Die Assyrer: Ströme des Bluts ?

Armies of the Ancient Near East
The Assyrians
Babylon

Jetzt hab ichs doch noch gefunden: Die Assyrer nannten Delphine Nahirus und ab Assurnasirpal II war ein Urlaub in Phönizien mit der Jagd auf Nahirus DAS Vergnügen der assyrischen Könige.

Zum Handel ergänzend eine Kleinigkeit: Sehr typisch war der Kleinhandel mit Booten die man aus Häuten und Ästen zusammensetzte und die Rundoval von der Form her diesen irischen Booten ähnelten. Man handelte mit ihnen von Assyrien aus die Flüsse entlang, und zwar indem man einen Esel und Waren mit an Bord nahm und damit Flußabwärts fuhr. In Babylon verkaufte man Waren und Häute und lud Luxuswaren im Gegenzug auf den Esel und kehrte mit ihm wieder über Land zurück. Umgekehrt nahm man Verarbeitete Waren aus Assur auf einen Esel und zog damit Flußaufwärts, wo man sie gegen Rohstoffe eintauschte. Dann baute man aus gekauften Häuten ein solches Boot, tat Waren und Esel hinein und fuhr nach Assur zurück. Bei Reisen bis ins Gebiet von Urartu bauten die größeren Händler auch Flöße aus dort gefällten Bäumen auf denen sie dann die erhandelten Waren und ihre Packpferde und Esel zurück nach Assur transportierten. Die Bäume für die Flösse waren dann eine weitere gut absetzbare Ware.

Im Mittelmeerraum lief der assyrische Handel sehr viel über die Phönizier, die abwechselnd direkt unter assyrischer Herrschaft standen oder Klientelreiche bildeten, aber auch hin und wieder rebellierten. Unter Sanherib wurde eine richtige assyrische Flotte aus phönizischen Schiffen aufgestellt, mit deren Hilfe dann Assyrische Truppen die Insel Zypern verheerten und eroberten. Nur die Stadt Tyros blieb zu diesem Zeitpunkt unabhängig und in Feindschaft zu Assur, konnte aber trotz 5 jähriger Belagerung und der Hilfe der anderen Phönizier von den Assyrern wegen ihrer Insellage nicht errobert werden. Unter Asarhaddon nun wurden die anderen phönizischen Städte wegen einer Befehlsverweigerung angegriffen und zerstört, und Tyros von den Assyrern als Sachverwalter über Phönizien eingesetzt. Die Stadt nahm die angebotene Stellung an und wurde so zum Föderaten des Assyrerreiches.

An Tributen und Waren lieferten die Phönizier vor allem anderen Purpur, Glasgeräte, Gold, Silber, Zinn, Kupfer, Leinen, exotische Tiere, Ebenholz, Buchsbaumholz, Elfenbein und Walroßzähne, was dabei auffällt ist der hohe Anteil von Rohstoffen bis auf das Glas und den Purpur, obwohl die Phönizier sonst eher verarbeitete Artikel lieferten, da sie ja über eine blühende Handwerksindustrie verfügten. Das heißt wohl das die Assyrer selbst über ein sehr gut entwickeltes Handwerk verfügten und ihr Staat vor allem nach wertvollen und leicht umsetzbaren Rohstoffen gierte, die er selber nicht im eigenen Land hatte.
 
Deine Ausführungen bezüglich des Handels der Assyrer über die Phönizier finde ich sehr interessant. Ich lese auch mit großem Interesse Deine Beiträge über die Assyrer – vieles ist für mich neu.
Der Transportweg auf den Flüssen wurde in der Art, wie Du es beschrieben hast, schon in sehr früher Zeit von den Sumerern praktiziert. Belegt ist das für das 3. vorchristliche Jahrhundert. Eine geniale Idee!
 
Asarhaddon "der Fromme"
(680-669)

Nachdem Asarhaddon den Thron seines ermordeten Vaters Sanherib geerbt hatte, bekämpfte er seine rebellierenden Brüder. Diese sahen schnell ein, dass ihre Situation aussichtslos war und flohen nach Urartu; man hörte nie wieder von ihnen.

König Asarhaddon widmete sich hauptsächlich dem Südwesten seines Reiches. Gleich am Anfang unternahm er einen Straffeldzug an die Mittelmeerküste. Dabei scheint er den Entschluss gefasst zuhaben, das reiche Ägypten zu unterwerfen. Im Jahr 679 nahm er Arza an der ägyptischen Grenze ein, erlitt aber 674 einen Rückschlag, als ein assyrisches Heer in Ägypten vernichtet wurde. 672 erkrankte Asarhaddon, erholte sich aber soweit, dass er im folgenden Jahr eine Invasionsarmee nach Ägypten führen konnte. Dieses Mal schlug er den ägyptischen Pharao Taharka. Eine totale Mondfinsternis am 2. Juli 671 prophezeit den Tod des Großkönigs (dem man durch die Inthronisation eines Ersatzkönigs begegnen wollte) und die Niederlange des Pharao. Nach drei erfolgreichen Schlachten nahmen die Assyrer Taharkas Hauptstadt Memphis ein. Taharka floh nach Kusch, ließ jedoch seinen Sohn, seinen Harem und seinen Schatz zurück. Ägypten wurden als Provinz in das Reich integriert; Asarhaddon ernannte neue Gaufürsten, Statthalter und Beamte und erlegte den Ägyptern Steuern auf.

Mit der ägyptischen Beute finanzierte Asarhaddon den Neuaufbau Babylons. Er ließ die heilige Stadt von Grund auf neu planen und von assyrischen Architekten überall neue Tempel errichten, auch der „Turm von Babel“ wurde restauriert und neu geweiht. Besonderes Augenmerk legte er auf den Haupttempel Marduks, er ließ sich von den Arbeiten alles berichten: „An den König meinen Herrn, so spricht dein Diener, Urdu-acheschu. Gute Gesundheit dem König, meinem Herrn! Mögen Nabu und Marduk den König segnen, meinen Herrn. Esangila, der obere Hof in dem Tempel, in dem der Gott Bel und die Göttin Beltia wohnen, einschließlich seiner Kapellen, die Cella der Göttin Taschmetu, der untere Hof einschließlich seiner Kapellen – alles ist vollkommen wiederhergestellt worden. Die Pflasterung ... und die Drainage-Rohre sind fertiggestellt. Wir haben Bitumen-Estrich ausgebracht und gebrannte Ziegel an allen Tempeln. Wir warten nunmehr auf die Einweihungsriten. Der König, mein Herr, möge dies wissen!“

Asarhaddon war ziemlich abergläubig, er scheint ständig seine Hofastrologen wegen verschiedenster Dinge befragt zu haben. Sein Aberglaube gipfelte in zahlreichen Bauprojekten für Tempel und Schreine. Seine Gesundheit war schwächlich, was die Zuneigung zur Astrologie nur noch förderte. Der König bestimmte, dass sein jüngerer Sohn Assurbanipal ihm als König von Assyrien nachfolgen möge und ernannte den älteren Sohn Schamasch-schumu-ukin zu seinem Nachfolger als Vizekönig von Babylon.

Das assyrische Weltreich beim Tode Asarhaddons; Zypern und Kleinasien sind als Vasallen zu berücksichtigen: http://home.att.net/~kmpope/AssyrianMap.GIF
 
Die Karte liefert meiner Ansicht nach ein falsches Bild von der Situation in Ägypten. Auf ihr ist Ägypten bis hinunter nach Assuan assyrisches Territorium. Dem ist aber ganz und gar nicht so!

Taharqa zieht sich nach der Niederlage von 671 nur bis Theben zurück, noch nicht bis nach Kusch in die dortige Hauptstadt Napata. Oberägypten nehmen die Assyrer unter Asarhaddon nicht ein, ihre kurzfristige Herrschaft beschränkt sich auf das Delta und den nörlichen Teil des Niltals. Als die Assyrer nach ihrem Sieg wieder aus Ägypten abziehen, kann Taharqa auch Unterägypten wieder in Besitz nehmen. Deswegen sah sich Asarhaddon 669 erneut zu einem erneuten Feldzug nach Ägypten gezwungen, auf dem er allerdings verstarb.
Zum Zeitpunkt seines Todes war Ägypten also keine assyrische Provinz mehr.

Zu den weiteren Entwicklungen melde ich mich dann zu Wort, wenn Assurbanipal dran ist.
 
@Andronikos ;)
Das hast du richtig erfasst. Die Lage in Ägypten war kompliziert. Dennoch betrachteten die Assyrer Ägypten nur als aufständische Provinz. Aufstände, von Taharka getragen, die erst ausbrachen als der Tod Asarhaddons bekannt wurde. Bei dessen Tod war Ägypten also reguläre Provinz, in der die Konsolidierung assyrischer Macht begann.


Assurbanipal "der Prächtige"
(668-631)

Unter König Assurbanipal erreichte die assyrische Kunst und Kultur ihren Höhepunkt. Von keinem anderen Assyrerkönig haben wir mehr Inschriften und Abbilder. Wie hochentwickelt die Kunst unter seiner Herrschaft war verdeutlich diese Szene des jagenden König eindrucksvoll: http://classics.unc.edu/courses/clar047/NinNPABHrse.JPG

Im Jahr 667 nahm Assurbanipal die Niederschlagung des rebellierenden Ägyptens auf. Vor Memphis wurde Pharao Taharka besiegt, der daraufhin in den Süden nach Theben floh. Assurbanipal selbst war in Ninive geblieben, doch über das vorzügliche Botensystem befahl er seinem Heer, Taharka zu verfolgen. Bevor sein Befehl ausgeführt werden konnte, rebellierten die von Asarhaddon eingesetzten Vasallenfürsten Ägyptens. Die assyrische Armee musste zuerst den Aufstand niederschlagen. Die Rädelsführer der Verschwörung wurden gefangengenommen und nach Ninive überstellt. Dabei wurde Necho I., der Gaufürst von Sais, als assyrischer Sprecher zurück nach Ägypten gesandt. Als Taharka 664 starb, wurde sein Neffe Tantamanu König von Kusch und fiel in Ägypten ein. Er machte Theben zu seinem Sitz und marschierte gegen die assyrische Garnisonen in Memphis. Hier schlug er die Heere der ägyptischen Gaufürsten des Deltas. In dieser Schlacht ist Necho I. wahrscheinlich gefallen. Auf diese Nachricht hin schickte Assurbanipal eine neue Invasionsarmee nach Ägypten, an dessen Spitze er selbst stand, und trieb Tantamanu zum Rückzug. Assurbanipal eroberte Memphis zurück, plünderte Theben und kehrte mit reicher Beute im Triumph heim nach Ninive. Die nun erworbene Sicherheit suchte Assurbanipal mit Umsicht zu verwalten. Er löste Ägypten – mit seinen komplexen inneren Beziehungen – als assyrische Provinz auf und wandelte es in einen Vasallenstaat. Die assyrischen Garnisonen wurden abgezogen und Verträge mit den potentesten Kriegsherrn geschlossen. Schließlich der Sohn Nechos als Psammetich I. Pharao unter assyrischer Oberhoheit eingesetzt. Ein Arrangement dass sich als sehr viel stabiler erweisen sollte.

Nach mehreren Konflikten mit Elam griff Assurbanipal 653 an. Er verwüstete Elam, wobei dessen König Te-Umman in der Schlacht an den Ufern des Ulai den Tod fand. Man schnitt ihm den Kopf ab und übersandte ihn Assurbanipal, der ihn in Arbil und Ninive präsentierte. In den Jahren 648 und 647 führte er seine Heere gegen Ummanaldasch, der den elamitischen Thron bestiegen hatte und besiegte ihn schließlich. Die Assyrer eroberten und plünderten Susa. Die Rache Assurbanipals an seinen elamitischen Widersachern war grausam und umfassend. Die marodierenden Soldaten zerstörten die Tempel, verschleppten die Götter, entweihten die Gräber und verstümmelten die Statuen der elamitischen Könige. Damit reichte das assyrische Reichsgebiet bis in die iranische Persis.

Ganze 16 Jahre lang hatte sich Asarhaddons Lösung für den Umgang mit Babylon bewährt. Schamasch-schumu-ukin akzeptierte seine Rolle als untergeordneter Monarch trotz Assurbanipals ständiger Einmischung in die inneren Angelegenheiten Babyloniens. Im Jahr 652 brach zwischen beiden Brüdern plötzlich ein Bürgerkrieg aus, dessen Ursachen unklar sind. Der Kampf dauerte vier Jahre, die Assyrer hielten die Städte im Süden. Im Sommer 650 v. Chr. wurde Babylon belagert. Schamasch-schumu-ukin starb beim Brand, der in Babylon wütete. Ende 648 konnte Assurbanipal Babylon endgültig in Besitz nehmen; er ließ die übrigen Rebellen in demselben Tempel hinrichten, in dem Sanherib ermordet worden war. Ihre verstümmelten Leichen wurden den Tieren vorgeworfen. Assurbanipal rächte sich nicht an Babylon, er setzte einen unbekannten Kandalanu als neuen Vizekönig ein und ließ Bauarbeiten seiner Vorgänger und seines Bruders fortführen. Der Lohn war ein anhaltender Frieden in Babylon.

Assurbanipal war nicht nur ein Heerführer, sondern nach seinem eigenem Bekunden auch ein Gelehrter. In seinen Inschriften berichtet er von seinem Interesse an Literatur und Wissenschaften. Während seiner Regierungszeit legte er eine große Bibliothek der verschiedensten Keilschrifttexte in Ninive an und schickte geeignete Männer aus, die in den Archiven und Schulen der Tempel von Babylon nach Schifttafeln suchten und Kopien nach Ninive bringen sollten. Assurbanipals Bibliothek ist erhalten, sie enthielt Nachschlagewerke und standardisierte Listen, die mesopotamische Schreiber und Gelehrte benutzten, zweisprachige Vokabelverzeichnisse, Wörterlisten, Zusammenstellungen von Zeichen und Synonymen, Sammlungen medizinischer Diagnosen, Kompendien von magischen Vorzeichen, Ritualen und Beschwörungen sowie literarische Werke wie das Schöpfungs- und das Gilgamesch-Epos. Auch das unschätzbare assyrische Staatsarchiv befand sich darin und liefert in großer Zahl Kenntnisse von der Politik und der Persönlichkeit der assyrischer Könige. Der König war außerdem ein großer Bauherr von Tempeln und Palästen; Assurbanipal war der letzte der wirklich bedeutenden Könige Assyriens.




Der Untergang

Vieles ist unklar, doch einiges wissen wir mit Bestimmtheit. Der Verfall assyrischer Macht war keine langfristige, sondern eine plötzliche Entwicklung. Assurbanipal folgte sein Sohn Assur-etel-ilani (627-623) auf den Thron, dieser scheint einer heftigen Opposition gegenüber gestanden zu haben. Es kam soweit, dass der mächtige Oberste der Eunuchen Sîn-schumu-leschir ebenfalls den Thron für sich beanspruchte, was zu einem heftigen Bürgerkrieg im Kernland Assyriens führte. Diesen Konflikt nahmen assyrische Vasallen zu Anlass um sich loszusagen. Auch des Königs Bruder der Vizekönig von Babylon Sîn-schar-ischkun hatte mit Aufständen des Chaldäers Nabupolassar zu kämpfen. Als der König scheinbar überraschend 623 starb, folgte ihm sein Bruder Sîn-schar-ischkun (623-612) dann auch auf den Thron. Er war in einer prekären Lage: Das assyrische Reich zeigte Anzeichen der Überdehnung, es rebellierten so viele Vasallen, dass man nicht wusste wo man anfangen sollte. Doch viel schwerer wog, dass der neuerliche Bürgerkrieg Assyrien von Innen enorm geschwächt hatte. Die notwendigen Ressourcen scheinen mangelhaft gewesen zu sein, das assyrische Heer dezimiert und ungeordnet. So konnte man keinen Präzisionsschlag gegen die Aufständischen durchhalten. Unterm Strich: Assyrien war gelähmt und vollständig in der Defensive; die aktive Rolle hatten die Unterworfenen übernommen. Im Jahr 621 ging Babylonien endgültig verloren. Nabupolassar ließ sich zum König ausrufen und gründete die babylonische Chaldäer-Dynastie. Jahr für Jahr unternahmen Meder und Babylonier Feldzüge gegen das Kernland Assyriens. Immer wieder sammelte der assyrische König seine Truppen, um die Angreifer zurückzudrängen, jedoch ohne Erfolg: 614 viel das heilige Assur. 612 griff ein babylonisch-medisches Heer Ninive direkt an. Nach dreimonatiger Belagerung viel die Hauptstadt Assyriens und ging in Flammen auf. König Sîn-schar-ischkun kam in seinem brennenden Palast ums Leben. Der Kronprinz floh und trat als Assur-uballit II. (612-609) die Nachfolge an. In Harran gewann der König 609 eine Schlacht mit Hilfe der Ägypter, doch blieb er auf dem Schlachtfeld zurück. Mit dem Tod des letzten assyrischen Königs Assur-uballit II. endete eine Dynastie die jahrhundertelang den Nahen Osten beherrscht hatte und Assyrien war endgültig Geschichte.

Nabupolassar und sein Sohn Nebukadnezar II. sollten als Könige des neubabylonischen Reichs, die kulturelle und politische Nachfolge Assyriens antreten.

Buchtipps.
Eva Cancik-Kirschbaum: Die Assyrer
Paolo Matthiae: Ninive, Glanzvolle Hauptstadt Assyriens
Walter Mayer: Politik und Kriegskunst der Assyrer


ENDE :)
 
Zu guter letzt noch was zu den Namen. Diese sind im allg. die biblischen Versionen, die den originalen Aussprachen aber recht ähnlich sind:


umgangssprachl. > akkadischer Name:

Assurnasirpal > Assur-nasir-apli

Salmanassar > Salmanu-aschared

Tiglatpileser > Tukulti-apil-Escharra

Sargon > Scharru-ukîn

Sanherib > Sîn-ache-eriba

Asarhaddon > Assur-achu-iddina

Assurbanipal > Assur-bani-apli
 
Louis le Grand schrieb:
Er löste Ägypten – mit seinen komplexen inneren Beziehungen – als assyrische Provinz auf und wandelte es in einen Vasallenstaat. Die assyrischen Garnisonen wurden abgezogen und Verträge mit den potentesten Kriegsherrn geschlossen. Schließlich der Sohn Nechos als Psammetich I. Pharao unter assyrischer Oberhoheit eingesetzt. Ein Arrangement dass sich als sehr viel stabiler erweisen sollte.
Anmerkung:
Stabil war dieses Arrangement nur für einen - Psammetich I. 664 als assyrischer Vasallenkönig eingesetzt, kann er bis 557 die Oberherrschaft über die Deltafürsten gewinnen und durch Einheiraten auch Mittelägypten unter seine Kontrolle bringen. 556 dringt er in die Thebais vor und zwingt die dortige Herrscherin (die Gottesgemalin des Amun), eine Tochter des Kuschitenpharaos Pije, Schepenupet II. ( die schon die Tochter Taharqas Amenirdis II. adoptiert und damit für die Nachfolge designiert hatte) seine eigene Tochter Nitokris zu adoptieren. Damit endet die Herrschaft der Kuschiten in Oberägypten. Ab diesem Zeitpunkt herrscht Psammetich in Ägypten uneingeschränkt als Pharao, die Assyrer müssen ihn als solchen anerkennen, da sie gerade mit Elam zu tun haben.
Psammetich I. regiert Ägypten noch bis 610 v. Chr. als Pharao und leitet damit die letzte Blütephase Altägyptens ein. Gegen Ende seiner Regierungszeit kommt er Assyrien allerdings noch einmal zu Hilfe, ohne dadurch allerdings dessen Untergang aufhalten zu können.
 
Andronikos schrieb:
Stabil war dieses Arrangement nur für einen - Psammetich I. 664 als assyrischer Vasallenkönig eingesetzt ... Die Assyrer müssen ihn als solchen anerkennen, da sie gerade mit Elam zu tun haben.
Ich glaube die Assyrer hatten wenig Probleme mit seiner Stellung. Als Vasall war Psammetich I. zuverlässig, da er die inneren Konflikte Ägyptens beherrschen konnte. Erst im Zuge des Untergangs Assyriens, also nach 630 wurde Psammetich I. immer unabhägiger und begann eine Außenpolitik zu betreiben die nicht mehr von den Assyrern diktiert wurde. Aber "loyal" blieb er bis zum seinem Tod 610.
 
Psammetich I. nach 656 noch als Vasall zu bezeichnen ist aber meiner Ansicht nach nicht korrekt. Er war ein völlig souveräner Herrscher über Ägypten.
Man könnte das Verhältnis als freundschaftliches Einvernehmen bezeichnen, mehr aber auch nicht.
Alles in allem würde ich das ägyptische Abenteuer der Assyrer als weitgehend gescheitert ansehen. Trotz wiederholter Feldzüge bekamen sie nie dauerhafte Kontrolle über Ägypten. Sobald die assyrischenTruppen abgezogen waren, machten die Ägypter wieder was sie wollten. Die Assyrer haben sich mit Ägypten verzettelt, anstatt die Lage im Nahen Osten dauerhaft zu konsolidieren, haben sie ihre Grenzen durch Ägypten überdehnt.

Da war die Herrschaft der Perser über Ägypten völlig anders, es kam zwar zu wiederholten Aufständen aber die Perser konnten sich fast 150 Jahre in Ägypten halten.
 
Andronikos schrieb:
Psammetich I. nach 656 noch als Vasall zu bezeichnen ist aber meiner Ansicht nach nicht korrekt. Er war ein völlig souveräner Herrscher über Ägypten.
Man könnte das Verhältnis als freundschaftliches Einvernehmen bezeichnen, mehr aber auch nicht.
Da bekomme ich aber etwas Bauchschmerzen. Die Assyrer zogen ihre Truppen 653 freiwillig ab. Psammetich I. hätte ja mal versuchen können eine Politik zu verfolgen die Assyrien mißfiel. Bei einem assyrischen Rachefeldzug hätte er wohl den kürzeren gezogen. Als souverän konnte er sich wohl erst im Zuge des Untergangs gebärden. Bis zum Tode Assurbanipals betrachteten die Assyrer Ägypten als Teil ihres Vasallensytems. Allerdings regierte Psammetich I. zwischen zwei Stühlen; auf der einen Seite für die Assyrer als nützlich und "loyal" erscheinen, auf der anderen Seite Ägyptens unabhängige Interessen wahren. Psammetich I. gelang dieser Balanceakt. Von einem scheitern des Ägyptensprojekt würde ich nicht sprechen; eher von einer pragmatischeren Einstellung.
 
Da ich denke, dass wir viele nützliche Informationen aus der Bibel erhalten, habe ich mal meine ersten Funde bezüglich der Assyrer aufgeschrieben. In diesen Texten sieht man, welche Rolle die Assyrer spielten, jedenfalls aus der Sicht der Autoren der Bibeltexte:


"Kusch zeugte Nimrod; dieser wurde der erste Held auf der Erde. Er war ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn. Deshalb pflegt man zu sagen: Ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod. Kerngebiet seines Reiches war Babel, Erech, Akkad und Kalne im Land Schinar. Von diesem Land zog er nach Assur aus und erbaute Ninive, Rehobot-Ir, Kelach, sowie Resen..."
Bibel, Gen 10, 8-12

"Dann sah Bileam die Keniter; er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: Dein Wohnsitz, Kain, ist sicher und fest,/dein Nest ist auf Felsen aufgebaut; doch es wird hinweggefegt werden./Nicht mehr lange, dann führt assur dich weg."
Bibel, Num 24, 21-22

"In seinen Tagen kam Pul, der König von Assur, in das Land. Menahem gab ihm tausend Talente Silber, damit er ihm helfe, seine Herrschaft zu festigen."
Bibel, 2 Kön 15, 19

"Ahas aber sandte Boten an Tiglat-Pileser, den König von Assur, und ließ ihm sagen: Ich bin dein Knecht und dein Sohn; zieh herauf, und rette mich aus der Hand des Königs von Aram und des Königs von Israel, die mich bedrohen. Zugleich nahm Ahas das Silber und das Gold, das sich im Haus des Herrn und in den Schatzkammern des königlichen Palastes befand, und sandte es als Huldigungsgeschenk an den König von Assur. Dieser hörte auf ihn, zog gegen Damaskus, nahm es ein und verschleppte seine Bewohner nach Kir; Rezin aber ließ er hinrichten. ..."
Bibel, 2 Kön 16, 7-10

Weitere Texte werden folgen, soweit sie für diesen Thread nützlich sind.
 
Für dich gerne Louis le Grand:

"Hiskia
Im dritten Jahr Hoscheas, des Sohnes Elas, des Königs von Israel, wurde Hiskia König, der Sohn des Ahas, des Königs von Juda. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde; und er regierte neunundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi, eine Tochter Secharjas. Und ber tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz wie sein Vater David. Er entfernte die Höhen und zerbrach die Steinmale und hieb das Bild der Aschera um und zerschlug die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte. Denn bis zu dieser Zeit hatte ihr Israel geräuchert, und man nannte sie Nehuschtan. Er vertraute dem HERRN, dem Gott Israels, so daß unter allen Königen von Juda seinesgleichen nach ihm nicht war noch vor ihm gewesen ist. Er hing dem HERRN an und wich nicht von ihm ab und hielt seine Gebote, die der HERR dem Mose geboten hatte. Und der HERR war mit ihm, und alles, was er sich vornahm, gelang ihm. Und er wurde abtrünnig vom König von Assyrien und war ihm nicht mehr untertan. Er schlug auch die Philister bis nach Gaza und seinem Gebiet, von den Wachttürmen bis zu den festen Städten.
Im vierten Jahr Hiskias, des Königs von Juda - das war das siebente Jahr Hoscheas, des Sohnes Elas, des Königs von Israel -, zog Salmanassar, der König von Assyrien, herauf gegen Samaria und belagerte es und nahm es ein nach drei Jahren. Im sechsten Jahr Hiskias, das ist im neunten Jahr Hoscheas, des Königs von Israel, wurde Samaria eingenommen. Und der König von Assyrien führte Israel weg nach Assyrien und ließ sie wohnen in Halach und am Habor, dem Fluß von Gosan, und in den Städten der Meder, weil sie nicht gehorcht hatten der Stimme des HERRN, ihres Gottes, und seinen Bund übertreten hatten und alles, was Mose, der Knecht des HERRN, geboten hatte; sie hatten nicht gehorcht und nicht danach getan.

Sanheribs Feldzug gegen Jerusalem
Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskia zog herauf Sanherib, der König von Assyrien, gegen alle festen Städte Judas und nahm sie ein. Da sandte Hiskia, der König von Juda, zum König von Assyrien nach Lachisch und ließ ihm sagen: Ich hab Unrecht getan, zieh weg von mir. Was du mir auferlegst, will ich tragen. Da legte der König von Assyrien Hiskia, dem König von Juda, dreihundert Zentner Silber auf und dreißig Zentner Gold. So gab Hiskia all das Silber, das sich im Hause des HERRN und in den Schätzen des Hauses des Königs fand. Zur selben Zeit zerbrach Hiskia, der König von Juda, die Türen am Tempel des HERRN und das Goldblech, das er selbst hatte darüberziehen lassen, und gab es dem König von Assyrien.
Und der König von Assyrien sandte den Tartan und den Rabsaris und den Rabschake von Lachisch zum König Hiskia mit großer Heeresmacht nach Jerusalem, und sie zogen hinauf. Und als sie hinkamen, hielten sie an der Wasserleitung des oberen Teiches, der an der Straße bei dem Acker des Walkers liegt. Und sie riefen nach dem Könige. Da kamen zu ihnen heraus der Hofmeister Eljakim, der Sohn Hilkijas, und der Schreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs. Und der Rabschake sprach zu ihnen: Sagt doch dem König Hiskia: So spricht der große König, der König von Assyrien: Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast? Meinst du, bloße Worte seien schon Rat und Macht zum Kämpfen? Auf wen verläßt du dich denn, daß du von mir abtrünnig geworden bist? Siehe, verläßt du dich auf diesen zerbrochenen Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand dringen und sie durchbohren wird? So ist der Pharao, der König von Ägypten, für alle, die sich auf ihn verlassen. Oder wollt ihr zu mir sagen: Wir verlassen uns auf den HERRN, unsern Gott! Ist er es denn nicht, dessen Höhen und Altäre Hiskia entfernt und zu Juda und zu Jerusalem gesagt hat: Nur vor diesem Altar, der in Jerusalem ist, sollt ihr anbeten? Wohlan, nimm eine Wette an mit meinem Herrn, dem König von Assyrien: Ich will dir zweitausend Rosse geben, ob du Reiter dazu stellen kannst? Wie willst du denn zurücktreiben auch nur einen der Geringsten von meines Herrn Untertanen? Und du verläßt dich auf Ägypten um der Wagen und Gespanne willen. Meinst du aber, ich sei ohne den HERRN heraufgezogen, daß ich diese Stätte verderbe? Der HERR hat mir's geboten: Zieh hinauf in dies Land und verdirb es!
Da sprachen Eljakim, der Sohn Hilkijas, und Schebna und Joach zum Rabschake: Rede mit deinen Knechten aramäisch, denn wir verstehen's, und rede nicht mit uns hebräisch vor den Ohren des Volks, das auf der Mauer ist. Aber der Rabschake sprach zu ihnen: Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn oder zu dir gesandt, daß ich solche Worte rede, und nicht vielmehr zu den Männern, die auf der Mauer sitzen, daß sie mit euch ihren eigenen Mist fressen und ihren Harn saufen? Da trat der Rabschake hin und rief mit lauter Stimme auf hebräisch und sprach: Hört das Wort des großen Königs, des Königs von Assyrien! So spricht der König: Laßt euch von Hiskia nicht betrügen, denn er vermag euch nicht zu erretten aus meiner Hand. Und laßt euch von Hiskia nicht vertrösten auf den HERRN, wenn er sagt: Der HERR wird uns erretten, und diese Stadt wird nicht in die Hände des Königs von Assyrien gegeben werden. Hört nicht auf Hiskia! Denn so spricht der König von Assyrien: Schließt Freundschaft mit mir und kommt zu mir heraus, so soll jedermann avon seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und von seinem Brunnen trinken, bis ich komme und euch hole in ein Land, das eurem Lande gleich ist, darin Korn, Wein, Brot, Weinberge, Ölbäume und Honig sind; dann werdet ihr am Leben bleiben und nicht sterben. Hört nicht auf Hiskia, denn er verführt euch, wenn er spricht: Der HERR wird uns erretten. Haben etwa die Götter der andern Völker ihr Land errettet aus der Hand des Königs von Assyrien? Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo sind die Götter von Sefarwajim, Hena und Awa? Wo sind die Götter des Landes Samarien? Haben sie Samaria errettet aus meiner Hand? Wo ist ein Gott unter den Göttern aller Länder, der sein Land aus meiner Hand errettet hätte, daß allein der HERR Jerusalem aus meiner Hand erretten sollte? Das Volk aber schwieg still und antwortete ihm nichts, denn der König hatte geboten: Antwortet ihm nichts. Da kamen der Hofmeister Eljakim, der Sohn Hilkijas, und der Schreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs, zu Hiskia mit zerrissenen Kleidern und sagten ihm die Worte des Rabschake an. "
Bibel, 2 Kön 18
 
Zuletzt bearbeitet:
bautz.de schreibt dazu; Stichwort Hiskia:

"Als nach Sargons Tod 705 sich Babylon vom assyrischen Reich löste, stellte H. seine Tributzahlungen ein, ja er scheint in Palästina der Initiator eines allgemeinen Aufstandes gewesen zu sein, dem sich zwei Philisterstaaten anschlossen. Im Bewußtsein einer möglichen Belagerung Jerusalems ließ er die Stadt stärker befestigen und den Siloahteich und -tunnel anlegen, der im Notfall die alles entscheidende Wasserversorgung sichern sollte. Verhandlungen mit Merodak-Baladan von Babylon blieben ohne Erfolg, ob mit Ägypten ein Bündnis zustandekam, ist unklar, es wird daraus erschlossen, daß Sargons Nachfolger Sanherib 701 zunächst ein ägyptisches Heer bei Elteko schlug und erst dann Juda angriff. Nach der Einnahme von 46 befestigten Städten belagerte der König Jerusalem. Er brach sie ab aus zwei Gründen, die unterschiedlich gewertet werden: Zum einen grassierte in seinem Heer die Pest und zudem bot ihm H. die erneute Unterwerfung und die Zahlung eines hohen Tributs an. Jesajas Darstellung, die Stadt sei nur durch ein wunderbares Eingreifen Jahwes selbst gerettet worden, dürfte eher legendenhaften Charakter haben. Dabei unterschätzt Jesaja die Belastung, die das eigentliche Juda zu tragen hatte: Sanherib verteilte dessen Gebiet an die Philisterstaaten. H. blieb lediglich Stadtkönig von Jerusalem, die seit David bestehende Personalunion zwischen dem Staat Juda und dem Stadtstaat Jerusalem war somit aufgelöst. - Dennoch blieb H. der unbestrittene geistige Führer der Juden."


Warum Propaganda ?

Nun, wir haben hier zwei Darstellungweisen. Hiskia läßt im Alten Testament verbreiten, Gott hätte die Assyrer an den Mauern Jerusalems besiegt. Sanherib hingegen schreibt in seinen Kriegsannalen: "46 seiner Städte habe ich genommen und ihn in Jerusalem eingeschlossen wie einen Vogel im Käfig." Sanherib erwähnt also gar nicht, dass er die Belagerung abbrechen musste. Nur das letztliche Resultat der Unterwerfung Hiskias und sein enormer Tribut, den als Sühne für seinen Widerstand leisten musste, waren relevant.
 
Louis le Grand schrieb:
Da bekomme ich aber etwas Bauchschmerzen. Die Assyrer zogen ihre Truppen 653 freiwillig ab. Psammetich I. hätte ja mal versuchen können eine Politik zu verfolgen die Assyrien mißfiel. Bei einem assyrischen Rachefeldzug hätte er wohl den kürzeren gezogen. Als souverän konnte er sich wohl erst im Zuge des Untergangs gebärden. Bis zum Tode Assurbanipals betrachteten die Assyrer Ägypten als Teil ihres Vasallensytems.
Die englischen Könige haben sich auch noch lange als französische Könige bezeichnet, als die letzte Schlacht des Hundertjährigen Krieges schon lange verloren war. Als was die Assyrer Ägypten ansahen ist eigentlich völlig egal.
Womöglich HÄTTE Psammetich I. bei einem assyrischen Feldzug den kürzeren gezogen - nur faktisch waren die Assyrer ab den späten 650ern mit Babylon und Elam beschäftigt, da konnte man sich nicht mehr um Ägypten kümmern.
Bald nach 650 (das genaue Jahr ist leider unbekannt) griff Psammetich I. in die Situation in Palästina ein und erobert Aschdod - das hört sich nicht mehr nach einem fügsamen Vasallen an.
 
Andronikos schrieb:
Bald nach 650 (das genaue Jahr ist leider unbekannt) griff Psammetich I. in die Situation in Palästina ein und erobert Aschdod - das hört sich nicht mehr nach einem fügsamen Vasallen an.
Hab nochmal im Mayer zu Psammetich I. nachgelesen. Nach ihm war Ägypten bis zum Tod Assurbanipals bedingt an Assyrien gebunden. Ab 648 hatte die Assyrer alle Hände frei; Elam und Babylon waren unterworfen. Psammetich I. sandte Botschafter und Tribut nach Ninive, was wohl ein deutliches Zeichen für seine Verbundenheit mit dem Großkönig war. Aber du hast völlig Recht, dass man Psammetich I. nicht als richtigen Vasallen betrachten darf. Die Beziehung nahm zunehmend den Charakter von engen Bündispartnern an. Besonders nach Assurbanipals Tod 631.

Sein Eingreifen in Palästina darf man sicher erst nach 631 annehmen. Dies war erst möglich als nach dem Tod Assurbanipals und durch den Bürgerkrieg in Assyrien, die assyrische Vormacht im Westen zusammenzubrechen begann und die Ägypter dieses Vakuum zu füllen suchten. Solange Assurbanipal lebte war Assyrien schlagkräftig und stabil; dieser hätte ein Ausscheren Psammetich I. nicht toleriert und hätte sich zum Eingreifen gezwungen gesehen. Macht, Truppen und Ressourcen standen ihm noch reichlich zu Verfügung.

Soweit die Meinung vom Mayer. :)
 
Hallo erstmal ich heiße nicht nur als Nickname Sanharib sondern heiße auch in Wirklichkeit so!! Ich bin neu hier. Ich selbst bin Assyrer und komme aus Syrien ich hoffe wir werden uns gut verstehen!!!


mfg
Sanharib
 
Die Diskussion hier scheint sehr interessant zu verlaufen. Allerdings möchte ich einige Korrekturen in Bezug auf Assurbanipal und Psammetich anbringen:

"Solange Assurbanipal lebte war Assyrien schlagkräftig und stabil."

Dieser Aussage kann schwerlich zugestimmt werden. Dass von Assurbanipal aus seinen letzten Regierungsjahren keine Annalen vorliegen, ist alles andere als ein Indiz für sichere Verhältnisse und eine stabile Verwaltung. Im Gegenteil: Im Assyrerreich dürften noch zur Zeit Assurbanipals schwere Thronkämpfe ausgebrochen sein. Im Juni 631 v.Chr. wurde in Nippur noch nach Assurbanipal datiert, weniger später schon nach seinem Sohn Assuretelilani. Dieser spricht in zwei schlecht erhaltenen Urkunden davon, sein Vater habe sich "davongemacht" und seiner selbst habe sich stattdessen der Feldherr Sinschumlischir angenommen. Sinschumlischir hat sich später selbst zum König gemacht, über seine Regierung und ihr Ende scheint allerdings so gut wie nichts bekannt zu sein. Man nimmt an, dass er nur kurz auf dem Thron saß. Jedenfalls ist Assurbanipal offenbar von seinem Sohn Assuretelilani von Ninive nach Harran vedrängt worden.
Noch verworrener wurden die Verhältnisse, als Sinscharischkun, ein zweiter Sohn Assurbanipals, seinen Bruder Assuretelilani aus Assyrien und Babylonien vertrieb. Dies alles geschah noch zu Lebzeiten des Assurbanipal, der in Harran nachweislich bis 627 regiert hat. Nach seinem Tod trat Assuretelilani die Nachfolge in dem westlichen Reichsteil an, bevor 624/23 auch dieses Gebiet an Sinscharischkun fiel - entweder durch Eroberung oder nach dem Tod Assuretelilanis. Zumindest in den letzten vier Regierungsjahren Assurbanipals dürfte das Assyrerreich also von heftigen und verhängnisvollen Machtkämpfen innerhalb des Herrscherhauses erschüttert worden sein.

"Assurbanipal hätte ein Ausscheren Psammetich I. nicht toleriert."

Assurbanipal blieb lange gar nichts anderes übrig, als den Abfall Psammetichs hinzunehmen und ihn aus Stolz in seinen Annalen zu verschweigen. Auch der Bündnisbruch des Gyges von Lydien und dessen Unterstützung für Psammetich wurden stillschweigend übergangen, bis die Kimmerier 645/44 v.Chr. in Lydien einfielen und Gyges töteten. Erst dann konnte Assurbanipal die schmachvollen Ereignisse als von den Göttern gerächt ansehen und zugeben, dass Ägypten von den Assyrern abgefallen sei.

"Die Assyrer zogen ihre Truppen 653 freiwillig ab. Psammetich I. hätte ja mal versuchen können eine Politik zu verfolgen die Assyrien mißfiel."

Wenn in den assyrischen Annalen davon die Rede ist, dass "Pischamilki (Psammetich) das Joch meiner [scil. Assurbanipals] Herrschaft abgeworfen hatte", dann halte ich einen freiwilligen Abzug für sehr unwahrscheinlich. Das "Abwerfen des Jochs" kann wohl kaum mit Zustimmung Assyriens und ohne Gegenwehr abgelaufen sein. Vielmehr wird Psammetich, der sich von 663-656 zum Alleinherrscher Ägypens machte, die assyrischen Vasallen in Ägypten niedergeworfen und wohl auch assyrische Truppen geschlagen haben. Fest steht jedenfalls, dass sich die Politik Psammetichs sehr wohl gegen Assyrien richtete.
 
Quintus Fabius schrieb:
Nichts anderes hatte ich doch geschrieben, da ist kein Vergleich und keine Wertung erlaubt, genau das hatte ich doch geschrieben ?!

Ich erwähnte doch auch die Atzteken, aus religiösen Gründen opferten sie Menschen, daß muß man schon tolerieren und wie ich vergangene Woche von Akademikern hörte ist es ja so schade daß ihre Kultur verloren ist.

Aber im Ernst: Wie ich selbst schrieb: Barbarei und Abscheu erregende Taten auf der einen und Hochkultur auf der anderen Seite schließen sich nicht aus. Die Assyrer hatten definitiv eine Hochkultur.



Hast du den Text nicht gelesen ? Es unterscheidet sich deutlich ! Nebukadnezar II rühmte wieviele Städte er erobert hat, und er rühmte seine Gerechtigkeit und Größe, ich zitiere:

„Ich bin mächtig, ich bin allmächtig, ich bin ein Held, ich bin ein Gigant, ich bin ein Koloß !“

Da fehlen irgendwie die gehäuteten Kinder mit deren Häuten man dann die Zinnen der Stadt behängte, nicht das Nebukadnezar nicht auch grausam Menschen töten ließ, aber er verheerlichte es nicht in seinen Inschriften und seine Methoden waren nicht derart einfallsreich und vielfältig und mehr aus Töten und weniger aufs Foltern ausgelegt. Die Assyrer sind die ersten Menschen die nachweislich Menschen pfählten.



Dieser Punkt Christentum ist meiner Meinung nach falsch. Die christlichen Moldawier haben ebenso Gepfählt !! wie die christlichen Spanier Indianerfrauen lebende Ratten in ihre Körperöffnungen gerammt haben.

Aber ich veruruteile das explizit nicht, das möchte ich noch einmal wiederholen und betonen.



Das ist ein Punkt wo ich dir zustimmen kann .Wenn man die von den Assyrern selbst verfassten Text wörtlich nehmen würde, dann wäre ihr Reich nicht funktionsfähig gewesen, die Grausamkeiten waren nicht zuletzt eben psycholgoische Kriegsführung waren, vergleichbar dem Terror der Mongolen, die Textliche Darstellung sollte sicher die zahllosen Feinde Assurs in Furcht und Horror versetzen.



Die gibt es auch heute nicht, alles andere ist Verklärung der Gegenwart.

Trotzdem möchte ich beschließend die Zeitgenossen zitieren: „Wehe der mörderischen Stadt, die voll Tod und Leid war und vom Morden nicht lassen wollte! Ninive ist zerstört, wer will Mitleid mir ihre haben !“

Nochmal zum Thema Grausamkeit der Assyrer. Ich denke nicht, dass sie sich in dem Punkt wesentlich von ihren Zeitgenossen unterschieden.
Auch die Ägypter bildeten in den offiziellen Siegesberichten auf ihren Tempelwänden Berge menschlicher Gliedmaßen (Hände, männliche Geschlechtsteile) ab, die den in der Schlacht erschlagenen Gegnern abgehauen wurden.

Und zur Grausamkeit anderer vorderasiatischer Völker sollte man am besten die Bibel selbst lesen. Die größten Grausamkeiten darin werden von den Israeliten selbst begangen - natürlich zur höheren Ehre des HERRN.
bibliche Mordmethoden: http://www.unmoralische.de/morden.htm
die Greueltaten in der Bibel: http://www.unmoralische.de/gott.htm

Bibel schrieb:
Samaria wird wüst werden; denn es ist seinem Gott ungehorsam. Sie sollen durchs Schwert fallen und ihre kleinen Kinder zerschmettert und ihre Schwangeren aufgeschlitzt werden.
 
Hallo zusammen,

mit großem Interesse habe ich euren sachkundigen Dialog verfolgt, der in meinem Schulwissen große Lücken geschlossen hat. Erlaubt mir eine Frage, die mich schon lange beschäftigt.

Der assyrische Staat lässt sich in Quellen bis etwa 1700 v. Chr. zurückverfolgen und vermutlich gab es auch schon vorher ein staatliches Gebilde. Wie kann es also geschehen, dass Assyrien nach über 1000 Jahren plötzlich sang- und klanglos von der Bildfläche verschwindet? Üblicherweise existieren nach dem Zusammenbruch eines Reichs noch Reststaaten bzw. Nachfolgestaaten oder es besteht ein kleines, unbedeutendes Kerngebiet fort.

In unserem Fall jedoch nichts dergleichen! Ich finde es höchst erstaunlich und unerklärlich, dass dieser Staat von heute auf morgen ohne jegliche Fortsetzung untergeht und auch das Volk der Assyrer keine Erwähnung mehr findet. Es muss doch ein assyrisches Volk als Träger des Staates gegeben haben. Wo ist das plötzlich geblieben? Vom Erdboden verschluckt?

Vielleicht könnt ihr Fachleute darazf eine Antwort geben!!
 
Zurück
Oben