Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Kennt jemand von euch noch das Wort "Nudelkulle" oder ist es nur in Norddeutschland völlig unbekannt?

Schön, damit hast du wahrlich zum Ursprung des Threads zurückgeführt.
"Nudelkulle" hatte ich auch vergessen, heißt hier in Norddeutschland Nudelholz, aber auch das wird bald vergessen sein weil heute kaum jemand Nudeln selber herstellt und Teig ausrollt.
Meine Mutter sagte aber "Nudelkulle" und die stammte aus Schlesien, danke dass du mich daran erinnert hast.
 
Unterschiedliche (Fach)ausdrücke können schon zum Problem werden
als Kind sollte ich meinem Vater ein Abraheimchen holen wußte aber nicht was er meinte,meine Mutter nach dem Krieg nahe der Amöneburg aufgewachsen nannte es Kneipchen,als ich ihn sagte ich wüßte nicht was ich holen solle,sagte er nur ich soll nicht auf dumm machen und das Abraheimchen holen schon gabs Streit und ich bekam ne Schelle,ich nenn es heute immer noch Kneipchen und mein Vater hat sich in den Jahren dann auch umgestellt
 
Was heute auch kaum gebraucht wird, sind die sogenannten Weiberflüche (z.B. "himmelveilchenblau", "Donnerlidonnerli") etc.

Ach und das Wort Weib verwendet man auch fast nicht mehr (oder höchstens in despektierlicher Weise).

Ich habe es jetzt verwendet: *duck* *wegrenn*
 
Ähm, … und was ist das jetzt?:grübel:
sei froh das mein Vater das nicht liest,sonst gäbs auch ne Schelle :rofl:
ein kneipchen ist ein kleines küchen-oder kartoffelschälmesser
er hat es immer genutzt um Unkraut zwischen den Hofplatten weg zu schneiden

hier wo ich jetzt wohne nennt man es Hümeken
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In Hamburg gibt es die berühmt-berüchtigte Kneipe "Ritze" mit ihrem ominösem Keller. Das hat mit Ritsche nichts zu tun, oder? :rotwerd:
;)
Jedenfalls nicht, wenn es um den Fußschemel geht. Eher könnte man sich das mit Phantasie schon bei einer 2. Bedeutung von Ritsche = Abwassergraben vorstellen.:cool:
Um noch ein paar Korinthen zu kacken: Ritze ist sprachlich die Form von Riss, in der die 2. Lautverschiebung, die das Hoch- vom Niederdeutschen scheidet, nur unvollständig erfolgt ist.:pfeif:
 
Für "bist" hätte ich womöglich in irgendeinem Winkel meines Großhirns noch einen Zipfel Verständnis über. Aber für "bis"?! Mitnichten! (Und auch nicht mit Neffen.) Zumal weder der erwähnte Verwandte noch ich aus dem Süden der Republik stammen, sondern aus Sachsen. Zugegeben, wir Sachsen werden nicht unbedingt für Vorkämpfer des Hochdeutschen gehalten, aber "bis" gibt es auch bei uns nur als Präposition, Adverb und Konjunktion - und keinesfalls als Imperativ. Zudem zieht die Verwendung von Mundarten nicht zwangsweise die Unkenntnis des Hochdeutschen nach sich. So werden (hoffentlich) viele "bist" verwendende Süddeutsche auch mit "sei" etwas anzufangen wissen.

Er sagt das also häufiger, "bis"? Ich hatte gedacht, Du hättest das -t- schlicht vergessen.

Du scheinst ein Verfechter des Sprachwandels zu sein.
Gar nicht. Ich bemühe mich um eine ordentliche Sprache, korrekte Grammatik etc. Aber wir sprechen eben heute kein Süd- oder Westgermanisch mehr, sondern Deutsch. Und diese Sprache hat im Verlauf der letzten 2000 Jahre Worte aus anderen Sprachen aufgenommen (und in diese abgegeben), syntaktische Strukturen aus anderen Sprachen aufgenommen (und in diese abgegeben), sich aus sich selbst heraus gewandelt etc. Sprachwandel liegt in der Natur jeder Sprache, da kann man kein Verfechter oder Gegner von sein.

Sinngemäß hieß es da, daß nicht der Duden maßgebend wäre, sondern der Gebrauch der Sprache durch die breite (dumpfe) Masse.Ich stimme Dir ja zu, daß Sprache genau wie die gesamte Kultur einem Wandel unterliegt, dem sich nur aus Prinzip entgegenzustellen kaum Sinn macht. Die Gefahr, die ich allerdings sehe, liegt darin, gewissermaßen vor der eigenen (gesamtgesellschaftlichen) Dummheit und Ignoranz den Schwanz einzuziehen. Wenn 80% der Deut(sprachig)en "sehe" als Befehlsform verwenden, streichen wir dann einfach "sieh"? Sprachwandel oder Verdummung?

Wir sollten nie vergessen, dass die "breite Masse" uns mit einschließt. Es ist zwar so, dass wir alle ein wenig egozentrisch sind, aber objektiv betrachtet halte ich solche Formulierungen, wie die von breiten Massen für arrogant (Was mich nicht unbedingt davor bewahrt, diesen Ausdruck vielleicht auch mal selber zu benutzen). Arrogant deshalb, weil wir uns selbst damit zum Ombligus mundi machen und unsere Meinung als Maßstab allen Seins angenommen sehen wollen.

Wie Du und Liborius inzwischen durch Eure Diskussion herausgearbeitet habt, gibt es neben den Dialekten auch verschiedene Soziolekte, die ihrerseits Einfluss au die Standardsprache ausüben und zum Sprachwandel beitragen. Es ist eben nicht nur eine Soziolekt, der auf die Sprache Einfluss nimmt, sondern mehrere. Und natürlich lernt jeder Deutschsprecher in der Schule, wie es "richtig" ist, nur eben, dass dieses "richtig" sich mit der Zeit wandelt (Bsp. würdelose Sprache).

Wenn *sehe oder *werf irgendwann einmal tatsächlich die Standardssprache erreichen, dann wird, was in den Ohren vieler heute noch fehlerhaft klingt, nicht mehr fehlerhaft klingen. Nehmen wir ein relativ junges Beispiel. Die Krake wurde erst aufgrund ihres Auslauts auf Schwa [ə], der eigentlich ein Marker für das feminine Genus ist, hier aber eben nicht, dem falschen, eben dem femininen Genus zugeordnet, und diese Zuordnung irgendwann vom Duden übernommen. Urspringlich war nur der Krake richtig, heute ist der Krake nur noch eine Variante.

Wenn Du die Frage nach dem Entweder-oder stellst, die nur Sprachwandel oder Verdummung als Antwort zulässt, dann wirst Du Dich fragen müssen, ob wir nicht das Produkt von Verdummung sind. Oder war die Sprachentwicklung etwa um 1850* auf dem Höhepunkt und ist seit im Niedergang?

Würdelos wie ich bin, ordnete ich das nicht nur Süddeutschen zu. Es ist eigentlich auch kein Imperativ, sondern eine (rhetorische) Frage oder höchstens ein als Frage verkleideter Imperativ. "Bist du ruhig?!" Es entspricht dem englischen "will you be quit?" Da gilt es eher als höflicher den der direkte Imperativ. Noch höflicher ist aber "would you..." Weil die Engländer ja nicht so würdelos sind.

Das mag sogar richtig sein, hätte dann aber seine ursprüngliche Höflichkeit verloren, schon dadurch, dass das Du weggefallen ist und das bitte gar nicht auftaucht (und natürlich sehr subkjektiv, ich mir ein freudliches bist ruhig gar nicht vorstellen kann ;) ).


*willkürlich gesetzter Zeitpunkt
 
Er sagt das also häufiger, "bis"? Ich hatte gedacht, Du hättest das -t- schlicht vergessen.
Es gibt auch Leute, die hartnäckig das t am Ende von braucht weglassen.
Das mag sogar richtig sein, hätte dann aber seine ursprüngliche Höflichkeit verloren, schon dadurch, dass das Du weggefallen ist und das bitte gar nicht auftaucht (und natürlich sehr subkjektiv, ich mir ein freudliches bist ruhig gar nicht vorstellen kann ;) ).
Würde ich Dir gar nicht widersprechen wollen. Letztlich macht der Ton die Musik. Ein "würdest Du jetzt bitte" aus dem Mund einer resoluten Hausherrin kann einen Feldwebel erschauern lassen.;)
 
Und nicht nur am Ende des Wortes 'braucht'....

Alte Hamburger Weisheit:
Lich un Luf gip Saf un Kraf. :D

Dafür hängen Andere ein überflüssiges "t" hinten an.

Ebent.

Dieses "Bis(t) ruhig" impliziert auch eine nicht ausgesprochene Drohung als zweiter Halbsatz. Ist jedoch immer noch feiner als "Klappe, sonst Beule".

:haue:
 
Meine Urgroßmutter, die Ende des 19. Jh. geboren wurde, bestellte sich kein Taxi, sondern eine Kraftdroschke. Diesen Begriff verwendete sie noch bis zu ihrem Tod 1990. Seitdem habe ich diese Bezeichnung nie wieder gehört.
Da ich sehr viel in Deutschland herumkomme stelle ich immer wieder fest, wie viele unterschiedliche regionale Bezeichnungen es für Gegenstände und Berufe gibt. Auch hat die deutsche Teilung zu einem unterschiedlichen Wortschatz beigetragen. Sehr deutlich wird das bei der Uhrzeit. Im Osten benutzt man die altdeutsche Redeweise und sagt z.B. dreiviertel zehn während man im Westen hauptsächlich viertel vor elf sagt.
Die Bezeichnung Ritsche für eine Fußbank kannte ich noch nicht, aber bei uns in Sachsen heißt dieses Teil noch heute Hitsche. Ein großer Lappen für den Fußboden trägt bei uns den Namen Hader in anderen Regionen Feudel oder Lumpen.
 
Sehr deutlich wird das bei der Uhrzeit. Im Osten benutzt man die altdeutsche Redeweise und sagt z.B. dreiviertel zehn während man im Westen hauptsächlich viertel vor elf sagt.

Die Westvariante ist plausibler und leichter zu verstehen. Die Ostvariante (die auch ich spreche) ist misslungen. Mathematisch betrachtet ist ein Dreiviertel von 10 Uhr keineswegs 9:45 Uhr sondern 7:30 Uhr.
 
Die Westvariante ist plausibler und leichter zu verstehen. Die Ostvariante (die auch ich spreche) ist misslungen. Mathematisch betrachtet ist ein Dreiviertel von 10 Uhr keineswegs 9:45 Uhr sondern 7:30 Uhr.

also ich wohn in Nordhessen hier sagen wir dreiviertel und viertel nach
und der Fußhocker heißt Schemel
 
Die Westvariante ist plausibler und leichter zu verstehen. Die Ostvariante (die auch ich spreche) ist misslungen. Mathematisch betrachtet ist ein Dreiviertel von 10 Uhr keineswegs 9:45 Uhr sondern 7:30 Uhr.
Es ist ja auch nicht ein dreiviertel von 10 Uhr gemeint, sondern ein dreiviertel der 10. Stunde.
Im Übrigen ist das keine Ost-Variante, da in Süddeutschland und Österreich diese Ausdrucksweise auch verbreitet ist.
 
Die Westvariante ist plausibler und leichter zu verstehen. Die Ostvariante (die auch ich spreche) ist misslungen. Mathematisch betrachtet ist ein Dreiviertel von 10 Uhr keineswegs 9:45 Uhr sondern 7:30 Uhr.
Ich bin zwar ein mathematischer Tiefflieger aber ich denke doch dass drei Viertel von 60 Minuten 45 sind. 30 Minuten sind meines Erachtens nach die Hälfte oder zwei Viertel von 60. Die Westvariante finde ich aber auch nicht schlecht, sie ist dem englischen Quarter for und Quarter past näher.
 
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