Fakt ist, dass das relative Wachstum der britischen Industrie/Wirtschaft im späten 19.Jahrhundert/frühen 20. Jahrhundert deutlich geringer war als die von Industrie/Wirtschaft von anderen wichtigen Ländern, was zu einer kontinierlichen, drastischen Erosion des britischen Anteils an der Weltindustrieproduktion in dieser Zeit führte.
Und daraus folgt was?
Ein wie auch immer gerechneter Anteil an der "Weltindustrieproduktion" ist doch bedeutungslos für die Fragestellung, ebenso wie ein %-Vergleich.
Die These war im Prinzip, ob durch binnenwirtschaftliche "Vorgänge"/Veränderungen ein Expansionsdruck Großbritanniens entstand oder verstärkt worden ist.
Das läßt sich schon anhand wichtiger Segmente und dem darauf bezogenen Wachstum (Kohle, Stahl, bestimmte Handelswaren) für Großbritannien kaum nachweisen. Welcher Anteil für GB an der Weltproduktion bestand oder wie er sich verändert, hat doch ohne weitere Veränderungen nichts mit dem Wohlstandsniveau in GB zu tun.
Schaut man sich mal die Handelsbilanzen Exporte/Importe in Millionen Mark an, ergibt sich folgendes 1892-1900-1911:
GB: 5.958/8.658 - 7.229/10.671 - 11.360/13.875
DR: 3.281/4.259 - 4.960/6.128 - 8.773/10.387
1. dieser Umschlag ist auf die Bevölkerung zu beziehen:
Gesamtbevölkerung/Erwerbstätige:
GB 190
1: 41.458.721/18.261.146 also 44,0 %
DR 190
7: 61.720.529/28.092.117 also 45,5 %
davon Industrie und Bergbau
DR 1895: 8.281.220 - DR 190
7: 11.256.254
GB 1891: 8.209.181 - GB 190
1: 9.644.352
und der wesentliche Unterschied in den Beschäftigtenzahlen resultiert aus der
Land- und Forstwirtschaft + Fischerei:
DR 1895: 8.292.692 - DR 1907: 9.883.257
GB 1891: 2.486.568 - GB 1901: 2.324.379
ein Unterschied von zuletzt 7,5 Millionen (der insgesamt 10,2 Mio.). Die Bevölkerungszahlen in Kombination mit Exporten/Importen geben also nichts dergleichen her;
2. die "Finanzierung" der negativen Handelsbilanzen beider Länder (GB zwischen 2,5 und 3,7 Mrd. pro Jahr, DR zischen 1 und 1,6 Mrd. pro Jahr): für GB kein Problem aufgrund der Zahlungszuflüsse aus dem Empire und zusätzlich dem Überschuß im Dienstleistungssektor (die Handelsflotte!), für das Deutsche Reich ein sich anstauendes/strukturelles Verschuldungsproblem.
Von daher ist R.A. zuzustimmen, dass eine "Erosion" der britischen Weltmarktanteile zwar vorliegen mag, diese aber keine sichtbaren Binneneffekte gezeigt hat. Wieso auch, aufgrund des stetigen absoluten Wachstums der Binnen-Industrieproduktion.
Andererseits hatte der britische Imperialismus den ökonomischen Hintergrund, diese oben dargestellte Struktur dauerhaft zu sichern bzw. zu gewährleisten. Daran änderte sich aber nichts im Verlauf der 70 Jahre vor 1914, sondern diese Struktur war für GB gewissermaßen ein konstanter Faktor.