@Archeoastronom
Ich finde alternative Thesen zum wissenschaftlichen Mainstream ja gelegentlich auch sehr spannend, aber hier glaube ich wirklich, daß du dich auf einem Weg befindest, der nicht stichhaltig ist. Was Dr. Jellito vorträgt, schließt in keiner Weise an bisher bekannte Konzepte und Kenntnisse der alten Ägypter an. Die alten Ägypter kannten noch nicht das metrische System. Es gibt auch keinen Grund, etwas anderes anzunehmen, da bekannt ist, welche Maßeinheiten damals benutzt wurden. Es gibt auch keinerlei Hinweise auf verlorengegangene Hightech, die die alten Ägypter angeblich eingesetzt hätten. Woran hätte eine solche Technologie auch anschließen sollen? Das Ägypten der 1. Dynastie gründete sich auf die Naqada-Kultur, die eine kupfersteinzeitliche Kultur aus der prädynastischen Zeit Ägyptens war. Die Pyramiden von Gizeh entstanden in der 4. Dynastie, die von etwa 2620 bis 2500 v. Chr. dauerte. Moderne Hightech fällt nicht einfach vom Himmel (gut, einige glauben ebendas), sondern ist Frucht einer langen Entwicklung. Eine solche ist im alten Ägypten aber in keiner Weise zu erkennen, die Fundlage ist da eindeutig. Für den Bau der Pyramiden von Gizeh (und den anderen Pyramiden Altägyptens) ist Hightech im heutigen Sinne auch gar nicht erforderlich. Der Bau dieser Pyramiden stellt zwar eine grandiose Leistung dar, war aber mit den damals bekannten Werkzeugen und Methoden prinzipiell zu verwirklichen. Mit anderen Worten: es gibt keine grundlegende Erkenntnislücke, keine wissenschaftliche Notwendigkeit, andere Techniken zu vermuten als die, die den alten Ägyptern zur Verfügung standen. Es gibt noch offene Fragen, aber diese beziehen sich auf die Details des Bauvorgangs, berühren jedoch nicht die prinzipielle Fähigkeit der alten Ägypter diese Bauten zu errichten. Etwas anderes wäre es, wenn behauptet würde, die Ägypter der 4. Dynastie hätten den Burj Khalifa errichtet. Dieses Bauwerk hätte tatsächlich nicht mit den damals bekannten Werkzeugen und Methoden errichtet werden können. Die alten Ägypter waren auch nicht von Anfang an perfekte Pyramidenbauer. Es gibt eine Geschichte des Lernens und mißglückter oder nur teilweise geglückter Bauten. Da wäre z.B. die Knickpyramide von Dahschur, die um 2650 v. Chr. unter Pharao Snofru, dem ersten König der 4. Dynastie, erbaut wurde. Diese Pyramide erhielt ihr charakteristisches Äußeres dadurch, daß sie in dem ursprünglichen, steileren Neigungswinkel nicht weitergebaut werden konnte, da Stabilitätsprobleme auftraten. Es gibt die sog. rote Pyramide, die dritte große Pyramide, die für König Snofru (etwa von 2670 bis 2620 v. Chr.) errichtet wurde, und ihm vermutlich als Grabmal diente. Sie war die erste von Beginn an als solche geplante echte geometrische Pyramide, hatte aber noch einen weit geringeren Neigungswinkel als die späteren Pyramiden von Gizeh. Die rote Pyramide ist zwar die erste "echte" Pyramide, wirkt aber durch den geringeren Neigungswinkel sehr gedrungen, und kann ästhetisch nicht voll überzeugen. Dies sahen wohl auch die alten Ägypter so, denn sie gingen von 44 Grad Neigungswinkel der roten Pyramide auf 51 Grad bei der späteren Cheopspyramide über. Man sieht, die alten Ägypter mussten durchaus einen Lernprozess bewältigen, der auch Rückschläge enthielt, bis sie die Cheopsyramide errichten konnten, die allgemein als Höhepunkt des Pyramidenbaus gilt. Wie aber lassen sich diese Rückschläge und Fehlschläge erklären, wenn man annimmt, die alten Ägypter hätten über bislang nicht bekannte Hightech verfügt? Dann dürfte man doch wohl annehmen, sie wären in der Lage gewesen, die notwendigen statischen Berechnungen korrekt durchzuführen. Dies alles führt aber bereits viel zu weit. Ich finde prinzipiell, Wissenschaft sollte offen für neue Konzepte sein, aber hier lege ich mich persönlich fest: was Dr. Jellito vorschlägt, führt in die Irre. Seine Theorie, seine Ausführungen hängen absolut in der Luft, sind rein spekulativ und durch nichts belegt.