DDR heruntergewirtschaftet

Für viele in der DDR gab es leider keine Alternative, als die billigen Plattenbauten, und um einen Grundstück in einer der Gartenkolonien zu erhalten, waren lange Wartezeiten nach der Anmeldung zu bezwingen...somit bitte ich dich, dass hier nicht so zu verallgemeinern.

Das könnte von vielen einen falsches Bild wiedergeben.

Aber grundsätzlich stimme ich Dir zu, denn von Nichts kommt Nichts.

Die Alternative der Plattenbauten war sogar sehr begehrt, immerhin hatten sie Fernwärme, fließend Wasser und kein Etagenklo ...! In Hoyerswerda zog man gern aus der Altstadt in die "Platte". (Heute ist es umgedreht, die Altstadt ist saniert und als Wohngebiet sehr begehrt, die Platte hingegen zu großen Teilen abgerissen)

Dass mit den Gärten kann ich so bestätigen, ich habe auch lange gewartet ...

Grüße
excideuil
 
Systembedingt können und konnten sich Staaten und Unternehmen in einer Marktwirtschaft wesentlich besser über den Kapitalmarkt finanzieren, als ihre sozialistischen Pedanten.

Den Satz muss man sich (wie übrigens auch die unkritische Übernahme der Verschuldensquote am BIP) unter heutigen Erkenntnissen über BIP-Statistik der DDR auf der Zunge zergehen lassen.

Die "sozialistischen Pedanten" finanzierten sich also schlechter am Kapitalmarkt. :yes:

Mach Dir doch einmal kurz den Mechanismus der inneren Staatsverschuldung der DDR, sowie ihre Außenhandels- und Devisenprobleme klar. Spätestens dann sollte die Erkenntnis kommen, welche Bedeutung solchen Kennzahlenvergleichen über Systemgrenzen hinweg zukommt. Bei der Gelegenheit könnte man gleich auf die Sparquoten und Geldvermögen der DDR-Bürger hinweisen, die Pro-Kopf-Einlagen sind ganz interessant im Vergleich zur BRD. ;)
 
Schade, dass @Flo nicht mehr unter uns weilt - der hätte das, was ich versuche freundlich darzulegen, dir noch mit ganz anderen Worten an den Kopf geknallt.

Das ist wohl wahr!

Als kleiner Junge habe ich die Ritterserie des Mosaik verschlungen und weiß daher noch, dass der Ritter Runkel ein sehr tolpatschiger, recht untüchtiger Mensch inmitten seiner Rübenfelder und merkwürdigen Ritterregeln (präsent ist mir noch: "Ein Ritter, der den Weg nicht kennt, kommt niemals in den Orient!") und nur durch die Digedags überlebensfähig war ...
Nachdem, was ich in Thread gelesen habe, ist die Wahl des Nick-Namens zumindest wohl keine falsche Selbsteinschätzung.
Aber vielleicht versteht er ja die Regel der Digedags:

"Wer frech wird und sich nicht bemeistert,
kriegt manches an den Kopf gekleistert!"

Grüße
excideuil
 
Clever, clever!

Ich ziehe die Frage zurück, schließlich geht um die Wirtschaft der DDR!

Grüße
excideuil


Das "Problem" beim Kapitalismus/ der Marktwirtschaft scheint zu sein, daß wenn man anfängt lenkungspolitische Maßnahmen zu erreichen, dieser als System auch nicht mehr richtig funktioniert.

Wenn ich dazu noch einmal Mises aus seienr "Nationalökonomie- Theorie des Handelns und Wirtschaftens" zitieren darf, der auf die Staatsverschuldung als Lenkungsinstrument kapitalistischer Staaten hinweist:

"Das wiederkehrende Auftreten von Boom-Perioden mit nachfolgenden Depressions-Perioden ist das unvermeidliche Ergebnis der ständig wiederholten Versuche, den Marktzins durch Kreditexpansion zu senken. Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion - oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem."

Mieses lag da mit seiner österreichischen Schule in einem Dauerstreit mit Keynes, der bekanntlich die Staatsverschuldung in schlechten Zeiten forderte, aber nicht erkannte, daß Politiker in der Praxis es allzu selten vermögen, diese auch wieder zurückzuführen. Das Volk gewöhnt sich nämlich recht schnell an die monetären Wohltaten und sieht diese dann als Dauerzustand an. Das Geld aus der Verschuldung könnte man dann sozusagen mit einer Droge gleichsetzen, von der die ganze Wirtschaft abhängt.
 
Den Satz muss man sich (wie übrigens auch die unkritische Übernahme der Verschuldensquote am BIP) unter heutigen Erkenntnissen über BIP-Statistik der DDR auf der Zunge zergehen lassen.

Die "sozialistischen Pedanten" finanzierten sich also schlechter am Kapitalmarkt. :yes:

Welchen Kapitalmarkt gab es denn im damaligen Ostblock?
Welche Unternehmen waren denn an einer Börse gelistet?
Hatten sozialistische Staaten überhaupt Zugang zu einem Kapitalmarkt?

Ich meine, alles verneinen zu können, sodaß eine Refinanzierung natürlich mit anderen Mitteln oder über Dritte zu schlechteren Konditionen ablaufen mußte.
 
Welchen Kapitalmarkt gab es denn im damaligen Ostblock?
Welche Unternehmen waren denn an einer Börse gelistet?
Hatten sozialistische Staaten überhaupt Zugang zu einem Kapitalmarkt?

Na les mal dass, was Du einige Beiträge vorher geschieben hast. Ich habe die wesentlichen dick dargestellt. Dies hat auch silesia angesprochen. Ich glaube Du überlistest dich selbst mit deinen Ausführungen zu diesen Thema.:S

Systembedingt können und konnten sich Staaten und Unternehmen in einer Marktwirtschaft wesentlich besser über den Kapitalmarkt finanzieren, als ihre sozialistischen Pedanten.
 
Wenn ich dazu noch einmal Mises aus seienr "Nationalökonomie- Theorie des Handelns und Wirtschaftens" zitieren darf, der auf die Staatsverschuldung als Lenkungsinstrument kapitalistischer Staaten hinweist:
Nachdem du hier Ludwig von Mises desöfteren bemühst dürfte dir insbesondere die Reputation der "Nationalökonomie" und dabei insbesondere die Kritik an der der sog. Praxeologie geläufig sein. Dementsprechend vorsichtig sollte man derartige Äußerungen auch genießen und ggf. entsprechend gewichten und eben auch gegenüberstellen (bspw. dem aktuellen Forschungsstand)
 
Hatten sozialistische Staaten überhaupt Zugang zu einem Kapitalmarkt?

Köbis hat das Wesentliche schon erklärt.

substance over form: VEB/Kombinate hatten über die Amortisationen hinaus faktisch kein Finanzierungsproblem, sondern materiell ein "Investitionsgenehmigungssystem" und damit "Investitionsgenehmigungsproblem".

Es reicht für das Verständnis der DDR-Wirtschaft nicht, theoretische Trockenübungen zu veranstalten.

Die innere Verschuldung des sozialistischen Staates (ggü. seinen Bürgern und Unternehmen) ist von der äußeren zu unterscheiden, diese nochmals unterteilt in RGW-Bereich und NSW.

Der Hinweis auf Benachteiligung mangels Marktzugang hat mich daher schmunzeln lassen. So ähnlich habe ich das schon mal früher gehört.;)
 
Welchen Kapitalmarkt gab es denn im damaligen Ostblock?
Welche Unternehmen waren denn an einer Börse gelistet?
Hatten sozialistische Staaten überhaupt Zugang zu einem Kapitalmarkt?

Bedingt .

Siehe den damaligen Milliardenkredit ( durch F.J.Strauss vermittelt) an die DDR. Die DDR war damit Schuldner am westlichen Kapitalmarkt.

Auch die SU hat Kredite beim *Klassenfeind * aufgenommen mMn.

Man kann auch das Verrechnungssystem des RGW über
*transferable Rubel * als einen gewissen Kapitalmarkt ansehen - ich erinnere daran , das DDR-Unternehmen / Kombinate erhebliche Guthaben
dort hatten , was nach der Wende zu einigen kriminellen Aktionen führte ,
kA , ob das jemals aufgeklärt wurde.

Die KoKo / das MfS hatte allerhand Konten und Guthaben beim Feind -
durch diese Kanäle wurde ja auch ein Teil SED-Vermögen nach
Österreich / Schweiz geschleust.

Ansonsten lief alles über die Staatsbank.
Die Staatsbank stellte den Unternehmen / Kombinaten die Gutschriften
aus - aus welchen die Löhne und Kosten bestritten wurden .
Konten gab es da getrennt für
- Material
- Löhne / Prämien
- Investitionen ( ggf: sogar in DM , falls Ausrüstung importiert werden sollte )
usw.....

Umgekehrt wurden alle Gewinne bzw. die dort saldierten Summen an die
Staatsbank abgeführt.

Von selbstständigem Wirtschaften keine Spur .....
sinnigerweise gab es * schwarze Kassen * =)=) auch in Firmen ....
nichtmal zur persönlichen Bereicherung - nein , um den Laden am laufen zu halten ...da wurden mal LKW -Reifen schwarz gekauft oder externe
Handwerker bezahlt....

Wenns nicht so traurig wäre ...man könnte lachen ....
.

.
 
Siehe den damaligen Milliardenkredit ( durch F.J.Strauss vermittelt) an die DDR. Die DDR war damit Schuldner am westlichen Kapitalmarkt.
Auch die SU hat Kredite beim *Klassenfeind * aufgenommen mMn.

Eigentlich waren das bilaterale Verschuldungen, es gab keine 8%-DDR-Anleihen. Die praktische Abwicklung erfolgte mit auch mit zwischengeschalteten Instituten, diese wiederum durch staatliche Rückbürgschaft abgesichert.

Die Transferrubelgeschäfte im RGW-Bereich liefen über die Außenhandelsbetriebe (AHBs), im Westen über besondere Zwischengesellschaften, in Rechtsformen des Importlandes, die letztlich der Komerziellen Koordinierung ("KoKo") unterstanden (so zB im Fall von Fahrzeugexporten nach Großbritannien)
Kommerzielle Koordinierung ? Wikipedia
Alexander Schalck-Golodkowski ? Wikipedia

Westexporte und bilaterale Verschuldungen dienten der Schließung von Devisenlücken, die wiederum aus Importeüberschüssen aus dem NSW resultierten.
 
Wenn Diskussionsbedarf zum Arbeitsleben von Marx besteht, ist ein gesondertes Thema zu eröffnen.

Hier ist das off-topic.
 
Den Satz muss man sich (wie übrigens auch die unkritische Übernahme der Verschuldensquote am BIP) unter heutigen Erkenntnissen über BIP-Statistik der DDR auf der Zunge zergehen lassen.

Die "sozialistischen Pedanten" finanzierten sich also schlechter am Kapitalmarkt. :yes:
Vor allem geht es nicht darum, sich zu finanzieren (also Anleihen aufzunehmen usw.). Aber ein VEB konnte nicht einfach so auf dem Weltmarkt einkaufen, dazu bedurfte es der Genehmigung (und entsprechenden Devisen) von "oben". Im Gegenzug waren auch die Verhandlungen über den Verkauf auf dem Weltmarkt hochpolitisch.

Die angespannte Situation der DDR erschwerte einen derartigen Handel sehr, deswegen war der Kredit durch Strauß so wichtig.

Solwac
 
Die angespannte Situation der DDR erschwerte einen derartigen Handel sehr, deswegen war der Kredit durch Strauß so wichtig.

... was wieder einmal zeigt, dass das System der Planwirtschaft (oder Zentralverwaltungswirtschaft) zu starr, zu unfelxibel, zu Mängelbehaftet war, als dass es auf Dauer funktionieren konnte. - Es sei denn, der ganze Glubus hätte sie übernommen! :D
 
Das mit der Mängelbehaftung und Funktionierung auf Dauer trifft aber auch auf die Marktwirtschaft zu.

[tagespolitische Aussagen entsprechend Forenregeln entfernt]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nein, tut sie eben nicht, weil man sonst keinen Staat als Lenker bräuchte. ;)
Das Problem: Lenkt der Staat nicht, wäre in Europa und den USA Polen offen und wir würden vor bürgerkriegsähnlichen Zuständen stehen. Das ist ja das Dilemma der derzeitigen bürgerlichen Regierungen.

Sorry für den Ausrutscher in die Tagespolitik. :rotwerd:

Insofern könnte man glatt vermuten daß Marx in einem Punkt irrte: Der Sozialismus kommt nicht durch eine Revolution, die das kapitalistische System hinwegfegt, sondern der Kapitalismus entwickelt sich aufgrund seiner Mängel allein zum Sozialismus.
Das solten wir mal aufheben und in 100 Jahren diskutieren. :devil:
 
MOD-Hinweis:

Ich bitte nochmals dringend darum, sowohl bloße weltanschaulich-politische Bekenntnisse als auch tagespolitische Kommentare zu unterlassen.
 
Nein, tut sie eben nicht, weil man sonst keinen Staat als Lenker bräuchte.

Im Kapitalismus und in der spätkapitalistischen "Sozialen Marktwirtschaft" ist Arbeit eine "Ware", die sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Ist das Angebot an Arbeitskräften groß, vermindern sich die Löhne und verschlechtern sich die Arbeitszeiten. Ist das Angebot an Arbeitskräften gering, steigen Löhne und Gehälter und es können seitens der Arbeitnehmer günstigere Arbeitszeiten ausgehandelt werden. Das alles hat nichts mit Ideologie, sondern mit den Mechanismen des Marktes zu tun.

Die marxistische Auffassung von "Arbeit" ist natürlich eine völlig andere. Nach ihr ist Arbeit das konstitutive Merkmal menschlichen Seins. Zugleich ist sie der einzige produktive Faktor, der die aus der Natur gewonnenen Ressourcen umformt und einen "Mehrwert" schafft, der weit über den zu seiner Erhaltung erforderlichen Güterverbrauch hinausgeht. Diesen "Mehrwert" würden sich in einem auf Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden kapitalistischen Wirtschaftssystem die Kapitaleigner aneignen, mit der Konsequenz wachsender Absatzschwierigkeiten und steigender Massenarbeitslosigkeit.

Im Gegensatz dazu sei unter sozialistischen Produktionsbedingungen die rationelle Nutzung des Faktors "Arbeit" sichergestellt, weil jeder arbeitswilligen Person ein Arbeitsplatz garantiert und damit das "Recht auf Arbeit" stets verwirklicht werde, das in der DDR den Status eines verfassungsmäßig garantierten Grundrechts hatte. Vollbeschäftigung sei damit eine der großen "Errungenschaften" des Sozialismus.

Als Beleg für die Überlegenheit des Sozialismus wurde auf die offiziellen Statistiken verwiesen, die in der DDR seit 1960 keine Arbeitslosen mehr auswiesen. Fehlende Registrierung und formale Arbeitsplatzgarantie verhindern jedoch nicht automatisch eine Verschwendung menschlicher Arbeitskraft, wie sie in marktwirtschaftlichen Systemen durch die Arbeitslosenzahlen dokumentiert wird. Wie wir heute wissen, gab es in allen sozialistischen Staaten eine verdeckte Arbeitslosogkeit: Hunderttausende von Arbeitsplätzen waren weitgehend unproduktiv und wären in kommerziellen Unternehmen gestrichen worden.

Man könnte hier einwenden, dass im Sozialismus eben auch solche Beschäftigungsverhältnisse ihre Berechtigung hatten, da sie den Menschen das Gut "Arbeit" garantierten. Der Preis war jedoch eine zunehmende Verarmung des Staates, die sich in einem sinkenden Lebensstandard der gesamten Bevölkerung und einem schleichenden Verfall dokumentierte: Fabriken, Maschinen, Städte sowie die gesamte Infrastruktur konnten mangels eines ausreichenden Kapitalstocks nicht mehr erneuert werden und zerfielen.

Nur unter idealtypische Bedingungen hätte eine solche Wirtschaftsweise vielleicht funktionieren können, doch diese Betrachtungsweise akademisch.
 
Ich hoffe, daß silesia mir einmal noch verzeihen kann.

Im Kapitalismus und in der spätkapitalistischen "Sozialen Marktwirtschaft" ist Arbeit eine "Ware", die sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Ist das Angebot an Arbeitskräften groß, vermindern sich die Löhne und verschlechtern sich die Arbeitszeiten. Ist das Angebot an Arbeitskräften gering, steigen Löhne und Gehälter und es können seitens der Arbeitnehmer günstigere Arbeitszeiten ausgehandelt werden. Das alles hat nichts mit Ideologie, sondern mit den Mechanismen des Marktes zu tun.

Das wäre der freie Markt- die Entwicklung innerhalb der EU und auch Deutschland in Bezug auf politisch festgesetzte "Mindestlöhne" sprechen gegen weitere Entfernung von jenem freien Markt,also hin zu einer Entwicklung zu mehr Lenkung und staatlichen Eingriffen, was wiederum Merkmale einer Zentralverwaltungswirtschaft sind. Nicht umsonst steht Deutschland bei einem liberalen Wirtschaftsumfeld auf Platz 23., Frankreich auf Platz 64 und Italien gar auf Platz 74.
Die Rangliste noch einmal:
Country rankings for trade, business, fiscal, monetary, financial, labor and investment freedoms
100 Punkte gleich freiester und liberalster Markt
1 Punkt gleich 100% ige Zentralverwaltungswirtschaft
 
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