L
LaGalopine
Gast
Plädoyer für einen Kaiser
Die Ziele einer historisch bedeutsamen Person, ohne dessen Gegenspieler und ihrem historischen Kontext zu beurteilen, ist ebenso unreal und synthetisch, wie das Spiel eines Schachspielers, ohne die Züge dessen Gegenspielers zu bewerten.
Denn Maßgebend für die richtige Bewertung einer Person der Zeitgeschichte, sind nicht die heutigen Moralvorstellungen und die heute vorherrschende political-correctness , sondern das damals vorherrschende politische Panorama.
Für die noch heute in Deutschland verbreitete akademische Lehrmeinung über Napoleon I. und die Epoche die seinen Namen trägt, ist genau diese unreale, synthetische Beurteilung seiner Person und deren Handlungen charakteristisch.
Lediglich das politisch zu unkorrekte und propagandistische Schwadronieren vom französischen oder welschen Erbfeind hat man aus dem Vokabular entfernt.
Von einer politisch – und geschichtlich neutralen Geschichtsaufarbeitung dieser Zeit, ist man heute in deutschen Akademien, Medien und im Geiste immer noch soweit entfernt, wie von einer europäischen Geschichtsauffassung.
Die Konzentration auf die Person Napoleon, verstellt nur all zu oft den Blick dafür, dass die junge französischen Republik, von nahezu allen europäischen Mächten unnachgiebig bekämpft wurde, indem man sich ohne offizielle Kriegserklärung direkt in die Angelegenheiten Frankreichs einmischte und zwar vom Beginn der Französischen Revolution an.
Welche Chance verblieb einem jungen französischen Leutnant der Artillerie, der Voltaire und Rousseau verehrte, in einer Zeit, in der es ausreichte jemandem des Verrates der Revolution zu bezichtigen um guillotiniert zu werden und andererseits Anhänger des Aufstandes gegen diese Revolution ebenso unberechenbar, blutig und disziplinlos jedes Verbrechen begingen?
Lieutenant Bonaparte entschied sich wohl wie die allermeisten Franzosen dafür, den Jakobinern nützlich zu sein, ohne jedoch offen und skrupellos gegen die Bevölkerung vorzugehen.
Dass er von den Jakobinern schnell zum Hauptmann befördert wurde, war vor allem auch dem Ausbluten des gesamten französischen Offizierscorps geschuldet, deren weit überwiegend adlige Angehörige, es aus verschiedenen verständlichen und unverständlichen Gründen vorzogen ins Exil zu gehen.
Dabei ist aber auch der Umstand zu berücksichtigen, dass man als Offizier in der Französischen Armee, vom Beginn der Revolution an nicht mit dem Sponton hinter den Linien seine Soldaten in die Schlacht zwang, sondern von vorn mit dem Degen in der Hand ins Gefecht führte. Weshalb Frankreich bis zum Ende der napoleonischen Ära stets die höchsten Verluste an Offizieren unter allen Kontinentalarmeen hatte und man beständig fähige Truppenführer suchte.
Wer dabei jedoch ohne Fortune war oder schlecht beleumundet, der landete dennoch unter der Guillotine, wie das Beispiel des General Custine zeigt, welcher am 21. Oktober 1792 die Kapitulation von Mainz entgegennahm, jedoch 1793 nach Paris zurückgerufen und unter merkwürdigen Vorwänden angeklagt und exekutiert wurde.
Während in den 1790er Jahren insgesamt 80 Generale im Kampf fielen, starben allein 1793 bis 1794 insgesamt 84 durch die Hand der Revolutionäre!
Napoleon Bonapartes Ziel, dürfte es angesichts dieser Zusammenhänge zuerst und verständlicherweise gewesen sein, die Zeit des Terrors zu überleben und ein einträgliches Kommando zu erhalten, dass es ihm gestattete, seine Mutter Letizia und seine Familie zu unterstützen.
Denn sein Erfolg am 19. Dezember 1793 bei der Einnahme von Toulon, der ihm die Ernennung zum Brigadegeneral eintrug, war keineswegs eine Lebensversicherung, wie seine Verhaftung 1794 und die Streichung aus der Liste der Offiziere 1795 beweist.
Sein Überleben und die Entlassung aus der Festungshaft war allein dem Umstand geschuldet, dass gegen ihn als Anhänger der Jakobiner nichts Belastendes vorlag, als die Revolution ihre Kinder zu fressen begann.
Seine folgenden Bittstellungen von Vorzimmer zu Vorzimmer und schließlich bei dem Oberbefehlshaber der Armee des Innern Paul Barras, war damals alles andere als unüblich
und würde man heute wohlwollend als Bewerbung bezeichnen.
Napoleon Bonaparte jedoch als skrupellos zu bezeichnen, weil er mit 40 geschickt um die Tuilerien positionierte Kanonen, bewaffnete Angreifer mit wenigen Salven zurückwarf, wird einer unparteiischen Bewertung der historischen Tatsachen nicht gerecht.
Nicht nur, dass er Avancen in die Vendée zu gehen ausschlug, wo Aufständische und Republikaner sich gegenseitig die verabscheuungswürdigsten Verbrechen schuldig machten und zunächst lieber einen kleinen Posten im Topographischen Bureau des Wohlfahrtsausschusses annahm. 1795 wurde er gerade deshalb aus der Liste der Offiziere gestrichen, weil er dem Befehl, sich in die Vendée zu begeben und dort eine Infanteriebrigade zu übernehmen nicht nachkam.
(Quelle:
NAPOLEON – Die Memoiren seines Lebens – in neuer Bearbeitung herausgegeben von Friedrich – Wencker – Wildberg in Verbindung mit Friedrich M. Kircheisen, Gutenberg-Verlag Christensen & Co. 1930 / 31, Band 1- 2, Seite 280.)
Darüber hinaus handelte es sich bei den 40 Kanonen um einen Geschützpark, der zunächst erst einmal herrenlos den gegensätzlichen Ansprüchen, sowohl der Pariser Rebellen - Sektionen im Odéon, als auch der Versammlung des Konvents ausgesetzt war und erst einmal erobert sein wollte:
Zitat:
„Es war ein Uhr nachts. Der General sandte sofort einen Schwadronschef vom 21 Jägerregiment (Murat) mit 300 Berittenen in aller Eile nach Les Sablons, um die Artillerie nach dem Tuileriengarten zu bringen. Einen Augenblick später wäre keine Zeit mehr dazu gewesen; denn als Murat um drei Uhr in Le Sablons ankam, begegnete er der Spitze einer Marschkolonne von der Sektion Le Pelletier, die den Geschützpark abholen wollte; aber seine Mannschaft war beritten und befand sich auf ebenem Gelände; die Sektion gab daher den Widerstand auf und zog sich zurück. Um fünf Uhr morgens, fuhren die 40 Kanonen in den Tuileriengarten ein.“
(Quelle: wie Oben Seite 291)
Hier Napoleon des Meuchelmordes und der Skrupellosigkeit zu bezichtigen, weil er als Artilleriebefehlshaber eine Waffe einsetzte, welche die Gegenseite ebenso ohne mit der Wimper zu zucken gegen die Armee verwendet hätte, wäre sie in Besitz dieses Artillerieparks gelangt, heißt nicht nur die Unbarmherzigkeit eines Bürgerkrieges und das Ungleiche Kräfteverhältnis zu Gunsten der Sektionen zu verkennen, man erkennt an solchen Äußerungen auch eine gewisse bigotte Parteinahme, für die es viele Motive geben kann.
Oder es handelt sich wohlwollend vermutet, einfach um Unkenntnis der historischen Details.
Ich empfehle daher die v.g. Quellenlektüre in der Überarbeitung durch Friedrich M. Kircheisen.
Wenn es vor allem in deutschen Beiträgen lakonisch – unkommentiert heißt, dass „der Erste Koalitionskrieg am 2. April 1792 von Frankreich begonnen wurde“, lässt man in Deutschland gern außer Acht, dass durch Österreich und Preußen bereits mit der Pillnitzer Deklaration vom 27. August 1791 in der es heißt:
„den König von Frankreich in die Lage zu versetzen, in vollkommener Freiheit die Grundlage einer Regierungsform zu befestigen, welche den Rechten der Souveräne und dem Wohle Frankreichs entspricht“,
damit auch nach damaligen Maßstäben in die Angelegenheiten eines souveränen Staates eingriffen wurde und dies in Paris als Kriegserklärung verstanden werden musste.
Hier wird in der deutschen Lehrmeinung Ursache und Wirkung gern vertauscht.
Was man in Österreich und Preußen als das Wohl Frankreichs verstand, konnten die Franzosen letztendlich aus dem Manifest des Herzogs von Braunschweig vom 25. Juli 1792 erfahren, in dem er offenbar aus dem Horizont seiner absolutistischen Herkunft, die Pariser aufforderte, „ihrem König treu zu dienen“.
Dass er damit die Empörung der Pariser Bevölkerung, deren Sturm auf die Tuilerien und die Gefangennahme Ludwig XVI. auslöste, zeigt wie diplomatisch unsensibel und als Mittel zur Stabilisierung der Macht Ludwig des XVI. völlig untauglich, eine solche Ermahnung an die Pariser Bevölkerung war. Zumal Preußen am Vortage Frankreich den Krieg erklärt hatte und der Herzog der Oberbefehlshaber der preußischen Streitmacht war.
Der Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797 der diesen Ersten Koalitionskrieg beendete, war der unbedingte Wille Napoleons, den er geschickt nicht nur gegen den von völlig falschen Vorstellung ausgehenden Willen der Republikaner in einem bestechlichen Direktorium durchsetzte, sondern auch gegen den Widerstand einer provisorischen Regierung der venezianischen Republik, die zumindest die Loslösung von der österreichischen Hegemonie in Italien erhofft hatte und letztendlich gegen die überzogenen Vorstellungen eines kaiserlichen Unterhändlers.
Dabei erkannte Napoleon Bonaparte nicht nur die Probleme eines künftigen Feldzuges in Innerösterreich, die sich aus der v.g. schlechten Regierung Frankreichs und mangelnder Truppenverstärkung ergaben. Vielmehr ergab sich aus der Kräftekonstellation innerhalb der Ersten Koalition und zu Frankreich, der einmalige und günstige Moment, dass die Eroberungen und Gründungen von Einflusssphären Frankreichs, die zukünftig Feindseligkeiten von der französischen Territorialgrenze entfernten, aus rechtlich tatsächlichen Gründen, endlich durch einen Friedensvertrag mit dem Kaiser (und nur durch diesen) zur Anerkennung gelangen konnten.
Hier auch für die Zukunft eine endgültige Anerkennung der linksrheinischen Eroberungen, der Lombardei, Savoyen und der Grafschaft Nizza zu Frankreich, sowie die Anerkennung der Cisalpinischen Republik und die Entlassung deren Territorium aus der HegemonieÖsterreich zu erreichen, um in einer Zeit in der französische Häfen wieterhin durch die englische Marine blockiert wurden, Invasionsarmeen den Weg ins französische Kernland zu verstellen, war Ziel General Bonapartes.
(Siehe dazu o.g. Quelle Band II, Seite 242 – 251)
Zu diesem endgültigen Friedensschluss während des Rastatter Kongresses von 1797 bis 1799 kam es indess nicht.
Nicht nur deshalb, weil die Präliminarien von Campo Formio nicht nur den Krieg mit England nicht beendeten, sondern weil alle Verhandlungsparteien wie z.B. Russland und Preußen eigene Interessen verfolgten.
Der Rastatter Gesandtenmord am 29. April 1799 an den französischen Unterhändlern d’Arco und Roberjot, durch Angehörige des 11. Szekeler Husarenregimentes, welche eigentlich den französischen Gesandten Eskorte bis zur französischen Grenze geben sollten, setzte dem nur einen unrühmlichen Schlusspunkt.
Offenbar so unrühmlich, dass allein die Nennung dieser Affaire, welche die Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Österreich endgültig zum Scheitern brachte, man noch heute vergeblich in deutschen Geschichtsbüchern sucht.
Aber auch das Direktorium in Paris verhinderte einen allgemeinen Frieden:
„Im Jahre 1796 änderte sich das Bild. Napoleon trat an die Spitze der Italienischen Armee; seine Siege lenkten alle Blicke Englands auf sich; es sah die Folgen voraus und lieh deshalb den Eröffnungen des Direktoriums Gehör. Die Verhandlungen wurden in Lille eröffnet.
Als Napoleon am 14. April den Vorfrieden von Loeben unterzeichnete, zwang er nicht nur Österreich, das den Verlust fünf schöner Heere betrauerte, sondern auch das Direktorium zum Frieden. Der Frieden konnte allgemein werden.
Für das Direktorium galt es, die Blicke von seiner inneren Verwaltung abzulenken und um sich der Öffentlichkeit gegenüber eine neue Stellung zu verschaffen, brach es am 18. September plötzlich die Unterhandlungen in Lille ab.
Einen Monat nach diesem Bruch unterzeichnete Napoleon den Friedensvertrag von Campo Formio.
Hätte nicht Überhebung das Direktorium verblendet, so hätte Frankreich gleichzeitig mit Österreich und England Frieden geschlossen.
(Quelle: Napoleon – Die Memoiren seines Lebens – in neuer Bearbeitung herausgegeben von Friedrich – Wencker – Wildberg in Verbindung mit Friedrich M. Kircheisen, Gutenberg-Verlag Christensen & Co. 1930 / 31, Band 5-6, Seite 417)
Spätestens jedoch am Ende des Rastatter Kongresses, hatte auch England ein Interesse an der Fortsetzung des Krieges gegen Frankreich.
Sich jedoch an deutschen Akademien, amerikanischen Geschichts-Dokus und in nur noch dem Abschreiben verpflichteten Printmedien aus dem Verlag „Gruner und Jahr“ darüber zu erheben, dass hier und auch 1801 im Frieden von Luneville, Frankreich sich in Gestalt Napoleons einen Hegemoniebereich sichern wollte, dabei aber zu verschweigen, dass die Batavische Republik, die Helvetische Republik und die Ligurische Republik die Entlassung aus österreichischer Hegemonie endgültig wünschten und leichtfertig darüber hinweg zu gehen, dass unter den damaligen politischen Verhältnissen, die einzige Alternative zur französischen Hegemonie, die österreichisch – russische Hegemonie bedeutete, deutet mehr als eine parteiische Geschichtsauffassung in deutschen und amerikanischen Akademien und Medien an.
:winke:Fortsetzung folgt =>
Ich nehme jetzt einfach mal an, daß ihm dieses widerliche Zivilisten-Gemetzel zuwider war (gegen das "ordnungsgemäße" Metzeln von Soldaten hatte er bekanntlich nichts).
Ich unterstelle da mal eine gewisse Offiziersehre.
Aber wahrscheinlich mache ich mir hier unbegründete Illusionen.
Ich habe halt nur "wollte nicht in der Vendée mitmachen" gelesen und fand das positiv.
Die Ziele einer historisch bedeutsamen Person, ohne dessen Gegenspieler und ihrem historischen Kontext zu beurteilen, ist ebenso unreal und synthetisch, wie das Spiel eines Schachspielers, ohne die Züge dessen Gegenspielers zu bewerten.
Denn Maßgebend für die richtige Bewertung einer Person der Zeitgeschichte, sind nicht die heutigen Moralvorstellungen und die heute vorherrschende political-correctness , sondern das damals vorherrschende politische Panorama.
Für die noch heute in Deutschland verbreitete akademische Lehrmeinung über Napoleon I. und die Epoche die seinen Namen trägt, ist genau diese unreale, synthetische Beurteilung seiner Person und deren Handlungen charakteristisch.
Lediglich das politisch zu unkorrekte und propagandistische Schwadronieren vom französischen oder welschen Erbfeind hat man aus dem Vokabular entfernt.
Von einer politisch – und geschichtlich neutralen Geschichtsaufarbeitung dieser Zeit, ist man heute in deutschen Akademien, Medien und im Geiste immer noch soweit entfernt, wie von einer europäischen Geschichtsauffassung.
Die Konzentration auf die Person Napoleon, verstellt nur all zu oft den Blick dafür, dass die junge französischen Republik, von nahezu allen europäischen Mächten unnachgiebig bekämpft wurde, indem man sich ohne offizielle Kriegserklärung direkt in die Angelegenheiten Frankreichs einmischte und zwar vom Beginn der Französischen Revolution an.
Welche Chance verblieb einem jungen französischen Leutnant der Artillerie, der Voltaire und Rousseau verehrte, in einer Zeit, in der es ausreichte jemandem des Verrates der Revolution zu bezichtigen um guillotiniert zu werden und andererseits Anhänger des Aufstandes gegen diese Revolution ebenso unberechenbar, blutig und disziplinlos jedes Verbrechen begingen?
Lieutenant Bonaparte entschied sich wohl wie die allermeisten Franzosen dafür, den Jakobinern nützlich zu sein, ohne jedoch offen und skrupellos gegen die Bevölkerung vorzugehen.
Dass er von den Jakobinern schnell zum Hauptmann befördert wurde, war vor allem auch dem Ausbluten des gesamten französischen Offizierscorps geschuldet, deren weit überwiegend adlige Angehörige, es aus verschiedenen verständlichen und unverständlichen Gründen vorzogen ins Exil zu gehen.
Dabei ist aber auch der Umstand zu berücksichtigen, dass man als Offizier in der Französischen Armee, vom Beginn der Revolution an nicht mit dem Sponton hinter den Linien seine Soldaten in die Schlacht zwang, sondern von vorn mit dem Degen in der Hand ins Gefecht führte. Weshalb Frankreich bis zum Ende der napoleonischen Ära stets die höchsten Verluste an Offizieren unter allen Kontinentalarmeen hatte und man beständig fähige Truppenführer suchte.
Wer dabei jedoch ohne Fortune war oder schlecht beleumundet, der landete dennoch unter der Guillotine, wie das Beispiel des General Custine zeigt, welcher am 21. Oktober 1792 die Kapitulation von Mainz entgegennahm, jedoch 1793 nach Paris zurückgerufen und unter merkwürdigen Vorwänden angeklagt und exekutiert wurde.
Während in den 1790er Jahren insgesamt 80 Generale im Kampf fielen, starben allein 1793 bis 1794 insgesamt 84 durch die Hand der Revolutionäre!
Napoleon Bonapartes Ziel, dürfte es angesichts dieser Zusammenhänge zuerst und verständlicherweise gewesen sein, die Zeit des Terrors zu überleben und ein einträgliches Kommando zu erhalten, dass es ihm gestattete, seine Mutter Letizia und seine Familie zu unterstützen.
Denn sein Erfolg am 19. Dezember 1793 bei der Einnahme von Toulon, der ihm die Ernennung zum Brigadegeneral eintrug, war keineswegs eine Lebensversicherung, wie seine Verhaftung 1794 und die Streichung aus der Liste der Offiziere 1795 beweist.
Sein Überleben und die Entlassung aus der Festungshaft war allein dem Umstand geschuldet, dass gegen ihn als Anhänger der Jakobiner nichts Belastendes vorlag, als die Revolution ihre Kinder zu fressen begann.
Seine folgenden Bittstellungen von Vorzimmer zu Vorzimmer und schließlich bei dem Oberbefehlshaber der Armee des Innern Paul Barras, war damals alles andere als unüblich
und würde man heute wohlwollend als Bewerbung bezeichnen.
Napoleon Bonaparte jedoch als skrupellos zu bezeichnen, weil er mit 40 geschickt um die Tuilerien positionierte Kanonen, bewaffnete Angreifer mit wenigen Salven zurückwarf, wird einer unparteiischen Bewertung der historischen Tatsachen nicht gerecht.
Nicht nur, dass er Avancen in die Vendée zu gehen ausschlug, wo Aufständische und Republikaner sich gegenseitig die verabscheuungswürdigsten Verbrechen schuldig machten und zunächst lieber einen kleinen Posten im Topographischen Bureau des Wohlfahrtsausschusses annahm. 1795 wurde er gerade deshalb aus der Liste der Offiziere gestrichen, weil er dem Befehl, sich in die Vendée zu begeben und dort eine Infanteriebrigade zu übernehmen nicht nachkam.
(Quelle:
NAPOLEON – Die Memoiren seines Lebens – in neuer Bearbeitung herausgegeben von Friedrich – Wencker – Wildberg in Verbindung mit Friedrich M. Kircheisen, Gutenberg-Verlag Christensen & Co. 1930 / 31, Band 1- 2, Seite 280.)
Darüber hinaus handelte es sich bei den 40 Kanonen um einen Geschützpark, der zunächst erst einmal herrenlos den gegensätzlichen Ansprüchen, sowohl der Pariser Rebellen - Sektionen im Odéon, als auch der Versammlung des Konvents ausgesetzt war und erst einmal erobert sein wollte:
Zitat:
„Es war ein Uhr nachts. Der General sandte sofort einen Schwadronschef vom 21 Jägerregiment (Murat) mit 300 Berittenen in aller Eile nach Les Sablons, um die Artillerie nach dem Tuileriengarten zu bringen. Einen Augenblick später wäre keine Zeit mehr dazu gewesen; denn als Murat um drei Uhr in Le Sablons ankam, begegnete er der Spitze einer Marschkolonne von der Sektion Le Pelletier, die den Geschützpark abholen wollte; aber seine Mannschaft war beritten und befand sich auf ebenem Gelände; die Sektion gab daher den Widerstand auf und zog sich zurück. Um fünf Uhr morgens, fuhren die 40 Kanonen in den Tuileriengarten ein.“
(Quelle: wie Oben Seite 291)
Hier Napoleon des Meuchelmordes und der Skrupellosigkeit zu bezichtigen, weil er als Artilleriebefehlshaber eine Waffe einsetzte, welche die Gegenseite ebenso ohne mit der Wimper zu zucken gegen die Armee verwendet hätte, wäre sie in Besitz dieses Artillerieparks gelangt, heißt nicht nur die Unbarmherzigkeit eines Bürgerkrieges und das Ungleiche Kräfteverhältnis zu Gunsten der Sektionen zu verkennen, man erkennt an solchen Äußerungen auch eine gewisse bigotte Parteinahme, für die es viele Motive geben kann.
Oder es handelt sich wohlwollend vermutet, einfach um Unkenntnis der historischen Details.
Ich empfehle daher die v.g. Quellenlektüre in der Überarbeitung durch Friedrich M. Kircheisen.
Wenn es vor allem in deutschen Beiträgen lakonisch – unkommentiert heißt, dass „der Erste Koalitionskrieg am 2. April 1792 von Frankreich begonnen wurde“, lässt man in Deutschland gern außer Acht, dass durch Österreich und Preußen bereits mit der Pillnitzer Deklaration vom 27. August 1791 in der es heißt:
„den König von Frankreich in die Lage zu versetzen, in vollkommener Freiheit die Grundlage einer Regierungsform zu befestigen, welche den Rechten der Souveräne und dem Wohle Frankreichs entspricht“,
damit auch nach damaligen Maßstäben in die Angelegenheiten eines souveränen Staates eingriffen wurde und dies in Paris als Kriegserklärung verstanden werden musste.
Hier wird in der deutschen Lehrmeinung Ursache und Wirkung gern vertauscht.
Was man in Österreich und Preußen als das Wohl Frankreichs verstand, konnten die Franzosen letztendlich aus dem Manifest des Herzogs von Braunschweig vom 25. Juli 1792 erfahren, in dem er offenbar aus dem Horizont seiner absolutistischen Herkunft, die Pariser aufforderte, „ihrem König treu zu dienen“.
Dass er damit die Empörung der Pariser Bevölkerung, deren Sturm auf die Tuilerien und die Gefangennahme Ludwig XVI. auslöste, zeigt wie diplomatisch unsensibel und als Mittel zur Stabilisierung der Macht Ludwig des XVI. völlig untauglich, eine solche Ermahnung an die Pariser Bevölkerung war. Zumal Preußen am Vortage Frankreich den Krieg erklärt hatte und der Herzog der Oberbefehlshaber der preußischen Streitmacht war.
Der Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797 der diesen Ersten Koalitionskrieg beendete, war der unbedingte Wille Napoleons, den er geschickt nicht nur gegen den von völlig falschen Vorstellung ausgehenden Willen der Republikaner in einem bestechlichen Direktorium durchsetzte, sondern auch gegen den Widerstand einer provisorischen Regierung der venezianischen Republik, die zumindest die Loslösung von der österreichischen Hegemonie in Italien erhofft hatte und letztendlich gegen die überzogenen Vorstellungen eines kaiserlichen Unterhändlers.
Dabei erkannte Napoleon Bonaparte nicht nur die Probleme eines künftigen Feldzuges in Innerösterreich, die sich aus der v.g. schlechten Regierung Frankreichs und mangelnder Truppenverstärkung ergaben. Vielmehr ergab sich aus der Kräftekonstellation innerhalb der Ersten Koalition und zu Frankreich, der einmalige und günstige Moment, dass die Eroberungen und Gründungen von Einflusssphären Frankreichs, die zukünftig Feindseligkeiten von der französischen Territorialgrenze entfernten, aus rechtlich tatsächlichen Gründen, endlich durch einen Friedensvertrag mit dem Kaiser (und nur durch diesen) zur Anerkennung gelangen konnten.
Hier auch für die Zukunft eine endgültige Anerkennung der linksrheinischen Eroberungen, der Lombardei, Savoyen und der Grafschaft Nizza zu Frankreich, sowie die Anerkennung der Cisalpinischen Republik und die Entlassung deren Territorium aus der HegemonieÖsterreich zu erreichen, um in einer Zeit in der französische Häfen wieterhin durch die englische Marine blockiert wurden, Invasionsarmeen den Weg ins französische Kernland zu verstellen, war Ziel General Bonapartes.
(Siehe dazu o.g. Quelle Band II, Seite 242 – 251)
Zu diesem endgültigen Friedensschluss während des Rastatter Kongresses von 1797 bis 1799 kam es indess nicht.
Nicht nur deshalb, weil die Präliminarien von Campo Formio nicht nur den Krieg mit England nicht beendeten, sondern weil alle Verhandlungsparteien wie z.B. Russland und Preußen eigene Interessen verfolgten.
Der Rastatter Gesandtenmord am 29. April 1799 an den französischen Unterhändlern d’Arco und Roberjot, durch Angehörige des 11. Szekeler Husarenregimentes, welche eigentlich den französischen Gesandten Eskorte bis zur französischen Grenze geben sollten, setzte dem nur einen unrühmlichen Schlusspunkt.
Offenbar so unrühmlich, dass allein die Nennung dieser Affaire, welche die Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Österreich endgültig zum Scheitern brachte, man noch heute vergeblich in deutschen Geschichtsbüchern sucht.
Aber auch das Direktorium in Paris verhinderte einen allgemeinen Frieden:
„Im Jahre 1796 änderte sich das Bild. Napoleon trat an die Spitze der Italienischen Armee; seine Siege lenkten alle Blicke Englands auf sich; es sah die Folgen voraus und lieh deshalb den Eröffnungen des Direktoriums Gehör. Die Verhandlungen wurden in Lille eröffnet.
Als Napoleon am 14. April den Vorfrieden von Loeben unterzeichnete, zwang er nicht nur Österreich, das den Verlust fünf schöner Heere betrauerte, sondern auch das Direktorium zum Frieden. Der Frieden konnte allgemein werden.
Für das Direktorium galt es, die Blicke von seiner inneren Verwaltung abzulenken und um sich der Öffentlichkeit gegenüber eine neue Stellung zu verschaffen, brach es am 18. September plötzlich die Unterhandlungen in Lille ab.
Einen Monat nach diesem Bruch unterzeichnete Napoleon den Friedensvertrag von Campo Formio.
Hätte nicht Überhebung das Direktorium verblendet, so hätte Frankreich gleichzeitig mit Österreich und England Frieden geschlossen.
(Quelle: Napoleon – Die Memoiren seines Lebens – in neuer Bearbeitung herausgegeben von Friedrich – Wencker – Wildberg in Verbindung mit Friedrich M. Kircheisen, Gutenberg-Verlag Christensen & Co. 1930 / 31, Band 5-6, Seite 417)
Spätestens jedoch am Ende des Rastatter Kongresses, hatte auch England ein Interesse an der Fortsetzung des Krieges gegen Frankreich.
Sich jedoch an deutschen Akademien, amerikanischen Geschichts-Dokus und in nur noch dem Abschreiben verpflichteten Printmedien aus dem Verlag „Gruner und Jahr“ darüber zu erheben, dass hier und auch 1801 im Frieden von Luneville, Frankreich sich in Gestalt Napoleons einen Hegemoniebereich sichern wollte, dabei aber zu verschweigen, dass die Batavische Republik, die Helvetische Republik und die Ligurische Republik die Entlassung aus österreichischer Hegemonie endgültig wünschten und leichtfertig darüber hinweg zu gehen, dass unter den damaligen politischen Verhältnissen, die einzige Alternative zur französischen Hegemonie, die österreichisch – russische Hegemonie bedeutete, deutet mehr als eine parteiische Geschichtsauffassung in deutschen und amerikanischen Akademien und Medien an.
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