Lange (Vor-)Geschichte, wie so oft recht gut im SPIEGEL dokumentiert. Beispielsweise im SPIEGEL-Artikel
Glatte Erpressung in der Ausgabe 34/1977, der Vorspann zum Artikel lautet:
Bei der Erschließung immer neuer Devisenquellen ist Ost-Berlin erfinderisch. Trotzdem wächst die West-Verschuldung -- und damit die Kritik Moskaus.
Im Artikel wird u.a. geschrieben:
Schon seit langem verfolgen die Sowjets argwöhnisch, mit welchen Praktiken die DDR versucht, ihren Platz an der Spitze des sozialistischen Wirtschaftsblocks zu halten. Allein bei westdeutschen Geschäftspartnern stehen die ostdeutschen Außenhändler inzwischen mit 2,6 Milliarden Devisen-Mark in der Kreide, die gesamten West-Schulden belaufen sich gar auf 13,3 Milliarden Mark (West).
Und weiter:
Die Devisen-Not aber zwingt die DDR-Wirtschaftslenker unter dem SED-Chefökonomen Günter Mittag nachgerade zur Konsum-Propaganda. So baute die DDR im letzten Halbjahr die Intershops kräftig aus, in denen Ost-Bürger gegen harte D-Mark aus den Privatschatullen westdeutscher Freunde und Verwandter jene Güter kaufen können, die sie in den Läden mit heimischer Währung vergeblich suchen.
Günter Mittag...da war doch was...ja, die Kommerzielle Koordinierung war bei ihm angesiedelt...

Und die Intershops, ja das war die Überraschung jener Jahre...und der VW Golf, der (1979?) plötzlich auch in der DDR zu haben war.
In der Ausgabe 53/1975 wird im SPIEGEL-Artikel (DDR/Wirtschaft)
Frage der Ehre u.a. notiert:
Neben dem Rohstoff-Preisauftrieb, der die DDR wegen ihrer zumeist langfristigen Import-Verträge erst jetzt voll zu treffen beginnt, wirkt sich auch die West-Verschuldung zunehmend negativ auf Ost-Berlins Bilanzen aus: Mit rund 13 Milliarden Devisen-Mark steht die DDR derzeit bei ihren kapitalistischen Nachbarn in der Kreide. Für zehn dieser Milliarden muß sie Zinsen zahlen. durchschnittlich zehn Prozent im Jahr.
Die Chancen aber, mehr als bisher ins kapitalistische Ausland zu exportieren und dadurch die Schulden zu vermindern und den Schuldendienst zu finanzieren, sind nicht zuletzt wegen der westlichen Wirtschaftsflaute gleich Null. Mit Börsenmanövern im Westen und Billigexporten aus der Textilbranche (SPIEGEL 39/1975), beides Spezialitäten des neuen Außenhandels-Staatssekretärs und Honecker-Vertrauten Alexander Schalck, versucht der ökonomische Krisenstab der Partei, der staatlichen Devisenkasse wenigstens noch ärgere Defizite zu ersparen.
Eine weitere Methode, zu hartem Geld zu kommen, ist das verdeckte Abkassieren der zu Hunderttausenden ins Land strömenden West-Verwandten: Seit das DDR-Devisengesetz dem Bürger erlaubt. West-Geld zu besitzen, ohne die Beträge anmelden zu müssen, ist die Ost-Republik mit einem dichten, bis in die Kreisstädte reichenden Netz von Devisen-Läden. den »Intershops«, überzogen worden. Hier kann sich, obwohl auch »Intershop«-Sortimente oft an Dürftigkeit kaum zu überbieten sind, von einigen Versorgungsmängeln unabhängig machen, wer über West-Geld verfügt.
Usw. usw. Da ist er wieder,
Alexander Schalck, und damit die
Kommerzielle Koordinierung, die damals natürlich geheim war.
Honeckers Konsumkurs bzw. Verbrauchersozialismus war Teil des Versuches, sich stärker bei der einheimischen Bevölkerung durch eine konsumfreundlichere Wirtschaftspolitik legitimieren zu können, hatte diese doch die bundesdeutsche 'Konkurrenz', den westdeutschen Zwilling vor Augen.