Gandolf schrieb:Ich schliesse also nicht von 1914 auf 1890 sondern ich markiere die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages (1890) als Beginn einer neuen deutschen Aussenpolitik, die 1914 zum Ersten Weltkrieg führte.
Das wird allgemein so gesehen, Wobei sich die Außenpolitik in dem 1/4 Jahrhundert mehrfach geändert hat, insbesondere in Beziehung auf Rußland wurden ja durchaus Anstrengungen gemacht, siehe Börkö.
der "Ermutigung der Österreicher eine aggressive Balkanpolitik zu betreiben (bosnische Annexionskrise, 1908), Zurückpfeiffen der Österreicher als sich der Zweibund noch nicht als kriegstauglich erwies, Ermutigung der Österreicher Serbien anzugreifen und einen Krieg mit R zu riskieren (Juli 1914).
Wenn ich das aber richtig in Erinnerung habe, haben die ÖUler diesen Schritt durchaus mit den Russen abgestimmt, und diesen hierfür Unterstützung in der Meerengenfrage zugesagt. Als es mit den Meerengen dann nicht klappte, fühlten sich die Russen "gelinkt", ob zu recht oder nicht kann ich jetzt nicht entscheiden. Ob Berlin Wien tatsächlich "Ermutigt" hat, weiß ich auch nicht.
Wir hätten also schon drei, Berlin, Wien, Petersburg, die moralisch verwerflich gehandelt haben.
Die ganze Sache ist aber etwas komplizierter, Wien hat 1878 Bosnien und den Sandschak bekommen, unter nomineller türkischer Oberhoheit. (Ähnlich wie die Briten Ägypten) 1908 wollten sie sich Bosnien endgültig sichern, haben den Sandschak an die Serben abgetreten und den Russen Unterstützung bei den Meerengen zugesagt. Ein "normaler" Deal unter Imperialisten. Dass die Russen die Meerengen nicht bekamen, hat dann auch an den Imperialisten in London gelegen, nicht an denen in Wien.
Die gelackmeierten waren demnach eigentlich nur die Türken.
Grüße Repo