Die Außenpolitik im Kaiserreich: Vergleich Bismarck u. Wilhelm II

Na das liegt doch klar auf der Hand, wenn eine Seeschlacht dann gegen England. Das zeigt allein schon die Konzentration der Hochseeflotte in der Nordsee.
?
Konzentration, wo denn auch sonst technisch 1900 oder mtw. gedacht in den nächsten 20 Jahren möglich? Die Logik des Großmachtsanspruches hätte das nicht erfordert, wohl aber die Logik des globalen, kolonialen Großmachtsanspruches (wo doch noch so viel attraktives neben Rabaul und Tsingtau zu verteilen war :devil: ).
Nein, ich meinte folgendes:

Und weiter, hätte Deutschland hierzu nicht dann eine Flottenstärke benötigt, die annäherend der britischen Home Fleet entsprach?

Deswegen konnte es (neben dem Heer!) stets nur eine Risikoflotte sein, auch vor 1906, wenn man 32 gegen 70+ britische Linienschiffe stellt, zu denen man in diesem Szenario ungeachtet aller zwischenzeitlichen Spannungen stets Frankreich zählen mußte)


Ho, ich würde hier aufpassen, denn auch in Deutschland war man sich schon vor 1900 der politischen Tragweite einer großen Marine bewußt, nur der Einsatz als politisches Druckmittel war wohl so nicht vorgesehn, oder doch?
Da warte ich immer noch auf Quellen bzw. Hinweise, dass die Flotte - siehe Bemerkung oben - Druckmittel gegen England sein sollte. :grübel:
 
Ich bitte um Meinungen zu folgendem:
Ein Reichstagsabgeordneter stellt Anfang desJahrhunderts anhand von Aussenhandelsstatistiken fest, dass eine gewisse Ahängigeit von Rohstoffen besteht (Planer der britischen Admiralität haben die Ein- und Ausfuhren ebenfalls geprüft und darauf ihre Blockadestrategie aufgebaut). Er fragt einen Marineexperten wie sich das Reich gegen eine Blockade z.B. von England wehren kann. Was sind die möglichen Antworten?
 
Großfürst Pavel schrieb:
"Sehr effektiv"? Die Fernblockade hat das Deutsche Reich von den Weltmeeren abgeschnitten, konnte aber jenseits davon weder kriegsentscheidend wirken noch dem Deutschen Reich eine Bedrohung sein.

Ja, sehr effekitv!

Ein erster nicht zu verachtender Erfolg war gleich zu Kriegsbeginn, das Scheitern der deutschen Seestrategie. Das war sicher nicht zu verachten!

Die britische Seeblockade schnitt das Deutsche Reich durch die Blockierung des Mittelmeeres und des Atlantiks weitgehend vom überseeischen Handel jeglicher Art ab. Das war für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft ein nicht ganz unerhebliches Problem.

Des Weiteren haben die Briten u.a. den neutralen Schiffsverkehr massiv behindert und praktisch jedes Schiff nach Konterbande durchsucht. Und der Begriff Konterbande wurde von den Alliierten so großzügig interpretiert, dass auch Lebensmittel und Rohstoffe beschlagnahmt wurden. Und diese Einfuhren waren für Deutschland lebenswichtig. Beispielsweise wurden 1913 50% der Rohstoffe importiert. Bei Kupfer waren es 90%, bei Mangan der komplette Bedarf. Eisenerze konnten aus Schweden während des ganzen Krieges importiert werden, da die Ostsee von der deutschen Flotten beherrscht wurde.

Vor dem Krieg konnte Deutschland ca. 90% des Getreides für Brot, bei Kartoffeln und Steckrüben sogar zu 100% selbst decken. Es fehlte der Landwirtschaft nun aber Arbeitskräfte, Saatgut, Kunstdünger, Zugtieren etc.. Dadurch sank natürlich die Leistung der Landwirtschaft und es wurde eigentlich Ersatz durch den Import dringend benötigt. In Folge der Seeblockade sind im Deutschen Reich mehrere hunderttausend Menschen verhungert. Hunger reduzierte auch die Bereitschaft und Fähigkeit den Krieg mit all seinen Folgen zu ertragen. Dann führten auch die Ausfälle der Futtermittelimporte zu großen Problemen.

Anfangs gelangten noch Rohstoffe und Lebensmittel von Neutralen nach Deutschland. Aber Großbritannien war nicht gewillt, dies so einfach hinzunehmen. So schrieb sie den Neutralen ganz bestimmte Schiffsrouten vor, und das restliche Gebiet der Nordsee wurde zum Kriegsgebiet deklariert. Auf diese Weise gelang es dann Großbritannien auch diesen Schiffsverkehr zu kontrollieren und ggf. deren Ladung zu beschlagnahmen.
 
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silesia schrieb:
Da warte ich immer noch auf Quellen bzw. Hinweise, dass die Flotte - siehe Bemerkung oben - Druckmittel gegen England sein sollte. :grübel:

Ein paar Hinweise:

"Paralell zur Forderung nach einen Platz an der Sonne fiel der Entschluß zum Aufbau einer Flotte, für die Admiral Tirpitz maßgeblich verantwortlich zeichnete. In erster Linie sollte sie als Druckmittel gegen England fungieren..............." (1)

"Sie [die Flotte, Anmerkung meinerseits] sollte Deutschland, wenn es Machtansprüche in Konflikten erhob, von guten Willen Englands und seiner Zustimmung unabhängig machen, sollte ein Druckpotential und -mittel werden, das England zu Nachgeben, Einlenken und Konzesionen zwingen würde." (2)

"Gegenüber dem Reichstag und der deutschen Öffentlichkeit hat Admiral von tirpitz das neue Flottenprogramm in erster linie mit der sogenannten Risikotheorie begründet. Es sei notwendig, eine Flotte zu bauen, die stark genug sei, um im Zusammenspiel mit der nächststärksten Flotte Europas Großbritannien von einem Eingreifen in einen kontinentaleuropäischen konflikt abhalten zu können. Dann würde die britische Regierung sich veranlasst sehen, gegenüber den politischen Wünschen ein höheres Maß an Entgegenkommen zu zeigen, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen sein." (3)


(1) Michael Fröhlich, Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880 - 1914, S. 75, München 1994

(2) Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866 - 1918, S. 635, München 1992

(3) Wolfgang Mommsen, Bürgerstolz und Weltmachtstreben, S.304f, Berlin 1995
 
(1) Michael Fröhlich, Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880 - 1914, S. 75, München 1994
(2) Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866 - 1918, S. 635, München 1992
(3) Wolfgang Mommsen, Bürgerstolz und Weltmachtstreben, S.304f, Berlin 1995

Hallo turgot,

vielen Dank für die Hinweise. Ob Fröhlich da zusammenfassend richtig liegt, wäre nun zu prüfen. Das läuft wieder alles auf die Risikotheorie hinaus, der Zeitrahmen ist entscheidend.

Zu welchem Flottenprogramm (siehe 3, aber auch die anderen), und mit welcher "nächststärksten Flotte" im Zusammenspiel war das angesprochen?

Die "Zwei Drittel" waren jedenfalls nicht im Zweiten Flottengesetz (32 Linienschiffe) von 1900 angelegt. Und zu 1905/06 ist ein beachtlicher Sprung.
 
#128 doch turgot, ich bin leider beruflich sehr beschäftigt und es gibt in schneller folge viele kommentare, zu denen ich anmerkungen hätte, ich melde mich
 
#91, turgot, ich bitte zu beachten, dass die "Saturday Review" eine parteinahe Zeitschrift ist und in einem parlamentarischen System - mit der entsprechenden Bedeutung der Parteien - haben solche Artikel besondere Bedeutung. Wie das Volk reagierte, beschreibt Ferguson in "Der falsche Krieg", in meinen Augen unfassbar irrational.

England war um 1850 der unbeschränkte Herrscher der Welt. Das änderte sich und zwar mit Ende/Beginn des Jahrhunderts in großer Geschwindigkeit. Kolonialreiche konnten Staaten in der ersten Phase der industriellen Revolution mit Rohstoffen und Vorprodukten helfen. Die zweite Phase hat England - vermutlich gerade wegen ihrer uneingeschränkten Herrschaft - nicht mitgemacht bzw. nicht so wie spätere Konkurenen. Das waren Deutschland, die USA, später Japan. Die Engländer mussten aus verschiedenen Positionen zurückziehen, die USA waren der Anfang, da man sich militärische Auseinandersetzungen nicht leisten wollte (vermutlich konnte man sie sich leisten, das Problem war eine Schwächung selbst im Sieg und daraus folgend eine Schwächung bzgl anderer Gegner). Deutschland würde England in wirtschaflicher Hinsicht überholen (und hat es trotz zweier verlorener Kriege auch überholt). Der deutsche Flottenbau hat England veranlaßt seine Flotte in den Heimatgewässern zu stationieren. In Asien musste man Militär abbauen, gleichzeitig wurde Japan stärker. Das Empire war mittelfristig nur noch mit Hilfe der USA zu halten (und die wollten es selbst beerben). Oder eben Deutschland. Die Mittelmeerherrschaft war aufgegeben (bzw. an Frankreich abgetreten, das den Dreibundmarinen zumindest leicht unterlegen war - wenn der Dreibund Wirkungen entfalten konnte, allerdings, das war das Risiko, wäre damit der kurze Seeweg nach Indien unterbrochen). Da Deutschland wirtschaftlicher immer stärker wurde - d.h. finanziell leistungsfähiger - waren das keine guten Aussichten. Der komparative Vorteil, der um die Jahrhundertwende Macht begründet, lag nicht mehr in Kolonialreichen, sondern in der Industrie (wichtige Teile der Royal Navy, zB Zielgeräte, Entfernungsmesser lieferte - lt. Massie, Castles of Steel - Deutschland). Der schärfste Konkurrent war Deutschland, und der lag geographisch zwischen Frankreich und Rußland, und dies lies sich diplomatisch nutzen. Das war einfacher bei Frankreich, schwieriger bei Rußland.

Zurück zu Deutschland: Es musste seine Erfolge bei der Industrialisierung militärisch absichern, es war die Lebensgrundlage eines Landes, das vor einem halben Jahrhundert Massenarmut gekannt hat. Da die Wirtschaft erstaunlich international (heute sagen wir Exportweltmeister) aufgestellt war, waren die Verkehrswege zu schützen und die liefen sehr oft übers Meer. Aufgrund der geographischen Lage war nur eine indirekte Sicherung möglich. Die immer wieder erwähnte Kreuzerflotte kann und soll eine solche Sicherung nicht durchführen. Sie soll Wirtschaftskrieg führen, den Handel des Gegners zum Erliegen bringen (Gegenblockade). Sie kann die Blockade zum Erliegen bringen, wenn die Gegenblockade stärker wirkt. Das ist ein Vabanquespiel und hängt sehr von der Empfindlichkeit der eigenen Wirtschaft ab. Die praktische Durchführbrkeit war mangels Kohlestationen auch nicht gegeben. Hat den überhaupt eine Marine damals eine Kreuzerflotte aufgebaut? Frankreich und die USA setzten auf Schlachtschiffe, ebenso Italien, sogar Österreich-Ungarn.Ich halte die Kreuzerflotte für ein theoretisches Thema.

Ein Wort zur Finanzierung. Das Reich finanzierte sich sehr archaisch hauptsächlich über Zölle. 1893 hat Miquel ein Steuersystem eingeführt wie wir esheute noch kennen. Der Einkommensteuersatz betrug 4%. Ob mit oder ohne Flotte, das Finanzsystem musste geändert werden. Das war eine Frage der Innenpolitik und damals wie heute ist das nicht einfach. Aber sicherlich machbar.

Ein Wort zu den Kolonien. Wer Tirpitz Erinnerungen liest, wid überrascht sein den Begriff kaum anzutreffen. Im Stichwortverzeichnis wird es dreimal erwähnt. Er spricht eher negativ oder neutral darüber, meint die bestehenden müsstenerst erforscht werden. Für Deutschland rechneten sie sich auch nicht. Für Tirpitz war wichtig, dass der Atlantik offengehalten wurde (Vordertreppe zur Welt). Wenn der Atlantik geschlossen wurde, war Deutschland abgeriegelt.
 
Noch ein paar Anmerkungen zu den Möglichkeiten der Schlachtflotte.

Wenn man - wie damals fast alle Staaten und auch die große Mehheit in Deutschland - die Schlachtflotte zu Lasten der Kreuzerflotte wählt, stellt sich die Frage ihres Aufbaus. Hier hatte das Reich eine hervorragende Persönlichkeit zur Verfügung. Die Taktik ist - wohl auch aufgrund der Überlegenheit Englands - nicht sehr gepflegt worden. Hier hat Tirpitz großes geleistet. Das fängt an beim Fahren in einer Linie, endet mit schwierigen Dingen wie Nachtkampf und der Gefechtskehrtwendung. Nachtkampf konnten die Engländer nicht wirklich, Gefechtskehrtwendung (Herumdrehen einer ganzen Linie in die entgegengestzte Richtung) gar nicht. Letzteres ist nichts anderes als die schärfste Waffe in der Seeschlacht (crossing the T) verpuffen zu lassen. Die Herbeiführung einer crossing the T Situation hat durchaus auch mit Glück zu tun. Die Deutschen konnten entkommen (mehrmals vor dem Skagerrak), die Engländer hätten nicht entkommen können (bei der Qualität der deutschen Artillerie hätte das durchaus das Ende der englischen Flotte bedeuten können - und Jellicoe wusste das).
Eine weitere Möglichkeit zahlenmäßige Unterlegenheit wett zumachen ist das Material. Auch hier waren die Deutschen überlegen, insbesondere hinsichtlich der Sinksicherheit und Artillerie (Zielgeräte, Spenggranten).

Beim Eintritt in den Krieg ist zu beachten, dass die politische Leitung eine gänzlich andere Strategie als Tirpitz verfolgte. Man kann schon sagen, sie ist Tirpitz entgegengesetzt. Die einzige Kriegshandlung von Tirpitz ist die Aufstellung des Marinekorps.

Das Übergang Englands von der Nah- zur Fernblockade ist ein Erfolg von Tirpitz, kein Mißerfolg. Nur eine Nahblockade wirkt schnell, sicher und unmittelbar, nur eine Nahblockade könnte weitere Staaten auf Englnds Seite treiben (Dänemark). Die Nablockade war aber nicht mehr möglich. Die Fernblockade ist schwierig, unsicher und sehr langwierig. Außerdem musste Italien das Lager wechseln, damit auch der Süden abgeschnitten werden kann (und Frankreich durfte nicht geschlagen werden und Rußland musste Kriegspartei bleiben). Ein - eher nebensächlicher - Punkt hat mich besonders interessiert. Jellicoe wies die Admiralität auf ein Problem der Fernblockade besonders hin. Ein eintöniger Dienst ohne Feindkontakt, der sich negativ auf die Moral auswirkt (also ein Problem, das Deutchland bewußt herbeigeführt hat). Jellicoe ließ sich seine Entscheidung schriftlich absegnen und verwahrte eine Kopie des Schreibens im Tresor seiner Bankers (nach Massie, Castles of Steel).

Demgegenüber hatte Deutschland sehr wohl Möglichkeiten England den Kampf aufzuzwingen. Es war die Reichsleitung- unterstützt vom Kaiser-, die das verhindert hat. Die defensive Haltung, von der Tirpitz lt.seiner Erinnerungen nichts wußte (hier muss die unglückliche Organisationsstruktur der Marine in Erinnerung gebracht werden), führte dazu, dass es nicht einmal eine Untersuchung über die Kanaltransporte und die Möglichkeiten ihrer Störung gab. Vielleicht gab es für die Marine keine effektive Möglichkeit die Kanltransporte zu stören (behauptet Scheer), allerdings war die englische Marine wegen der Transporte aufgeteilt und ein Angriff auf die Teilflotte wäre ideal für die Hochseeflotte gewesen (behauptet Scheer). Nur aufgrund der defensiven Weisung hat sich niemand darum gekümmert herauszufinden wo die englischen Flottenteile sind.

Die Niederlage in der Schlacht von Helgoland war ebenfalls auf die defensive Strategie zurückzuführen (hier besonders unverständlch, da man die englische Fltte genau da hatte wo man sie haben wollte).

Die folgenden Operationen gingen von der Annahme aus, dass die englische Flotte Angriffe der deutschen auf Englands Küsten schon innenpolitisch nicht dulden konnte. Die Deutschen konnten Ort und Zeit festlegen und - zumindest anfangs - mit der nicht bekannten Reichweite der U-Boote arbeiten. Am greifbarsten war der Erfolg bei Scarborough - er tratt nicht ein wegen der defensiven Direktive des Kaisers, der wiederum von Bethmann beeinflusst war. Die Direktive wurden kurioserweise geändert als es für die deutschen Schiffe wirklich ungünstig wurde. So fand 1916 die größte Seeschlacht unter allerungünstigsten Bedingungen - zu dem noch Pech dazu kam - statt. Es war zu spät, die Fehler nicht mehr korrigierbar.
 
Turgot schrieb:
Gegenüber dem Reichstag und der deutschen Öffentlichkeit hat Admiral von tirpitz das neue Flottenprogramm in erster linie mit der sogenannten Risikotheorie begründet. Es sei notwendig, eine Flotte zu bauen, die stark genug sei, um im Zusammenspiel mit der nächststärksten Flotte Europas Großbritannien von einem Eingreifen in einen kontinentaleuropäischen konflikt abhalten zu können. Dann würde die britische Regierung sich veranlasst sehen, gegenüber den politischen Wünschen ein höheres Maß an Entgegenkommen zu zeigen, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen sein."

Mommsen:

Diese Ausführungen hat Tirpitz kurz nach seinen Amtsantriit als Staatssekretaär im Juli 1897 in einer Denkschrift niedergelegt.

Bei Fröhlich und Nipperdey muss ich noch nachschlagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Fröhlich:

Die von mir zitierten Ausführungen sind relativ zu Beginn des Kapitels Weltpolitik. Er beginnt mit dem Platz an der Sonne Forderung von Bülow, liefert und führt aus, dass der Begriff Weltpolitik eigentlich nicht definiert worden war.

Das passt auch zu einen Tagebucheintrag von Waldersee, an dem ich mich gut erinnere, um 1900, im des es heißt: „Wir sollen Weltpolitik treiben. Wenn ich nur wüsste, was das ist?

Fröhlich formuliert dann ein paar Gründe für die „Weltpolitik“ und kommt dann sehr kurz zu den Kolonien in Verbund mit den wirtschaftlichen Aspekten zu sprechen.

An dieser Stelle kommt dann die von mir zitierte Ausführung. Ich zitiere einmal noch ein Stück weiter:

„[….] und die Bündnisfähigkeit des Reichs unter Beweis stellen. Sodann – und dieser Aspekt war nicht weniger wichtig – war sie eine Risikoflotte. [……..] Die spätere Konzentration der deutschen Flotte in der Nordsee ließ nur den Schluss zu, dass die Geschütze gegen England gerichtet waren.“

Fröhlich nennt explizit keine Jahreszahl, aber ich würde doch meinen, das er sich auf den Beginn der Weltpolitik und der damit verbundenen Flottenausbaus bezieht, so das wohl 1897 oder etwas später gemeint sein könnte.
 
Ich zitiere noch einmal kurz Nipperdey:

„Natürlich hatte das Deutsche Reich wie alle Staaten mit Küsten seit seiner Gründung Seestreitkräfte zur Küstenverteidigung. Der entscheidende Punkt hier ist der Übergang zum „Schlachtflotten-„ und Großschiffbau 1897/98. Dafür gibt es eine Reihe von - man muss das heute zuerst betonen – legitimen und verständlichen und eine Anzahl von weniger verständlichen Gründen.“

Dann folgt die Aufzählung und unter 5. finden sich die von mir zitieren Ausführungen.

Also auch Nipperdey bezieht sich auf den Beginn des Ausbaus der Flotte.
 
admiral schrieb:
91, turgot, ich bitte zu beachten, dass die "Saturday Review" eine parteinahe Zeitschrift ist und in einem parlamentarischen System - mit der entsprechenden Bedeutung der Parteien - haben solche Artikel besondere Bedeutung.

Worum es mir bei dieser Auführung geht, ist es zu verdeutlichen, das es nicht nur "hässliche" Stimmen gegenüber Deutschland gab. Dafür habe ich dann als Beleg ja auch noch Ashley genannt. Des Weiteren wollte ich zum Ausdruck bringen, das eine Anzahl von Stimmen im Bätterwald noch keine Rückschluß auf die gesamte Presselandschaft zulassen und auch nicht ohne weiteres auf die Staatspitze Großbritanniens übertragen werden können.

Admiral schrieb:
Der deutsche Flottenbau hat England veranlaßt seine Flotte in den Heimatgewässern zu stationieren. In Asien musste man Militär abbauen, gleichzeitig wurde Japan stärker.

Ich bitte auch meine Ausführungen in Post # 94 mit zu beachten. Da es Großbritannien gelungen war seine Spannungen in Asien, Afrika und auch Amerika abzubauen, konnten von dort bequem Marineeinheiten in die Nordsee verlegt werden.

Admiral schrieb:
Der schärfste Konkurrent war Deutschland..

Die USA war eben so ein harter Konkurrent für Großbritannien, wenn nicht noch härter als Deutschland.

Ich denke, es ist jedenfalls nun hinreichend klar geworden, das der militärische Schutz des überseeischen Handels nicht realisiert werden konnte, auch wenn damit werbewirksam gegenüber der Öffentlichkeit gerne argumentiert wurde. Die Gründe hierfür sind in den vorhergehenden Beiträgen ja ausreichend ausführlich dargelegt worden.

Admiral schrieb:
Frankreich und die USA setzten auf Schlachtschiffe, ebenso Italien, sogar Österreich-Ungarn

Sie forderten aber Großbritannien nicht heraus. Die von dir genannten Länder sind nicht in einen irrsinnigen Rüstwettlauf zur See mit Großbritannien eingetreten.

=Admiral Ich halte die Kreuzerflotte für ein theoretisches Thema

Das bleibt dir unbenommen. :)

admiral schrieb:
Das Übergang Englands von der Nah- zur Fernblockade ist ein Erfolg von Tirpitz, kein Mißerfolg.

Da kann man durchaus geteilter Meinung sein. Lies hierzu bitte auch meinen Post # 127.
 
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Wo sonst als in den heimischen Gewässern wäre den solch eine große Flotte sicher zu stationieren und instande zu halten?

Vergleiche die eingesetzten Schiffe in der Nordsee und in der Ostsee.

Kriegsmarinen sind ja nicht nur dazu da andere Kriegsmarinen zu bekämpfen, sondern auch das Heer zu unterstützen, feindliche Küstenanlagen zu zerstören, feindliche Handelsschiffe aufzubringen usw..

Dazu benötigt man keine große Schlachtflotte, diese Ziele die du nennst, waren noch in den 80iger unter Caprivi die strategische Ausrichtung, nicht aber unter Tirpitz.
 
Also irgendwie drehen sich alle Beiträge im Kreis, jeder sagt etwas, aber keiner geht auf ein Grundthema ein. Was will eigendlich hier jeder sagen, was ist die Grundfragestellung zu den Thema?

Oder gibt hier jeder nur sein Wissen preis, in der Hoffnung, daß er mehr weiß als der Andere. Das ist keine Diskusion, das ist Besserwisserei.:fs:
 
Also irgendwie drehen sich alle Beiträge im Kreis, jeder sagt etwas, aber keiner geht auf ein Grundthema ein. Was will eigendlich hier jeder sagen, was ist die Grundfragestellung zu den Thema?

Oder gibt hier jeder nur sein Wissen preis, in der Hoffnung, daß er mehr weiß als der Andere. Das ist keine Diskusion, das ist Besserwisserei.:fs:

Ist ja nein netter Seiteneinwurf von dir.:hmpf:


@Admiral begann die Diskussion doch damit, das er behehauptete, die große deutsche Flotte sei erforderlich gewesen, um den überseeischen Handel zu schützen.



Des Weiteren wurden von @Admiral nacheinander mehrere unzutreffende Behauptungen wie
  • Deutschland sei Weltmacht,
  • Großbritannien habe Deutschland eingekreist,
  • Krügerdepesche sei Wendepunkt der Bezieungen Deutshlands zu GB gewesen und in der Folge verantwortlich für deutschen Flottenausbau
aufgestellt, die ich mich bemüht habe, entsprechend zu widerlegen. Dann hat sich die Diskussion aber eben auch zu anderen Gesichtspunkten hin weiterentwickelt und es wurden immer neue Fragen aufgeworfen.

Außerdem finde ich so eine Diskussion immer noch besser, wie "Eine Dose Mitleid" oder "Der Allhol...Prost".
 
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Ich möchte nochmals auf die Kreuzerflotte zurück kommen. Gab es damals eine bedeutende Marine, die auf eine Kreuzerflotte setzte?

Nach meinen - allerdings beschränkten - Kenntnissen hat auch Frankreich auf Schlachtschiffe gesetzt. Italien und Österreich-Ungarn - die recht spät aufgerüstet haben, also vermutlich in Kenntnis der Galster-Schrift - ebenso. USA und England ohnehin. Rußland weiß ich nicht - ist wohl auch wegen der Binnenmeere (Ostsee, Schwarzes Meer) ein Sonderfall; allerdings auch interessant, weil sie die Erfahrungen von 1905 verarbeiten konnten.
 
Wie ist "Kreuzerflotte" zu verstehen?
nur Kreuzer? oder Kreuzer in grosser Anzahl?
zählen Panzerkreuzer dazu? oder sogenannte Schlachtenkreuzer?

Ebenso, wie ist "auf Schlachtschiffe gesetzt" zu verstehen? Sogar Argentinien und Brasilien haben Schlachtschiffe bestellt.
Mir ist nicht ganz klar worauf du hinauswillst.
 
Ausgangspunkt der Diskussion ist, ob Deutschland nach damaligen Kenntnisstand auf eine Schlachtflotte (Tirpitz) oder Kreuzerflotte (Galster, Maltzahn) setzen sollte. Da man sich (mit großer parlamentarischer Mehrheit) für eine Schlachtflotte entschieden hat, stellt sich die Frage, ob eine Kreuzerflotte eine ernsthafte Alternative gewesen war. Um nicht im theoretischen zu bleiben, wollte ich wissen, ob eine andere große - das ist wichtig - Flotte auf den Kreuzerkrieg setzte. Es kommt auf die Strategie an, die die jeweilige Marine verfolgte (nicht darauf, ob andere Marinen auch Kreuzer hatten). M.E. ist wirklich vergleichbar nur Frankreich (bis 1904), und da weiß ich nicht, ob Frankreich seinen Schwerpunkt auf Kreuzer (Handelskrieg) oder Schlachtschiffe (Entscheidungsschlacht) legte (oder gar eine dritte Variante, reiner Küstenschutz).
 
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