Im Zusammenhang mit Traumatisierung muss man einen ganz wesentlichen Unterschied machen, nämlich einerseits die Traumatisierung und andererseits die Verarbeitung dieses Traumas in Folge, die je nach psychischer Veranlagung ganz unterschiedliche verlaufen kann.
Der Umstand, dass man in antiken Quellen recht wenig über Traumatisierungen findet, liegt zunächst einmal darin, dass man es nicht erkannt und auch nicht anerkannt hat. Folgeerscheinungen von Traumatisierten galten bis in jüngste Zeit als Kennzeichen von Feiglingen und Schwächlingen. Mir fällt dazu gerade die Aussage eines Kommilitonen ein, mit dem ich mich letzten Sommer bei einem Kaffee über dieses Thema unterhalten hatte, woraufhin er in ganz verächtlicher Weise meinte, dass die Soldaten im Irak und Afghanistan doch jetzt plötzlich alle traumatisiert seien, nach dem Motto, sind doch alles nur Drückeberger. Das zeigt doch, dass das Unverständnis bis heute in den Köpfen zuhause ist. Wenn einem nicht der Kopf oder Arm weghängt, dann ist man eben nicht verwundet. So ein bißchen Vergewaltigung oder Miterleben von Kriegsgreuel muss man doch wegstecken können. Die Berichte von Frauen, die diese Grausamkeiten im 20. Jahrhundert erlebt haben und die noch nach vielen Jahrzehnten in gleicher Weise verletzt reagieren wie jene, die es erst ein paar Wochen oder Jahre hinter sich haben, zeigen, dass die Menschen viel verdrängen können, es aber damit noch lange nicht überwunden haben.
Das Argument, die hätten doch damals so viel Grausamkeit erlebt, sticht m.E. nicht. Was hier immer mit der Arena angeführt wird, war doch kein Alltagserlebnis, sondern ein besonderes Ereignis und das erst recht, wenn man nicht in Rom lebte. Weiter ist es immer ein himmelhoher Unterschied das Leid anderer zu betrachten oder darüber zu reden oder ob es um einen selbst geht. Da ändert sich dann so vieles im eigenen Weltbild. Auch finde ich nicht, dass wir uns zu harmlos wahrnehmen sollten. Auch wir dröhnen uns tagtäglich mit schlimmster Gewalt zu. Ob das in irgendwelchen Liedertexten ist oder in Filmen. Teilweise ist es sogar so, dass man im Fernsehen schon gar nicht mehr weiß, wo man hinschalten soll, weil auf jedem Kanal gemordet wird, als gäbe es nur noch Verbrechen und würden diese nur noch aus stumpfen Gewaltverbrechen und Sexualdelikten bestehen. Und jetzt soll keiner sagen, dass das nur Film sei, denn darin besteht ja gerade der Kick am Film, dass man in der entsprechenden Situation gerade das Wissen um die Fiktionalität ausblendet. Im Grunde ist es die gleiche Lüsternheit, die einen die Tatorts dieser Welt ansehen lässt, die auch den Römer in die Arena lockte und dennoch sagt das nichts darüber aus, wie man reagieren würde, wenn es einem selbst an den Kragen ginge.