Katharina die Große als Autorin - Der Betrüger

...zweimal hatte ich nach den angenommenen (!), also wohl (nur) gemutmaßten Gründen der Zarin gefragt - mit dieser scheinbaren Antwort kann ich nichts anfangen, denn die Gründe werden schlichtweg nicht genannt.

... bin ich schlicht zu geistesträge, um darin einen tieferen & erklärenden & vehement faktenbasierten Sinn zu erkennen, oder ist das einfach nur nebulöse Wortdrechselei? Ich tendiere stark zu letzterem.
... _nun_ ...: Sie müssen die Machtverhältnisse um 1780 ...: als jener Cagliostro und seine Begleitung aus Rußland ausgewiesen wurden ...: im übrigen nicht verklagt und bestraft wurden ...: und die um 1786 sehen ...: wenn Sie sich auskennen, können Sie selbstständig weiterdenken. ...: _Hinweis_ ...: Jener Cagliostro war 1780 bei vielen Adligen im damaligen Rußland beliebt ...: auch in Kurland ...: _zumal_ ...: Es wäre zu offensichtlich gewesen, hätte sie ...: _also_ ...: aus privaten Gründen, sprich :
Favorit Grigori Alexandrowitsch Potjomkin

...: ihre "satirischen Schriften" direkt nach der Ausweisung veröffentlicht. ...: Hingegen 1787 ...: nach der "Halsbandaffäre" ...: stellten sich für das gesamte Machtgefüge des europäischen feudalistischen Systems _alle_ Fragen anders ...: das heißt ...: auch für die russischen Adligen in toto.

... _übrigens_ ...: Daß ich hier nur Andeutungen mache, hängt zum einen damit zusammen, daß ich erfahren will, was von andren zu einem Sachverhalt gemeint wird, der von A bis Z unklar ist ...: _denn_ ...: Es nützt wenig, dem lautmalerischen Klecks : "Kalifalksherston" dadurch Sinn einzuhauchen, indem man Charakterfetzen verschiedener Persönlichkeiten ...: sozusagen kalifalksherstonistisch ...: amalgamiert ...: wenn auch die Art und Weise, wie das _hier_ geschieht, durchaus aufschlußreich ist …: ob?_ man’s vielleicht als spätes Beispiel für "aufgeklärten Obskurantismus" nehmen sollte …: _oder?_ …: als Beispiel für "Neo_Obskurantismus …: Samuel Jacob Hayyim Falk = Yisrael ben Eliezer/Baal Shem Tov :D …: _jedenfalls_ …: man verwendet …: vermutlich unbewußt …: die von Monsignore Giovanni Barberi in seiner Propagandaschrift verwendete Methode …: Amalgamierung zweier verschiedener Persönlichkeiten :) …: das hält einer objektvierten Untersuchung nicht stand. …: zum andren …:

Mein Hauptinteresse liegt auf den Gründen für den im Jahre 1790 stattgefunden habenden Prozeß gegen jenen Cagliostro …: _denn_ …: der ereignete sich nicht deshalb, weil unterstellte Betrügereien …: die jener Cagliostro in andren Ländern begannen haben soll …: überhaupt justiziable gewesen wären …: zumal das dann nicht in der "Verurteilungskompetenz" der Römischen Inquisition gelegen hätte …: das einzige, was im Kirchenstaat mit dem Tode hätte geahndet werden können, wäre das Ausüben dessen gewesen, was man "Freimaurerei" nennt …: dann hätte man aber den ganzen Aufwand nicht betreiben müssen und man hätte auch nicht sofort nach der Urteilsverkündung im Jahre 1791 jene von jenem Barberi verfaßte Propagandaschrift veröffentlichen …: _und_ …: sofort in die Hauptsprachen der Reiche des alten Regimes übersetzen und veröffentlichen müssen.
 
Klar ist ja nur, dass
... was?_ ist daran interessant, daß von Samuel Jacob Hayyim Falk vor allem bekannt ist, daß dieser von 1710–1782 gelebt hat, während Yisrael ben Eliezer, den man auch Baal Shem Tov nannte, von 1698 bis 1760 lebte. …: einmal, daß man bis heute …: _oder?_ …: gerade wieder heute …: diese beiden Personen zu einer amalgamiert …: zum andren …: daß das eine Methode ist, die genauso bei Giuseppe Balsamo und jener Person ...: die sich seit 1777 Alessandro Cagliostro oder Conte di Cagliostro nannte ...: angewendet wurde.

…: und insofern …:

Will man annehmen, daß Katharina II. mit dem lautmalerischen Klecks : "Kalifalksherston" u.a. auf jenen "Falk" anspielen wollte …: um eine charakterliche Verbindung mit jenem Balsamo zu verklausulieren …: dann hätte sie das betrieben, das man als "aufgeklärten Obskurantismus" bezeichnen kann …: etwas vermeintlich aufklären, um es dann nur neu zu obskurantieren.
 
Jetzt mal ganz unabhängig davon, ob er es denn nun ist oder nicht: Was ist denn so schlimm daran, dass manche (praktisch alle außer die de Chririci und du) Cagliostro für Balsamo halten? Ich habe noch nicht verstanden, warum du daraus einen Skandal machst.
 
Du sendest widersprüchliche Signale. Wenn du gesperrt werden willst, solltest du nicht mehr mit diskutieren.
... nein ...: Wenn Sie sich meine "Postzeiten" ansehen, erkennen Sie, daß die nicht dazu dienen, um auf jeden Post sofort zu antworten, den ich für theradbezogen interessant halte ...: _sondern_ ...: ich erlaube mir, hier von Zeit zu Zeit hereinzuschauen, ob Sie meinen Account wunschgemäß gelöscht haben …: und bei der Gelegenheit kann es dann sein, daß ich auf eklatante Aussagen hin etwas poste. …: das heißt ...: Ich verstehe nicht, daß sie den Wunsch eines Users ignorieren, seinen Account gelöscht zu sehen ...: hampel Sie also nicht weiter herum ...: löschen!_ Sie.
 
1.) Ich bin Moderator, kein Befehlsempfänger. Und wenn da Dinge im Ton des Befehls gepaart mit Beleidigungen kommen, dann kommt mein westfälisches Wesen doch stärker zu tragen, als das meiner italienisch-hessisch-rheinländischen Vorfahren. Wir leben in keiner ständischen Gesellschaft mehr, wo ein hochstapelnder Möchtegerngraf einen vermeintlich rangniedrigeren - unbezahlten(!) - Dienstleister herumschubsen kann.

In Kurzfassung: Was glaubst du eigentlich, wer du bist?


2.) Ich bin nicht Administrator, ich bin Moderator. Ich kann nur sperren.
3.) Es ist total unlogisch, mir zu sagen, du wolltest gesperrt werden und dann mehrere Beiträge zum Sachverhalt zu schreiben, zumal diese ja nun auch wieder Antworten generieren, die zum Teil Fragen beinhalten usw.usf.
 
... nein ...: Wenn Sie sich meine "Postzeiten" ansehen, erkennen Sie, daß die nicht dazu dienen, um auf jeden Post sofort zu antworten, den ich für theradbezogen interessant halte ...: _sondern_ ...: ich erlaube mir, hier von Zeit zu Zeit hereinzuschauen, ob Sie meinen Account wunschgemäß gelöscht haben …: und bei der Gelegenheit kann es dann sein, daß ich auf eklatante Aussagen hin etwas poste. …: das heißt ...: Ich verstehe nicht, daß sie den Wunsch eines Users ignorieren, seinen Account gelöscht zu sehen ...: hampel Sie also nicht weiter herum ...: löschen!_ Sie.
aber @nescio ... warum so abweisend-herrisch und garstig-unfreundlich?
Du machst also nur gelegentliche Stippvisiten hier: was wäre so schlimm daran, wenn es dir wir Hans Castorp ergeht, der auch nur eine Stippvisite geplant hatte, und du halt doch ein wenig länger bleibst und statt
Daß ich hier nur Andeutungen mache
mal die Argumente und Quellen vorstellst, die auf den deiner Ansicht/Recherche nach "echten" Cagliostro verweisen?
 
Da hast Du ohne Zweifel Recht.
Sein Ton war/ist schon etwas merkwürdig.
Ob es mit seinen >Nicknamen< zusammen hängt? Nescio ist ja Lateinisch.
Nescio ist ja das Pseudonym eines holländischen Schriftsteller. Dessen bürgerlicher Name: Jan Hendrik Frederik Grönloh.

Und der besagte Pitré Giuseppe hat ja auch ein Buch über "Goethe in Palermo 1787" geschrieben. Ist 1976 im Verlag Palermo, Sellerio, Palermo erschienen.
 
daß das eine Methode ist, die genauso bei Giuseppe Balsamo und jener Person ...: die sich seit 1777 Alessandro Cagliostro oder Conte di Cagliostro nannte ...: angewendet wurde.
Mein Hauptinteresse liegt auf den Gründen für den im Jahre 1790 stattgefunden habenden Prozeß gegen jenen Cagliostro …: _denn_ …: der ereignete sich nicht deshalb, weil unterstellte Betrügereien …: die jener Cagliostro in andren Ländern begannen haben soll …: überhaupt justiziable gewesen wären
Daraus entnehme ich zwei Thesen:
1. Balsamo und Cagliostro sind nicht dieselbe Person
2. Cagliostro hat eigentlich nichts justiziables auf dem Kerbholz

zu 1: gibt es denn Quellen, die das nachweisen?
zu 2: zumindest in Brüssel sah man das wohl anders (Lotto-Betrügereien), aber dem entzog er sich durch Abreise
 
Mein Hauptinteresse liegt auf den Gründen für den im Jahre 1790 stattgefunden habenden Prozess gegen jenen Cagliostro, denn der ereignete sich nicht deshalb, weil unterstellte Betrügereien, die jener Cagliostro in andren Ländern begannen haben soll, überhaupt justiziable gewesen wären.
Daraus entnehme ich [...] These[n]:
[...]
2. Cagliostro hat eigentlich nichts justiziables auf dem Kerbholz

[...]
zu 2: zumindest in Brüssel sah man das wohl anders (Lotto-Betrügereien), aber dem entzog er sich durch Abreise

Zumal das Aus- und Unterbleiben von Prozessen ja durchaus in vor-rechtsstaatlichen Rechtswesen, in denen die Befindlichkeiten des Ersten Standes berücksichtigt werden mussten, durchaus auch darin begründet liegen kann, dass man Mitgliedern des Ersten Standes Demütigungen und Schmach ersparen wollte, indem man ihr Hereinfallen auf Betrügereien unter den Teppich kehrte, also den Betrüger lieber ziehen ließ, als vor Gericht zu zerren. Ich meine bei Giacomo Casanova wurde so verfahren; der wusste einfach zu viel.
Hat man nicht auch bei der Halsbandaffäre zunächst versucht, das unter den Tisch zu kehren?
 
Zumindest gab man Kardinal Rohan wohl Gelegenheit, vor seiner Verhaftung diverse Schriftstücke zu verbrennen, darunter auch die Briefe, die er (vermeintlich) der Königin geschrieben hatte. Man hätte ihm wohl auch einen Prozess erspart, aber er selbst wünschte eine Verhandlung vor dem Pariser Parlament. Cagliostro hatte damals aber auf jeden Fall schon einen sehr anrüchigen Ruf, sonst hätte die Gräfin de La Motte wohl nicht versucht, ihm die Schuld zuzuschieben. Er gehörte also offenbar zu den "üblichen Verdächtigen", wenn es um Betrügereien ging. ;)
 
Da ich keine 20 Jahre Cagliostro-Forschung hinter mir habe, lese ich mich natürlich langsam ein und sammele die Brotkrumen auf, die @nescio uns hinwirft.
Es gibt nicht nur keinen Beweis dafür, daß die von Ihnen zitierte Schrift von Katharina II. stammt, sondern sie hätte diese Schrift, die erstmals 1780 veröffentlicht wurde, auch als von ihr stammend erwähnt, als sie im Jahre 1786 ihre drei "satirischen Stücke" veröffentlichen ließ, die eindeutig gegen jene Person gerichtet waren, die sich seit dem Jahre 1777 Alessandro Cagliostro oder Conte di Cagliostro nannte.
Das Jahr 1786 ist in diesem Zusammenhang deshalb bedeutsam, da in diesem Jahr der Prozeß um die sogenannte Halsbandaffäre endete. Und es war diese Katharina, die die Kampagne gegen jenen Cagliostro eröffnete.
Im Jahre 1787 folgte dann eine gewisse Elisa von der Recke, die wegen ihrer gegen jenen Cagliostro gerichteten "satirischen Schrift" von jener Katharina eine lebenslange Rente erhielt, die ihr ein sorgenfreies Leben zu führen ermöglichte. Man sollte in diesem Zusammenhang das Abhängigkeitsverhältnis des kurländischen Adels der Zarin gegenüber bei seinen Überlegungen mit in Rechnung stellen.
Und ebenso tauchte im Jahre 1787 ein gewisser Herr Goethe in Palermo auf, etwa einen Monat nachdem der palermitanische Rechtsgelehrte, dessen Namen Herr Goethe aber bewußt nicht erwähnt, ein Dokumenten-Konvolut an den französischen Konsul in Neapel geschickt hatte, das - im Gegensatz zur Behauptung von Herrn Goethe - illegal erstellt worden war und das beweisen sollte, daß Giuseppe Balsamo und jener Cagliostro identisch seien - was dieser Rechtsgelehrte aber nicht beweisen konnte, worauf dieser in seinem Begleitschreiben zu diesem Konvolut auch selbst hinweist - jedenfalls: Herr Goethe beteiligte sich nicht nur ebenso an dieser Kampagne, sondern er führte sogar seine eigne "Cagliostro-Kampagne", die er erst im Jahre 1817 beendete.
Mit dieser Kampagne begann er aber erst, nachdem ein gewisser Monsignore Giovanni Barberi im April 1791 die im Auftrag der Römischen Inquisition dem Heiligen Offizium meist kurz nur als Compendio bezeichnete Propagandaschrift veröffentlicht hatte; dies eine Schrift, die unmittelbar nach der Urteilsverkündung des gegen jenen Cagliostro im Jahre 1790 geführten Prozesses veröffentlich wurde, was nicht nur höchst seltsam ist, sondern in keiner Weise mit der allgemein geglaubten Behauptung zu erklären ist, jener Cagliostro sei ein Betrüger gewesen.

Der Vorwurf Barberis als Sprachrohr der Inquisition war ja wohl zuvörderst die Freimaurerei, die man Cagliostro vorwarf. Nun weiß ich, dass es in der Kirche bis heute Menschen gibt, die der Freimaurerei skeptisch bis feindlich gegenüber stehen. Ich hatte vor ca. 25 Jahren mal ein Gespräch mit einem in Rom ansässigen deutschen Pfarrer über Schillers Ode an die Freude (Freude schöner Götterfunken) als Text der Europahymne (ein Freund von mir verbachte damals sein Erasmusjahr in Rom, ich war - ungeplant aber perfekt - in der Woche des offenen Denkmals in Rom) als freimaurerisch deklarierte (was nicht stimmt, aber eine verbeitete Sichtweise ist) und daher ablehnte.
Nun wurde oben die Freiin von Recke bemüht als eine, die sich in den Reigen derer eingereiht habe, welche Cagliostro verfolgten. Nun habe ich die letzten Tage viel in den Herzensgeschichten einer baltischen Edelfrau gelesen. In dieser Autobiographie der Freiin von Recke kommt Cagliostro nicht vor, die Autobiographie bricht mit ihrer Eheschließung, als sie 14 ist, ab. Für dieses Thema wartet dieses Thema aber durchaus mit der Information auf, dass im kurländischen Adel die Freimauerer durchaus verbreitet war. Medem, also Elisa von der Reckes Vater, wird ebenso als Freimaurer beschrieben, wie viele andere Freunde von Vater und Tochter. Insbesondere Rückkehrer aus Straßburg - offenbar für den Kurländer Verwaltungsadel eine bevorzugte Universitätsstadt - scheinen besonders oft in Freimaurerbünde eingetreten sein. Also Elisa von der Recke hat überhaupt keine Beührungsängste zum Freimauerertum sondern steht diesem positiv gegenüber.
Nun habe ich ihre Schrift zu Cagliostro eben erst begonnen (schreibe also womöglich zu voreilig), aber bereits in der Vorrede wettert sie gegen Cagliostro als "Werkzeug der Jesuiten":

...wenn ich nicht fest überzeugt wäre, daß, außer Cagliostro, Schröpfer und Gaßner, noch viele in der Stille umherschleichende Werkzeuge der herrschsüchtigen Jesuiten vorhanden sind, die in so vielen edlen Seelen hohe Erwartungen von zu erlangenden übernatürlichen Kräften erregen und, Cagliostro gleich, sich Gesellschaften zu bilden wissen, durch welche sie ihren Zweck, die Menschen durch blinden Glauben und blinden Gehorsam zu unterjochen, zuletzt erreichen werden, wenn keiner, der sich betrogen fühlet, den Muth hat, laut und wahr [....] das Ganze zu entdecken....​

Es gibt in der Schrift zwei Vorreden, eine durch den Herausgeber Friedrich Nicolai, datiert auf den 25. April 1787 und eine von der Verfasserin selbst, datiert auf den 18. März 1787.
Diesen Vorreden ist folgendes zu entnehmen:
  • die Verfasserin hat bereits, als sie noch Cagliostro verfallen war, über ihn Dinge aufgeschrieben, nicht erst im Nachhinein (ob diese Angabe ex post erdichtet ist, werde ich bei der Lektüre zu ergründen versuchen, wenn ich dafür Indizien finde, werde ich sie nennen)
  • sie hat sich zwar erst nach seiner Entlarvung (oder vermeintlichen Entlarvung) als Betrüger dazu entschieden, eine Schrift über ihn zu veröffentlichen, ABER diese habe sie ihren Freunden zunächst vorgelegt und ihre Freunde hätten ihr teils zu- teils abgeraten, diese Schrift zu veröffentlichen und sich öffentlich die Blöße zu geben (da haben wir dann das Motiv, dass ich auch gestern mutmaßte, warum es mancherorts keine Prozesse gegen Cagliostro gab, wieder). Elisa von der Recke (und ihr Herausgeber Friedrich Nicolai) heben dagegen hervor, dass die Moral es gebiete, dies zu veröffentlichen, damit eben niemand anderes auf Cagliostro und - siehe das Jesuiten-Zitat oben - ähnliche Charaktere hereinfalle.
Nun kann man schwerlich sagen, dass die freimaurerfreundliche, protestantische Edelfrau im Baltikum, welche gegen die Jesuiten in etwa die Verschwörungsthesen ins Felde führt, wie die Inquisition gegen die Freimaurer, ein Instrument der Inquisition sei.

Dies ist als Werkstattbericht zu verstehen.
 
Elisa von der Recke verteidigt sich gegen den wohl antizipierten Vorwurf, Logengeheimnisse preiszugeben, diese täte sie nicht.

Noch muss ich Ihnen, mein edler und gewissenhafter Freund, über die Bedenklichkeit, die Sie gegen die Bekanntmachung dieser Schrift hatten, öffentlich meine Rechtfertigung sagen: weil andere [...] mir die Anschuldigung machen könnten, daß ich durch diese Schrift eine Eidbrüchige geworden sey. [...] Bemerken Sie nur, daß ich über alle Logenangelegenheiten schweige, über dieselben keine Nachrichten gebe und keine Betrachtungen mache. Ich habe zur Verschwiegenheit hierüber einen Eid leisten müssen. [...] Aber keineswegs war ich zur Verschweigung aller hier vorgetragenen Cagliostroschen Lehren und Gaukeleyen verpflichtet. Cagliostro selbst hat mich ermuntert, nach einem Jahre (freylich mit Auswahl!) zu verkündigen, welche Wunder wir erlebt hätten. Freylich hat er vermuthlich nicht geglaubt, daß ich, bey meiner damaligen schwärmerischen Seelenstimmung, jemals zur Vernunft zurückkehren würde; und so schien ich ihm ein würdiges Subjekt, durch welches den mystischen Wunderkräften mehr Anhänger geschaft (sic!) werden könnten. Jetzt aber, da ich diese Wunder und Lehren für arglostigen Betrug erkenne, jetzt würd' ich mich für strafbar halten, wenn ich diese Bekenntnisse über Cagliostro der Welt vorenthielte.​
Fast direkt im Anschluss daran folgt noch einmal der implizite Hinweis auf die vermeintliche Nähe Cagliostros zum Katholizismus:

Manche Freundinn, mancher Freund wird mich nun mit stillem Bedauern, aus dem Platze, den ich in ihrem Herzen hatte, verweisen, weil ich es hier aus eigener Erfahrung frey bekenne, daß alle diese Lehren dahin abzwecken, uns in den Schlamm des Aberglaubens hinein zu führen, aus welchem der große Luther uns zu befreyen anfing.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Das geht mir auch so, zumal Cagliostro eben eher ein Nischenthema ist. Dass er sich als Freimaurer ausgab, ohne einer zu sein, wirkt auf mich aber durchaus folgerichtig. Schließlich wollte er reichen und mächtigen Leuten an den Geldbeutel, musste also etwas finden, das ihnen zusagte. Die Freimaurerei und alle möglichen anderen echten oder erdachten Geheimgesellschaften waren im späten 18. Jh. in der nord-, mittel- und westeuropäischen Oberschicht ebenso wie "orientalisierende" Vorstellungen recht beliebt. Wenn Cagliostro sich also als ägyptischer Freimaurer hohen Grades ausgab, erfüllte er vielleicht einfach bloß die Erwartungen seines Publikums, wie es begabte Betrüger eben tun.

In Rom hat er den Bogen dann vielleicht einfach überspannt. Wie Du sagtest, war die Freimaurerei unter Katholiken wohl weniger verbreitet und angesehen als unter vielen Protestanten dieser Zeit. Zudem fiel seine Verurteilung bereits in eine Zeit, in welcher die Französische Revolution begonnen hatte und man in konservativen Kreisen manchmal verschiedene Geheimgesellschaften dafür verantwortlich machte.
 
Da hast Du ohne Zweifel Recht.
Sein Ton war/ist schon etwas merkwürdig.
Ob es mit seinen >Nicknamen< zusammen hängt? Nescio ist ja Lateinisch.
Nescio ist ja das Pseudonym eines holländischen Schriftsteller. Dessen bürgerlicher Name: Jan Hendrik Frederik Grönloh.

Und der besagte Pitré Giuseppe hat ja auch ein Buch über "Goethe in Palermo 1787" geschrieben. Ist 1976 im Verlag Palermo, Sellerio, Palermo erschienen.
Das ist eine interessante Ableitung, ich hätte es einfach für einen Anklang an Sokrates gehalten. Das spielt aber eigentlich auch keine Rolle. Wenn sich jemand mit einem speziellen Thema intensiv beschäftigt, ist das ja durchaus interessant, weil man viel dazulernen kann. Wenn Dekumantland über Festungen schreibt, kann ihm hier wohl auch niemand das Wasser reichen; er macht das dann aber eben in verständlichen Sätzen, ohne herablassendes Getue und ohne kryptische Bemerkungen, die dann doch nicht weiterhelfen. Insofern würde ich Nescio einfach Nescio sein lassen und mich auf Cagliostro, Katharina oder die Freimaurer konzentrieren.
 
Elisa von Recke in der Einleitung:

Weil Cagliostro sich in seiner Vertheidigungs=Schrift auf unser Zeugniß berufen hatte, warnte ich das Publikum in der Berlinischen Monatsschrift [Mai 1786, S. 395] aus Wahrheitsliebe vor diesem schlauen Betrüger und vor dem gefährlichen Hang zur Geisterseherey. Seitdem bin ich von so mancher Seite aufgefordert worden, durch Thatsachen zu bestätigen, dass Cagliostro ein Betrüger und kein Zauberer sey. Ich habe mich daher zu dem gegenwärtigen Schritte, diese Schrift öffentlich bekannt zu machen, um so eher entschlossen, da ich nun auch von den meisten Mitgliedern unsrer hier vor einigen Jahren durch Cagliostro gestifteten geheimen, aber offenbar betrogenen Gesellschaft die Erlaubniß erhalten habe, die vorzüglichsten im Jahr 1779 darüber gemachten Aufsätze zur Publizität zu bringen, durch welche das ganze Gewebe der Betrügerey dieses intriganten Täuschers enthüllet werden kann.​
Einige Seiten später schreibt sie über ihren ältesten Bruder - das hat nichts mit Cagliostro zu tun (also, was sie schreibt schon, weswegen ich das zitiere aber nicht):

Mein ältester Bruder, den ich unaussprechlich liebte, und an dem meine ganze Seele hing, hatte mit mir eine gleiche Geistesstimmung.​

Ich greife das hier auf, weil ihr ältester Bruder - Friedrich - ihr "Mutterbruder" ist. Die Mutter starb, als beide noch sehr klein waren, ihr Bruder noch ein Säugling. Sie kam zur Großmutter, ihr Bruder, dem ein Überleben nicht vorhergesagt war, blieb beim Vater. In den Herzensgeschichten beschreibt sie das Verhältnis zu ihrem Bruder zunehmend distanziert. Graf Medem hatte ja drei Ehefrauen. Mit seiner ersten Ehefrau hatte er Elisa und Friedrich, diese starb dann aber und Graf Medem heiratete erneut, mit seiner zweiten Frau, die sich wohl sehr um Elisa bemühte, hatte er dann auch mehrere Kinder, aber obwohl es Planungen gab, Elisa zum Vater zu holen, verblieb diese zunächst weiterhin bei ihrer Großmutter und dann starb die zweite Ehefrau (wenn ich dies nicht mit einem anderen von Elisa geschilderten Todesfall durcheinanderbringe, während einer Schwangerschaft). Die dritte Ehefrau von Medem wird schließlich Elisa geliebte Stiefmutter, die aber auch eine Intrigantin war (Elisa nennt sie so nicht in ihren Herzensgeschichten, legt das aber klar dar, bei ihrer Tante mütterlicherseits (mit dem bekannten Namen von Kleist) und deren Töchtern ist sie da weitaus weniger zurückhaltend). Jedenfalls beschreibt Elisa von der Recke, dass ihr ältester Bruder, der einzige Mutterbruder, ihr von ihren Geschwistern das unliebste Geschwisterkind gewesen sei, weil dieser die Stiefmutter ablehnte und diese wiederum ihn (sie kennzeichnete ihn als böse) - die Stiefmutter (also die dritte Ehefrau Medems) war kinderlos, es ging also nicht darum, dass sie Anlass gehabt hätte, einen eigenen Sohn an die Stelle Friedrichs als ältesten männlichen Nachkommen ihres Mannes zu setzen, ihr Mann kaufte auch Güter auf, damit er allen drei Söhnen ein etwa gleich wertvolles Erbe zukommen lassen könnte.
Langer Rede, kurzer Sinn: Hier stehen die Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau im Jahre 1779 und die Herzengeschichten einer baltischen Edelfrau im Widerspruch zueinander.

 
@El Quijote der Widerspruch ist das mal als positiv, mal als negativ bezeichnete Verhältnis zum ältesten Bruder?
Ist die baltische Edelfrau nur bei verzwickten Familienangelegenheiten widersprüchlich, oder sonst auch? Wenn letzteres nicht, dann halte ich das für unerheblich, d.h. als Quelle (ja, mit quellenkritischem Blick) ist sie wohl ok (wenn ich denke, was die berühmte Quelle Prokop mal so mal zu Iustinian und Theodora...)
 
der Widerspruch ist das mal als positiv, mal als negativ bezeichnete Verhältnis zum ältesten Bruder?
Genau.
Ist die baltische Edelfrau nur bei verzwickten Familienangelegenheiten widersprüchlich, oder sonst auch?
Nun ja, ihre Großmutter, die - recht alt geworden ist - beschreibt sie als leicht beeinflussbar, vor allem durch die Zureden ihrer (als von Reckes, geborene Medems) "Tante Kleist" und deren Töchtern (ihren älteren Cousinen, vor allem die älteste). Ihre Stiefmutter (eigentlich beide ihre Stiefmütter, aber mit der zweiten Frau ihres Vaters hatte sie kaum Kontakt, nur bei den seltenen Besuchen ihres Vaters bei seiner ehemaligen Stiefmutter sowie einem einzigen Besuch ihrerselbst bei ihrem Vater und dessen zweiter Frau, bei dem sie ihre Geschwister kennenlernt und sich mit diesen anfreundet) beschreibt sie als sehr liebevoll, ist aber gleichzeitig kritisch distanziert zu den Einflüsterungen dieser, die sie bei ihr getätigt hat, als sie zu ihren Eltern und Geschwistern zog. Sie lebt jetzt freier, als bei ihrer Großmutter, die allen Einflüsterungen von Tante Kleist und deren Töchtern, vor allem der "Großschwester" glaubte und sie oft züchtigte und sie auch nicht vor die Tür ließ (damit das Kind ja bloß seine blaßweiße Haut erhielte), sie darf nun raus und ihre Stiefmutter erklärt ihr, dass die Flausen, die ihre Cousinen ihr ins Ohr gesetzt hätten, dass man durch das Lesen blöd würde, nicht stimmten.
Aber was die Stiefmutter ihr über die Männer erklärt (dass die Frau einen Mann nie so lieben solle, wie ein Mann eine Frau, weil nur so die Frauen die Männer beherrschen könnten und derlei), dazu nimmt sie aus der Rückschau eine indirekt kritische Distanz. In den Briefen ist sie durchaus noch kritischer.
Ihre Tante Kleist und deren Töchter stellt sie offen als intrigant dar, ihre Stiefmutter hingegen nicht. Sie beschreibt zwar deren Manipulationen recht offen, aber immer in einem liebevollen Ton.
Ihre Großmutter beschreibt sie als unverständig und streng, aber nicht bösartig (gleichwohl diese sie bei nichtigsten Anlässen und auf Einflüsterungen ihrer ältesten Enkelin hin mit der Rute züchtigt).
Es mag sein, dass ihr Verhältnis zum "Mutterbruder" sich wieder gebessert hat, nachdem sie aus dem Elternhaus raus und so vom Einfluss der Stiefmutter sich emanzipiert hat und sie deswegen 1786/7 ganz anders über ihren Bruder schreibt, als in den Memoiren (die sie allerdings erst 1795 verfasste (zumindest ist daraufhin die Einleitung datiert).
 
Nach dem Tod ihres Bruders 1778:
...als Cagliostro im Februar oder März 1779 nach Mitau kam: er gab sich für einen spanischen Grafen und Obersten aus, meldete sich gleich bey meinem Vaterbruder als Freymaurer und sagte, er sey von seinen Obern in wichtigen Geschäften nach Norden geschickt, und in Mitau an ihn gewiesen. Mein Oheim stelllte ihn als einen erfahreren und erkenntnißreichen Maurer dem Herrn Ober=Burg=Grafen von der Howen und meinem Vater vor. Nach einigen Gesprächen, welche diese Herren [....] mit Cagliostro hatten, wurden sie alle von ihm sehr eingenommen. Kaum merkte ich dies, so suchte auch ich nebst meiner Tante und Cousine, diesem Priester der Geheimnisse näher zu kommen. Er und seine Frau wußten mit vieler Verschlagenheit unsere Ideen von sich zu vergrößern und unsere Erwartungen zu spannen. Wir wurden bald nicht nur seine gläubigen Jüngerinnen, sondern führten ihm noch mehr Anhänger zu.​
 
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