeinen, so meinen wir meist den Prozess der Rationalisierung in der europäischen Philosophie und Naturwissenschaft seit dem Humanismus und, verstärkt, dem achtzehnten Jahrhundert. Die Schrecken von Faschismus und Kommunismus stehen nur scheinbar im Widerspruch zum Faktum und dem Erfolg der Aufklärung, sondern sind krasse Auswüchse der in ihr ausgefochtenen Konflikte. Rassenlehre, Sozialdarwinismus und die Abwertung des Individuums zur Verfügungsmasse des Kollektivs sind durchaus in sich rational, wenn man die widerwärtigen Ziele ihre Verfechter teilt: eiskalt rational. Der Totalitarismus ist pervertierte Aufklärung ohne Moral. Nicht von ungefähr beruft er sich auf (angebliche) Naturgesetze und offenkundige Grundwahrheiten, und nicht umsonst stand er stets auf Kriegsfuß mit der Religion.
Da werden jetzt meines Erachtens verschiedene Punkte vermischt.
@Dion dürfte insofern Recht haben, als es im Islam keine Aufklärung im Sinne einer nachhaltigen oder gar globalen religiösen Reform gegeben hat, die auch nur annähernd an die Liberalisierung heranreichen würde, die das Christentum und (in geringerem Maße) das Judentum durchgemacht haben.
Säkulare Muslime gibt es fast nur in der Türkei, wo Atatürk den Laizismus durchboxte, und als Produkt des Assimilation in die westlichen Wohlstandsgesellschaften, die ihrerseits umso säkularer werden, desto mehr ihr Wohlstand wächst. Und selbst in Deutschland musste kürzlich die einzige wirklich liberale Moschee aufgrund von Drohungen und mangels Interesse schließen.
Hingegen hat es – mangels einheitlicher Organisation und allgemein anerkannter Autoritäten – im Islam kein zweites vatikanisches Konzil gegeben, keinen synodalen Weg, keine Öffnung selbst durch die höchsten Glaubenskreise. Nicht einmal @Dion wird bestreiten, dass die Kirchen heute sehr viel liberaler sind als noch 1823, 1923 oder selbst 1973. Das liegt natürlich auch daran, dass westliche Gesellschaften individualistischer sind insb. als arabische und zentralasiatische, und auch im Glauben eine Mitbestimmung verlangen, und im Christentum die Rolle der Glaubensgemeinschaft (Urkirche) ohnehin höher ist als v.a. im sunnitischen Islam.
Richtig ist freilich auch, dass der Islamismus ein Produkt des 19. und 20. Jahrhunderts ist.
Sprechen wir nun aber von "der Aufklärung" im Allgemeinen, so meinen wir meist den Prozess der Rationalisierung in der europäischen Philosophie und Naturwissenschaft seit dem Humanismus und, verstärkt, dem achtzehnten Jahrhundert. Die Schrecken von Faschismus und Kommunismus stehen nur scheinbar im Widerspruch zum Faktum und dem Erfolg der Aufklärung, sondern sind krasse Auswüchse der in ihr ausgefochtenen Konflikte. Rassenlehre, Sozialdarwinismus und die Abwertung des Individuums zur Verfügungsmasse des Kollektivs sind durchaus in sich rational, wenn man die widerwärtigen Ziele ihre Verfechter teilt: eiskalt rational. Der Totalitarismus ist pervertierte Aufklärung ohne Moral. Nicht von ungefähr beruft er sich auf (angebliche) Naturgesetze und offenkundige Grundwahrheiten, und nicht umsonst stand er stets auf Kriegsfuß mit der Religion.