Papa_Leo schrieb:
Glaubst Du ernsthaft, es wäre möglich gewesen, diese Landgewinne auf Dauer zu verteidigen bzw. einen Frieden auszuhandeln, der diese Landgewinne garantiert hätte?
Bevor Du den netten Spruch "Rüstungszahlen gewinnen keine Kriege" loslässt - schau sie Dir erst einmal an. Da gibt es KEINE Diskussion, dass man, wenn man derart im Hintertreffen ist, einen längeren Krieg (und genau der kam durch das Scheitern 1941) durchstehen kann. Wie weiter oben schon ausgeführt, hat das ja auch schon Ende 1941 Todt zugegeben - der hätte es ja wohl wissen müssen.
Wenn - wie Du richtig schilderst - in der dt. Rüstung ineffizient gearbeitet wurde, dann ist das erst recht kein Argument, den Wendepunkt erst ab 1942/43 zu setzen. Denn geschlampt wurde eben nicht erst ab 1941 oder 42 oder 43 - sondern von Anfang an. Dieser Umstand hat somit für mich keinen Bezug zur Frage, ab welchen Zeitpunkt der Krieg verloren war (höchstens ein Ausgangspunkt für die These, dass er NIE zu gewinnen war). Auch als schließlich stärker auf Rüstung umgestellt wurde, war man nicht in der Lage, die neuen Waffen in ausreichender Stückzahl zu produzieren. Und Panzer - auch Tiger und Panther (ebenso Flugzeuge wie die Me 262) - benötigten Sprit - und den gab es nicht mehr in ausreichender Menge, ebenso wie Rohstoffe knapp waren (ganz zu schweigen von ausgebildeten Mannschaften).
Vorab: ich brauche keine Lehrmeistereien, ich kenne die Zahlen! Und offenbar sind Dir ja durchaus gewisse Quoten bzgl. der Effizienz der Waffenwirkung geläufig, daher ist es eben nicht eine reine Frage der Masse, sondern eine Frage von Qualität des Produkts, Ausbildung der und daraus resultierend effiziente Verwendung durch die "Mannschaften", sinnvolle Verwendung der jeweiligen Waffensysteme.
Und genau aus diesen Gründen sehe ich 1942/1943 als Wendezeitraum, da die Wehrmacht hier einerseits elementare und nicht verkraftbare personelle Verluste machte, die zudem eben lange Jahre erprobtes und erfahrenes "Fachpersonal" betraff, welches nicht ersetzbar war! Das war zwar auch 1941 der Fall, aber eben bei weitem nicht in dem Umfang, der den Kampfwert elementar minderte, sowie die Ausdünnung der Truppen in fatalem Ausmaß zur Folge hatte!
Ob ein Krieg dann "gewinnbar" -stets abhängig von einer Definition- gewesen wäre, ist reine Hypothese, in welche dann wiederum andere Elemente einfliessen.
Die Ineffizienz der deutschen Rüstung war sicherlich durchgängig gegeben, aber sie wirkt sich eben ab dann stärker aus, als die Wehrmacht merklich angeschlagen war. Somit kann man sowohl den Rüstungszahlen der Alliierten oder der Ineffizienz der Deutschen größeres Gewicht an den folgenden Entwicklungen beimessen.
Okay, da ich es gerade gelesen habe, noch einen kleinen Nachtrag zu deinem Quantität-Qualitäts-Beitrag:
Ich kenne die Geschichte der deutschen Panzerwaffe und ich weiss, dass es zu Beginn von Barbarossa keine ebenbürtigen Gegner zum T-34 gab, ich weiss, dass der Panther -im übrigen weil er als Wunderwaffe in den Einsatz "gehetzt" wurde- Anlaufprobleme hatte, ich weiss, dass auch der Tiger nicht unbesiegbar war, jedoch geht es doch um eine Kombination aus Qualität des Produktes, welches dann auch noch richtig eingesetzt werden muss (der Tiger ist bspw. ein miserabler Offensivpanzer gewesen, der Ferdinand besaß keine Nahverteidigung usw...) und der Qualität der Mannschaften! Womit sind denn die horrenden Verluste der alliierten Panzerstreitkräfte zu erklären, wenn sie doch so zahlenmässig überlegen waren, wie Du richtigerweise anführst?
M.E. waren die deutschen Truppen im Schnitt besser ausgebildet, taktisch besser geführt und es gab in den letzten Kriegsjahren mehr "Topprodukte" auf deutscher Seite, allerdings bei weitem nicht in ausreichenden Mengen um die quantitativen Defizite auszugleichen. Weshalb wieder die ineffiziente Rüstung einerseits und die eklatanten Verluste 1942/1943 zum Tragen kommen...