Deutsch-Dänischer Krieg 1864 und Großbritannien

"Interessant" ist die Tatsache, das die Dänen in dem Krieg vollkommen unterschiedslos deutsche Schiffe kaperten oder beschlagnahmten. Dabei wurde ja "nur" Krieg gegen Preußen und Österreich geführt.

Auch die Erstürmung der Düppeler Schanzen ist bemerkenswert. Sie fand kurz vor der Londoner Konferenz statt. Preußen benötige dringend einen Prestigeerfolg und die Dänen ebenso nötig einen Abwehrerfolg.

Ein paar Sätze zu Düppel. Der fortikatorische Wert dieser Stellung war nicht gerade in einem beruhigenden Zustand aus Sicht Dänemarks.

37.000 Preußen standen 10.000 Dänen gegenüber. In der Nacht vom 05. auf dem 06.April hatten die Preußen sich in den dänischen Schützengräben vor der Stellung eingenistet; ein Rückeroberungsversuch der Dänen war gescheitert. Am 09.April hatte das dänischer Oberkommando in richtiger Erkenntnis der Lage das Kriegsministerium über die unhaltbare Lage informiert. Der Krankenstand der dänischen Truppen machte 20% aus; nicht zuletzt aufgrund der katastrophalen sanitären Verhältnisse. Typhus grassierte. Der Lagebericht des Oberkommandierenden verwies auf die drückende artilleristische Überlegenheit der Preußen und die Unmöglichkeit erlittene Verluste zu ersetzten, die wachsenden Schwierigkeiten durch die erforderlichen Schanzarbeiten in der Nacht. Die Überbeanspruch der Truppen durch der ohne sichere Deckung ständig in Alarmbereitschaft stehenden Soldaten, fehlende Ruhezeiten ließen die Widerstandskraft der Däne Stück für Stück zusammenbrechen.


Der dänische Befehlshaber Gerlach hatte noch am 13.April einen vollständigen Rückzug vorgeschlagen. Weiteres Ausharren wurde nur in eine nutzlose Katastrophe führen. Die Regierung beharrte uneinsichtig auf das unbedingte Halten von Düppel. Es ist nur sehr schwer zu verstehen, das die dänische Regierung den Rückzug nicht gestattete.
 
Des Weiteren konnte den Russen ein weiterer, auf Sicht, ernsthafter Mitspieler in der Ostsee nicht gefallen.

Was den Russen auch ernsthaft Sorge bereitete, war, je schwächer die dänische Position wurde, die am Horizont erscheinende Skandinavische Union, von der der schwedische König träumte.
 
Noch ein paar Worte zu den Kriegsdrohungen, die Russel und Palmerston, an die Adresse Preußens und Österreichs richteten.

Noch Mitte Juni 1864 hatte Clarendon den Preußen den Übergang nach Alsen "nicht erlauben" wollen. Gegenüber Bernstorff führte er aus: "So sicher wie wir uns jetzt im Buckingham Palace befänden, werde England dann in dem Krieg eingreifen."
Wenige Tage später goß Bismarck seinen Hohn über das britische Imponiergehabe aus. Wenn er das Pressegeschrei auf der Insel ernst nehmen wollte, wären Preußen und England binnen 14 Tagen in Kriegszustand, und er glaube sogar, dass das unvermeidlich sei. Aber wenn schon fügte er achselzuckend hinzu. Das Land sei Blockaden gewohnt. Die dänische habe auch nicht viel bewirkt. Und viel mehr Schaden als Dänemark könne England auch nicht anrichten. Das war ein Schlag ins Gesicht der stolzen Beherrscherin der Meere.

Nur, deckte sich Bismarcks selbstbewusstes Auftreten nicht mit seiner tatsächlichen Meinung. Dies machte ein entsprechender Erlass an Werther deutlich: Allein schon britische Flottendemonstrationen würden Preußen empfindlich treffen.
 
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