Den großen Krieg planen

Weder im Schlieffen/Molkteplan noch im Aufmarsch Ost und auch nicht im (kostspieligen) Festungsbauprogramm finde ich Quellen für die Absicht "na klar, Jung, das alles natürlich mit Massakern, Kriegsverbrechen und überhaupt blutrünstigen Lustbarkeiten, das gehört dazu"*)

Ach nein, zeigte sich etwa, dass die Realität anders aussah als die Sandkastenspielchen?
Dass der Krieg sich völlig überraschend als schmutzig, eklig und widerwärtig erwies, es sei denn, man war adliger Offizier und saß in seinem Salonwagen?

oh - der Schlieffen/Moltkeplan enthielt einen Angriff auf Verdun? ...man lernt nie aus...

Ich empfehle dir, dir die Gräberfelder in Verdun (gegebenenfalls nochmals) anzuschauen.
Möchtest du behaupten, dass diese nicht Folgen des Schlieffenplanes sind?
 
Wie ich schon mal erwähnte, hätte ein eventueller "Ostplan" auch in kombiniertem Einsatz mit der Flotte in der Ostsee ganz andere Möglichkeiten geboten, zur Kräftebindung gegenüber der russischen Armee, deren Marine befand sich ja in der Ostsee nach der Niederlage von 1905 im Neuaufbau, der aber noch nicht weit fortgeschritten war.
 
Unumstritten ist wohl das dieser werte Herr, Herr Alfred Graf von Schlieffen samt seines Generalstab ein Mann des Krieges war.
Wenn man das so formulieren möchte. Er war halt ein Mann des Militärs. Als besonderer Kriegstreiber ist er, glaube ich, nicht aufgefallen.
Er hätte ja auch einen Friedensplan in der Aufgeregtheit des Jahres 1914 konzipieren können.
Nein, er hätte nicht. Vor allem aus zwei Gründen:

1. Es ist nicht die Aufgabe des Generalstabs Friedenspläne zu entwickeln. Das war Aufgabe der zivilen Reichsleitung. Die Pläne des Militärs waren für den Fall vorgesehen, dass die Bemühungen der zivilen Reichsleitung, den Frieden zu erhalten, scheitern.

2. Schlieffen war 1914 bereits seit 8 Jahren im Ruhestand und seit einem Jahr tot.
 
Ach nein, zeigte sich etwa, dass die Realität anders aussah als die Sandkastenspielchen?
Diese polemische rhetorische Frage ändert exakt gar nichts an der von mir angemerkten Tatsache, dass weder der Schlieffen/Moltkeplan noch der Aufmarsch Ost Plan noch das Festungsbauprogramm die Durchführung völkerrechtswidriger Massaker und Kriegsverbrechen vorgesehen oder enthalten hatten. Wozu also stellst du diese Frage??

Ich empfehle dir, dir die Gräberfelder in Verdun (gegebenenfalls nochmals) anzuschauen.
Möchtest du behaupten, dass diese nicht Folgen des Schlieffenplanes sind?
Weder in der "Denkschrift" Schlieffens noch in Moltkes Abwandlung von dieser findet sich die Absicht, den eisernen Riegel an einer ganz besonders festen Position (Verdun) anzugreifen bzw dieses sinnlose Unterfangen einem General Falkenhayn aufzubürden...

Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: es soll hier primär um die Frage gehen, ob der Schlieffen/Moltkeplan alternativlos war oder nicht - in deinen bissigen Causerien finde ich leider nichts zu dieser Fragestellung (die realen Abläufe des WWI finden sich in zahlreichen anderen Fäden)
 
Deku, wir hatten das ja hier schon mit der Befestigungslinie im Westen, denkst Du da wäre meine Schätzung von Rund 600.000 Man zur Sicherung im V-Fall ausreichend und wie schätzt Du die tatsächliche Stärke und Effektivität der russischen Festungen (z.B. im Narevbogen) ein?
 
Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: es soll hier primär um die Frage gehen, ob der Schlieffen/Moltkeplan alternativlos war oder nicht

Du vergisst zu erwähnen, dass dies unter krampfhafter Ausblendung der Wirklichkeit geschieht.
Man besetzt ein paar Erzminen, fährt ein wenig mit seiner Flotte durch die Gegend, tut ja keinem weh.
Wer eine 6 würfelt, darf in Kurland einmarschieren.

Opfer? Kollateralschäden?
 
Befestigungslinie im Westen
das betrifft nicht allein die 70km lange "Mosellinie" (mit den Großfestungen Metz und Thionville), sondern darüber hinaus die riesigen Festungszonen bei Istein, Straßburg/Kehl, Mutzig, Germersheim, Mainz, Köln sowie zusätzlich Breisach, Koblenz, Wesel, Befestigungslinie Cleve - ich weiß nicht, wie hoch die gesamte Truppenstärke dafür hätte sein müssen. In einzelnen Teilen lässt sich beziffern, wie hoch die Kriegstruppenstärke einer "Feste" (Teilfestung um Metz herum) in der Konzeption aussah - da müsste man von allen Anlagen (verdammt viele...) in den Quellen gründeln und das addieren, und man hätte noch nicht die benötigte Truppenstärke für all die Zwischenlinien... kurzum, ich weiß nicht, ob deine Schätzung für die Westgrenze genügt hätte.
die tatsächliche Stärke und Effektivität der russischen Festungen (z.B. im Narevbogen)
...das ist eine verworrene Angelegenheit:
a) prinzipiell wäre der russische Festungsbau (Narewlinie, Modlin, Warschau, Iwangorod, Brest) dem franz. und deutschen nicht unterlegen, obwohl man kaum Panzerung einsetzte (d.h. viel weniger, als im eisernen Riegel) - aber das russ. Festungsbauprogramm wurde vor 1914 teils gestoppt, teils gekürzt, teils zurückgebaut/demoliert (sic!) - daraus ergibt sich
b) 1914 waren etliche russ. Festungen noch Baustellen und obendrein hatte man das Konzept der riesigen Festungszone Warschau-Modlin-Zegrze aufgegeben (nur Zegrze zwei kleine moderne Forts, Modlin Baustelle, Warschau quasi entkernt/aufgegeben) - dann reaktivierte man Warschau hektisch und sprengte im Krieg wieder alles selber
Osowiec (Narewlinie) konnte nicht erobert werden, Baustelle*) Modlin erwies sich nach der Belagerung/Eroberung als nahezu unbeeinträchtigt zum erstaunen der deutschen Militärs!
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*) auch Port Artur war 1904 nur Baustelle, noch lange nicht fertig gestellt
 
es soll hier primär um die Frage gehen, ob der Schlieffen/Moltkeplan alternativlos war oder nicht
Du vergisst zu erwähnen, dass dies unter krampfhafter Ausblendung der Wirklichkeit geschieht.
welche Wirklichkeit wird in dieser Diskussion, die sich NICHT mit dem Kriegsgeschehen ab Ausbruch des Ersten Weltkriegs befasst, ausgeblendet? Ist es so schwer zu verstehen, dass es um Planungen und deren Alternativen VOR dem Kriegsausbruch geht??
 
In diese Richtung geht meine Einschätzung auch, wobei ich im Westen im Prinzip nur den Anlagen im weiterem Grenzland eine signifikante Abwehrrolle zuspreche.

Die Festungsanlagen im Hinterland sind ja nur im Falle eines Durchbruchs wirklich nötig.

Bei Passivität im Westen sind die Anlagen in den Vogesen, an der burgundischen Pforte und in Lothringen wichtig.
 
Eine passive Haltung im Westen hätte doch nur dafür gesorgt, dass es von Anfang an ein Stellungskrieg gewesen wäre, wie er sich dann tatsächlich nach dem Scheitern des Schlieffenplans entwickelte. Was wäre daran besser gewesen? Die Verluste an Menschen und Material wären für beide Seiten genau so immens gewesen, wie sie es realiter waren. Verdun war der Versuch von deutscher Seite, die Fanzosen "ausbluten" zu lassen... aber ausbluten taten beide Seiten, und beide Seiten mussten enorme Kraftanstrengungen unternehmen. Das hätte doch genau so ausgesehen, wenn man der anderen Seite den Vortritt als Angreifer gelassen hätte. Die Vorstellung, man hätte an der Westfront Kräfte durch eine defensive Strategie einsparen können, ist mE durch den realen Kriegsverlauf widerlegt.
 
Eine passive Haltung im Westen hätte doch nur dafür gesorgt, dass es von Anfang an ein Stellungskrieg gewesen wäre, wie er sich dann tatsächlich nach dem Scheitern des Schlieffenplans entwickelte. Was wäre daran besser gewesen? Die Verluste an Menschen und Material wären für beide Seiten genau so immens gewesen, wie sie es realiter waren. Verdun war der Versuch von deutscher Seite, die Fanzosen "ausbluten" zu lassen... aber ausbluten taten beide Seiten, und beide Seiten mussten enorme Kraftanstrengungen unternehmen. Das hätte doch genau so ausgesehen, wenn man der anderen Seite den Vortritt als Angreifer gelassen hätte. Die Vorstellung, man hätte an der Westfront Kräfte durch eine defensive Strategie einsparen können, ist mE durch den realen Kriegsverlauf widerlegt.
Ja und Nein

Ich bin bei meinen Einlassung von einer neutralen Haltung seitens GBs ausgegangen, was aber die Situation mittelfristig vermutlich komplett geändert hätte.

Ich gehe von einer wesentlich kürzeren Kriegsdauer aus, sogar mit der Chance auf eine Friedenseinigung der beteiligten Parteien.
 
Eine passive Haltung im Westen hätte doch nur dafür gesorgt, dass es von Anfang an ein Stellungskrieg gewesen wäre, wie er sich dann tatsächlich nach dem Scheitern des Schlieffenplans entwickelte.
Aber diese Überlegung setzt zweierlei voraus:
1. dass der sehr starke Festungsriegel Moselstellung angegangen wird*) - ich glaube nicht, dass die französischen Planungen das jemals vorgesehen hatten (wie auch umgekehrt keine ernsthafte deutsche Planung vor und um 1914 vorsah, gegen den eisernen Riegel (Barriere de fer) vorzugehen; man wusste, was einen da erwartete.
2. dass Frankreich bzw. die Entente dem Kaiserreich den Krieg erklärt und von Westen her losschlägt (allerdings hier frage ich mich nicht zum ersten mal in diesem Faden, warm Frankreich oder die Entente das hätte tun sollen)
Die Vorstellung, man hätte an der Westfront Kräfte durch eine defensive Strategie einsparen können, ist mE durch den realen Kriegsverlauf widerlegt.
ist das nicht ex post gedacht, will sagen, hätte man das vor 1914 wissen können?

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*) oder hätte man erwarten müssen, dass seitens der Entente die Neutralität Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande übergangen wird? Oder dass diese ihre Neutralität aufgegeben und sich einer fiktiven Angriffsentente angeschlossen hätten?
 
Ja und Nein

Ich bin bei meinen Einlassung von einer neutralen Haltung seitens GBs ausgegangen, was aber die Situation mittelfristig vermutlich komplett geändert hätte.

Ich gehe von einer wesentlich kürzeren Kriegsdauer aus, sogar mit der Chance auf eine Friedenseinigung der beteiligten Parteien.
Völlig spekulativ. Vielleicht wäre ja auch alles gut ausgegangen, hätt sich Wilhelm nur den verdammten Bart abrasiert. Nobody knows...

ist das nicht ex post gedacht, will sagen, hätte man das vor 1914 wissen können?
Eure ganzen Überlegungen sind zu 100 % ex post gedacht.

Aber macht mal weiter. Is zumindest unterhaltsam.
 
Ich finde es ja auch seltsam, wie ihr auf meine Kritik anspringt. Niemand redet von Diskussionsverboten.
Von sinnvoller Kritik habe ich von deiner Seite hier noch nicht viel gelesen.

Aber eben, da es ein GeschichtsFORUM ist, nehme ich mir auch mein Recht heraus zu sagen, was ich von solchen Sandkasten-Kriegsplänen halte.
1. Die Frage, ob Moltke realistische andere Planungsoptionen hatte um einen Krieg gegen nötigenfalls alle 3 Entente-Mächte vorzubereiten und wie diese hätten aussehen können, ist bedeutsam für die Bewertung Moltkes und des Handels des übrigen Generalstabs und über die verhängnisvolle Rolle, die der Schlieffenplan realiter spielte (greifen der militärischen Logiken mit der russischen Mobilmachung und faktische Zuspitzen der politischen Situation durch die nach der Logik dieses Plans handelnden Militärs), im weiteren ebenfalls bedeutsam, für das Verständnis und die Bewertung der Kriegsursachen.

Denn sollte man zu dem Schluss kommen dass Moltke gar keine andere realistische Möglichkeit der Planung hatte, weil die materielle Ausstattung des Heeres es nicht hergab, müsste man sich darüber unterhalten, wie große Anteile an diesem Hausgemachten Problem, dass wie die Geschichtsschreibung herausgearbeitet hat im Juli '14 ohne Zweifel krisenverschärfend wirkte, eventuell über die einseitige Politik der Marinerüstung, gegenüber der Landrüstung, auf die zivile Politik entfallen.
Teil des Problems der falschen Rüstungsprioritäten waren sicherlich konservative Kreise innerhalb des Militärs, die längere Zeit keine größeren Heeresvermehrungen wollten, weil das den sozialen Charakter der Armee verändert hätte (mehr bürgerliche Offiziere, mehr sozialdemokratisch eingestellte Mannschaften = Ein Heer, dass sich potentiell sehr viel schwieriger gegen politische Unruhen im Inneren hätte einsetzen lassen), Teil des Problems war aber auch, dass der Reichstag gerne Mittel für die Marine, als Prestigeprojekt und Domäne des Bürgertums innerhalb der Streitkräfte bewilligte, bei der für die Verteidigung wichtigeren Finanzierung des Heeres allerdings deutlich zurückhaltender aggierte.

Wenn man es zuspitzen wollte, könnte man das auf die Frage bringen, ob eine Art Klassenkampf oder Kulturkampf des Bürgertums (nicht der Arbeiterschichten, sondern des Bürgertums) und der alten aristokratischen Eliten damals Deutschlands Landesverteidigung aushöhlten, weil das Resultat dessen die politische Verschlechterung der Beziehungen zu Großbritannien (Kolonial-Phantasien, Flottenwettrüsten), bei gleichzeitiger Vernachlässigung der eigentlichen Landesverteidigung in Form der Auftüchtigung des Heeres war?
Wenn nämlich, es sich so verhalten sollte, dass die außenpolitische Situation, im Besonderen die unnötigen Spannungen mit England durch die von Bürgertum und Reichtsg protegierte Flotte, Moltke in planerischer Hinsicht matt setzten, müsste man sich sehr viel mehr über die Rolle des Parlaments beim Zustandekommen der zerfahrenen Gesamtsituation unterhalten, als das vielfach bisher getan wurde.


Das sind durchaus relevante historische Fragestellungen, die als solche legitimer Diskussionsgegenstand in einem Geschichtsforum sind.
Das Durchdenken, welche Optionen Moltke gehabt hätte, gehört da nicht minder dazu.


Selbstverständlich hast du ein Recht das aus weltanschaulichen Gründen scheiße zu finden.
Wobei sich mir die Logik ehrlich gesagt nicht erschließt. Denn eigentlich müsste man ja angesichts dessen, wohin die weitere Geschichte geführt hat, sowohl im Ersten Weltkrieg, als auch darüber hinaus, Nachdenken über Dinge, die man anders hätte machen können und Diskussionen über Ursachen für die problematischen Entwicklungen, die folgten, grundsätzlich für legitim halten, wenn man die Folgen der realen historischen Entwicklung missbilligt.
Ob du hingegen ein Recht darauf hast, hier aus weltanschaulichen Gründen herumzupoltern, müsstest du mit der Moderation klären, wenn ich recht informiert bin, hast du dass mit deiner Erklärung auf weltanschauliche Bekenntnisse zu verzichten, die du bei der Anmeldung abgegeben hast, sozusagen an der Gaderobe abgegeben, aber das ist nicht mein Problem.


Dann gebt doch mal "Butter bei die Fische":

Wie viele militärische und zivile Opfer hätte denn eure Zangenbewegung im Osten gefordert?
Möglicherweise kein Einziges.

Die Frage, ob eine alternative Kriegsplanung möglich und realistisch war, zielt ja in erster Linie auf die weiterführende Frage, ob es eine realistische Option gab den krisenverschärfenden Logiken des Schlieffenplans in der Julikrise zu entkommen.
Wenn die militärischen Implikationen des Schlieffenplans als Zwang nicht gegriffen hätten, weil ein Alternativplan vorhanden gewesen wäre, der keinen Präventivschlag-West gegen Frankreich beeinhaltet hätte, hätte das der deutschen zivilen Politik Ende Juli und Anfang August '14 mehr Spielräume gegeben Vernunft anzunehmen, aus der Eskalationsspirale auszubrechen und die Krise doch noch im Rahmen einer Konferenzlösung abzuräumen.
Wäre ein Kriegsplan vorhanden gewesen, der eine realistische Alternative geboteten hätte, wäre dass möglicherweise ein Weg aus der politischen Sackgasse gewesen, in die sich die Regierung Bethmann-Hollweg mit ihrem außenpolitischen gambling gebracht hatte.

Es stellt sich daher durchaus die Frage:

Hatte die zivile Politik diese Spielräume nicht, auf Grund von Inkompetenz und Selbstherrlichkeit eines Militärs, dass nicht anders wollte?
Oder fehlten ihr diese Spielräume, weil sie selbst und das Parlament dem Heer nicht genügend Mittel verschafft hatte um realistisch anders planen zu können?


Wie viele junge Russen, Polen, Galizier, Deutsche wären denn dort "ehrenhaft" im Felde geblieben?
Wenn du der Meinung bist, diese Variante wäre verlustreicher gewesen, als andere Kriegspläne, dann steht dir jederzeit offen das zu begründen. Im Übrigen übernimmst du gerade die Rechtfertigungslogiken des Schlieffenplans, der ja auch immer damit verteidigt wurde, dass er eine schnelle Beendigung des Krieges und damit möglichst wenig Opfer gefordert hätte.
Letztendlich wünscht sich niemand, der sie noch alle beisammen hat einen Krieg, tritt er ein, wird es sich demgegenüber nicht vermeiden lassen, dass dabei Menschen ums Leben kommen.

Was hätte die Zivilbevölkerung zu ertragen gehabt? Massaker an Ukrainern statt an Belgiern?
Was die Zivilbevölkerung in einem industrialisierten Krieg zu ertragen gehabt hätte, kann man noch heute auf den Schlachtfeldern der Westfront besichtigen, die erheblichen Kriegseinwirkungen zeichnen die Landschaft ja teilweise bis heute.
Da solche Zerstörungen bei einem industrialisierten Krieg aber abzusehen waren, muss klar sein, dass im Grunde ein Interesse daran bestehen musste, ihn möglichst nicht auf dem eigenen Terrain zu führen.

Nun war die Westgrenze relativ stark befestigt, so dass Vordringen der Franzosen nach Deutschland schwierig und die Zivilbevölkerung im Westen relativ sicher war. Nicht so im Osten, mit seiner wesentlich längeren, wesentlich weniger stark befestigten Grenze.
Es konnte also durchaus auch der Wunsch die eigene Bevölkerungen vor den Zerstörungen des Krieges zu schützen dafür sprechen, den Schwerpunkt eher nach Osten zu legen.

Wie, das kommt in euren Spielchen nicht vor, das blendet ihr aus?
Ich glaube wir blenden hier wesentlich weniger aus, als du.

Z.B. blenden wir den Umstand nicht aus, dass im Zeitalter des Imperialismus und unter den europäischen Großmächten, die allesamt daran gewöhnt waren ihren Einfluss und ihre Macht mit militärischen Mitteln auszuweiten jemand der versucht hätte pazifistischen Logiken zu folgen, ziemlich schnell unter die Räuber gefallen wäre.
Ich denke, Ereignisse, wie die Kongo-Konferenz, der gemeinsame Raubzug der europäischen Großmächte gegen China, die diversen ventilierten Ideen zur Aufteilung des Osmanischen Reiches etc. dürften einen Eindruck davon vermitteln, was in dieser Zeit Akteuren blühte, die nicht bereit oder fähig waren, sich auf einen Krieg vorzubereiten.
 
Eure ganzen Überlegungen sind zu 100 % ex post gedacht.
Isofern es bis 1913 realiter einen Alternativplan mit Ostschwerpunkt gab, sind sie das nicht.

Das hat durchaus eine Basis. Die Frage beim "Aufmarsch Ost" wäre eben war es ein Kriegsplan, der sich für einen Krieg gegen alle 3 Entente-Staaten geeignet hätte oder nur für einen Krieg gegen den französisch-russischen Zweibund, falls Großbritannien seine Neutralität erklären würde.

Davon würde möglicherweise abhängen, ob hier eine plausible militärische Option ohne jede Not aufgegeben wurde und eventuell reaktivierbar gewesen wäre (Lichnowsky-Zwischenfall) oder nicht.
 
Nun war die Westgrenze relativ stark befestigt, so dass Vordringen der Franzosen nach Deutschland schwierig und die Zivilbevölkerung im Westen relativ sicher war. Nicht so im Osten, mit seiner wesentlich längeren, wesentlich weniger stark befestigten Grenze.
...so schwächlich stellte sich das gen Osten nicht ganz dar:
oder als Einzelbeispiel:
 
Isofern es bis 1913 realiter einen Alternativplan mit Ostschwerpunkt gab, sind sie das nicht.

Das hat durchaus eine Basis. Die Frage beim "Aufmarsch Ost" wäre eben war es ein Kriegsplan, der sich für einen Krieg gegen alle 3 Entente-Staaten geeignet hätte oder nur für einen Krieg gegen den französisch-russischen Zweibund, falls Großbritannien seine Neutralität erklären würde.

Davon würde möglicherweise abhängen, ob hier eine plausible militärische Option ohne jede Not aufgegeben wurde und eventuell reaktivierbar gewesen wäre (Lichnowsky-Zwischenfall) oder nicht.
Wenn ich auch bezüglich bestimmter Parameter nicht mit Shi. übereinstimme, so ist diese Fragestellung meiner Meinung nach durchaus berechtigt
und davon abhängig ergo ebenso eine Diskussion darüber im Geschichtsforum. Natürlich ist das bis zu einem gewissen Maße spekulativ, wir haben hier jedoch trotzdem handfeste wirtschaftliche und militärische Parameter zur Hand um zumindest eine grobe Chancenabwägung treffen zu können.
 
da kann ich nicht ganz folgen, d.h. ich verstehe nicht (für den Fall meiner "Alternative" zum Schlieffen/Moltkeplan, sich hinter dem eigenen Festungsriegel einzuigeln: dieser bot eine sehr feste Defensivposition) was daran ex post gedacht ist.
Wo haben Befestigungsanlagen im 1. Wk. jemals dazu geführt, dass der Verteidiger einen echten Vorteil gehabt hätte, was den Einsatz von Menschen & Material angeht? Erleuchte mich. Zur Erinnerung: Verdun wars zumindest nicht...
 
Zudem hat sich dann recht schnell im Verlauf des Krieges gezeigt, das im Osten wohl eher ein "Bewegungskrieg" möglich war als Westen. Im Osten sind die Räume größer und die Art und Weise der russischen Verteidigung spielte hier auch dem Angreifer in die Hände.
 
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