... wieso schaffte es gerade GB sich ein Imperium zu dieser Zeit aufzubauen. Vor allem frage ich mich, wie genau ich mir das vorstellen muss.
Nehmen wir erst mal den europäischen Standpunkt ein:
Die Welt war um 1550 zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt. Das ist ganz wörtlich zu nehmen: Die eine Hälfte (Amerika bis auf Brasilien, der Pazifik bis zu den Philipinen) "gehörte" Spanien, die andere Hälfte (Brasilien, Afrika, Indien) Portugal. Gegen Ende des 16. Jh. entstanden andere europäische Mächte: Frankreich, England und die Niederlande. Das deutsche Reich einschließlich Italien zeigte aber nur wenig Interesse an einem Wettstreit.
England, Frankreich und die Niederlande begannen nun, ebenfalls Handel mit den "Kolonien" zu betreiben. Dies führte natürlich zu ständigen Reibereien mit Spanien und Portugal, die sich nicht immer in Kriegen, sondern auch "Freibeuterei" äußerten. Bekannt sind die Überfälle der englischen Kaperer auf die Spanische "Silberflotte". England setzte Spanien in der Karibik zu ("Westindien"), Frankreich Portugal in Vorderindien, und die Niederlande Portugal in der Hinterindischen Inselwelt.
Voraussetzung für diese Aktionen waren schnelle Schiffe, Kanonen, navigationskundige Kapitäne, gute Seekarten.
Die Abwehr der Spanischen Armada 1588 stärke Ruhm und Selbstbewusstsein der Britischen Navy. Aber im 17. Jh. waren die Einflussgebiete Frankreichs, Englands, auch Hollands noch recht ausgeglichen. Spanien besaß formal einen großen Teil Amerikas, aber diese Auswandererkolonien besaßen faktisch eine große Eigenständigkeit. Ähnlich verhoelt es sich mit dem Osten Nordamerikas, einer klimatisch nicht so begünstigten Regien, die langsam aber stetig vor allem durch Englische Kolonisten besiedet wurde,
Erst mit dem Ausgang des 7-jährigen Krieges, der sinnvoller eigentlich "Britisch-Französischer Kolonialkrieg" genannt wird (und von manchen Historikern sogar "Erster Weltkrieg") gewann England die Oberhand. Durch viel Glück wurden die Franzosen in Nordamerika "neutralisiert", durch einen Handstreich des berühmten Robert Clive die anderen Nationen in Vorderindien.
Trotz bedeutend kleinerer Bevölkerung behaupteten die Holländer jedoch die Indonesische Inselwelt ("Batavia") und die Portugiesen Brasilien; Zwischen England und Portugal bzw den Niederlanden herrschte die meiste Zeit ein sehr freundliches politisches Verhältnis (ganz anders als zu Spanien und zu Frankreich)
Weiterhin setzte England auf seine Flotte.
Ein weitere Glücksfall, nämlich die um 1770 in England beginnende "Industrielle Revolution", brachte, England großen Gewinn durch die kolonialen Absatzmärkte für Industrieprodukte.
Der Sieg über Napoleon 1815 (Frankreich UND Spanien) machte England dann endgültig zur Weltmacht. Jetzt wurde ebenfalls das Innere Afrikas und das Innere Indiens kolonisiert.