Marxistische Lehre

Und Smiths "An Inquiry into the Nature and causes of the wealth of Nations" dass man vielleicht ex post als eine Art Gründungsdokument der modernen Wirtschaftswissenschaften betrachten kann, ist im Kontext der schottischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts entstanden und hat vielleicht nicht wie Marx, auf einer von Hegel geprägten Ideenwelt aufgebaut, dafür aber auf einer, die durch die philosophischen Vorstellungen von John Locke und David Hume geprägt war und das merkt man durchaus, wenn man es liest.
Ok. Die schottische Aufklärung war halt, zumindest was die Sozialwissenschaften betrifft, der fruchtbarere Boden.
 
Ok. Die schottische Aufklärung war halt, zumindest was die Sozialwissenschaften betrifft, der fruchtbarere Boden.
Dann lautet allerdings der Anwurf an den Marxismus allerdings nicht mehr, dass gemessen mit den Stand der damaligen sich herausbildenden Wirtschaftswissenschaften, bzw. "Nationalökonomie", der theoretische Ansatz methodisch unzureichend gewesen wäre, sondern dass er sich an die falsche philosophische Denkschule dranngehängt habe.

Das allerdings ist mehr eine religiöse/philosophische, als eine im Kern wissenschaftliche Argumentation.
 
Dann lautet allerdings der Anwurf an den Marxismus allerdings nicht mehr, dass gemessen mit den Stand der damaligen sich herausbildenden Wirtschaftswissenschaften, bzw. "Nationalökonomie", der theoretische Ansatz methodisch unzureichend gewesen wäre.
Das hab ich auch nicht gesagt.
Das allerdings ist mehr eine religiöse/philosophische, als eine im Kern wissenschaftliche Argumentation.
Also die Aussage, dass sich die modernen Wirtschaftswissenschaften nicht aus dem Marxismus, sondern aus der schottischen Aufklärung herleiten, ist keine wissenschaftliche, sondern eine religiöse/philosophische Aussage? Naja.
 
...man könnte versuchen, sie ins Welterbe zu bugsieren, aber ich glaube, das würde scheitern - - wie ich darauf komme? Viola:

so Tante Wiki
Ich denke nicht, dass das die ultimative Liste ist, nach der man die Bedeutung eines Werks oder einer Person abschließend beurteilen kann.

Z. B. findet sich in der Liste das Nibelungenlied, aber weder die Ilias, noch die Odyssee. Auch die Artus-Sage, Beowulf und das Gilgamesch-Epos sind nicht dabei.

Nietzsches literarischer Nachlass ist dabei, aber kein Werk von Platon oder Aristoteles. Und auch nichts von Kant oder Hegel.
 
Ich denke nicht, dass das die ultimative Liste ist, nach der man die Bedeutung eines Werks oder einer Person abschließend beurteilen kann.

Z. B. findet sich in der Liste das Nibelungenlied, aber weder die Ilias, noch die Odyssee. Auch die Artus-Sage, Beowulf und das Gilgamesch-Epos sind nicht dabei.

Nietzsches literarischer Nachlass ist dabei, aber kein Werk von Platon oder Aristoteles. Und auch nichts von Kant oder Hegel.
Hier noch weitere Beispiele:

Z. B. enthält die Liste Ausgewählte Röntgenbilder von Wilhelm Conrad Röntgen, aber nichts von Einstein, Planck, Heisenberg oder Bohr. Auch von Darwin ist nichts dabei.

Für die USA enthält die Liste die Waldseemüllerkarte, Manuskripte und audiovisuelle Zeugnisse von Eleanor Roosevelt und die Dokumentensammlung The Silver Men über die Migration von Arbeitern von den westindischen Inseln beim Bau des Panamakanals (eingereicht zusammen mit anderen Ländern).

Die Unabhängigkeitserklärung ist nicht dabei, obwohl da sogar noch die Originalurkunde existiert. Auch sonst ist die Liste für die USA sehr dünn.
 
Ich denke nicht, dass das die ultimative Liste ist, nach der man die Bedeutung eines Werks oder einer Person abschließend beurteilen kann.

Z. B. findet sich in der Liste das Nibelungenlied, aber weder die Ilias, noch die Odyssee. Auch die Artus-Sage, Beowulf und das Gilgamesch-Epos sind nicht dabei.

Nietzsches literarischer Nachlass ist dabei, aber kein Werk von Platon oder Aristoteles. Und auch nichts von Kant oder Hegel.

Vielleicht kommt ja noch das eine oder andere im Lauf der Jahre dazu:

Alle zwei Jahre können pro Land zwei Vorschläge zur Aufnahme in das internationale UNESCO-Register des WeltdokumentenerbesExterner Link: eingereicht werden.​

Und es geht nicht nur um den Inhalt der Texte, sondern auch um das materielle Dokument und dessen Bedeutung (Autograph, Manuskript, Erstdruck, Seltenheit, Erhaltungsgrad), da wird es möglicherweise für manche antiken Texte, von denen es nur eine Reihe später und mehr oder weniger korrumpierter und ramponierter Abschriften gibt, etwas eng.

 
Den Anwurf, Marx habe das "Proletariat" auf eine welthistorische Mission, im Kontext einer aus religiösen Kontexten entlehnten oder an sie angelehnten Heilserzählung geschicht, bzw. es darin eignebaut, kann man ihm machen, wenn man auf idealistischen Versatzstücke seiner Theorie abzielt.
@Shinigami : Danke für Deine umfangreichen, substanziellen Antworten....auf meine halbgaren fragmentarischen Versatzstücke...
Die idealistischen Motive und Elemente bei Marx, von ihm später nochmals zusätzlich herangezogen, meinte ich sowieso, doch nicht primär.

De facto hielt Marx, meine ich, an der Konzeption eines offenkundig idealistischen und von christlichen Motiven geprägten Endzustandes nicht nur kapitalistisch geformter Industrie- und Handelsökonomien fest.
Das Ausbleiben der politischen Revolution aufgrund mangelnden Bewusstseins entwickelte sich folgerichtig zu einem der größten "Vergehen", gegen die Armen, die Unterprivilegierten, die Landlosen, die Proletarier mit dem richtigen Bewusstsein und Verständnis, gegen die Menschheit, welche die interessierten Kreise, Agenten der Herrschenden, oder die kapitalistischen Bürger, die Industriellen-Schicht usw. mit verschiedensten Methoden bewirkten oder begingen.

Doch mir ging es mehr darum, dass es wenig überzeugen kann bzw. mich wenig überzeugt, den frühen Marx, der u.a. die genossenschaftlich organisierte, staatlich unterstützte Arbeitsbeschaffungsversuche in Frankreich befürwortete, gegen den späteren einzutauschen, welcher u.a. in der Kritik des Gothaer Programms Anleihen im Programm an das französische Modell ablehnte. Usw., usw., usw.

Ansonsten scheitern auch moderne nicht-kapitalistische Entwürfe und Ideologien auf Dauer. Ob es das maoistische China, Kambodscha unter den Roten Khmer, Hoxha-Albanien, Rumänien unter Ceaușescu, die Honecker-DDR, Nordkorea, Yugoslawien unter Tito und diverse blockfreie Staaten während des Kalten Krieges waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ad Salma:
Definitionen sind nicht geschützt und man kann sie sich - wenn man unbedingt will - auch selber machen. Allerdings: Probleme mit selbstgestrickten Definitionen bekommt man, wenn man sie im Diskurs mit anderen Menschen, die an dieser Selbst-, Neu- und Umschöpfung nicht beteiligt waren, einsetzt. Das könnte auch Ihnen/Dir passieren.

Generell oder "von Alters her" bezeichnet man Menschen, die sich für die langfristige Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftssystems einsetzen, als Sozialisten und Sozialistinnen. Auf die Frage, wie schnell und wie gründlich diese Überwindung sein soll und mit welchen Methoden diese erreicht werden soll (und auch in der Fragestellung, was "danach" eigentlich kommt), gibt es unter diesen verschiedenste, teils sogar widerstreitende Ansichten: Umsturz und Revolution ala "Sturm auf das Winterpalais" sowie Diktatur des Proletariats, Erringen der Staatsmacht auf demokratischen Weg und anschließendes friedliches Hinüberwachsen in ein sozialistisches Wirtrschaftssystem, Zerschlagung des staatlichen Repressionsapparates und genossenschaftliche Idylle seien hier nur überzeichnet als Idealtypen aus dem anarchistischen, sozialdemokratischen und kommunistischen Repertoire angeführt, die neben anderen hier schon seit gefühlt ewigen Zeiten um den vernünftigsten (oder jeweils "einzig richtigen") Plan wetteifern.
Für Personen und Gruppierungen, denen man vorwarf, es ginge Ihnen nicht mehr um die Aufhebung der kapitalistischen Ordnung, sondern nur mehr um - wie Du/Sie schriebst/schrieben - "kapitalistische Teilhabe" entwickelte sich Ende des 19. Jh. der - mittlerweile recht angestaubt wirkende - Begriff des "Revisionismus" (siehe etwa "Revisionismusstreit in der SPD"), der in der einen oder anderen Form (und oft mit anderen Begrifflichkeiten) immer noch eine wesentlichen Auseinandersetzungspunkt in innerlinken Diskursen bildet.
Da Marx - zusammen mit Engels - der Verfasser des "Kommunistischen Manifests" war, nehme ich an, daß er sich auch persönlich als solcher begriffen hat, wiewohl ihm wahrscheinlich auch die Bezeichnung als "Sozialist" nicht ehrenrührig vorgekommen wäre (diesbezüglich kann man ihm ja leider nicht mehr persönlich vernehmen).
 
Nur ein paar kurze Gedanken zu Wirtschaftswissenschaften, bezugnehmend auf Postings so rd. um und ab Nr. 130. und "Smith, Marx, Keynes"

Marx nennnt sein Hauptwerk im Untertitel "Kritik der Politischen Oekonomie". "Politische Ökonomie" ist ein sehr alter Begriff für eine Wissenschaftsdisziplin, die später gerne als "Nationalökonomie" und - noch später - als "Volkswirtschaftslehre" bezeichnet wurde (wg. der doch etwas altbackenen Begrifflichkeiten, wär da was eine neue und schicke Wortspende eigentlich schon überfällig).

Marx kritisiert seine Vorgänger, die - wie sie heutzutags genannt wird - klassische Nationalökonomie (in etwa die britische Schule von Smith bis Ricardo mit ein paar französischen Einsprengseln). Diese "Klassiker" haben mit ihm gemeinsam die Suche nach einem hinter einzelnen Preisen stehenden Substrat, das diese (die Preise) erst vergleichbar und erklärbar macht. Sie entwickelten verschiedene, natürlich in verschiedenen Aspekten unterschiedliche Theorieansätze zur Klärung dieses Sachverhalts und waren überzeugt, daß sich verbindliche Aussagen über weitere Aspekte des Wirtschaftslebens erst auf diesen Grundlagen vernünftig diskutieren ließen.

Ganz anders ihre Nachfolger: Die in den Schlußjahrzehnten des 19. Jahrhunderts aufkommende neue Strömung innerhalb der Nationalökonomie - heutzutags generell als "Neoklassik" bezeichnet - hielt derartige Überlegungen für "überflüssig". Statt sich mit grundsätzlichen Fragen herumzuschlagen, reduzierten sie ihre Theorie auf das grundsätzlichste: Gehandelt würden Güter, also Dinge, die irgendeinen Nutzen hätten und nicht für jedermann frei verfügbar wären (wie Atemluft). Mehr darin hineinzuinterpretieren sei letztlich "Quatsch". Auf dieses "schmalen" theoretischen Grundlage gelte es dann, Dinge weiter zu analysieren. Tante Wiki hat nicht unrecht, wenn dort im entsprechenden Artikel vermerkt wird "Charakterisiert wird die Neoklassik nicht durch bestimmte Lehrsätze, sondern durch ihre Methode (...)". Sowohl Smith als auch Marx sind aus neoklassischer Perspektive gleichermassen eigenwillige Gesellen, die sich metaphysischen Spintisierereien hingeben. Doch, wenn man bequemerweise den einen schon zum Gottseibeiuns gemacht hat, kann man den anderen ruhig als Säulenheiligen ikonisieren, solange man ihn nicht ernsthaft rezipieren muss ("invisble hand" ist so beliebt wie irreführend).

Darüber hinaus war und ist die Neoklassik konzentriert auf mikroökonomische Phänomene und geneigt makroökonomische Phänomene immer (bestenfalls) aus der Perspektive des Tellerrands zu betrachten. Darauf hat prominent Keynes hingewiesen: Auch unter kritikloses Übernahme des oben skizzierten Theoriemankos der Neuklassik, stößt man, sobald man ernsthaft makroökonomische Zusammenhänge in Betracht zieht bald auf paradoxe Situationen, auf Interventionen, die ihre Intentionen konterkarieren. (Als Beispiel hierzu: Seine Anmerkungen zu den im Vertrag von Versailles festgeschriebenen Reparationen.)
Mit seiner Betonung der Bedeutung nachfrageseitiger Wirtschaftsstimulierung wird Keynes zum "role-model" sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik nach dem 2. Weltkrieg. Solange kleinere und mittlere Staaten noch fähig und willens waren, eigenständige wirtschafts- und industriepolitische Entscheidungen zu fällen, blieben keynesianistisch angehauchte Eingriffe, die ja innerhalb dieser Grenzen konzipiert waren, wirksam, sobald sich die Staaten aber im Geiste der Globalisierung immer mehr der eigenen Lenkungsmöglichkeiten begeben (müssen), verpufften ihre Effekte zunehmend jenseits der Grenzen.
 
Gut und schön, aber was hat die "Suche nach einem hinter allen Preisen stehenden Substrat" (gemeint ist da wohl die Arbeitswertlehre) mit Keynesianismus zu tun? Ich glaube nichts, Keynes hat diese Suche auch nicht wieder aufgenommen.
Smith hat so viel Wichtiges gefunden auf seiner Substratsuche, in etwa wie Kolumbus auf seiner Fahrt nach Indien.
 
Gut und schön, aber was hat die "Suche nach einem hinter allen Preisen stehenden Substrat" (gemeint ist da wohl die Arbeitswertlehre) mit Keynesianismus zu tun?
War "Auch unter kritikloses Übernahme des oben skizzierten Theoriemankos der Neuklassik" für Sie zu undeutlich ?
Smith hat so viel Wichtiges gefunden auf seiner Substratsuche, in etwa wie Kolumbus auf seiner Fahrt nach Indien.
Sollten Sie ihr Beispiel nicht noch einmal (genau) überlegen?
 
War "Auch unter kritikloses Übernahme des oben skizzierten Theoriemankos der Neuklassik" für Sie zu undeutlich ?

Sollten Sie ihr Beispiel nicht noch einmal (genau) überlegen?
Bin leider etwas schwer von Begriff, der Satz zur Neuklassik ist mir tatsächlich zu undeutlich. War damit eigentlich Neoklassik gemeint?
Und in meinem Satz zu Smith gibt es doch gar kein Beispiel.
 
1.
Ja, damit war "Neoklassik" gemeint, ein Verschreiber oder - wie man neumodisch sagt - "Typo".
Dachte eigentlich, daß das trotz des offensichtlichen Schnellschreibfehlers an dieser Stelle klar sein sollte: Oder wie übersetzen Sie "Neo" ins Deutsche ?
2.
Keynes hat - wie oben gerade deshalb sogar extra und explizit ausgedrückt (Soll ich mich an dieser Stelle nochmals selbst zitieren oder reicht es, Sie an den Satzteil aus meinem letzten Posting zu erinnern ?) - nichts mit diesbezüglichen Vorstellungen von Smith & Co. zu tun.
3.
"Beispiel" war tatsächlich ein falsch gewählter Begriff; "Vergleich" ist der Richtige. Wenn Smith auf seiner Suche etwa so viel gefunden hat, wie Kolumbus, dann ist das nicht wenig. (Nennt man heutzutags umgangssprachlich "Amerika"; im spanischsprachigen Teil desselbigen sogar gern in der Mehrzahl: "Americas"); komisch, daß Ihnen das nicht aufgefallen ist...
 
1.
Ja, damit war "Neoklassik" gemeint, ein Verschreiber oder - wie man neumodisch sagt - "Typo".
Dachte eigentlich, daß das trotz des offensichtlichen Schnellschreibfehlers an dieser Stelle klar sein sollte: Oder wie übersetzen Sie "Neo" ins Deutsche ?
Ich habe gefragt, weil es in der Ökonomik auch Neuklassik gibt (Robert Lucas), das ist etwas anderes.

(Nennt man heutzutags umgangssprachlich "Amerika"; im spanischsprachigen Teil desselbigen sogar gern in der Mehrzahl: "Americas"); komisch, daß Ihnen das nicht aufgefallen ist...
Ich verstehe wieder nicht, was hier gemeint ist.
Mir ist der Ton, der hier angeschlagen wird, ehrlich gesagt, zu gereizt.
 
Mir erscheint die Diskussion, die immer wieder auf Fehler, Fehlschlüsse etc "bei Marx" zu sprechen kommt, voreingenommen zu sein und zwar in dem Sinn, dass man sich im kapitalistischen Wirtschaftssystem, wie es sich nun mal im 20. jh. entwickelt hat, bequem eingerichtet hat - und das färbt alles, was Kritik an den heiligen Kühen der Wissenschaften a la BWL, VWL etc übt, a priori negativ ein. So kommt man leicht zu Schlussfolgerungen wie Marx muss irren, denn es kam nicht zu seiner Revolution, sowieso hat Marxismus-Leninisums historisch versagt (UDSSR Untergang) also der ganze Marxkram taugt nix.
Dass Marx abgesehen von seiner Sozialutopie eine Analyse des frühkapitalistischen Wirtschaftssystems vorgelegt hat, welche dieses recht genau beschreibt und immanent in seiner ausbeuterischen Funktionsweise demaskiert, wird ausgeblendet - meine Vermutung ist: die immanente moralische Kritik innerhalb dieser Analyse schmeckt nicht, weil man sich im quasi Nachfolger des Frühkapitalismus bequem eingerichtet hat und alles, was daran rüttelt, muss falsch sein.
...da war mir wohl ein prophetischer Beitrag gelungen:
Ansonsten scheitern auch moderne nicht-kapitalistische Entwürfe und Ideologien auf Dauer. Ob es das maoistische China, Kambodscha unter den Roten Khmer, Hoxha-Albanien, Rumänien unter Ceaușescu, die Honecker-DDR, Nordkorea, Yugoslawien unter Tito und diverse blockfreie Staaten während des Kalten Krieges waren.
Ist das ein Naturgesetz? Die VR China ("realsozialistische Republik" mit Einparteiendiktatur) floriert mehr denn je und jener einstmals reiche Inselstaat, bei dessen Revolution die beliebte Ikone Che beteiligt war, leidet seit Beginn des 20. Jhs. und dann verstärkt seit der Revolution unter einem Embargo, an welchem demokratische freiheitliche markwirtschaftlich-kapitalistische Vorzeigestaaten unnachgiebig festhalten (das bissel Erleichterung unter Obama hat Trump wieder aufgehoben usw.). Nebenbei: kapitalistisches wirtschaften kann sich in allerlei Gesellschaften, also durchaus in Demokratien, Monarchien, Diktaturen, sogar in "Einparteiendiktaturen", prosperierend entfalten.

Aber zurück zu Marx:
(1) dieser beschrieb/analysierte die Wirtschaft und Gesellschaft jener Zeit, der wir einerseits einen Oliver Twist, andererseits opulente Bäderarchitektur-Villen verdanken, also verkürzt gesagt den Frühkapitalismus 19.Jh. - er beschrieb/analysierte NICHT unsere heutige Zeit.
-- ist das in seiner Zeit Unsinn gewesen?
(2) in seiner Deskription ist unzweifelhaft moralische Kritik an der immanenten Ungerechtigkeit (Ausbeutung) des Frühkapitalismus enthalten
-- lag er damit falsch?
(3) als Denkmodell eines (für ihn moralisch nötigen) Auswegs aus der sozialen Ungerechtigkeit formulierte er seine Sozialutopie (klassenlose Gesellschaft und wie diese zu erreichen sei)
-- Sozialutopien, seien sie belletristisch, seien sie cum grano salis formuliert "sozialwissenschaftlich" gab es einige, darunter auch einige anarchistische: ist seine innerhalb dieses Kontexts (Sozialutopien des 19. jhs jeglicher Couleur) besonders verdammenswert oder in sich weniger konsequent gedacht als Herzen, Proudhon, Bakunin, Schigaliow (letzterer wie Naphtha eine fiktive Figur)?

Aber eigentlich stellt sich eine andere Frage, was diesen 2009 (sic!) begonnenen und 2014 gestoppten, in diesem Sommer überraschend wiederbelebten Faden betrifft: was soll eigentlich diskutiert werden? Schließlich zeichnet der Karl aus Trier nicht für alles verantwortlich, was sich das Etikett marxistisch (gar marxistisch-leninistisch) selber anhängt, weshalb ein "ätschi Karl, die UDSSR ist gescheitert" argumentativ unergiebig bleiben muss (der Karl hat weder die UDSSR gegründet noch den Lenin oder gar Stalin großgezogen).
 
Als Anmerkung von mir:

Wieso gab es in der Bundesrepublik dann eine 5 DM Gedenkmünze wenn K.M. doch solch ein "schlimmer Finger" gewesen sein soll, bzw. seine Theorien allesamt für den "Müllhaufen der Geschichte"?

Nein, Deku hat schon nicht Unrecht, wir hier im Forum sollten K.M. auch als Kind seiner Zeit betrachten.

Meiner Meinung nach hat ja K.M: durch seine "Schriften" durchaus einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Situation der Arbeiter geleistet, man denke hier nur an die SPD im Kaiserreich.
 
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