Aber Barbarossa hat Heinrich den Löwen vernichtet, wenn man einmal davon ausgeht, dass er ihn nicht hinrichten konnte.
Auf dem Hoftag in Gelnhausen 1180 und etwas später auf dem Hoftag in Altenburg wurden ihm die Herzogtümer Sachsen und Bayern aberkannt.
Dem Kaiser blieb, neben dem süddeutschen Welfenerbe, eine offenere und darum leichter gegeneinander auszuspielende Welt von Fürsten. Die gingen freilich als Sieger aus den Auseinandersetzungen des 12. Jh. hervor.
Doch diese Neuordnung musste und wurde erst in einem Reichskrieg gegen den Welfen durchgesetzt. In Bayern brach seine Herrschaft rasch zusammen, aber in Sachsen verfügte er anfangs noch über starken Rückhalt. Im Frühjahr 1180 eröffnete Heinrich Kampfhandlungen gegen die staufische Pfalzstadt Goslar. Beim anschließenden Feldzug Friedrichs I. nach Sachsen im Sommer erwies sich jedoch die Brüchigkeit der Macht des Löwen.
Diese raschen Erfolge erzielte das Reichsheer, weil Heinrichs alte Anhänger scharenweise ihren Herrn verließen, sodass die neiderregende welfische Herrschaft innerhalb weniger Wochen zusammenbrach.
Was ihm blieb waren die Allode - also das Eigen- bzw. Erbgut - , was üblicherweise und trotz lehnsrechtlicher Verfehlungen stets im Besitz der Dynastenfamilien blieb.
Dass Barbarossa die Niederlage Heinrichs des Löwen als unumstößlich ansah.....
Nachdem Heinrich der Löwe somit auf den Stand eines begüterten Edelherrn herabgedrückt war, musste er das Reich verlassen und ging ins englische Exil. Damit war seine Niederlage komplett und sein Fall unermesslich tief.
Ich habe jetzt mal vorherigen Beitrag aufs Wesentliche zusammengestutzt.
1) Nach welchem Reichsgesetz war es dem Kaiser verwehrt, einen Aufrührer mit dem Tod zu bestrafen ?
Die Tatsache, dass H.d.L. den Tatbestand des "Landfriedensbruchs" erfüllt hatte, wird ja wohl keiner abstreiten - letztlich hätte sich auch hierfür noch ein weiterer "Kläger" aus dem Lager der zahlreichen Löwen-Gegner gefunden.
Außerdem - welcher der "Kriegsgewinnler" hätte denn ein Interesse gehabt, dem Kaiser bei einem solch "finalen" Abschluss der gesamten Auseinandersetzungen einen Vorwurf zu machen, falls tatsächlich die Reichsacht publikumswirksam vollstreckt worden wäre ?
Dem Löwen wurde kein Haar gekrümmt, nach Demutsbezeugung erhielt er "sein" Eigentum zurück, er durfte ungehindert ins Exil, hatte Zeitvorgaben für eine rechtmäßige Rückkehr und war frei während des Exils tun und lassen zu können, was er wollte - sieht so eine Vernichtung aus ? Also (Achtung, kleiner Zeitsprung) da war Wilhelm-Zwo nach 1918 stärker vernichtet.
2) Wenn schon soviel Akribie verwendet wird, warum fehlt dann die Erwähnung, dass sich der Löwe trotz bereits verhängter Acht gegen die "Kleinigkeit" von 5000 Mark Silber hätte "freikaufen" können - und zwar noch Mitte 1179 unter Beibehaltung seiner Reichslehen (von sonstigen Gütern ganz abgesehen). Es war nicht Barbarossa, der sein eigenes Angebot zurückgezogen hätte, sondern der Trotz des Welfen hinderte diese "Lösung".
3) Zum Thema "Prozessrecht" - bezogen auf das spezielle Verfahren gegen den Löwen - gibt es jedoch zwischenzeitlich neuere Deutungsansätze (s. mein Verweis auf die jüngste Arbeit v. Patzold, der wiederum Fachkollegen rekuriert). Aber selbst wenn die tradierte Auffassung zum "Gesamtprozess" gg. den Löwen Bestand hat, warum wurde dann von Barbarossa als Verkörperung der "Gerechtigkeit" mit zweierlei Maß gemessen ?
4) Richtig ist, dass der Kaiser später die Aufhebung der gg. Heinrich verhängten Acht/Oberacht bewirkte - auch ohne die 5000 Mark (im Sinne einer Gewichtseinheit).
Nachdem er seine machtpolitischen Ziele - aus seiner Sicht - erreicht hatte.
5) Die kriegerischen Auseinandersetzungen 1179 - 1181 lassen sich nicht auf ein paar Sätze reduzieren und waren im Übrigen recht wechselvoll.
Ich habe ja auch darauf hingewiesen, dass sich der Löwe mehr Unterstützung versprochen hatte. Weniger von (ehemaligen) Untertanen oder Vasallen, die waren nach Aberkennung der Lehen zu keiner Unterstützung mehr verpflichtet - doch erfolgte diese tw. dennoch.
Nein, der Löwe erhoffte sich mehr Engagement vom Schwiegerpapa.
6) Auch insoweit wiederhole ich mich: Woher konnte Barbarossa sicher wissen, dass sein Widersacher im Exil, das aber nicht auf der Insel erfolgte, sondern in der Normandie, nicht doch die große Trommel rühren würde ? Der Löwe war mitnichten ein gebrochener Mann.
Vielleicht auch alterbedingt war einfach sein Elan etwas erloschen bzw. dachte er (trotz Stolz u. Trotz) als intelligenter Mann an die Zukunft seiner Familie !
Ohne die Eigengüter als feste Basis, wäre sein Sohn Otto (später IV.) nach 1198 nicht einmal ansatzweise in die Position gekommen, Barbarossas Abkömmlingen die Stirn zu bieten !
Daher noch einmal: Vernichtung/totale Niederlage ???
Götz zum Gruß