Katharina die Große als Autorin - Der Betrüger

Wenn ich es recht verstehe, erzählt Goethe hier, wie er in Palermo einen Juristen kennengelernte, der ein "Memoire" und einen Stammbaum Cagliostros angefertigt habe, um zu beweisen, dass der vermeintliche Graf einer kleinen Handwerkerfamilie in Palermo entstammte und schon vor Ort als Betrüger aufgefallen war. Laut Goethe war diese Identität damals (im April 1787) noch neu, zur Zeit der Abfassung des Werkes (beim sizilianischen Teil also um 1815 herum) durch den römischen Prozess aber allgemein bekannt. Er sei dann zusammen mit dem Juristen zu der Familie gegangen und habe sich als Engländer ausgegeben, der Kunde von Cagliostro/ Balsamo aus London bringe.

Es wäre natürlich schon ein großer Zufall gewesen, wenn Goethe ganz überraschend kurz nach der Halsbandaffäre einen der Hauptprotagonisten hätte entlarven können, weil ihm entsprechende Gerüchte in der Stadt zu Ohren kamen; andererseits gab es um 1815 wohl auch keinen echten Grund, das Ganze zu erfinden. Der Betrüger war damals ja bereits seit 20 Jahren tot.
 
Wenn ich es recht verstehe, erzählt Goethe hier, wie er in Palermo einen Juristen kennengelernte, der ein "Memoire" und einen Stammbaum Cagliostros angefertigt habe, um zu beweisen, dass der vermeintliche Graf einer kleinen Handwerkerfamilie in Palermo entstammte und schon vor Ort als Betrüger aufgefallen war. Laut Goethe war diese Identität damals (im April 1787) noch neu, zur Zeit der Abfassung des Werkes (beim sizilianischen Teil also um 1815 herum) durch den römischen Prozess aber allgemein bekannt. Er sei dann zusammen mit dem Juristen zu der Familie gegangen und habe sich als Engländer ausgegeben, der Kunde von Cagliostro/ Balsamo aus London bringe.

Es wäre natürlich schon ein großer Zufall gewesen, wenn Goethe ganz überraschend kurz nach der Halsbandaffäre einen der Hauptprotagonisten hätte entlarven können, weil ihm entsprechende Gerüchte in der Stadt zu Ohren kamen; andererseits gab es um 1815 wohl auch keinen echten Grund, das Ganze zu erfinden. Der Betrüger war damals ja bereits seit 20 Jahren tot.
... leider haben Sie den Zusammenhang nicht parat ...: Herr Goethe erzählt erstmals am 23. März 1792 von jenem "palermitanischen Erlebnis" ...: das wird im 1. Band von "Goethes Neue Schriften", die im selben Jahr erschienen sind, fast genauso wiederholt ...: in der im Jahre 1817 erschienenen Italienischen Reise wird das lediglich etwas abgewandelt wiederholt. ...: Herr Goethe geht auch nicht mit diesem Juristen zu den Angehörigen von Giuseppe Balsamo, sondern mit dessen Sekretär, das ist fürs zureichende Verstehen der Zusammenhänge des "Falls Caglisotro" aber nicht wichtig ...: _hingegen_ ...: neben andren Angelegenheiten ...: Wichtig ist, daß Herr Goethe mit seiner "Cagliostro-Kampagne" erst begann, nachdem die Propagandaschrift von Monsignore Barberi im April 1791 veröffentlicht worden war und dann sofort in die wichtigen europäischen Sprachen übersetzt wurde ...: das allein ist bereits höchst ungewöhnlich ...: das heißt ...: Herr Goethe beginnt mit seiner "Kampagne erst nach dem 1. Juni 1791. ...: und natürlich ...: Interessant wird's erst, wenn man diese Elemente mit einem größeren Ganzen sinnvoll verknüpfen kann ...: und so ...: die bisherigen Widersprüchlichkeiten eines höchst üblen Geschehens _zumindest_ reduzieren kann ...: so daß _sicher!_ zu sagen ist ...: So, wie allgemein gemeint, kann's sich damals nicht zugetragen haben.
 
… da in diesem Thread …: nach langen Jahren des Schweigens …: von "nescio" …: selbstlos wie er ist …: endlich das Untersuchungsfeld des "Falles Cagliostro" faktenbasiert markiert worden ist …: was zwar für diejenigen weiterhin rätselhaft bleiben muß, die keinen Schimmer vom Sachzusammenhang haben …: was sie selbstredend nicht daran hintern kann, sich in Pauschalismen zu ergehen, die ihnen als Widerlegungen dienen …: was zwar per se absurd, da’s allein um konkreten Sachverhalt geht …: _dessen!_ …: zu_reichende Kenntnis_nahme ...: Be_dingung ...: für sein Ver_stehen ist …: und nicht copy&pastige Widerlegungsmühungen ...: wie’s Fakten_checkerischen wohl genügt …: da also dieses zu bearbeitende Untersuchungsfeld nun korrekt markiert und somit eines gewiß ist …: Der_artig …: wie‘s von Barberi, Goethe & Co behauptet und von der Masse der Intellektuellen bis auf den heuten Tag wiedergekäut wird …: kann‘s sich einst _nicht!_ zugetragen haben …: _könnte_ ….: jetzt wohl auf die eigentliche Ursache dieses …: vor langen Jahren eröffneten …: Threads ein_gegangen werden …: _aber_ …: da selbst jenes Detail betreffend …:

Kali-falk-sherston.
Die einzige Möglichkeit, welche mir gekommen ist ist, dass sich der Teil "Falk" des Namens auf Schillers Werk über die Freimaurer bezieht, in dem einer der Titelhelden den Namen Falk trägt

das man …: wegen unzureichend bleiben Müssendem …: _sinnigerweise_ …: allein als lautmalerischen Klecks sich selbst überläßt …: präjudizierendes Reden Geschichtswissenschaftliches kontaminiert …: sei an dieser Stelle lediglich noch der Hinweis gegeben …: Von Schiller gibt‘s kein Stück, dessen Held den Namen "Falk" trägt …: _hingegen_ …: von Lessing …: Ernst und Falk Gespräche für Freimaurer …: _und_ …: _Dieses_ bis heute lesenswerte Stück ist für Überlegungen völlig ungeeignet, die dem lautmalerischen Klecks "Kalifalksherston" …: _Sinn_ …: beilegen wollen …: _denn_ …: bereits im "Ersten Gespräch" antwortet Falk auf Ernstens Frage hin …: ZITAT_Und könntest du denn wissen, was du weißt, ohne [_in die Freimaurerei_] aufgenommen zu seyn?_ZITATENDE

…: _so_ …:

ZITAT_Warum nicht? […] man [muß] […] durch eignes Nachdenken ebensowohl darauf verfallen können [_was Sinn und Idee der Freimaurerei ist_], als man durch Anleitung darauf geführet wird [_indem man sich in einer Freimaurerloge den drei entscheidenden Fragen stellt_]_ZITATENDE _ Quelle des Zitats : Gotthold Ephraim Lessings Ernst und Falk Gespräche für Freimaurer, historisch-kritisch erläutert vom Herausgeber Theodor Merzdorf, Verlag Karl Rümpler, Hannover, 1855, die Seite 13.




@Administrator

… es ist der blanke Hohn, daß in einem socialmedialen Forum ein User seinen eignen Account nicht löschen kann …: dafür sozusagen ein Antrag zu stellen wäre …: wofür der eigentliche Grund in google_esker Zusammenarbeit …: "KI & Co" betreffend …: oder in welchen freiheitsraubenden Seltsamkeiten auch immer …: zu suchen sein mag …: _deshalb_ …: Ich fordere Sie dringend auf, diese Löschung zügig und ohne weitres Gehampel zu vollziehen.

Distanzierte Grüße!
 
Wie wahr!

Es darf daher getrost, was auch von allen, deren Sinne, weil sie unter Sternen, die, wie der Dichter sagt: „dörren, statt zu leuchten“, geboren sind, vertrocknet sind, behauptet wird, enthauptet werden, daß hier einem sozumaßen und im Sinne der Zeit, dieselbe im Negativen als Hydra gesehen, hydratherapeutischen Moment ersten Ranges – immer angesichts dessen, daß, wie oben, keine mit Rosenfingern den springenden Punkt ihrer schlechthin unvoreingenommenen Hoffnung auf eine, sagen wir, schwansinnige oder wesentielle Erweiterung des natürlichen Stoffgebietes zusamt mit der Freiheit des Individuums vor dem Gesetz ihrer Volksseele zu verraten sich zu entbrechen den Mut, was sage ich, die Verruchtheit haben wird, einem Moment, wie ihm in Handel, Wandel, Kunst und Wissenschaft allüberall dieselbe Erscheinung, dieselbe Frequenz den Arm bieten, und welches bei allem, ja vielleicht gerade trotz allem, als ein mehr oder minder modulationsfähiger Ausdruck einer ganz bestimmten und im weitesten Verfolge excösen Weltauffasserraumwortkindundkunstanschauung kaum mehr zu unterschlagen versucht werden zu wollen vermag – gegenübergestanden und beigewohnt werden zu dürfen gelten lassen zu müssen sein möchte.

(Lic. Dr. Jeremias Müller)
 
... leider haben Sie den Zusammenhang nicht parat ...: Herr Goethe erzählt erstmals am 23. März 1792 von jenem "palermitanischen Erlebnis" ...: das wird im 1. Band von "Goethes Neue Schriften", die im selben Jahr erschienen sind, fast genauso wiederholt ...: in der im Jahre 1817 erschienenen Italienischen Reise wird das lediglich etwas abgewandelt wiederholt. ...
Das stimmt, ich habe es gefunden: Goethes Neue Schriften, Bd. 1, II. Es ist sogar noch ausführlicher beschrieben als in der "Italienischen Reise". Dort erwähnt er ja schon, dass er sich der Familie verpflichtet fühlte, weil er sie angelogen und ihr Hoffnungen auf finanzielle Unterstützung gemacht hatte, ohne aber die Mittel sofort aufbringen zu können. Hier schreibt er dann, dass die Familie ihm noch einen Brief an Balsamo mitgegeben habe, der ihn an seine "Schuld" oder sein schlechtes Gewissen erinnert habe. Dann folgt:
Verehrungswürdige Personen, denen ich dieses Dokument vorlegte und die Geschichte erzählte, teilten meine Empfindungen und setzten mich in den Stand, jener unglücklichen Familie meine Schuld abtragen zu können und ihr eine Summe zu übermachen, die sie zu Ende des Jahres 1788 erhielt, und von deren Wirkung folgender Brief ein Zeugnis ablegt...
Hier kommt dann der Dankbrief, den die Mutter und Schwester ihrem Bruder (den sie für den Wohltäter hielten) gesandt hatten.

Die ganze Geschichte wirkt tatsächlich ein wenig abenteuerlich (auch Goethe selbst nennt sie so), vielleicht ist sie also wirklich bloß gut erfunden. Bislang wurde mir aber nicht ganz klar, wie Du es Dir stattdessen vorstellst?

Eine andere Frage wäre, weshalb Du glaubst, dass dieser etwas herablassende Diskussionsstil nötig ist? Es hat doch niemand bezweifelt, dass Du Dich mit dem Thema intensiv befasst hast? Sepiola, ElQuijote, Ravenik oder Turgot haben (jetzt nur als Beispiele, es gibt sicher noch viele andere) ebenfalls ein sehr profundes Wissen auf zum Teil deutlich breiterem Gebiet, und natürlich stellen sie Fehler auch richtig, ohne aber andauernd ihre intellektuelle Überlegenheit zu betonen. Deine Art mindert (für mich, andere mögen das anders sehen) doch die Bereitschaft, mich auf ein längeres Gespräch mit Dir einzulassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie wahr!

Es darf daher getrost, was auch von allen, deren Sinne, weil sie unter Sternen, die, wie der Dichter sagt: „dörren, statt zu leuchten“, geboren sind, vertrocknet sind, behauptet wird, enthauptet werden, daß hier einem sozumaßen und im Sinne der Zeit, dieselbe im Negativen als Hydra gesehen, hydratherapeutischen Moment ersten Ranges – immer angesichts dessen, daß, wie oben, keine mit Rosenfingern den springenden Punkt ihrer schlechthin unvoreingenommenen Hoffnung auf eine, sagen wir, schwansinnige oder wesentielle Erweiterung des natürlichen Stoffgebietes zusamt mit der Freiheit des Individuums vor dem Gesetz ihrer Volksseele zu verraten sich zu entbrechen den Mut, was sage ich, die Verruchtheit haben wird, einem Moment, wie ihm in Handel, Wandel, Kunst und Wissenschaft allüberall dieselbe Erscheinung, dieselbe Frequenz den Arm bieten, und welches bei allem, ja vielleicht gerade trotz allem, als ein mehr oder minder modulationsfähiger Ausdruck einer ganz bestimmten und im weitesten Verfolge excösen Weltauffasserraumwortkindundkunstanschauung kaum mehr zu unterschlagen versucht werden zu wollen vermag – gegenübergestanden und beigewohnt werden zu dürfen gelten lassen zu müssen sein möchte.

(Lic. Dr. Jeremias Müller)
Das ist Morgenstern, oder?
 
@Administrator

… es ist der blanke Hohn, daß in einem socialmedialen Forum ein User seinen eignen Account nicht löschen kann …: dafür sozusagen ein Antrag zu stellen wäre …: wofür der eigentliche Grund in google_esker Zusammenarbeit …: "KI & Co" betreffend …: oder in welchen freiheitsraubenden Seltsamkeiten auch immer …: zu suchen sein mag …: _deshalb_ …: Ich fordere Sie dringend auf, diese Löschung zügig und ohne weitres Gehampel zu vollziehen.

Distanzierte Grüße!
??? wattwillzu?
 
Es hat doch niemand bezweifelt, dass Du Dich mit dem Thema intensiv befasst hast? .., ElQuijote, .... oder ... haben (jetzt nur als Beispiele, es gibt sicher noch viele andere) ebenfalls ein sehr profundes Wissen auf zum Teil deutlich breiterem Gebiet, und natürlich stellen sie Fehler auch richtig, ohne aber andauernd ihre intellektuelle Überlegenheit zu betonen.
Ich weiß gar nichts. Deshalb mein Benutzername. Sollte für Nescio nicht soooo unverständlich sein.
Ernsthaft: Ich habe von dem Thema keine Ahnung. Ich habe aber auch nicht so getan, als hätte ich sie. Ich habe - wenn ich nicht anderweitige Hinweise gegeben habe (etwa das Siezen in Internetforen fast einer Beleidigung gleichkommt) - vor allem nachgefragt, wenn mir die Argumentation lückenhaft oder übertrieben emotional erschien. Ich hätte gerne mehr erfahren. Wenn da nicht die Schmähungen anderer und das Selbstlob (das ja olfaktorisch keinen besonders guten Ruf hat) wären.
 
Ich hätte gerne mehr erfahren. Wenn da nicht die Schmähungen anderer und das Selbstlob (das ja olfaktorisch keinen besonders guten Ruf hat) wären.
das unterschreibe ich! Sehe ich genauso.

...leider ist es bis jetzt nicht dazu gekommen, dass man die Fakten, die Goethe als intriganten Lumpen, Zarin Katharina als ängstliches Hascherl, Cagliostro als unschuldigen Heiland erweisen, nachsehen oder nachlesen könnte: sie wurden schlicht nicht genannt.

...nach dem wutschnaubenden Egotrip #43 ist wohl nicht mehr damit zu rechnen, dass sie mitgeteilt werden. Naja, gibt schlimmeres, und immerhin war man typografisch _...: originell unterhalten worden ;)
 
Ich weiß gar nichts. Deshalb mein Benutzername. Sollte für Nescio nicht soooo unverständlich sein.
Ernsthaft: Ich habe von dem Thema keine Ahnung. Ich habe aber auch nicht so getan, als hätte ich sie. Ich habe - wenn ich nicht anderweitige Hinweise gegeben habe (etwa das Siezen in Internetforen fast einer Beleidigung gleichkommt) - vor allem nachgefragt, wenn mir die Argumentation lückenhaft oder übertrieben emotional erschien. Ich hätte gerne mehr erfahren. Wenn da nicht die Schmähungen anderer und das Selbstlob (das ja olfaktorisch keinen besonders guten Ruf hat) wären.
Ich meinte bei Euch jetzt eher auf anderen Gebieten, bei denen es mir in der Vergangenheit ab und zu auffiel. Mir erschien es auch so, dass Nescio hier über ein sehr profundes Wissen zu Goethe und Cagliostro verfügt, und den Hinweis auf 1791 fand ich äußerst hilfreich. Es ist einfach nur schade, wenn jemand dieses Wissen auf eine eher ungute Weise teilt bzw. zur Schau stellt, zumal er sich schon eigens in einem Gesprächsforum angemeldet hat. So hat am Ende keiner etwas davon: Ähnlich wie Dekumatland habe auch ich den Eindruck, dass letztlich die Grundgedanken unklar blieben, und Nescio selbst hat wohl auch die meisten Nutzer nicht von seinem überaus überlegenen Intellekt überzeugen können...
 
den Hinweis auf 1791 fand ich äußerst hilfreich.
Inwiefern hilfreich?
Unterscheidet sich inhaltlich, was Goethe da 1791 geschrieben hat ("abenteuerliche Geschichte") von seiner späteren Darstellung in der Italienreise? Und welche Textpassagen in beiden erweisen Goethe als in politischem Auftrag handelnden/lügenden Intriganten? (Nicht falsch zu verstehen: ich will keinen Goethe schönreden, sondern einfach wissen - anhand von Quellen - was er verbockt haben soll. Mir ist da jedes gesicherte Ergebnis recht)
Das Argument, Goethe habe seine 1791er Publikation absichtlich nach dem Erscheinen einer "Propagandaschrift" lanciert/platziert, kann ich noch nicht einschätzen - gibt es dazu (@nescio legt ja großes Gewicht darauf) denn Quellen, die ein Goethesches "hurra, dort ist das erschienen, jetzt kann ich machtelitär in dieselbe Bresche hauen" nachweisen? Ich frage das in die Runde, weil ich es erstens nicht weiß und weil es zweitens nur verklausuliert angedeutet/verdächtigt war.
 
Es ist halt (aus meiner nicht maßgeblichen Sicht) ein gewisser Unterschied, ob Goethe die "Abenteuergeschichte" gut 20 Jahre nach dem Tod Cagliostros oder zur Zeit der größten europaweiten Aufmerksamkeit für den Prozess in Rom verfasst und/oder veröffentlicht hat. Im ersten Fall gäbe es eigentlich keinen guten Grund, das Ganze zu erfinden oder die eigene Rolle als "Ermittler" aufzubauschen, im zweiten Fall vermutlich schon eher. Damit will ich nicht sagen, dass es so gewesen sei (oder dass man Goethe bei der ganzen Sache eine moralische Verfehlung vorhalten könnte oder sollte), sondern nur auf den Unterschied der öffentlichen Aufmerksamkeit hinweisen. 1791 war Cagliostro in aller Munde, seine Bedeutung als Teil einer angeblichen Illuminatenverschwörung wurde vermutlich sogar deutlich überschätzt. 1815/1817 spielte sein Fall keine große Rolle mehr, vielleicht hatten viele Leser der italienischen Reise sogar Mühe, sich überhaupt an ihn zu erinnern. Falls Goethe - wie gesagt, rein im Konjunktiv gesprochen - das Ganze aufgebauscht oder ganz erfunden haben sollte, wäre das 1791 wohl naheliegender gewesen als 25 Jahre später.
 
Mir erschien es auch so, dass Nescio hier über ein sehr profundes Wissen zu Goethe und Cagliostro verfügt,
Dem würde ich im Kern nicht widersprechen. Ob die einzelnen Schlussfolgerungen so richtig waren oder ob die Gewährsleute (Vater und Sohn de Chirico, (reiner) Mathematiker und Chirurg*) gut ausgewählt waren, das ist halt die Frage.


*Da ich keines der Bücher von Raffaele oder Tommaso de Chirico gelesen habe, ist das überhaupt kein Urteil über die beiden: Eines ist sicher: Sie werden beide logisch denken können. Vielleicht revolutionieren sie ja tatsächlich die Sichtweise über Cagliostro. Zunächst einmal ist aber festzuhalten, dass sie fachliche Außenseiter sind.
Fachliche Außenseiter haben oft die Wissenschaften voran gebracht (NS-Forschung ist ohne Juristen, Frühgeschichtliche Archäologie ist ohne Biologen kaum zu denken) aber oft schreiben sie auch einen ziemlichen Unsinn, so wie der Wirtschaftsrechtler (Prof. an einer staatlichen Uni), der sowohl zu Atlantis "theoretisiert", als auch die pontes longi bei Wiedenbrück verortet, oder der Geologe, der rassistischen Unfug schrebt und den Holocaust negieren will, oder der kathol. Religionspädagoge, der behauptet, Muhammad (der Gesegnete) sei eigentlich Christus, der Islam ein Missverständnis, oder der Dr. der Germanistik, der 300 Jahre Mittelalter streichen möchte. Alles kluge Leute, denen man aber zurufen möchte: Schuster, bleib bei deinem Leisten!
Ich weiß nicht, zu welcher Gruppe die de Chiricos gehören, ob zu den Zeitverschwendern oder zu den Bereicherern und Voranbringern. Es macht mich aber durchaus skeptisch, wenn da nur ein (Nachname) steht. Aber das ist natürlich KEIN Argument dagegen, dass die de Chiricos tatsächlich auf der richtigen Spur sind und soll es auch nicht sein. Aber nur weil mir jemand einen (bzw. zwei) Verfasser nennt, die anderer Meinung sind, muss nicht alles über den Haufen geworfen werden. Es zählen immer noch die Argumente, und ob sich etwas zur opinio communis durchsetzen kann.
Nicht, dass wir es mit falscher Ausgewogenheit zu tun bekommen:

555px-Karikatur_Falsche_Ausgewogenheit.png
 
Hier hätte ich einen interesanten Artikel zu „Grafen“ Cagliostro von Professor Thomas Macho (* 2. Juli 1952/Wien).
Seinem Wissen über den „Grafen“ liegen die Bücher zu grunde:
  • Klaus H. Kiefer
    Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus
    C. H. Beck, München 1991. 740 S.
  • Michail A. Kusmin
    Das wundersame Leben des Joseph Balsamo Graf Cagliostro. Roman
    Aus dem Russischen von Christel Ruzicka.
    Insel, Frankfurt a. M. 1991. 156 S.
  • Iain McCalman
    Der letzte Alchemist. Die Geschichte des Grafen Cagliostro
    Aus dem Englischen von Sonja Schuhmacher und Rita Seuß.
    Insel, Frankfurt a. M. 2004. 331 S.
In dem Magazin für politische Kultur „Cicero“ schreibt er unter der Überschrift: „Der erste Prominente der Weltgeschichte“ u.a.:

„... Ein Denkmal in Mozarts «Zauberflöte»

Über Cagliostro haben dagegen nicht nur Casanova, Goethe, Schiller, Friedrich Nicolai, William Blake, Thomas Carlyle, Alexandre Dumas, Walter Benjamin oder Umberto Eco – polemisch und fasziniert zugleich – geschrieben; es war Mozart, der ihm mit der Gestalt des Sarastro in der «Zauberflöte» ein unvergängliches Denkmal setzte. Wer die zahlreichen Bilder, Portraits und Büsten Cagliostros betrachtet, kann diese Wirkung nicht verstehen: Er sieht einen ebenso fülligen wie sanften und offenbar freundlichen Mann – keinen Dämon, aber auch keinen Magier und Herzensbrecher...“.

Zum kompletten Artikel wems interessiert:
Portrait – Der erste Prominente der Weltgeschichte

Und noch ein Link zum Autor des Artikels:
Thomas Macho – Wikipedia
 
Zunächst einmal ist aber festzuhalten, dass sie fachliche Außenseiter sind.
Immerhin schafften es die De Chiricos unter dem Titel "Kontroverse über seine wahre Identität" in die italienische Wiki zu Cagliostro:
Womit ihre Argumente hoffentlich in Italien etwas breiter diskutiert und vielleicht irgendeinmal übersetzt werden.
Eines der Bücher von Tommaso De Chirico in italienischer Sprache als Voransicht:

Ganz allein sind sie nicht, denn auch Evgeny Kuzmishin, russischer Autor (Historiker?), publizierte 2017 und äußerte erhebliche Zweifel daran, dass Cagliostro und Balsamo identisch sind. Er hält es für einen Irrtum/Verwechslung von Balsamos Onkel, Antonio Braconniere. Leider nur auf russisch.
Demnach wurde 1786 durch die englische und französische Boulevardpresse, besonders durch den Herausgeber des "Courier de l'Europe", Charles Théveneau de Morande, die Verbindung zwischen Balsamo und Cagliostro erfunden.
Damals untermauert mit einer Aussage von Antonio Braconniere, einem Onkel Balsamos.
übersetzt:
Es muss gesagt werden, dass Onkel Antonio 82 Jahre alt war und seinen Neffen seit 23 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Graf Cagliostro hat er nur auf den von der Zeitung nachgedruckten Lithographien gesehen.

Balsamos Leben wird von mehreren seiner Bekannten, Verwandten und Reisegefährten beschrieben. Auch Cagliostros Leben wird von vielen Augenzeugen beschrieben. Der Zeitpunkt, an dem die Biografie von Balsamo in die Biografie von Cagliostro einfloss, ist nirgendwo angegeben. Das instabile Gefüge der Aussagen Antonio Braconnieres ist das Einzige, was verhindert, dass dieser gespenstische Zeitvektor in zwei völlig unterschiedliche Biografien zerfällt. Über die Identität dieser beiden Personen wird in polizeilichen Dokumenten und Berichten nichts Näheres gesagt, die Ähnlichkeit ihrer Handschrift ist nicht bestätigt, es ist kein einziger Augenzeuge aufgetaucht, der bereit gewesen wäre, unter Eid auszusagen, dass er Balsamo vor 1776 gesehen habe und dass es sich dabei um dieselbe Person wie Graf Cagliostro im Jahr 1786 handelte.

Skepsis herrscht auch bei mir und ich bin mir nicht sicher, ob es sich lohnt darüber zu diskutieren.
Meine Motivation, hier Beiträge dazu zu schreiben, hält sich wegen Vermengung mit bösen Absichten, Punkten und Unterstrichen bereits in Grenzen, auch wenn es noch einige Fragen in diesem Thread zu klären gäbe.
Der "Courier de l'Europe" von 1786 steht übrigens auf Gallica zur Verfügung, falls jemand Lust hat, die 53 Ausgaben durchzukämmen.
Der Antwort zur ursprünglichen Frage dieses Threads kämen wir damit allerdings kaum näher.
 
Eigentlich soll es in diesem Faden doch um die literarische Produktion von Katharina der Großen gehen (oder auch nur um eine ihrer drei Komödien). Nachdem der neun Jahre ruhende Faden unlängst spektakulär reanimiert wurde, teilte die Wiederbelebung verklausuliert den Verdacht mit, die mächtige Zarin habe ihre Komödien aus "angenommenen persönlichen" Gründen verspätet (?) publiziert (die müsste also einen günstigen Publikationszeitpunkt abgewartet haben) - weiß jemand genaueres als Verdächtigungen oder Mutmaßungen über die Editionsgeschichte und -umstände?
Ich frage das in die Runde, weil ich es erstens nicht weiß und weil es zweitens nur verklausuliert angedeutet/verdächtigt war.
 
Immerhin schafften es die De Chiricos unter dem Titel "Kontroverse über seine wahre Identität" in die italienische Wiki zu Cagliostro:
Ich denke, dass Cagliostro ein Nischenthema ist. Es gibt ein inaktives Mitglied dieses Forums mit einer Website zu einem hier im Forum oft diskutierten Sachverhalt, das hier ab und an mal mitliest. Dieses Mitglied ist - oder war - Wirt. Betreiber einer Gastwirtschaft. Dennoch wird seine Website und die nur dort (und in der Wissenschaft nicht) vertretene These bei Wiki gelistet. M.V.n.von ihm selbst dort platziert. Wikipedias Stärken sind eben oft auch seine Schwächen.
 
Die einzige Möglichkeit, welche mir gekommen ist ist, dass sich der Teil "Falk" des Namens auf Schillers Werk über die Freimaurer bezieht, in dem einer der Titelhelden den Namen Falk trägt. Zeitlich würde das passen, dennoch erklärt es nicht die anderen Teile des Namens. (ein Bezug zu der Kriegsgöttin Kali des Hinduismus wäre wohl zu weit hergeholt).:confused:
Dass man wegen unzureichend bleiben Müssendem sinnigerweise allein als lautmalerischen Klecks sich selbst überläßt präjudizierendes Reden Geschichtswissenschaftliches kontaminiert sei an dieser Stelle lediglich noch der Hinweis gegeben: Von Schiller gibt‘s kein Stück, dessen Held den Namen "Falk" trägt, hingegen von Lessing: Ernst und Falk — Gespräche für Freimaurer
Dieses bis heute lesenswerte Stück ist für Überlegungen völlig ungeeignet, die dem lautmalerischen Klecks "Kalifalksherston" Sinn beilegen wollen, denn bereits im "Ersten Gespräch" antwortet Falk auf Ernstens Frage hin: "Und könntest du denn wissen, was du weißt, ohne [in die Freimaurerei] aufgenommen zu seyn?"

so:

"Warum nicht? […] man [muß] […] durch eignes Nachdenken ebensowohl darauf verfallen können [was Sinn und Idee der Freimaurerei ist], als man durch Anleitung darauf geführet wird [indem man sich in einer Freimaurerloge den drei entscheidenden Fragen stellt]" Gotthold Ephraim Lessings Ernst und Falk — Gespräche für Freimaurer, historisch-kritisch erläutert vom Herausgeber Theodor Merzdorf, Verlag Karl Rümpler, Hannover, 1855, die Seite 13.

Ich weiß nicht, warum man einen zehn Jahre alten Beitrag von einer offensichtlich damals noch jungen Studentin, die nie mehr erschienen ist und die Replik daher auch kaum lesen wird, auf diese Weise auseinandernehmen muss. Das geht auch wertschätzender.

So nun zum Inhalt. Du kritisierst Soltica dafür, dass sie versuchst dem Namen - dem "lautmalerischen Klecks" - Kalifalkherston einen Sinn beizulegen.
Nun ist es so, dass lautmalerische Namen in Literatur und Theaterstücken vorkommen (man denke nur an den verfressenen Sancho Panza, gewissermaßen Sancho Dickbauch). Es ist also nicht abwegig, in dem Namen nach einem Sinn zu suchen, wenn auch vielleicht sinnlos. Nicht abwegig, wenn auch vielleicht sinnlos.*

In Die Betrüger, zweiter Auftritt entspinnt sich ein Dialog zwischen Kalifalksherston:

Kalifalksherston: Mein Name erschallte überall.
Dodin: Kann wohl seyn.
K Ich bin Kalifalksherston.
Dodin: Wie? wie ist ihr Name?
K Kalifalksherston.
D Erlauben Sie mir, selbigen, dem Gedächtniß zu Hülfe, aufzuschreiben, er...er ist sehr ungewöhnlich [schreibt] Kali... Kali...
K Falksherston.
D Es ist nicht leicht, mein Herr, Ihren Namen auswendig zu lernen.
K Unser giebts in der Welt nur fünf Brüder.
....
D Selbst auf dem Papier nimmt ihr Name einen ziemlichen Raum ein.
K Ich habe ihn doch, der Schwäche des menschlichen Gedächtnisses zur Liebe, um fünf Glieder verkürzt;....

Da wird schon sehr auf dem Namen herumgeritten, dass man auf die Idee kommen könnte, dass da mehr dahinter steckt. Ich würde das jedenfalls nicht so vom Tisch wischen.

Mashenka hatte damals schon vorgschlagen, in 'Kali-' Cagli- zu lesen. Vielleicht.
Ich, mit meinem Faible für die arabische Welt, sehe natürlich sofort den Kalifentitel und den arabischen Artikel: Kalif al-ksherston
Keine Sorge, ich glaube nicht, dass das dahintersteckt, aber ganz unmöglich ist das nicht, Berührungspunmkt zum Islam hatte das Russland des 18. Jhdts. und Orientalismus war ja durchaus eine Strömung der Zeit, also unmöglich wäre das nicht.

Bzgl. Falk - Falsch Schiller oder korrekt Lessing ist da erstmal egal: Beim Brainstorming kommen Gedanken auf, die später mitunter wieder verworfen werden. Deswegen muss man also nicht so ein Fass aufmachen und Studienanfänger - und wenn auch zehn Jahre später - bloßstellen.

*die Wiederholung ist Absicht.
 
Eigentlich muss es Kalifalkžerston - ž statt sh - lauten:


Калифалкжерстонъ. Имя мое повсюду гремитъ.

Додинъ. Быть можетъ.

Калифалкжерстонъ. Я — Калифалкжерстонъ.

Додинъ. Какъ? какъ имя ваше?

Калифалкжерстонъ. Калифалкжерстонъ.

Додинъ. Позвольте мнѣ записать для памяти, оно, оно не обыкновенное (записываетъ). Кали… Кали…?

Калифалкжерстонъ. Фалкжерстонъ.

Додинъ. Не скоро, сударь, вытвердишь имя ваше наизусть.

Калифалкжерстонъ. Насъ на свѣтѣ только пятеро братьевъ.
...

Додинъ. Да, имя ваше на бумагѣ мѣста займетъ.

Калифалкжерстонъ. Я укратилъ его еще пятью колѣнами ради слабости памяти человѣческой; познаніе наше обширно, какъ вселенная.

...
 
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