Deutsch-Dänischer Krieg 1864 und Großbritannien

Ob hier noch mal etwas kommt? :D

Nur die Ruhe, es ist nich immer einfach an mehr als einer Front gleichzeitig zu zanken. ^^

Der Kaiser war der Ansicht, daß es zu diesem Behufe empfehlen werde, wenn Preußen im Falles des Mißlingens weiterer Waffenstillstandsverhandlungen sich an der Okkupation der bereits besetzten Landesteile genügen ließe, die Nachteile erneuter Blockade ruhig ertrüge, vor allem aber weiteren, namentlich auf Fünen gerichtete Unternehmungen entsage.

Naja, das ist wie erwartet die Unterscheidung zwischen Jütland und Inseldänemark.

Ich bemerkte, daß wir das Gefährliche und Traurige eines allgemeinen Krieges in keiner Weise verkennen, daß es aber Übel gäbe, die noch schlimmer seien als der Krieg, und daß ich zu diesen einen solchen Abschluß des dänisches Streites rechnen müßte, der die Deutschen in Schleswig ungedeckt ließe und dadurch für Seine Majestät meinen allergnädigsten Herrn, für sein tapferes Heer und die preußische Nation eine Demütigung herbeiführen, hierdurch aber eine starke Waffe in die Hände der Revolutionspartei liefern würde….“

Das ist ein Statement lieber einen großen Krieg haben als auf die Klärung der Schleswig-Holstein-Frage im deutschen Sinne verzichten zu wollen, aber an und für sich keine Einschätzung dahingehend, dass ein solcher Krieg tatsächlich zu erwarten wäre.
 
Die Engländer werden wohl die Kompetenz besessen haben, zu wissen, wo der Hebel anzusetzen gewesen wäre.

Hast du diese Beiträge gelesen:

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In London war man wohl doch eine Zeitlang gewillt ggf. militärisch einzugreifen. Jedenfalls kann man die Gefahr nicht von der Hand weisen und wurde von den damaligen Akteuren ernst genommen.
 
Du kannst mal durchaus davon ausgehen, dass ich alle deine Beiträge gelesen habe.

In London war man wohl doch eine Zeitlang gewillt ggf. militärisch einzugreifen.

Gewillt vielleicht, aber ohne einen starken Verbündeten auf dem Festland nicht in der Lage dazu tatsächlich etwas auszurichten, weil man mit der Flotte Jütand und Schleswig gegen die versammelte Landmacht Preußens und Österreichs einmal nicht zurückerobern konnte.

Das musste in Berlin oder Wien niemand fürchten, so lange sich nicht abzeichnete, dass St. Petersburg oder Paris gewillt wären dafür in den Krieg zu ziehen.
 
:)
Es bestand also eine Gefahr, die nicht von der Hand zu weisen war.

Welche denn, so lange sich weder Frankreich, noch Russland bereit zeigten wegen Schleswig Krieg zu führen?

Die Briten wollten vielleicht, allerdings musste ihnen klar sein, dass sie ohne verbündete Landmacht nichts effektives tun konnten und damit war eigentlich auch klar, dass sie letztendlich nicht eingreifen würden, wenn sich keine verbündeten fanden und selbst wenn sie ohne dem eingegriffen hätten, was hätte es gebracht?

Wie wir festgestellt haben war Russland nicht bereit hierfür einen Waffengang anzutreten und Frankreich gerade anderswo beschäftigt und sicherlich nicht scharf drauf, sich mit Österreich zu überwerfen.

Somit keine wirkliche Gefahr.
 
Wir werden wohl nicht handelseinig.

Die von mir geposteten Beiträge sprechen eigentlich eine klare Sprache. Es wurde seitens des Staatssekretär des Äußeren Russel immer wieder gedroht, das kann man eigentlich nur als Gefahr und Risiko einstufen, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte England militärisch interveniert.
Napoleon III. fuhr ein Schlingerkurs und keiner wußte eigentlich so recht woran man mit ihm war. Mal wurde London unterstützt, dann wieder Wien und Berlin.
 
und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte England militärisch interveniert.
Jaja, wenn es nach ihm gegange wäre, da hatte das restliche Kabinett aber auch noch ein Wort mitzureden.

Napoleon III. fuhr ein Schlingerkurs und keiner wußte eigentlich so recht woran man mit ihm war.

Ja, aber dafür wusste jeder, dass veritable Teile seiner Truppen in Mexiko gebunden waren und es Monate gedauert hätte sie nach Europa zu schaffen, selbst wenn er Paris bereit gewesen wäre das Mexiko-Projekt bereits an dieser Stelle zu beenden.

So wenig berechenbar Napoleon III. sein Zickzack-Kurs war, so unwahrscheinlich war es, dass er sich in eine Krieg, möglicherweise mit dem gesamten Deutschen Bund verstrickte, so lange er nur die Hälfte seiner Armee zur Hand hatte.


Somit hing im Grunde alles an der russischen Haltung und hier hattest du bereit selbst festgestellt, dass der Zar Kopenhagen persönlich eine Absage erteilt hatte, bevor es sich richtig zuspitzte.
 
Zu Russland habe ich dir zugestimmt.

Wenn der Staatssekretär des Äußeren den preußischen Botschafter mit Krieg droht, dann sollte man diese wohl ernst nehmen. Weder Bernstorff noch Bismarck konnten nicht wissen, ob Russel von Palmetston, der ja vorher auch schon drohende Ausführungen getätigt hatte, oder vom Kabinett dazu autorisiert worden war. Man tat also gut daran, Russell ernst zu nehmen.

Und deshalb meine ich, daß eine Gefahr bestand. Gefahr- und Risikolos war das Ganze jedenfalls nicht.
 
Nichts für ungut, aber ich sehe immernoch das Problem, dass Großbritannien keine ausreichenden eigenen Landstreitkräfte zur Verfügung hatte um gegen Preußen UND Österreich etwas tun zu können.

Russland als etwaiger Partner fiel aus und dass Frankreich, dass anderswo Krieg führte zu einer Intervention übergehen würde, die neben den beiden deutschen Großmächten noch die Mittelstaaten auf den Plan hätte rufen können, dass ist doch arg unwahrscheinlich, um nicht zu sagen Phantasterei.

Wenn du so willst, bestand natürlich die Gefahr, dass London den Krieg erklären würde, aber mit welchen realen Auswirkungen?
Damit mit der Flotten vor der Deutschen Küste herum zu kurven und über die Besatzung Jütlands zu schmollen hätte man von britischer Seite Geld verbrannt und sich allenfalls noch lächerlich gemacht, aber Dänemark doch nicht wirklich geholfen.

Zumal es damit ganz Westeuropa, dass ja damals noch stark an den Getreideexporten der Ostsee-Region hing gegen sich aufgebracht hätte, während deutsche Industrie-Aus und Einfuhren doch zu diesem Zeitpunkt noch kaum eine Rolle spielten und auch über die Niederlande oder die neutralen Mittelstaaten abzuwickeln gewesen wären.

Was hätte der Einsatz der englischen Seemacht da genutzt?

Natürlich war Großbritannien eine ernstzunehmende Macht, aber die ihm zu Gebote stehenden Mittel waren für diesen Konflikt inadäquat.
 
Ich sehe, wir kommen nicht weiter.

Nur so viel: Mittels einer Seeblockade wären die Engländer durchaus den Preußen und Österreichen einigen und unangenehmen Schaden hinzuzufügen.
 
@Shinigami

Ich biete dir nunmehr einen wichtigen Zeitzeugen zu der durchaus realen Kriegsgefahr mit England.

Friedrich von Holstein war auf der Londoner Konferenz Gesandter Preußen kurzzeitig als Vertretung von Katte, die bis zum 25.06.1864 andauerte. Bekanntermaßen ist dort eine Einigung nach Bekunden aller Teilnehmer an der Halsstarrigkeit der Dänen gescheitert.
Eben am jenen 25.06.1864 schrieb Holstein an seine Kusine Ida von Stülpnagel das Folgende:
"[...] Ich bin eher geneigt, an Krieg zu glauben [...]". Dieser Zeitzeuge wird wohl schon wissen, wovon er das geschrieben hatte.

Rogge, Friedrich von Holstein.Lebensbekenntnis
 
Meine Minung dazu? Diese Einlassung Holsteins verwundert mich.

Geht denn aus dem näheren Kontext hervor, ob er mit einem Krieg lediglich mit England rechnete oder gegebenenfalls eine der beiden Kontinentalmächte für schwankend hielt und es als möglich betrachtete, dass diese mit England zusammengehen würde?
 
Er rechnete mit einem Krieg gegen England. Der Brief wurde wenige Stunden nach Ende der Londoner Konferenz geschrieben.
 
Ja, aber nur gegen England, oder auch noch gegen eine andere Macht?

Denn ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass England ohne schlagkräftigen kontinentalen Partner Krieg gegen Preußen und Österreich führen würde, war unwahrscheinlich.
Nur gegen Preußen das wäre denkbar gewesen, da hätte GB möglicherweise genug Landtruppen aufbieten können um in Verbindung mit den Dänen für Preußen ein ernstzunehmender Gegner zu sein, aber nicht gegen beide, es sei denn mit einem größeren Partner.

Oder hat im Laufe der Konferenz irgendjemand von österreichischer Seite her angedeutet zurück zu ziehen?
 
Reicht die Weltmacht England denn nicht aus?

Es war kurzzeitig ernsthaft an ein Krieg nur gegen Preußen gedacht worden.

Die Dänen haben ja auf der Konferenz auch die englischen Vorschläge zurückgewiesen und meinten plötzlich sich wieder zu den Protokollen von 1852 zurückkehren zu können; genau die, die man vorher mit Füßen getreten hatte.

Die Dänen waren nach der Einnahme Alsens geschockt. Vorbei waren die Zeiten als Monrad vollmundig erklärte, das weder die Besetzung Jütlands, der Fall Düppels und auch nicht der Übergang nach Alsen die Dänen kleinkriegen werde.
 
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