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Ein paar Gedanken dazu …
Das Wort "Mohr" taucht im allgemeinen Sprachschatz kaum mehr auf und gehört auch nicht zum gewöhnlichen Vokabular des Deutschunterrichts, deswegen ist es zweifelhaft, ob "weite Teile der Menschen in Deutschland mit subsaharaafrikanischem Hintergrund" diesen Begriff überhaupt kennen, geschweige denn eine Meinung dazu haben. Die Umbenennung ging denn auch auf die grüne Bezirksverordnetenfraktion zurück, nicht auf Beschwerden aus weiten Teilen der migrantischen Bevölkerung.
Mitglieder der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wie James Baldwin oder Martin Luther King in den 1960er Jahren, auch Abolitionisten des 19. Jahrhunderts wie Frederick Douglass haben noch ganz selbstverständlich von "Negroe-Emancipation" gesprochen, ohne dass der Begriff "Neger" rassistisch belastet war. Kein Mensch hat bei Mohrenköpfen, Negerküssen schlechtes im Sinn gehabt, dass der Neger im deutschen Sprachgebrauch in Verruf geraten ist, hängt viel mehr damit zusammen, dass es gewisse Vorstellungen gab, davon, was die Nazis meinten, wenn sie von "Neger-Rassen", "Neger-Musik", "Vernegerung", "vertierten Senegal-Negern" sprachen.
Seit den 1970ern wurde "Neger" als rassistisch angesehen, und es wurde durch "Schwarzer" ersetzt. Aber an sich war die ursprüngliche Bedeutung semantische Bedeutung von "Neger" und "Schwarzer" die gleiche, und im 19. Jahrhundert und noch in den 1960er Jahren war der Begriff wertneutral und wurde von Angehörigen der afroamerikanischen Gemeinschaft ganz selbstverständlich und ohne jede negative Wertung verwendet.
"Mohr" ist ein absolut altertümliches Wort, genau wie der Aar oder Lenz, nur im historischen Kontext, etwa der "Hofmohr", oder "Kammermohr" oder eben als Mohrrübe, Möhre, "Mohrenkopf" oder, die Älteren werden ihn noch kennen: den Sarotti-Mohr als Werbefigur für Schokolade.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts war der Begriff altertümlich und praktisch kaum noch existent im Sprachgebrauch, außer im historisierenden Kontext von Theater, Oper und Operette, denken wir an Othello, den "Mohr von Venedig" von Venedig oder die Figur des Zanga in Franz Grillparzers "Der Traum ein Leben" oder Mozarts Opern Alla Turca.
Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob Mohr rassistisch konotiert ist oder nicht.
Darüber, könnte man trefflich streiten, wenn es ehrliche Debatten wären. Wenn es nicht fast immer um läppische Nichtigkeiten ginge, wenn es dabei nicht um "Moral signaling" "Damnatio memoriae ginge, und wenn man Rassismus nicht immer wieder mit Rassismus bekämpfen würde.
Auch Rassismus unter umgekehrten Vorzeichen ist rassistisch. Irgendwo im Westen, ich glaube in Dortmund gab oder gibt es eine Ausstellung, in der ein Safer Space eingerichtet wurde, und der Zugang an einem Tag nur für "POC" gilt. Viele rechte You-Tuber haben das natürlich kritisiert, haben das als Rassismus gegen Weiße interpretiert.
Ich bin der Meinung, dass das tatsächlich rassistisch ist. Aber es ist rassistisch gegen alle Menschen. Es unterstellt Menschen, dass sie feindlich eingestellt sind gegen Menschen anderer Hautfarbe. Es unterstellt, dass sie unter sich sein wollen und dieses Safe Spaces bedürfen, es spielt Menschen gegeneinander aus, indem einige Zugang haben, andere nicht. Wie auch regelt man das in der Praxis? Wie schwarz oder weiß muss man denn sein? Wie verfährt man mit "Mischehen" oder Mischlingen? Kann das sein, dass da Hautfarbe zum Kriterium zur Bewertung von Menschen verwendet wird?
Hat irgendjemand Safe Spaces gefordert oder hat man das paternalistisch so eingerichtet, weil man glaubt, dass Menschen Safer Spaces bedürfen, weil sie Menschen anderer Hautfarbe schwer ertragen können?
Warum differenziert man nicht einfach zwischen Menschen, die die Ausstellung sehen wollen und solchen die auf Krawall gebürstet sind? Für Letztere braucht es keine Safe Spaces, ein kräftiger Türsteher und eine Hausordnung würden vollkommen genügen.
Haarfarbe, Augenfarbe, Schuhgröße- das sind keine Kriterien zur Bewertung von Menschen, welcher halbwegs vernünftige Mensch würde auch die Summe seiner Existenz so zusammenfassen, zu sagen: Ich bin ein Weißer/ Schwarzer" wenn man solche Marginalien so ungeheuer aufbläst, wenn man Hautfarbe eine solche Bedeutung zubilligt, bekämpft man keinen Rassismus, bringt im Gegenteil Menschen gegeneinander auf.