Schonen war damals schon seit etwas über 200 Jahren schwedisch. Das war damals in etwa solange her wie für uns heute die napoleonischen Kriege. Der letzte Versuch Dänemarks, Schonen zurückzuholen erfolgte 1710 während des Großen Nordischen Kriegs.
Durchaus richtig, aber das bedeutet ja nicht, dass das Thema damit endgültig abgeschrieben gewesen wäre, falls sich mal eine Gelegenheit auftun würde.
Das Elsass und Lothringen waren aus dem Verband des HRR in Teilen genau so lange ausgeschieden, was aber 1870 diverse Einwohner der deutschen Territorien so gar nicht daran hinderte die Ansicht zu entwickeln, dass man die jetzt unbedingt "zurückholen" müsse.
Der Norddeutsche Bund wurde nur drei Jahre später gegründet, das Kaiserreich nur sieben Jahre später.
Das konnte man damals sicher nicht so vorhersehen, aber dass die deutsche Frage früher oder später wieder auf die Tagesordnung kommen würde, wohl schon und auch, dass Kriege ein möglicher Katalysator für die Entwicklung sein könnten.
Schweden musste da ja nicht nur an die nächsten Jahre denken, sondern auch längerfristige Entwicklungen berücksichtigen.
Natürlich wusste man in Stockholm um die deutsche Frage. Allerdings hatte man auch gesehen, dass wegen der Konkurrenz zwischen Österreich und Preußen eine tatsächliche großdeutsche Lösung unwahrscheinlich geworden war und dass der vorangegangene Versuch mit der Erfurter Union eine norddeutsche Machtzone zu schaffen im Widerstand Österreichs und Russlands gescheitert war.
Man wusste also sehr wohl darum, dass man in Wien durchaus darum bemüht war den Zustand des Deutschen Bundes grundsätzlich aufrecht zu erhalten.
Es ist richtig, dass der Norddeutsche Bund relativ kurze Zeit später zustande kam, nur hatte die Wiener Politik 1849/1850 ja gezeigt, dass man nicht bereit sein würde so etwas kampflos hinzunehmen und auch war der Preußische Sieg und die Art und Weise, wie er erzielt wurde in dieser Form ja nicht unbedingt so einfach vorweg zu nehmen.
Preußen nutzte im Wesentlichen seinen technischen Vorsprung, den es vor allem deswegen hatte, weil Österreich augenblicklich finanziell etwas klamm war und bei der Modernisierung der Ausrüstung nicht nachziehen konnte, dass hätte aber ein paar Jahre später schon ganz anders aussehen können und dann wären Preußens Möglichkeiten tatsächlich damit durchzukommen wesentlich schlechter gewesen.
Auch konnte Stockholm ja nicht absehen in welcher Weise Preußen und Österreich die Elbherzogtümer aufteilen oder wie mit ihnen umgehen würden und dass das binnen kürzester Zeit zum Anlass eines Krieges zwischen beiden hätte werden können.
Wenn es erstmal zum Krieg kam, musste man ja damit rechnen, dass dieser auch eine Eigendynamik entwickelt. Historisch wurde ja auch Jütland besetzt und wenn es dann nicht zu einer Einigung gekommen wäre, hätten Preußen und Österreich auch die dänischen Inseln besetzen können.
Mit welcher Marine hätten sie dass denn anstellen sollen?
Mal davon abgesehen, dass sowohl Berlin, als auch Wien klar sein musste, dass sie wenn sie so weit gingen, dass die Möglichkeit einer vollständigen Auslöschung Dänemarks bestand erst recht eine Koalition gegen sich heraufbeschworen hätten, denn eine Invasion Inseldänemarks hätte die Möglichkeit mit sich gebracht den Zugang zur Ostsee zu blockieren und dass hätten weder Großbritannien, noch Russland, noch Schweden tolerieren können und wenn die deswegen militärisch zur Tat geschritten wären, hätte das möglicherweise auch eine Sogwirkung auf Frankreich, möglicherweise auch Italien ausgeübt.
So weit durften Berlin und Wien nicht gehen und das wussten sie auch, ganz abgesehen von der Frage ob sie überhaupt über ausreichende Flottenkapazitäten für eine tatsächliche Invasion verfügt hätten.
Vielleicht war es nicht besonders wahrscheinlich, aber ein Friedensschluss hätte neben dem Verlust der Herzogtümer dann auch die engere Bindung Dänemarks an den Deutschen Bund und eventuell eine längere Besetzung Jütlands oder der Inseln beinhalten können.
Wie hätte denn eine solche Bindung aussehen und vor allem für wen hätte sie von Interesse sein können?
De facto hätte Dänemark jede aufgezwungene vertragliche Bindung bei erster Gelegenheit für nichtig erklärt, dann hätten Österreich und Preußen erneut Krieg führen müssen um das durchzusetzen, was neben den Kosten widerrum die Frage aufgeworfen hätte ob die anderen Großmächte sie gewähren ließen (klares nein).
Ein Versuch Dänemark zwangsweise in den Deutschen Bund hinein zu ziehen, wäre wegen des Ostsee-Zugangs von London, St. Petersburg und Stockholm keinesfalls toliert worden.
Abgesehen davon wäre es weder im Interesse Preußens oder Österreichs gewesen, weil dass die Machtverhältnisse in Frankfurt deutlich durcheinander gebracht hätte und das nicht zu Gunsten Preußens oder Österreichs.
Und es soll ja historisch das Angebot des dänischen Königs Christian IX. gegeben haben, dass Dänemark als Ganzes dem Deutschen Bund beitreten könnte, wenn es dafür die Herzogtümer behalten dürfte, was aber von Bismarck abgelehnt wurde.
Und was auch immer abgelehnt worden wäre, weil Dänemark so groß war, dass es eben nicht wie Mecklemburg-Schwerin oder Hessen-Kassel mehr oder minder einfach hätte majorisiert werden können, damit hätte man sich in Frankfurt einen veritablen Gegenspieler an den Tisch geholt und es sich wegen des Ostsee-Zugangs mit GB, Russland und Schweden verdorben.
Irgendwelche Eroberungs- oder Bund-Ausdehnungs-Phantasien, die über Schleswig hinaus gingen, machten weder für Berlin, noch für Wien irgendeinen Sinn.