Der Rassebegriff biologisch und politisch

1. Ersetzen wir das Wort Rassismus durch Beleidigung. Nur weil ein geistig minderbemittelter glaubt, ich hätte ihn beleidigt, habe ich das noch lange nicht. Eindeutig ein Fall von "Die vier Seiten der Informationsübermittlung".

2. Nein sie ist nicht von mir. Ist es überhaupt eine These. Ich dachte es wäre die Wahrheit.

zu 1. :nono: Sorry, aber "Rassimus" ist keine Kategorie der beliebigen Umdeutung.

Der Rassismus erhält seinen theoretischen und politischen Stellnwert vor dem Hintergrund der US-Unabhängigkeitserklärung

Und die zentrale Norm ist: "Alle Menschen sind gleich geboren".

Diese Norm der Aufklärung basiert auf den Arbeit der Theoretiker der Aufklärung und setzt sich in der Formulierung der zentralen Werte der Französichen Revolution fort.

All men are created equal - Wikipedia, the free encyclopedia

Die konkrete Ausdeutung der Werte unterliegt dabei einer gewissen Varianz wie Berger und Luckmann oder auch Goffman überzeugend dargestellt haben.

Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit ? Wikipedia

Ergänzt durch die Arbeiten von Giddens, der neben der individuellen Ebene auch die strukturellen Voraussetzungen (im Sinne M. Webers & Marx) mitreflektiert und einen gewisse Form der materialistischen Gesellschaftsauffassung (nicht zu verwechseln mit dem historischen Materialismus) formuliert.

Anthony Giddens ? Wikipedia

Und auch als Ergänzung die Arbeiten von Archer, die sich an Giddens und Habermas arbeitet, zur Beziehung von Struktur und Individuum und der Interaktion bei der Generierung von Ideologie und somit auch von Rassismus.

Und deswegen bedarf es einer präszisen Beschreibung dessen, was als Rassimus im Sinne einer Ideologie meint, wie ich bereits in #2 geschrieben habe.

Auf der Ebene einzelner Individuen werden diese gesellschaftlich vermittelten Werte im Rahmen der kognitiven Sozilogie erklärt.

Social Mindscapes: An Invitation to Cognitive Sociology - Eviatar Zerubavel - Google Books

Die Arbeite von Piaget, Erikson und Kohlberg zur Entwicklung der Individualität und zur Entwicklung des moralischen Urteils spielen natürlich ebenfalls eine zentrale Rolle zur Erklärung der Ausprägung von Rassismus als individuelle Glaubensüberzeugung bzw. Ideologie.

zu 2. Nein definitiv nicht.
 
Es wäre zB von mir (weiß, europäisch) selbst dann rassistisch N***er zu sagen wenn ich allein im Zimmer stünde und nur die Pflanzen mich hören können, weil ich mich auch dann sprachlich so positioniere, dass ich andere herabsetze.
Dann können wir das auch gleich zu Ende denken und sagen: Rassismus fängt immer im Kopf an. Aber eigentlich logisch. Natürlich wenn Du nicht laut denkst, oder niemand im Zimmer ist, der Dich hört, weiß es natürlich niemand.
Ich glaub das geht am Thema vorbei.
 
Ich bezeichne jemanden als minderbemittelt, der andere auf Grund von Mißverständnissen angreift.

Das finde ich ist situationsbedingt. Ich würde niemanden im RL ansprechen, weil er eine in meinen Ohren rassistische Bemerkung macht. Weil es einfach nicht meine Baustelle ist.

Aha. Also greifst Du selbst Menschen an, die Missverständnisse als Anlass für Diskussionen mit anderen nehmen und entschuldigst mit diesem Argument nebenbei auch rassistische Äußerungen?

Ich würde mich freuen, wenn sich Deine Baustelle diesbezüglich etwas ausweiten würde.
 
Sorry, aber "Rassimus" ist keine Kategorie der beliebigen Umdeutung.
Wie dieser und andere Threads beweisen, anscheinend doch.

Bin zwar müde, aber gebe mal meine ganz eigene Definition:
Rassistisch ist, wer glaubt auf Grund seines Äußeren und seiner Volkszugehörigkeit besser als andere zu sein. Also, kann jemand ohne rassistisches Gedankengut nicht rassistisch sein.

Gute Nacht :winke:
 
@Scorpio

Nehmen wir mal das Wort "Nigger" das ist mit ziemlicher Sicherheit in seiner Bedeutung negativ abwertend, auch in Verbindung mit anderen begriffen z. B. Niggersteak= ein Stück Leber. In Mark Twains Meisterwerk Huckleberry Finn wird es oft genannt, und manche Verlage gingen dazu über "nigger" und "injun" zu ersetzen, weil es rassistisch sei.

Das macht aber "Mark Twains Huckleberry Finn" nicht zu einem rassistischen Werk, es handelt von Rassismus, und ich bin sehr dafür, dass man "nigger" so stehen lassen sollte, statt "slave" einzusetzen, denn das ist das Original, und ein Nigger ist etwas anderes, als ein Sklave

Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich Mark Twain´s Werk nie gelesen habe (ich bin einfach kein Roman-Leser). Aber ich stelle mir die Frage, ob zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches (1884/85) tatsächlich das Wort "Nigger" so "neutral" wahrgenommen wurde, mit der Begrünung, weil darin die allgemeine Assoziation zu "Schwarzen" ihren Ausdruck fand.

Ich denke, dass man mit "Nigger" dann doch nicht den "Afrikaner" in Afrika meinte, sondern den nach Amerika eingeschiften (Zwangs-)Arbeiter. Insofern müsste überprüft werden, ob das Wort "Nigger" historisch gesehen ein Synonym für "Afrikaner" war oder speziell für die verschifften Sklaven in Nordamerika. Meiner Meinung nach bestand schon ein Unterschied zwischen "Niggern" und "Afrikanern".

Hinzu kommt die Überlegung, dass vom Ende des amerikanischen Bürgerkriegs bis zur Buchveröffentlichung immerhin schon 20 Jahre vergangen, was man durchaus als eine Generation bezeichnen könnte. Das Wort "Nigger" wurde aber auch damals schon mit Sklaverei in Verbindung gebracht, eben jene Sklaverei, die 20 Jahre zuvor im gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten offiziell als beendet galt.

Als weiterer Punkt liese sich anbringen, dass allein aus der Tatsache, dass das Wort "Nigger" üblich im Sprachgebrauch war, nicht als Beweis für seine "Harmlosigkeit" oder "Wertfreiheit" gelten kann. Zumal sich einige Teile der US-Bevölkerung gegen die neue Gesellschaftsentwicklung sperrten und sie sicherlich die Bezeichnung "Nigger" noch bis tief ins 20.Jahrhundert hinein kultivierten.

Ich glaube (ohne das ich sein Werk gelesen habe), dass Mark Twain dieses Wort verwendet hat, eben weil es nicht wertfrei, sondern bereits damals mit der Sklaverei (und nach moderner Lesart auch mit Rassismus) assoziert wurde. Nebenher sehe ich es auch kritisch, wenn ein Stück Zeitgeschichte (die der Roman sicherlich darstellt) nachträglich retuschiert/zensiert wird, um es für den heutigen Sprachgebrauch lesbarer zu machen (man stelle sich einmal "Korrekturen" in Goethes Werken und dem damit verbundenen Aufschrei in Deutschland vor). Ein informatives Vor- oder Nachwort täte, so denke ich, als Erläuterung wertvolle Aufklärungsarbeit.

das ein rassistischer Begriff auch rassistisch verstanden und so gemeint ist, das ist abhängig von a) den Sprechern und b) dem sozialen Kontext

Es gibt nicht wenige Schwarze, die sich gegenseitig mit "Nigger" anreden, ebenso wie manche Deutschtürken sich mit Kanake oder Kanakster anreden, Subkulturen greifen negative Fremdbezeichnungen bewusst auf.

Der entscheidende Punkt ist das Wort "Subkultur". Hier wird das Bestehende gerne verdreht und gegenüber dem Gewöhnliche provoziert. Mit der Anti-Haltung hält man der Gesellschaft (draußen) den Spiegel vor, spielt mit "Tabus" und bricht sie auch - möglicherweise als eine Art Selbstfindung von nicht saturieten Personen. Das würde erklären warum man die Benutzung des Wortes "Nigger" oder "Kanake" bei der Anrede
von Jugendlichen untereinander diesen Stellenwert besitzt und durchaus nicht negativ (im Gegensatz vom Rest der Gesellschaft) wahrgenommen wird. Man weiß auch als Anhänger der Subkultur dass das Wort Nigger negativ besetzt ist. Das äußert sich just in dem Moment, in dem ein "Fremder", der nicht Teil der Subkultur ist, dieses Wort in den Mund nimmt. Das führt dann meistens zu einer sehr emotionalen Kommunikation.

Denn sie [die Anhänger der Subkultur] wissen eben doch was sie tun, wenn sie sich als selbst als Teil der Subkultur verstehen. Ich denke die meisten 60-jährigen Türken oder Afrikaner verzichten ihrerseits auf Worte wie "Kanake" oder "Nigger".

---
@Erik Erikson

Leider bin ich des englischen nicht mächtig. Habe nur so viel verstanden, das es um Eintrittspreise geht und Ostafrikaner wohl weniger zahlen. Erklär`s mir!

Dieses Bild staffelt die Eintritts-Preise nach Herkunft der Besucher.

Non Residents = Ausländer aus "aller" Welt
Residents/East Africans = Einwohner Kenias und Ostafrikas
Citizens = Bürger der Stadt Mombasa

Ich meine man kann darüber streiten, ob das bei einem UNESCO-Weltkulturerbe (was der "Menschheit" erhalten bleiben soll) die richtige Vorgehensweise ist - und was für eine Vorgehensweise das ist. Jedem soll bei diesem Bild seine eigene Meinung gestattet sein...

Die Menschen würden friedlicher leben, wenn sich jeder um sich selbst kümmern würde. Führe ich eine Unterhaltung, sollte sich nicht ein dritter einmischen, jedenfalls nicht in unfreundlicher Absicht.
Das kann man natürlich nicht auf alle Bereiche anwenden.

Ein gutes Gespräch unter Freunden soll ja auch keine Störung erfahren, aber wenn ein Mensch einen anderen Menschen (mit Hilfe von Sprache) so niedermacht, dass dieser seelischen Schaden nimmt (das kann auch durch Rassismus geschehen), ihn wegen seiner Aussprache oder Hautfarbe verhöhnt und jeder der das sieht, sich nur um seinen Kram kümmert, wie kann dem Niedergemachten geholfen werden? Oder wäre das ein Punkt wo man deiner Meinung nach einschreiten sollte, auch wenn es einen eigentlich nichts angeht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich Mark Twain´s Werk nie gelesen habe (ich bin einfach kein Roman-Leser). Aber ich stelle mir die Frage, ob zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches (1884/85) tatsächlich das Wort "Nigger" so "neutral" wahrgenommen wurde, mit der Begrünung, weil darin die allgemeine Assoziation zu "Schwarzen" ihren Ausdruck fand.
niemand behauptet, dass in Twains Roman das abwertende Wort "Nigger" neutral wahrgenommen würde - im Gegenteil, es ist selbtsredend abwertend und rassistisch; allerdings gibt Twain realistisch die Sprechweise dieser Zeit bei seinen Protagonisten wieder und entwickelt in seinem Roman ein implizites Plädoyer gegen Rassismus.
(anzumerken ist noch, dass "Nigger" innerhalb des Romans einzig in wörtlicher Rede (also Personenrede) und indirekter Rede verwendet wird, hingegen nicht im Erzählerkommentar bzw. vom auktorialen Erzähler)
 
Zuletzt bearbeitet:
@dekumatland

Aber ging es bei Scorpios Behauptung nicht darum, dass "Nigger" nicht in jedem Falle als abwertend zu verstehen sei? Wenn es nicht immer abwertend sei und sicher nicht positiv besetzt ist, bleibt für mich als Schlussfolgerung, dass es laut Behauptung auch "neutral" wahrgenommen wird.

Ich bin nicht der Meinung, dass "Nigger" etwas anderes ist als Sklave...
 
Zuletzt bearbeitet:
@dekumatland

Aber ging es bei Scorpios Behauptung nicht darum, dass "Nigger" nicht in jedem Falle als abwertend zu verstehen sei? Wenn es nicht immer abwertend sei und sicher nicht positiv besetzt ist, bleibt für mich als Schlussfolgerung, dass es laut Behauptung auch "neutral" wahrgenommen wird.

Ich bin nicht der Meinung, dass "Nigger" etwas anderes ist als Sklave...

Wenn das stimmte, wäre jeder "Nigger" ein Sklave, und jeder Sklave ein "Nigger" das war aber nicht der Fall. Sklaverei gab es in vielen Kulturen, ohne dass man Sklaven eine generelle Minderwertigkeit unterstellte wie es im Falle einer rassistisch motivierten und rassistisch begründeten Sklaverei der Fall war wie sie in den Amerikas und der Karibik in der frühen Neuzeit existierte. In Mark Twains Roman lässt sich Pop Finn über die "Nigger" und die Regierung aus, die daran schuld sind, dass Finn das Vermögen seines Sohnes verwehrt wird. In Ohio habe er einen "N..." gesehen, einen Professor, der alte Sprachen spricht.

Nach dem "gesunden Menschenverstand" des 19. Jhds stand der Trinker und Analphabet Pop Jones noch turmhoch über einem ehemaligen Sklaven wie Frederick Douglas.
 
@Erik Erikson Macht das Sinn?

Wenn der Sender zu Empfänger_01 "A" sagt (wobei "A" = rassistisch ist), der Empfänger_01 aber "B" ("B" = unverständlich) versteht und Empfänger_02, der gar nicht gemeint war, "A" versteht. Was ist dann?

Empfänger 02 sollte sich raus halten, weil er nicht angesprochen wurde.

Hier ein Beispiel, was passieren kann, wenn man sich aus allem heraus hält:

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Sozialisten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialist.
Als sie die Juden einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Martin Niemöller


Vor allem liest sich Dein Ausspruch "der soll sich raushalten, der war ja nicht angesprochen" so, dass der jeninige die Klappe halten soll, wenn DU was sagst. Das Aufbessern der Soft Skills würde ich anraten
 
@scorpio

Wenn das stimmte, wäre jeder "Nigger" ein Sklave, und jeder Sklave ein "Nigger" das war aber nicht der Fall.

Nein, das stimmt natürlich nicht. Da hast du Recht und ich habe das auch nie behauptet. Für mich ist in jedem Fall das Wort "Nigger" (auch zu Zeiten Mark Twains) mit Unfreiheit verbunden. Die Sklaverei aber nicht zwingend mit "Nigger".

Sklaverei gab es in vielen Kulturen, ohne dass man Sklaven eine generelle Minderwertigkeit unterstellte wie es im Falle einer rassistisch motivierten und rassistisch begründeten Sklaverei der Fall war wie sie in den Amerikas und der Karibik in der frühen Neuzeit existierte.

Mir fällt hier kein gutes Beispiel für einen Sklaven ein, der nicht generell minderwertiger als sein "Herr" war. Kannst du eines benennen?
 
So, nachdem sich der gesunde Menschenverstand auch noch zu Wort gemeldet hat und geklärt ist, wie der "Nigger" zum Sklaven steht, dennoch erneut der Verweis auf die Frage, was eigentlich Rassismus ist. Und der Beitrag von Mark Twain zu diesem Thema dürfte ebenfalls eher marginal sein für das Verständnis von Rassismus.

Da es sich um ein sehr zentrales Thema der letzten 100 Jahre handelt und zumindest für Europa mit dem Aufkommen des Faschismus einen zentralen Stellenwert auf der politischen Agenda eingenommen hat, erscheint das Insistieren auf eine angemessene Sichtweise auf das Thema nicht unangebracht.

Generell kann Rassismus als eine Überkategorie begriffen werden, um das Ausgrenzen von substantiellen gesellschaftlichen Gruppen aufgrund von äußeren Merkmalen (Hautfarbe etc.) vorzunehmen.

Das Problem mit der bisherigen Forschung zu dem Thema ist jedoch die starke "Westzentrierung" der Forschung, die wichtige Teile Asiens beispielsweise in der Betrachtung ausblendet.

In Verbindung mit der historischen Sichtweise auf Rassismus, wie beispielsweise den Antisemitismus, war es bisher nicht möglich eine übergreifende Theorie zum Rassismus zu formulieren.

Rassismus ? Wikipedia

Antisemitismus (bis 1945) ? Wikipedia

Die Bandbreite der unterschiedlichen Sichtweise, die von kulturellen Studien bis hin zu klassenanalytischer Thematisierung des Themas reichen wird in dem nachfolgenden Reader illustriert.

Eine weitere Dimension sind Gender-Studien, die die spezifische Situation der Frauen im Rahmen von rassistisch- motivierter Stigmatisierung mittlerweile aufgreifen.

Theories of Race and Racism: A Reader - Google Books

Insgesamt wird jedoch als Ergebnis der Studien deutlich, dass Rassismus eine politische Kategorie ist, die eine bestimmte innenpolitische Funktion hat und für die Sicherstellung der Zustimmung eines Teils der Bevölkerung zur politischen Herrschaft relevant ist. So relativ deutlich im Fall des modernen Antisemitismus oder auch im Fall des modernen Rassismus.

Mittlerweile ist das Thema relativ gut thematisch aufbereitet und es liegen eine Vielzahl von Publikationen zu dem Thema vor.

theories of race and racism - Google-Suche
 
Hallo Thanepower,

reduzierst du den Rassismus nicht zu sehr auf den pseudowissenschaftlich begründeten, ideologischen Rassismus?

Ich würde daher auch Eriks "also kann jemand ohne rassistisches Gedankengut nicht rassistisch sein" nicht zustimmen wollen. Rassismus ist ja weit mehr als nur der bewusste Rassismus, der Menschen aufgrund einer anderen Hautfarbe oder einer postulierten Andersartigkeit als minderwertig sieht. Schon die Zuschreibung von gewissen Charakteristika aufgrund einer biologischen Herkunft ist m.E. rassistisch, selbst dann, wenn sie durchaus wohlwollend gemeint ist. Ich glaube, ganz viele derer, die gegen Rassismus auf die Straße gehen, haben rassistisches Gedankengut bewusst oder unbewusst verinnerlicht. Dieses inhärente rassistische Gedankengut äußerst sich dabei nicht in chauvinistischen oder genozidalen Superioritästgedanken sondern in den kleinen Zuschreibungen, indem man Menschen einer bestimmten Herkunft einen ethnischen Charakter zuweist und ihnen dadurch die persönliche Individualität abspricht.

Ich würde daher unterscheiden wollen zwischen dem chauvinistischen, genozidalen und pseudeowissenschaftlichen Rassismus auf der einen und dem un- oder halbbewussten Rassismus ohne Superioritätsgefühl auf der anderen Seite.
 
reduzierst du den Rassismus nicht zu sehr auf den pseudowissenschaftlich begründeten, ideologischen Rassismus?

Ich würde daher unterscheiden wollen zwischen dem chauvinistischen, genozidalen und pseudeowissenschaftlichen Rassismus auf der einen und dem un- oder halbbewussten Rassismus ohne Superioritätsgefühl auf der anderen Seite.

1. Von mir wurde nur darauf hingewiesen, dass jenseits von "Ich glaube" bereits eine Forschungstradition vorhanden ist, die das Thema bearbeitet hat. Und es ist m.E. wohl zu erwarten, auch gemessen an der Wichtigkeit des Themas, dass dieses ein wenig mit berücksichtigt wird.

2. Der Reader, auf den ich beispielsweise verwiesen habe, beschäftigt sich u.a. sehr intensiv mit dem Rassismus in den siebziger Jahren in GB. Und der war nicht genozidal, aber dafür durchaus bewußt von Teilen der politischen Elite und "halbbewußt" von Teilen der "weißen" englischen Gesellschaft. Deshalb ist die dichotome Unterscheidung nicht korrekt.

Rassismus und auch Antisemitismus sind Einstellungsysteme, die in Abhängigkeit von der Intensität der Indoktrinierung unterschiedlich stark ausfallen. Von passiver Duldung bis hin zur militanten Ausübung des Rassimus und bildet in der Gesellschaft in der Regel ein "links-schiefes" Einstellungssyndrom. Dabei ist aber wichtig, dass es jederzeit Übergänge gibt und jederzeit eine Radikalisierung stattfinden kann, einfach weil es ein entsprechendes ideologisches Angebot gibt.

Für die militanten Rassisten ist es dabei extrem wichtig, dass sie bei den passiven Mitläufern (also im linken Teils der Verteilung) eine gewisse Form der Duldung bzw. passiven Solidarität finden. In diesem Sinne kann keine extreme Form des Rassimus sich in einer Gesellschaft als dominate Ideologie entwickeln, sofern sie nicht von vielen mitgetragen wird, also dem "halbbewußten Rassimus".

3. Ich will keine aktuelle Diskussion führen, allerdings dennoch die Entwicklung in Ungarn als Beispiel für das jederzeit mögliche "Kippen" des latenten Rassimus / Antisemitismus anführen und die latente Einstellung sich in eine manifeste weiter entwickelt.

Was ich damit sagen will ist, dass es keinen "unbewußten unschuldigen" Rassismus gibt, sondern es bereits eine embryonale Stufe des militanten Rassimus darstellt, die jederzeit unter entsprechenden gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen "abgerufen" werden kann. Wie dann auch im 3. Reich erfolgt.

Schon die Zuschreibung von gewissen Charakteristika aufgrund einer biologischen Herkunft ist m.E. rassistisch, selbst dann, wenn sie durchaus wohlwollend gemeint ist.

Und genau an diesem Punkt ist Rassismus auf den Punkt gebracht!
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Tristan
Non Residents = Ausländer aus "aller" Welt
Residents/East Africans = Einwohner Kenias und Ostafrikas
Citizens = Bürger der Stadt Mombasa

Ich meine man kann darüber streiten, ob das bei einem UNESCO-Weltkulturerbe (was der "Menschheit" erhalten bleiben soll) die richtige Vorgehensweise ist - und was für eine Vorgehensweise das ist. Jedem soll bei diesem Bild seine eigene Meinung gestattet sein...
Ich kenne diese vorgehensweise aus Ghana und finde sie gut. Warum sollte ein armer Afrikaner genauso viel zahlen wie ein Tourist aus Übersee oder Europa?
Bei uns in Wilhelmsburg findet irgend eine Gartenbauausstellung statt. Stadtteileinwohner haben auf Antrag freien Eintritt.

@ beetle
Vor allem liest sich Dein Ausspruch "der soll sich raushalten, der war ja nicht angesprochen" so, dass der jeninige die Klappe halten soll, wenn DU was sagst. Das Aufbessern der Soft Skills würde ich anraten
Nur dein subjektives Empfinden.
 
@Erik Erikson

Ich kenne diese vorgehensweise aus Ghana und finde sie gut. Warum sollte ein armer Afrikaner genauso viel zahlen wie ein Tourist aus Übersee oder Europa?
Bei uns in Wilhelmsburg findet irgend eine Gartenbauausstellung statt. Stadtteileinwohner haben auf Antrag freien Eintritt.

Mir ist selbstverständlich klar, dass ein durchschnittlicher Afrikaner statistisch gesehen ein niedrigeres Einkommen hat als der durchschnittliche Europäer. Aber woher kommt das?

Ist die Armut Afrikas nicht auch dem Umstand geschuldet, dass wir glauben, dass Afrika arm ist und daraus sich unsere Motivation ableitet, dass den armen Afrikanern geholfen werden muss?

Das Klischee vom armen Afrikaner (wobei Afrika enorme Bodenschätze besitzt) wird dahingehend mißbraucht um unter dem Deckmantel der "Wohlfahrt" (Stichwort: Kleiderspende), den afrikanischen Markt mit gebrauchter oder subventionierter Ware aus Übersee (Europa etc.) förmlich zu überschwemmen und dadurch die einheimische Industrie (Afrikas) dauerhafter Schädigung auszusetzen (Stichwort: Milchpulver).

Sicher, das ist ein sehr aktuelles Beispiel, aber es zeigt, was ein historisch gewachsener Rassismus ("Das arme, hilfsbedürftige Afrika) anrichtet, selbst unter der Voraussetzung das "wir" nur helfen wollen.

@ beetle

Zitat:
Vor allem liest sich Dein Ausspruch "der soll sich raushalten, der war ja nicht angesprochen" so, dass der jeninige die Klappe halten soll, wenn DU was sagst. Das Aufbessern der Soft Skills würde ich anraten.

Nur dein subjektives Empfinden

Nöö, nicht nur sein subjektives Empfinden...

---

@thanepower

So, nachdem sich der gesunde Menschenverstand auch noch zu Wort gemeldet hat und geklärt ist, wie der "Nigger" zum Sklaven steht, dennoch erneut der Verweis auf die Frage, was eigentlich Rassismus ist. Und der Beitrag von Mark Twain zu diesem Thema dürfte ebenfalls eher marginal sein für das Verständnis von Rassismus.

Sorry, wenn das mit Mark Twain ein wenig vom Thema weggeführt hat.:red: Aber da Rassismus die gesamte Gesellschaft angeht, muss eben auch zweigleisig argumentiert werden. Zum einen sachlich mit einem wissenschaftlichen Anspruch, auf der anderen Seite aber auch an konkreten Beispielen und Fällen (freilich sachlich fundiert).

Eben weil ein gesellschaftlicher Diskussionsbedarf besteht, dürfen Menschen, die manches gedankliche (oftmals schwammige) Konstrukt nicht einfach nachvollziehen können, nicht indirekt von der Diskussion "ausgeschlossen" werden. Ich plädiere dafür, auch auf spezielle Fälle einzugehen weil dies schließlich (so denke ich) auch im Interesse derer steht, die ein Kontroverses Thema wie Rassismus gerne in den theoretischen Bereich führen.

Dadurch, dass nämlich eine Überladung mit Fachbegriffen stattfindet, wird meiner Meinung nach einer Tabuisierung Vorschub geleistet, weil man selber nicht zugeben möchte, dass einen dieses Thema (aus der Mitte der Gesellschaft) gedanklich übersteigt (frei nach dem Motto: "Worüber man nicht (mit-)reden kann, darüber sollte man schweigen.").

Beim Thema Rassismus muss man auch die Herzen der Leser und Zuhörer gewinnen... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein!!!!!! Rassismus basiert auf einer Ideologie bzw. einem Weltbild und liegt nicht lediglich in der subjektiven Perspektive des Betrachters begründet. .

Es ist allerdings unbestreitbar, dass die Definition des Begriff "Rassismus" im Lauf der Zeit Veränderungen und Schwankungen unterliegt. Ferner auch, dass es Grauzonen gibt, wo umstritten ist, ob bestimmte Begriffe oder Definitionen "rassistisch" sind oder nicht.

In Astrid Lindgrens "Pippi Langstrumpf" taucht ihr Vati als "Negerkönig" auf. In der neuen Auflage hat der Oettinger-Verlag den "Negerkönig" durch den "Südseekönig" ersetzt, was nun einige als politisch korrekt, andere hingegen als unsinnig empfinden. War Frau Lindgren demzufolge "Rassistin"? Der Südseekönig und die Taka-Tuka-Sprache :) - Dies und Das

Im Zuge der political correctness verschwand auch der bekannte Sarotti-Mohr, die "Negerküsse" wurden zu "Schaumküssen" usw.

Ich will damit sagen, dass man zuweilen auch über das Ziel hinausschießen kann, wobei mir in diesem Zusammenhang die amerikanische Begriffsmutation vom Neger zum Schwarzen bis aktuell zum Afro-Amerikaner einfällt. Demzufolge müsste die "weiße" Bevölkerung sich künftig "Euro-Amerikaner" nennen. -

Dass der Begriff "Neger" inzwischen negativ besetzt und indiskutabel ist, dürfte klar sein. Astrid Lindgren hat ihn 1941 in "Pippi Langstrumpf" noch ganz unschuldig und den Konventionen ihrer Zeit entsprechend verwendet, woran sich zeigt, dass hier ein geistiger Wandel eingetreten ist, was natürlich zu begrüßen ist.
 
So, nachdem sich der gesunde Menschenverstand auch noch zu Wort gemeldet hat und geklärt ist, wie der "Nigger" zum Sklaven steht, dennoch erneut der Verweis auf die Frage, was eigentlich Rassismus ist. Und der Beitrag von Mark Twain zu diesem Thema dürfte ebenfalls eher marginal sein für das Verständnis von Rassismus.

Da es sich um ein sehr zentrales Thema der letzten 100 Jahre handelt und zumindest für Europa mit dem Aufkommen des Faschismus einen zentralen Stellenwert auf der politischen Agenda eingenommen hat, erscheint das Insistieren auf eine angemessene Sichtweise auf das Thema nicht unangebracht.

Generell kann Rassismus als eine Überkategorie begriffen werden, um das Ausgrenzen von substantiellen gesellschaftlichen Gruppen aufgrund von äußeren Merkmalen (Hautfarbe etc.) vorzunehmen.

Das Problem mit der bisherigen Forschung zu dem Thema ist jedoch die starke "Westzentrierung" der Forschung, die wichtige Teile Asiens beispielsweise in der Betrachtung ausblendet.

In Verbindung mit der historischen Sichtweise auf Rassismus, wie beispielsweise den Antisemitismus, war es bisher nicht möglich eine übergreifende Theorie zum Rassismus zu formulieren.

Rassismus ? Wikipedia

Antisemitismus (bis 1945) ? Wikipedia

Die Bandbreite der unterschiedlichen Sichtweise, die von kulturellen Studien bis hin zu klassenanalytischer Thematisierung des Themas reichen wird in dem nachfolgenden Reader illustriert.

Eine weitere Dimension sind Gender-Studien, die die spezifische Situation der Frauen im Rahmen von rassistisch- motivierter Stigmatisierung mittlerweile aufgreifen.

Theories of Race and Racism: A Reader - Google Books

Insgesamt wird jedoch als Ergebnis der Studien deutlich, dass Rassismus eine politische Kategorie ist, die eine bestimmte innenpolitische Funktion hat und für die Sicherstellung der Zustimmung eines Teils der Bevölkerung zur politischen Herrschaft relevant ist. So relativ deutlich im Fall des modernen Antisemitismus oder auch im Fall des modernen Rassismus.

Mittlerweile ist das Thema relativ gut thematisch aufbereitet und es liegen eine Vielzahl von Publikationen zu dem Thema vor.

theories of race and racism - Google-Suche



Einen "gesunden Menschenverstand" kann es gar nicht geben, was wäre denn dann im Umkehrschluss ein "ungesunder Menschenverstand"?. Mark Twain mag vielleicht wenig hilfreich sein, Rassismus zu definieren, die Anwendung des vorgeschlagenen Labeling "was ist Rassismus" auf Werke amerikanischer Literatur des 19. Jahrhunderts erscheint mir allerdings nicht so abwegig, wie es dir vorkommt. Gegner der PC zitieren gerne das Beispiel der Neubearbeitungen von Huckleberry Finn als Exempel für wohlmeinende Zimperlichkeit, die zu Zensur und Selbstzensur führen kann, und über die Frage der Bewertung von Harriet Beecher Stowes Roman "Uncle Tom´s Cabin" in punkto Rassismus wird man sich trefflich darüber streiten können.
 
Es ist allerdings unbestreitbar, dass die Definition des Begriff "Rassismus" im Lauf der Zeit Veränderungen und Schwankungen unterliegt.

Richtig, und deswegen habe ich bereits auf zwei wichtige Aspekte hingewiesen.

1. Auf die normative Fundierung durch die lange Diskussion der Theoretiker der Aufklärung und ihrer Werte, dass alle Menschen gleich sind und dass diese Sichtweise eigentlich Rassismus ausschließen sollte.

2. Und ich habe auf Berger & Luckman und Goffman (TSI) hingewiesen, die erklären, dass Normen einer permanenten intersubjektiven Deutung unterliegen.

3. Zusätzlich ist noch zu ergänzen, dass natürlich auch ein wissenschaftlicher Diskurs über den "Wahrheitsgehalts" von Theorien über Rassimus und ihrer empirischen Überprüfung notwendig ist. Auch um genau den Prozess, der unter 2. genannt ist, einer kritischen Überprüfung auszusetzen. Dieses Verfahren schlägt beispielsweise Popper (Offene Gesellschaft..) oder Habermas (Diskurs-Konstrukt) vor. Und die Abweichung der kulturellen Ausdeutung, wie unter 2., zu den normativen Vorgaben, wie unter 1., zu beschreiben.

Und genau an diesem Punkt fällt der Wissenschaft eine ideologiekritische Funktion zu. Sie hat die Arten des Rassismus zu benennen und ihre Zu- oder die Abnahme zu untersuchen und kritisch zu kommentieren.

Dieses inhärente rassistische Gedankengut äußerst sich dabei nicht in chauvinistischen oder genozidalen Superioritästgedanken sondern in den kleinen Zuschreibungen, indem man Menschen einer bestimmten Herkunft einen ethnischen Charakter zuweist und ihnen dadurch die persönliche Individualität abspricht.

Sowohl den alltäglichen "kleinen" Rassismus zu thematisieren wie auch die expliziten rassistischen Strömungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
3. Zusätzlich ist noch zu ergänzen, dass natürlich auch ein wissenschaftlicher Diskurs über den "Wahrheitsgehalts" von Theorien über Rassimus und ihrer empirischen Überprüfung notwendig ist. .

Wir sollten das Thema "Rassismus" nicht im Kontext wissenschaftlicher Theorien betrachten, denn das nimmt ihm alle Aktualität und gerät sehr dünnblütig. Hier wären vielmehr aktuelle Formen des realen Rassismus zu durchleuchten, wie sie uns konkret im Alltag oder in Medienberichten tagtäglich begegnen.
 
Es ist allerdings unbestreitbar, dass die Definition des Begriff "Rassismus" im Lauf der Zeit Veränderungen und Schwankungen unterliegt. Ferner auch, dass es Grauzonen gibt, wo umstritten ist, ob bestimmte Begriffe oder Definitionen "rassistisch" sind oder nicht.

In Astrid Lindgrens "Pippi Langstrumpf" taucht ihr Vati als "Negerkönig" auf. In der neuen Auflage hat der Oettinger-Verlag den "Negerkönig" durch den "Südseekönig" ersetzt, was nun einige als politisch korrekt, andere hingegen als unsinnig empfinden. War Frau Lindgren demzufolge "Rassistin"? Der Südseekönig und die Taka-Tuka-Sprache :) - Dies und Das

Im Zuge der political correctness verschwand auch der bekannte Sarotti-Mohr, die "Negerküsse" wurden zu "Schaumküssen" usw.

Ich will damit sagen, dass man zuweilen auch über das Ziel hinausschießen kann, wobei mir in diesem Zusammenhang die amerikanische Begriffsmutation vom Neger zum Schwarzen bis aktuell zum Afro-Amerikaner einfällt. Demzufolge müsste die "weiße" Bevölkerung sich künftig "Euro-Amerikaner" nennen. -

Dass der Begriff "Neger" inzwischen negativ besetzt und indiskutabel ist, dürfte klar sein. Astrid Lindgren hat ihn 1941 in "Pippi Langstrumpf" noch ganz unschuldig und den Konventionen ihrer Zeit entsprechend verwendet, woran sich zeigt, dass hier ein geistiger Wandel eingetreten ist, was natürlich zu begrüßen ist.


Auch die frühe schwarze Bürgerrechtsbewegung verwendete den Terminus "negro" bis zum Beginn der 1960er Jahre.
 
Zurück
Oben