dekumatland
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sehe ich das falsch, oder steht der recht alleine da mit seiner Datierung um 520?Goffarts Untersuchung erschien 1983.
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sehe ich das falsch, oder steht der recht alleine da mit seiner Datierung um 520?Goffarts Untersuchung erschien 1983.
(nochmals aus dem zuvor zitierten Handbuch)(...) Und selbst wenn, wie wir annehmen, eine bajuwarische Stammes- und Herrschaftsbildung in den Provinzen Norikum und Raetien sich im Rahmen der Politik Theoderichs und mit seiner Billigung vollzog, so ist damit noch kein Nachweis erbracht, dass der bajuwarische Lux de iure in den Grundbesitz des römischen Staats eingerückt sei, daß eine Fiskalsukzession stattgefunden habe.
So kann man das nicht sagen. Ich habe keinen Überblick, aber z. B. Bei Alheydis Plassmann, Origo gentis (Berlin 2006) wird die Frühdatierung als gegeben vorausgesetzt.sehe ich das falsch, oder steht der recht alleine da mit seiner Datierung um 520?
Ex oriente Lux - so langsam kommen wir der Herkunft auf die Spur...... der bajuwarische Lux ...
Als taq muss man jedenfalls die Historia Brittonum (830) ansetzen, denn diese benutzt die Völkertafel. Allerdings verstehe ich die Aussage von Ulrich Nonn im RGA nicht:
Wenn die älteste überlieferte Handschrift der Generatio regum et aus dem 9. Jhdt. stammt, wie will man dann „nach einer gründlichen Untersuchung der HSS zu einer Frühdatierung zurückkehren“?
Meinem Eindruck nach gilt die Frühdatierung in die 520er Jahre als nicht gesichert, sondern nur als mehr oder weniger wahrscheinlich. Wäre sie gesichert, müsste Hubert Fehr ja ein anderes Bild von der Entstehung Baierns entwerfen.So kann man das nicht sagen. Ich habe keinen Überblick, aber z. B. Bei Alheydis Plassmann, Origo gentis (Berlin 2006) wird die Frühdatierung als gegeben vorausgesetzt.
Die Gründe für die Frühdatierung sind inhaltlich, wie ich oben zu skizzieren versucht habe. Die überlieferten Texte weichen in Details aber voneinander ab. Deshalb musste Goffart erst einmal einen ursprünglichen (natürlich bis zu einem gewissen Grad hypothetischen) Text rekonstruieren. Dabei musste in jeder Handschrift auch der Textzusammenhang, in den die Völkertafel eingefügt ist, berücksichtigt werden. Um die Identifikation einzelner Schreiber durch die Schriftform oder so etwas geht es dabei nicht, oder nicht im Wesentlichen. Zu dem Hauptergebnis der Frühdatierung ist ja schon der erste gründliche Editor (Müllenhoff 1862) gekommen, dem, wie im Beitrag von Sepiola ja schon steht, Krusch 1928 widersprach mit Argumenten, gegen die sich Goffart, meiner Meinung nach mit guten Gründen, ausspricht.
Die Frage darf ich zum Anlass nehmen, einen anderen im Zusammenhang mit unserem Thema vielbesprochenen, aber immer noch problematischen Text zur Diskussion zu stellen, vielleicht interessiert es ja jemanden.a) Was sagen denn die Quellen zu den fränkischen/merowingischen Kriegszügen und letztlich der Eroberung der Alemannen und anschließend zum einsetzen Garibalds und damit der vollzogenen Eroberung der Bayern?
Das habe ich schon oben geschrieben, scheint nicht als Argument zu erkennen sein. Der Punkt ist, dass es nur zu einem ganz bestimmten engen Zeitraum und aus einer ganz speziellen Perspektive naheliegend war, die Völkertafel so zusammenzustellen.Die Argumente Goffarts... welche sind das genau? Weil genau an dieser Stelle wird es ja eigentlich interessant.
Die erste 'Gruppe ist die der arianischen (homöischen) Ostgermanen, von denen Prokop sagt, sie sprächen die gleiche Sprache. Man kann in der Reihenfolge auch eine Rangfolge sehen, auf dem ersten Rang stehen die (Ost-)Goten, die Walagothi sind die romanisch sprechenden Westgoten. Als zweite Gruppe kommen die barbarschen Stämme nördlich des Ostgotenreichs, mit den Burgundern als dem ehrwürdigsten Stamm, die Thüringer sind noch selbständig, die Langobarden haben offensichtlich schon die Heruler verdrängt; zuletzt kommen die Baiern. Die letzte Gruppe ist die des fränkischen Reichs, der auch die wohl 506 unterworfenen Alemannen angehören. Bemerkenswert ist, dass die Romanen zuerst genannt werden. Bei Prokop kann man nachlesen, dass ursprünglich römische Militäreinheiten mit ihren alten Abzeichen einen Teil des Frankenheers bildeten.
Dass die Walagothi die Westgoten seien, das hatte ich zur Kenntnis genommen. Allein... ich halte das für sehr mutig, zu bestimmen, dass die Gothos die Ost- und die Walagothos die Westgoten seien (wie auch immer die Silbe Wala zu verstehen sei, ich sehe das keineswegs für ausgemacht, dass Walagothos as "Welschgoten" zu verstehen sind). Dabei will ich das nicht ausschließen. Was für diese Deutung spricht, ist natürlich der Versuch Theoderichs, durch eine kluge Heiratspolitik die Hegemonie über die germanischen Völker auf römischen Boden auszuüben. Und auch die Burgunder und Langobarden hingen ja der Konfession an, die man so landläufig als arianisch bezeichnet.Man kann in der Reihenfolge auch eine Rangfolge sehen, auf dem ersten Rang stehen die (Ost-)Goten, die Walagothi sind die romanisch sprechenden Westgoten.
Im Theudebert-Brief werden mit den Noraven, Saxonen und Eukier schon wieder ganz neue Bevölkerungsgruppen erwähnt. Die Sachsen sind zumindest aus zahlreichen anderen Quellen bekannt, aber die Noraven und Eukier werden nur genannt. Eine genaue Lokalisierung der Noraven und Eukier ist unmöglich. Sie müssen irgendwo in dem von Theudebert zum Frankenreich dazugewonnen Gebieten siedeln - also zwischen Norditalien und Nordsee und zwischen der westgotischen Provence und der Grenze zu Pannonien. Mit Westgoten, Thüringern und Sachen werden die Eukier und Noraven nach Auffassung dieses Briefes nicht identisch sein.Iustinian schickt eine Gesandtschaft zu Theudebert und fragt, in welchen Provinzen Theudebert zu Hause sei und welche Völker er beherrsche. Der Antwortbrief ist erhalten und wird oft angesprochen, dabei ist das Latein aber so korrupt, dass die genaue Bedeutung vage bleibt. Der für das Thema Baiern wichtige Satz lautet:
Dei nostri misericordiam feliciter subactis Thoringiis et eorum provinciis adquisitis, extinctis eorum tum tempore regibus, Norsavorum itaque gentem nobis placata maiestate collis subdentibus edictis ideoque, Deo propitio, Wesigotis, incolomes Franciae, septentrionalem plagam Italiaeque Pannoniae cum Saxonibus, Euciis, qui se nobis voluntate propria tradiderunt, per Danubium et limitem Pannoniae usque in oceanis litoribus custodiante Deo dominatio nostra porrigetur.
Laut Tacitus leben die Ingväonen großes Meer (oceanus proximus).Das ist ein interessanter Gedanke. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass die Namen der angeblichen Stammväter auch schon - als Stämme - bei Tacitus genannt werden:
berücksichtigen, dass auch die schlauen weltumspannenden Römer dergleichen Unsinn verzapften, indem sie ruhmreiche Trojaner sein wollten... nein, die frage ist nicht, wie unsinnig allerlei Herkunftslegenden sind, sondern die Frage ist, ob sie verwertbare historische Informationen enthalten. Und was die Bayern betrifft, ist obendrein die Frage offen, ob sie überhaupt eine solche Herkunftslegende, eine Origo Gentis, im Frühmittelalter hatten (das viel spätere Zeugs aus dem 12./13. Jh. ist wohl eher irrelevant)Wenn man sich jetzt fragt, wer mit diesem Unsinn angefangen hat, muss man
Dass die Walagothi die Westgoten seien, das hatte ich zur Kenntnis genommen. Allein... ich halte das für sehr mutig, zu bestimmen, dass die Gothos die Ost- und die Walagothos die Westgoten seien (wie auch immer die Silbe Wala zu verstehen sei, ich sehe das keineswegs für ausgemacht, dass Walagothos as "Welschgoten" zu verstehen sind).
Zum anderen gibt es mit der sogenannten Fränkischen Völkertafel einen Text, der die Bajuwaren erwähnt, und den Walter Goffart (neben anderen) mit guten Gründen in den 520er Jahren verortet hat.
Dieser Text ist in wohl acht Varianten überliefert. Eine (natürlich auch etwas hypothetische) Rekonstruktion des ursprünglichen Textes lautet:
Tres fuerunt fratres, primus Erminus, secundus Inguo, tertius Istio.
Inde adcreverunt gentes XII.
Primus Erminus genuit Gothos, Walagothos, Wandelos, Gepedos.
Inguo genuit Burgundiones, Turingos, Langobardos, Baioarios.
Istio genuit Romanos, Brittones, Francos, Alamannos.
Die Zeilen lassen sich als Merktext verstehen, welcher die Gruppierung der barbarischen Völker in den 520ern aus Sicht des Ostgotenreichs zum Inhalt hat.
Es sei denn, man wollte durch Nennung von Teilstämmen die Macht größer erscheinen lassen.Mit Westgoten, Thüringern und Sachsen werden die Eukier und Noraven nach Auffassung dieses Briefes nicht identisch sein.
Das ist doch nur folgerichtig. Die Trojaner hätte er verwerfen können, aber die Verknüpfung mit Noah und seinen Söhnen war gewissermaßen Christenpflicht, wenn man im Einklang mit Genesis stehen wollte.Nennius treibt das ganze noch weiter auf die Spitze und verknüpft diesen Stammbaum des Mannus bzw. Alanus auch noch mit biblischen und trojanischen Genealogien.
Das wäre aber sehr seltsam, dass von den Abruzzen (mutmaßliche Herkunft des ältest erhaltenen Codex) bis zu Nennius alle die Walagothos erhalten hätten, wenn diese nicht in der ursprünglichen Fassung gestanden hätten.Jetzt bin ich im Netz auf den Artikel Goffarts von 1983 gestoßen:
https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a047895.pdf
Die Idee, wonach "Walagothi" als "fremde Goten" zu verstehen seien, wird schon von Goffart vertreten. Wie ich nun sehe, war sich aber Goffart völlig darüber im Klaren, dass es Unsinn wäre, solchermaßen verstandene "Walagothi" in die Zeit um 520 zu verorten.
Um seine Datierung zu retten, schreibt er die "Walagothi" (ebenso wie die Saxones) einer etwa 200 Jahre später erfolgten Redaktion zu.
Die von Goffart rekonstruierte Fassung gehört also nicht in die 520er Jahre, sondern in die karolingische Zeit. ("An alteration of this kind can be accounted for by supposung it to be the work of a Frankish editor or scribe, probably in the later seventh or eighth century"). Sie lautet:
Tres fuerunt fratres, primus Erminus, secundus Inguo, tertius Istio.
Inde adcreuerunt gentes XIII.
Primus Erminus genuit Gothos, Walagothos, Wandalos, Gepedos, et Saxones.
Inguo genuit Burgundiones, Turingos, Langobardos, Baioarios.
Istio genuit Romanos, Brittones, Francos, Alamannos.
In der Fassung, die @Clemens64 präsentiert, sind die Saxones ausgemerzt, die Walagothi jedoch dringeblieben. Über letztere bin ich dann auch prompt gestolpert:
Das heißt also:
Die erhaltenen Fassungen der Völkertafel stammen alle von einer Fassung aus der Zeit um 800 ab. Diese mag eine ältere Vorgängerin gehabt haben, doch deren Text ist nicht mehr sicher rekonstruierbar, da in der Zwischenzeit Namen geändert und hinzugefügt wurden.
Und was die Baioarii betrifft, heißt das:
Sogar wenn es sicher wäre, dass die Urfassung in den 520er Jahren entstanden ist, wäre es immer noch unsicher, ob sie die Baioarii erwähnt hat oder nicht.
Wo „und auch“ steht, sollte meinem gestrigen Gedanken zufolge „was gegen diese Deutung spricht“ stehen.Was für diese Deutung spricht, ist natürlich der Versuch Theoderichs, durch eine kluge Heiratspolitik die Hegemonie über die germanischen Völker auf römischen Boden auszuüben. Und auch die Burgunder und Langobarden hingen ja der Konfession an, die man so landläufig als arianisch bezeichnet.
Vorstellbar wäre das schon. Die ursprüngliche Fassung mag auf einem Fresszettel in einer Klosterbibliothek Jahrhunderte vor sich hin geschlummert haben, bis sie irgendwann ein Mönch in die Finger bekommen hat, der sie überarbeitet hat und gleich ein paar Kopien für befreundete Völkertafelsammler gemacht hat.Das wäre aber sehr seltsam, dass von den Abruzzen (mutmaßliche Herkunft des ältest erhaltenen Codex) bis zu Nennius alle die Walagothos erhalten hätten, wenn diese nicht in der ursprünglichen Fassung gestanden hätten.
damit stellt sich die kuriose Frage, ob Herzog Garibald wusste, dass er als Herzog über Baioarii eingesetzt war oder als Herzog über geflohene Alemannen, Restnoriker, Restrugier u.a. östlich der zuvor eroberten Alemannia - - - Spaß beiseite:Und was die Baioarii betrifft, heißt das:
Sogar wenn es sicher wäre, dass die Urfassung in den 520er Jahren entstanden ist, wäre es immer noch unsicher, ob sie die Baioarii erwähnt hat oder nicht.
für befreundete Völkertafelsammler
Das prominenteste Beispiel hierfür sind Sueben und der Fluss Suebos.
Eine genaue Lokalisierung der Noraven und Eukier ist unmöglich. Sie müssen irgendwo in dem von Theudebert zum Frankenreich dazugewonnen Gebieten siedeln - also zwischen Norditalien und Nordsee und zwischen der westgotischen Provence und der Grenze zu Pannonien.
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