Übrigens ist es ja überhaupt nicht selbstverständlich, dass es der DDR-Wirtschaft nicht gelang, in ausreichendem Maß wettbewerbsfähige Industriegüter für das NSW zu produzieren.
Die Exportsituation der DDR war zunehmend seit den siebziger Jahren durch eine Überforderung gekennzeichnet.
1. Zum einen war sie eingebunden in die Lieferverpflichtungen in die UdSSR, um den steigenden Kosten für Rohstoffe gerecht zu werden und zum anderen war sie gezwungen, in den kapitalistischen Westen zu exportieren, primär um hochwertige Güter zu beschaffen.
2. In dieser Phase erkennt man an der Exportstruktur die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit - primär - des DDR-Maschinenbau. Das bedeutete für die Exportstruktur in den RGW eine Ausfuhr von Konsum- bzw. Investitionsgütern. Demgegenüber veränderte sich die Struktur der Exporte in den Westen, die Kopstein als "Lateinamerikanisierung" bezeichnet.
Exporte DDR in den Westen in %
..................................................1975................1980.................1988
Raw materials...........................31,2 .................38.......................40,3
Machine tools & electronics....30,5..................34,4...................27,8
Light industry & food................38,2................27,7....................31,9
"Exports increasingly consited of an array of low value-added products, including raw materials, food, textiles, and semifinished goods. Those goods that were exported were often done so at prices far below their costs of production in order to keep the supplies of hard currency at acceptable levels." (ebd. S. 99)
Dieses ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Wirtschaftspolitik unter Honecker seit 1971 sich dramtisch von der von Ulbricht unterscheiden wollte. Das ursprüngliche Neue Ökonomische System beließ eine Reihe von dezentralen Investitions- und Bevorratungsentscheidungen bei dem VEB`s. Zudem war man offen für kybernetische ökonomische Steuerung und Operations Research Konzepte. Ulbricht`s System beruhte beim Import darauf, Investitionsgüter zu beschaffen, die sich durch die mit ihnen erzeugten Produkte refinanzieren würden.
Dieses System kippte Honecker und Importe wurde zunehmend im Bereich der Konsumgüter getätigt. Die Begründung war eine politische, da sich die Systemrivalität im Lebensstandard ausdrückte und der sollte durch die Importe "künstlich" und symbolisch gehoben werden. Allerdings ohne die Modernierung bzw. Produktivität der industriellen Anlagen im Auge zu behalten.
Mit dem Ergebnis, das immer größere Menge an DDR-Erzeugnisse in den Export gingen und so zu einer komparativen Verschlechterung des Lebensstandards der Bevölkerung in den achtziger Jahren in der DDR beitrugen.
Die Kredite aus dem Westen änderten nichts an dieser Situation. Außer, dass sie Kohl und Strauss (vgl. "Erinnerungen") die Möglichkeit geboten haben, via Annäherung an die DDR das politische Profil der CDU/CSU zu modernisieren und sich so jüngeren Wählerschaften zu öffnen.
So trafen sich der zunehmend sinnloser werdende ökonomische und politische Überlebenskampf der DDR / RGW und die Repositionierung der Union durch Kohl.
Kopstein, Jeffrey (2009): The Politics of Economic Decline in East Germany, 1945-1989. Chapel Hill: The University of North Carolina Press.