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Noch ein paar Anmerkungen zu den Möglichkeiten der Schlachtflotte.
Wenn man - wie damals fast alle Staaten und auch die große Mehheit in Deutschland - die Schlachtflotte zu Lasten der Kreuzerflotte wählt, stellt sich die Frage ihres Aufbaus. Hier hatte das Reich eine hervorragende Persönlichkeit zur Verfügung. Die Taktik ist - wohl auch aufgrund der Überlegenheit Englands - nicht sehr gepflegt worden. Hier hat Tirpitz großes geleistet. Das fängt an beim Fahren in einer Linie, endet mit schwierigen Dingen wie Nachtkampf und der Gefechtskehrtwendung.
Nachtkampf konnten die Engländer nicht wirklich, Gefechtskehrtwendung (Herumdrehen einer ganzen Linie in die entgegengestzte Richtung) gar nicht. Letzteres ist nichts anderes als die schärfste Waffe in der Seeschlacht (crossing the T) verpuffen zu lassen.
Würde ich nicht überbewerten. Einerseits, ja, die Engländer hatten lausige Nachtschießkünste. Trotzdem ging die "Pommern" bei Nacht durch Torpedotreffer verloren.
Was die "Gefechtskertwendung angeht, war das ein durch Not geborener Manöver, nachdem sich Scheer, von Jelicoe hat ausmanövrieren lassen (das Manöver war eine Antwort auf das Crossing-T).
Mal gefragt: Wieviele Treffer gab's in der englischen HKL? Nicht viele fürchte ich.
Ich habe leider keinen allzugrossen Respekt vor Scheers Manövrierleistungen, nicht nachdem der Gegner ein Crossing-T hinlegt.
Die Herbeiführung einer crossing the T Situation hat durchaus auch mit Glück zu tun. Die Deutschen konnten entkommen (mehrmals vor dem Skagerrak), die Engländer hätten nicht entkommen können (bei der Qualität der deutschen Artillerie hätte das durchaus das Ende der englischen Flotte bedeuten können - und Jellicoe wusste das).
Es hat was mit Aufklärung zu tun. Und bei allem Respekt vor der kaiserlichen Marine, ohne Plasmakanonen und Photonentorpedos wäre eine Vernichtung der englischen Flotte bei Jütland nicht 'drin gewesen.
Durch Geschützfeuer schon grad' dreimal nicht. Da hätten zahlreiche Torpedoboote viele Treffer landen müssen. In Wirklichkeit waren's wieviele? ich glaub' einer.
Eine weitere Möglichkeit zahlenmäßige Unterlegenheit wett zumachen ist das Material. Auch hier waren die Deutschen überlegen, insbesondere hinsichtlich der Sinksicherheit und Artillerie (Zielgeräte, Spenggranten).
jein. Das deutsche System hat das Ermitteln der Schussweite begünstigt, das englische das im Ziel halten. Garantiert bietet das deutsche System Vorteile. Ist jedoch nicht entscheidend gewesen. Keiner der englischen Schlachtenkreuzer ist durch die ersten Salven versenkt worden.
Ebenso, stimmt es, das englische Granaten die Tendenz hatten, beim Aufschlag zu zerbersten (was in Prinzip die kaiserliche Hochseeflotte gerettet hat, denn die Engländer haben mehr Treffer gelandet). Allerdings sind recht wenige Schiffe unbeschädigt wieder nach Hause gekommen.
Das Übergang Englands von der Nah- zur Fernblockade ist ein Erfolg von Tirpitz, kein Mißerfolg. Nur eine Nahblockade wirkt schnell, sicher und unmittelbar, nur eine Nahblockade könnte weitere Staaten auf Englnds Seite treiben (Dänemark). Die Nablockade war aber nicht mehr möglich. Die Fernblockade ist schwierig, unsicher und sehr langwierig. Außerdem musste Italien das Lager wechseln, damit auch der Süden abgeschnitten werden kann (und Frankreich durfte nicht geschlagen werden und Rußland musste Kriegspartei bleiben). Ein - eher nebensächlicher - Punkt hat mich besonders interessiert. Jellicoe wies die Admiralität auf ein Problem der Fernblockade besonders hin. Ein eintöniger Dienst ohne Feindkontakt, der sich negativ auf die Moral auswirkt (also ein Problem, das Deutchland bewußt herbeigeführt hat). Jellicoe ließ sich seine Entscheidung schriftlich absegnen und verwahrte eine Kopie des Schreibens im Tresor seiner Bankers (nach Massie, Castles of Steel).
sehe ich auch so.
Demgegenüber hatte Deutschland sehr wohl Möglichkeiten England den Kampf aufzuzwingen. Es war die Reichsleitung- unterstützt vom Kaiser-, die das verhindert hat. Die defensive Haltung, von der Tirpitz lt.seiner Erinnerungen nichts wußte (hier muss die unglückliche Organisationsstruktur der Marine in Erinnerung gebracht werden), führte dazu, dass es nicht einmal eine Untersuchung über die Kanaltransporte und die Möglichkeiten ihrer Störung gab. Vielleicht gab es für die Marine keine effektive Möglichkeit die Kanltransporte zu stören (behauptet Scheer), allerdings war die englische Marine wegen der Transporte aufgeteilt und ein Angriff auf die Teilflotte wäre ideal für die Hochseeflotte gewesen (behauptet Scheer).
Scheer hatte recht. Die "Doverpatroullien" haben gezeigt, dass die Kanaleinfahrten vermint waren. Das ist eine tödliche Umgebung. Ich weise dezent auf die Minenschäden bei der Operation Albion hin, wobei da, ein fast besiegter Gegner gegenüberstand. Die Kanaltransporte wären wenn, dann durch U-Boote zu stören gewesen.
Die Niederlage in der Schlacht von Helgoland war ebenfalls auf die defensive Strategie zurückzuführen (hier besonders unverständlch, da man die englische Fltte genau da hatte wo man sie haben wollte).
ganz viele Schlachten wurden magels Informationen verloren. Fällt unter "Fog of War". Mit sowas muss man rechnen.
Die folgenden Operationen gingen von der Annahme aus, dass die englische Flotte Angriffe der deutschen auf Englands Küsten schon innenpolitisch nicht dulden konnte. Die Deutschen konnten Ort und Zeit festlegen und - zumindest anfangs - mit der nicht bekannten Reichweite der U-Boote arbeiten. Am greifbarsten war der Erfolg bei Scarborough - er tratt nicht ein wegen der defensiven Direktive des Kaisers, der wiederum von Bethmann beeinflusst war.
allerdings waren diese Operationen ein "near miss". Die englische Flotte war in See gestochen, hatte jedoch keine genauen informationen über die Position der Deckungseinheiten.
Die Direktive wurden kurioserweise geändert als es für die deutschen Schiffe wirklich ungünstig wurde. So fand 1916 die größte Seeschlacht unter allerungünstigsten Bedingungen - zu dem noch Pech dazu kam - statt. Es war zu spät, die Fehler nicht mehr korrigierbar.
und auch Glück. Jellicoe war kein Nelson. Letzterer hätte Scheer verfolgt und das ein oder andere Schiff kassiert.
Am Ende des Tages konnte Scheer stolz sein. Zumindest ein Unentschieden (oder einen taktischen Sieg) gegen die stärkste Seemacht der Welt seit über 200 Jahren ist ein Erfolg.
Nur geändert hat er nichts.