1983: Strauß vermittelt den DDR-Millionenkredit

Man kann halt auf die Vermutung kommen, dass aus dem NSW wohl vor allem hochwertige Güter eingeführt wurden
Das hatte ich auch vermutet.
Doch nach der Quelle von @silesia ist das nicht so. *
2/3 der Einfuhren aus dem NSW waren Rohstoffe/Halbfabrikate und Agrarerzeugnisse.
ca. 15% waren Industrieanlagen, und diese konnten, wie @andreassolar zurecht anmerkt, nur veraltete Technik darstellen, sofern sie aus CoCom-Ländern kamen. Und das ähnliches muss wohl für Maschinen, Ersatzteile und Ausrüstungen (ca. 12%) gelten.
Ein anderer Grund wäre, dass das NSW und dessen Produktvielfalt ... viel größer war ..
Bei Halbzeugen, Normalien und Normteilen war das m.E. gewiss so.
(Ich hab 1986 mein zweites Maschinenbaupraktikum bei einem großen Automobilzulieferer gemacht und da war ein "Frühlingstscheche" der Spritzgusswerkzeuge konstruierte und mir seine sehr komplexen Konstruktionen zeigte und erklärte. Und da gab es eine lange Liste der Bestellnummern von Hasco-Normalien. Sein Kommentar dazu: dafür hätten wir im Osten jeweils ein Zeichnung gemacht und es eigens angefertigt.)
Die Arbeitsteiligkeit hatte im NSW, was den Maschinenbau betrifft, ungleich viel höhere Fortschritte erzielt.

Es würde mich dabei die Einschätzung von @Ralf.M interessieren.


*gleiche Zahlen hier: http://www.memo.uni-bremen.de/docs/m3208b.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht nur Volze 1999 via Silesia zeigt den angesprochenen Schwerpunkt der Importe, die Entwicklung thematisiert ja auch der MfS-Bericht von Januar 1982 mit seinem Rekurs auf die Anfänge bzw. Ursachen, wie oben notiert.
Dergleichen wurde auch in den von mir angeführten SPIEGEL-Artikeln aus den 1970er zur DDR-Wirtschaft durchgängig belegt. Die Dominanz von Verbrauch und Konsum insgesamt wurde im ebenfalls schon angeführten Artikel von Cornelsen, Doris (1990), Die Wirtschaft der DDR in der Honecker-Ära, Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Berlin, Vol. 59, Iss. 1, pp. 70-79, gleichfalls gezeigt. Und die resümierende Aussage in der Bundesbank-Publikation (1999), wie oben angeführt und zitiert, war gleichfalls substanziell und zutreffend, zumal die Bundesbank-Broschüre die Schwierigkeiten der Erhebungen darstellt samt den Methoden, einigermaßen zuverlässige Zahlen zu erreichen.
 
Es würde mich dabei die Einschätzung von @Ralf.M interessieren.

Musste erstmal schauen zum Begriff „Frühlingstscheche“.

Frühlings-Tscheche? Frühling = Anspielung auf Prager Frühling? Und ein Betrieb oder Person in der damaligen CSSSR?

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Thema verschlissene und/oder zu ersetzendes Teil von NSW Maschinen...

Ein sehr vielschichtiges und auch recht kompliziertes Gebiet für diejenigen die da zuständig waren. In den Betrieben i.R. waren dies die Investitionsverantwortlichen oder Hauptmechaniker.

Wenn etwas verschlissen oder kaputt war, mal so einfach, wie es dann nach der Wende funktionierte, zum Telefonhörer greifen und beim Hersteller bestellen, oder wenn dort auf Lager gleich bekommen, konnteste in der DDR vergessen.

Am einfachsten hatten es diejenigen die fast nur für den Westen produzierten. Die hatten m.W. einen Fonds (Materiell und Geld) worüber Ersatzteile beschafft werden konnten. Ob es da allerdings auch direkt Beziehungen gab (Betrieb - Hersteller), weiß ich nicht. M.E. hingen da auch der Außenhandel und die übergeordnete Dienststelle (z.B.VVB) dazwischen.

Die anderen Betriebe...

Da gabs die unterschiedlichsten Beschaffungsmethoden.

Aber es galt erstmal die Direktive > Ablösung von NSW Importen <.

Wenn man NSW Maschinen hatte und einen Betrieb kannte (auch Artfremd) der im Westexportgeschäft war, also einen Fond hatte und bereit war einen zu helfen (meistens nannte man dies sozialistische Hilfe), dann war alles gut.

In dem Baukombinat wo ich tätig war tauchte allerdings so etwas nicht auf. Wir machten aber Geschäfte mit dem Kommando der Stalingrader Gardearmee (8. Armee). Wir bekamen Dieselkraftstoff und die Betonteile. Diesel war mit Kontingent belegt und die russischen Zugmaschinen die wir hatten waren reine Spritfresser.

Wer nicht jemanden kannte der im Westexportgeschäft tätig war, war gut beraten, wenn er jemanden fand der ihn dieses Teil, diese Teile herstellte. Auch Selbstherstellung war nicht ausgeschlossen.

Und dann ging es seinen Weg.
Bei Bedarf wurden Zeichnungen angefertigt, Materialart ggf. Ersatzmaterial (Substitution) wurde bestimmt, Arbeitspapiere für die Fertigung usw.

Aber wie geschrieben.
Es galt der Grundsatz, Ablösung, d.h. eigen Produktion oder SW Import.
 
Danke Ralf.

Frühlingstscheche...
nach dem gewaltsamen Ende des Prager Frühlings schafften es einige Tschechen in den Westen.
Die nannten wir Frühlingstschechen. Ob der Begriff verbreitet war weiß ich nicht.
Der besagte Mann hatte nach seinen Angaben Pamphlete unterschrieben die gegen die Regierung gerichtet waren.
 
Nochmals retour zu den Gründen der Bundesregierung, 1983 + 1984 die Bürgschaft für die beiden Kredite von BRD-Landes- und Privatbanken zugunsten der DDRRegierung zu übernehmen.

Steiner, Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR, 2007, bemerkt wohl zu recht, die Bonner Bundesregierung befürchtete damals angesicht der drohenden Zahlungsunfähigkeit der DDR-Regierung eine politische Krise wie 1980/1981 in Polen angesicht der dortigen Verschuldung und Zahlungsunfähigkeit in Folge einer auf (West-)Kredit finanzierten Wirtschaftentwicklung und damit verbundenen Preissteigerungen & teils massiven Ungleichgewichten im Produktionssektor....Ende 1981 war auf sowjetischen Druck in Polen das Kriegsrecht verhängt worden.
 
Nach der Schuldenkrise bei den Auslandsverbindlichkeiten im NSW, bewältigt u.a. mit dem Milliardenkrediten, Exportsteigerungen um fast jeden Preis, verhökern von allem und jeden, was Devisen bringt, BraunkohleForcierung, um teures Öl zu sparen u. mehr davon in hochwertigen Verarbeitungsprodukten gegen Devisen zu exportieren, nahm der wachsende Staatsetat in wachsendem Umfang anscheinend Kredite bei der eigenen Staatsbank auf. Beliehen wurden damit auch die Spareinlagen der Bevölkerung bei der staatlichen Monopolbank.

Im Schüren-Bericht taucht das am Rande auch auf. Steiner notiert in Von Plan zu Plan explizit, wie erstaunlich hoch diese 'innere' Verschuldung zuletzt gewesen sei. Die HoneckerAdministration hat/habe sich damit bei sich selbst beliehen...
 
Da wir schon mal beim Thema sind! Ich habe da mal eine Frage. Angenommen, BRD, hätte der DDR von sich einen deutlichen höheren Kredit angeboten, als benötigt. Wäre dies überhaupt möglich gewesen? In diesem Fall, hätte die Führung in Moskau, sicherlich auch noch das eine oder andere Wörtchen mitzureden gehabt.

Selbst wenn, sich die Bundesregierung und die Regierung der DDR einig geworden wären. Solche Kredite mussten ja auch durch den Bundestag. Immerhin, stand die Bundesregierung, als Bürge bereit. Und das fällt ganz klar unter Haushalt. Somit musste der Bundestag beteiligt werden! Was auch dazu geführt hätte, dass man für die Bürgschaften ganz klare Gegenleistungen der DDR verlangt hätte! Was diese vermutlich abgelehnt hätte. Damals galt ja in Bonn noch die Devise Leistung nur gegen Leistung.
 
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