Die Frage, ob Stalins Sowjetunion vorhatte, Hitlers Deutschland anzugreifen, ist zwar tatsächlich diskussionswürdig, immerhin galt der Anti-Komintern-Pakt weiter
Welche konkrete Bedeutung hatte der denn noch für die Sowjetunion? Klauseln für eine direkte militärische Zusammenarbeit gegen die UdSSR enthielt der ja nicht.
Der im September 1940 zwischen Deutschland Japan und Italien geschlossene "Dreimächtepakt" enthielt zwar militärische Beistandsverpflichtungen, im Falle, dass eine der 3 beteiligten Parteien von einer noch nicht im Konflikt befindlichen Partei angegriffen würde, aber das war zum einen keine Plattform für einen gemeinsamen Krieg gegen die Sowjetunion, zum anderen gelang es der Sowjetunion ja im April 1941 mit Japan einen Neutralitätsvertrag zu schließen, der beide Parteien verpflichtete sich im Fall des Angriffs einer dritten Macht auf eine der Vertragsparteien neutral zu halten.
Somit unterhielt die Sowjetunion im Frühjahr 1941 sowohl mit Deutschland, als auch mit Japan Nichtangriffsabkommen und war von dem her jedenfalls gegen eine kombinierte Zusammenarbeit Deutschlands und Japans gegen die Sowjetunion durch entsprechende Garantien abgesichert und angesichts der japanischen Verzettelung in Ostasien und dem sich zuspitzenden Konflikt zwischen Japan und den Westmächten, durfte es auch als wahrscheinlich angesehen werden, dass jedenfalls Japan sich daran halten würde.
Italien war derweil im Mittelmeer gegenüber Großbritannien in die Defensive geraten, hatte seine militärischen Unzulänglichkeiten in Frankreich, in Afrika und in Griechenland unter Beweis gestellt. Es war mit seinen begrenzten militärischen Kapazitäten so weit gebunden, dass klar war, dass es eine Aktion gegen die Sowjetunion wenn überhaupt nur mit schwachen Hilfskontingenten würde unterstützen können.
Für die angeschlossenen de facto Sateliten NS-Deutschlands, Ungarn, die Slowakei und Rumänien galt selbiges, zumal die wegen "Oberungarn", der "Kapartenukraine" und "Nordtranssylvanien" noch Territorialkonflikte untereinander hatten und einen Teil ihrer militärischen Kräfte benötigten um sich gegenseitig zu belauern.
Ich sehe da um ehrlich zu sein nicht die große Gefahr, die vom "Antikominternpakt" oder vom "Dreimächtepakt" für die Sowjetunion ausging.
Sowohl Japan, als auch Italien hatten so viele eigene Probleme, dass eine nennenswerte militärische Unterstützung Deutschlands gegen die Sowjetunion (zumal die Verträge die beiden Staaten darauf nicht verpflichteten) unwahrscheinlich war.
Deutschland blieb eine Bedrohung, aber beide Vertragssysteme stärkten Deutschlands Potential gegenüber der Sowjetunion unter den gegebenen Umständen nur unwesentlich.
Eine sinnvolle Überlegung von sowjetischer Seite präventiv dagegen vorzugehen, hätte allenfalls dann bestehen können, wenn sich ein Zusammenbruch der Westmächte und Chinas abgezeichnet hätte, aber das war nicht in Sicht. Nach dem Stand der Dinge, 1941 konnte Stalin den "Antikominternparkt" weitgehend ignorieren.
und noch hatte Stalin nicht aus Rücksicht auf die West-Alliierten der kommunistischen Weltrevolution eine Absage erteilt.
Nicht in einem außenpolitischen Vertragsewerk, aber de facto hatte er die politische Doktrin doch bereits in der Mitte der 1920er Jahre vom Internationalismus weg, hin zum "Aufbau des Sozialismus in einem Land" verschoben.
Die "3. Internationale/Komintern" war noch nicht offiziell aufgelöst worden, war aber doch bereits um 1940 herum wenig mehr als ein Propaganda-Instrument, dass de facto nicht mehr, wie noch in den 1920er Jahren genutzt wurde um revolutionäre Aufstände vorzubereiten, zu flankieren und zu verstärken.
Insofern hatte er nach außen hin keine offizielle Absage dahin erteilt, tat aber im Prinzip auch nichts, was nahegelegt hätte, dass er eine solche Politik aktiv verfolgen würde.