Chinese Repository, Magazin der Missionare
Gegründet wurde dieses Magazin 1832 von protestantischen Missionaren und auch anschließend betrieben .
Es war Standardlektüre im englischsprachigen Kanton.
Es ist ja bei Platt und Lovell eine viel zitierte Quelle, deren Vorteil auch darin besteht, dass sie verfügbar ist.
Es finden sich verblüffend sachkundige und wohlformulierte Beiträge zu verschiedenen Aspekten des Geschehens.
Schaut man sich an was da alles zu finden ist, dann fragt man sich, welche Rolle die braven Gottesmänner im Verhältnis zu China hatten und wie sie mit Handel und Krone vernetzt waren.
Das halte ich für eine sehr interessante Frage.
ich hab mir jetzt mal einige Jahrgänge bei archive.org runtergeladen und den Jahrgang mit den deutlich meisten Einträgen zu "opuim" im Inhaltsverzeichnis näher betrachtet.
Ein wirklich sehr merkwürdiges Missionarsblatt.
Was waren das für Leute?
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Chinese Repostirory May 1837, to April 1838
(Folgejahr hab ich leider nicht)
S.38 wird über die segensreiche Wirkung des Opium als Medizin berichtet.
S.40-43 trägt "A Reader" welcher nicht benannt ist folgendes zum Thema Opium bei:
"he and his coterie have brought an accusation of crime against a whole class of traders, founded on the supposition that opium is solely a destructive poison;.."
Dem sei aber gar nicht so, sondern es sei vielmehr so: "opium is perhaps the most desirable and least hurtful excitement used by man".
Auch sei nicht etwa der Gebrauch des Opiums, sondern dessen exzessive Missbrauch ein Verbrechen.
Zu dem chinesischen Maler Sunqua, dessen Gemälde die Folgen des Opium-Missbrauch darstellen, bemerkt er: " I hope Sunqua may assist in putting down the
abuse of opium, and so greatly add to its
use and consumption." (Hervorhebungen im Original)
Sodann berichtet über die Harmlosigkeit des Opiumkonsums anhand eines ihm persönlich bekannten chinesischen Konsumenten. usw.
Fazit: Opium ist mehr nützlich als schädlich, ja sogar eine ausgezeichnete Sache.
S.44 geht es um "Weights and Prices"
S.48 "Traffic in opium"
Es wird die aktive chinesische Rolle beim Opiumschmuggel behandelt.
S.66-67
""It occurs to us, that it may be possible to introduce among the Chinese the sulphate, or other natural salt, of morphia as a substitute for crude opium, ..""
Dieses "morphia" [*] "..contains the essence of the drug in about one sixteenth part of the weight of the raw material,.."
*
@Scorpio: Ist das Morphin, Morphium? (Keine rhetorische Frage)
Dies brächte große Vorteile, so steht weiter zu lesen: Billigerer Transport nach China bei geringerem Risiko der Beschlagnahme. Den heimischen Konsumenten (natives) könne bessere Ware zu günstigeren Preisen geboten, und "Britain" könne das Zentrum eines neuen expandierenden Wirtschaftszweig werden usw. usw..
Und was die Chinesen angeht:
"If the Chinese government impose absurd rules.... they must take the consequence of their folly.
Selber Schuld, das eigene Volk hält sich ja eh nicht daran.
S.92-93
Einer der sich "Another Reader" nennt, lehnt den Opiumhandel ab.
Insgesamt mir unverständlich geschrieben antwortet er auf einen Befürworter, von dem er hofft er sei "good humored".
Die Wirkung des Opiumhandels beschreibt er so:
"corrupting the public health, undermining morals, producing vice, disease, and misery, and recoiling on ourselves, by forming the grand argument, the insurmountable one (save as a consequence of the use of successfull force against the introduction of our religions, morals, sciences, and commerce, into this prodigious and favored land."
Eine furchtbare Droge also, die nicht nur den Chinesen schadet, sondern auch der Missionierung.
In seinen Schlusssätzen mahnt er das Opium nicht zu konsumieren und nicht zu vertreiben.
S.157 wird berichtet über Singapur,
Hunderte und Tausende Morde ereignen sich jedes Jahr. Auf Land herrschen die Schlägerbanden und zur See die Piraten.
Und zu diesen müsse man die tausende "self inflicted" (Selbst?-)Morde der Opfer des Opiumkonsums zählen. Hier könne Großbritannien Größe zeigen.
S.167 ff
Bericht über Handelswege in Asien.
Welches Gewicht Kamele über welche Distanz tragen, im Vergleich zum Pferd, welche Routen zu nehmen sind.
In welchen Händen die zu durchquerenden Gebiete sind, welche Stationen zu nehmen, und wer die Wettbewerber sind.
Und auch, welche Linien der Kommunikation existieren.
Welche Preise wo gezahlt werden und vieles mehr.
Wie viele Karawanen wo unterwegs sind usw..
Opium wird auch erwähnt: (169)
"Among the articles taken by them to Yarkand, is Persian opium, received via Meshed, and purchased readily by the Chinese at 5 tillas (30 rupees) per maund of 7 pounds. Unless the quality be inferior, we should suppose, that this low price would give the Persian opium an extensive currency through the interior."
Ein lesenswertes Fachblatt, fürwahr.
S.193 ff
Unvollständige Statistiken zum Opiumhandel.
S.197-204
Sehr ausführliche Beschreibung der Zubereitung des Opium zur Rauchware.
S.208
Ein kaiserliches Edikt wird erwähnt.
S.302-3
Abschätzung des Konsums und die Zahl der Konsumenten von "Indian opium".
S.331-2
Betrachtungen über die kaufmännische und rechtliche Behandlung des Opium aus Malwa (Zentralindien), welches von geringerer Qualität ist als das aus Bengalen.
S.343-51
Übersetzung eines kaiserliche Edikts an seine Gouverneure. Diese leiten dieses an die "hong-merchants" weiter. Eine Kopie erreicht das Chinese Repository, so wird berichtet.
S.382ff
argumentiert ein Autor* aus London polemisch, dass China eben nicht das Recht habe den Handel zu beschränken, auch wenn die Chinesen meinten, man selbst sei verabscheuungswürdig.
Doch sei Opiumkonsum eine schreckliche und zerstörerische Sache:
"...as opium, when taken as a luxury, destroys every sinew of the body, and enervates the mind, and renders the person using it a fit companion only for the lost of the human race; .." (384)
Dies, so fährt er fort, müsse jeden Handel zugrunde richten und er hoffe, dass dies dann nicht auch der Effekt für die religiöse Missionierung sein werde.
"I hope it may not have this effect upon the religious books that have sometimes been circulated under its auspices." (unter der Schirmherrschaft des Handels.)
*Das müsste dieser sein:
George Tradescant Lay - Wikipedia
S.400
"burning of opium"
Händler wurden aus Kanton ausgewiesen doch bleibt der Opiumhandel weiter bestehen.
Chinesische Schmuggler und ihre Boote wurden in großer Zahl festgesetzt und angeblich auch Opium verbrannt.
Das ganze sei nicht mehr als eine Farce:
"Now no one, who knows, the Chinese, believes that a pound of opium was burnt: while everyone does know that official boats have been the chief agents in carrying the drug!"
S.473ff
Ein Memorandum über den Opiumhandel des "governor, lit.-governor and hoppo" von Kanton an den Kaiser. (30.12.1837)
Da staunt man.
Wie kommt das CR an solches Material?
(Und es ist auch ganz bemerkenswert wie sehr die drei Offiziellen ihren Kaiser belügen.)
S.520
beschreibt einen Vorgang, den ich so verstehe. Opium wird an Amerikanische Schiffe geliefert und auf See zwischengelagert. Aufgenommen wird das Opium dann von chinesischen Schmugglern.
S.523
" If we consider the probable results of the legalization, we shall find ourselves at a loss to discern how the foreign relations with China are to be thereby improved in any event."
(Die Debatte um die Legalisierung ist in China noch im Gange.)
S.526
beklagt der Autor die schädliche Wirkung des Opiumhandels auf die christliche Missionsbestrebungen.
" The ships which visit the coasts of China to distribute the Bible, share in the suspicions which are already awakened by the opium fleet."
Er appelliert an die USA ihr schändliches Tun einzustellen. (Durchaus seltsam)
S. 535ff
Fordert ein Autor: "The production of, and the trade in, opium must be
free;" und begründet das ausführlich.