... und irgendwie zum Schluß eine geringere Staatsverschuldung aufzuweisen, als ihre westlichen Pedanten.
Zur Staatsverschuldung der DDR ist über die Jahzehnte hinweg folgendes zu sagen:
Es lässt sich feststellen, dass die massive Verschuldung der DDR, die Anfang der 70er Jahre begann, zwei Phasen durchlief. Die erste Phase ist durch einen relativ scharfen Anstieg der Verbindlichkeiten gegenüber dem westlichen Ausland gekennzeichnet, wobei Mittel vorwiegend zur Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung eingesetzt wurden. Die zu Beginn der 80er Jahre im Gefolge der erfolgreichen westlichen Antiinflationspolitik entstandene Verteuerung der Kredite, die im RGW besonders Polen und Ungarn hart traf, brachte auch die DDR in erhebliche Finanzierungsnot. Unter anderem der von Franz Josef Strauß (CSU) im Jahr 1984 vermittelte Kredit in Höhe von rund 1 Mrd. DM verhinderte den vorzeitigen Staatsbankrott und ermöglichte es der DDR, in den 80er Jahren weiterhin kreditwürdig zu bleiben. In dieser zweiten Phase der Verschuldung erforderten Tilgung und Verzinsung bestehender Verbindlichkeiten in zunehmendem Maße die Neuverschuldung.
Die westlichen Kredite mögen zumindest zeitweise systemstabilisierend gewirkt haben. Mit zunehmender Verschuldung und abnehmender Finanzkraft aufgrund stark verminderter internationaler Wettbewerbsfähigkeit strangulierte sich die DDR in finanzieller Hinsicht jedoch selbst. Die Schuldendienstrate - also das Verhältnis vom Exporterlös zu den im gleichen Jahr fälligen Zinsen und Rückzahlungen - betrug 1989 etwa 150%. Seit Beginn der 80er Jahre bewegte sich die DDR permanent am Rande der Illiquidität.
Die Gründe für diese ständig steigende Schuldenlast sind offensichtlich. Am meisten expandierten in den 80er Jahren die Subventionen zur Stützung von niedrigen Endverbraucherpreisen bei Grundnahrungsmitteln und sozialpolitisch bedeutsamen Industriewaren wie z.B. Kindebekleidung, Schulartikeln, Lehrbüchern und zur Beibehaltung von Mini-Tarifen im Personenverkehr und bei den öffentlichen Versorgungsleistungen. Hier gab es von 1980-1988 einen Anstieg von 16,85 Mrd. auf 49,81 Mrd. Mark. Rund zwei Drittel dieser angesichts der Wirtschaftsleistung der DDR gigantischen Summe verschlang die dirigistische Absenkung der Verbraucherpreise für Lebensmittel UNTER die Gestehungskosten dieser Güter.
Eine Vorstellung von der aus dem Ruder laufenden Subventionswelle geben folgende Zahlen: Zu Beginn der Honecker-Mittag-Ära 1971 subventionierte der Staat den Kauf von Lebensmitteln im Einzelhandel im Wert von 100,- DM noch mit bescheidenen 14,90 und den von Industriewaren mit 10,30 DM. 1988 wurde bei diesen beiden Warengruppen ein Subventionsanteil von 52,- Mark bzw. 18,30 Mark erreicht.
Für die Subventionierung und direkte Förderung der Staatswirtschaft und der genossenschaftlichen Betriebe in der Landwirtschaft gab die Regierung der DDR in den 80er Jahren etwa 35-38% aller Haushaltsmittel aus. Da die Produktivität dieser Branchen weit hinter dem internationalen Niveau zurücklag, häufte jeder Betrieb Jahr für Jahr verdeckte Schulden an, was den Staatshaushalt wegen der ständig steigenden Subventionslast unerhört belastete.
Spätestens ab Mitte der 80er Jahre war die explosiv angewachsene Subventionslast bei den komsumtiven Ausgaben nicht mehr finanzierbar. In der DDR wurden diese "Ausgaben zur Sicherung stabiler Preise für die Bevölkerung" als eine der bedeutendsten "sozialistischen Errungenschaften" gepriesen. In Wirklichkeit war es eine gigantische Spirale der Verschuldung, die nicht länger finanzierbar war.
Nachlesen kann man einiges davon in:
H. Buck, Formen, Instrumente und Methoden zur Verdrängung, Einbeziehung und Liquidierung der Privatwirtschaft in der SBZ/DDR, in: Materialien der Enquete-Kommission, hrsg. vom Deutschen Bundestag, Bd. 2, Baden-Baden 1995
H. Hase, Grundzüge und Strukturen des Haushaltswesens der DDR, Berlin 1978
J. Gurtz, G. Kaltofen, Der Staatshaushalt der DDR, Berlin (Ost) 1982