Sepiola
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Der Punkt ist: Ptolemaios hatte gar keine systematisch ermittelten Koordinaten. Was er bestenfalls hatte, waren einzelne Mitteilungen wie "Von X nach Y sind es drei Tagesreisen, und von Y bis zum Ozean sind es nochmals sieben Tagesreisen"; zu den meisten Orten hatte er nicht einmal das.
Und dann hat er die gesammelten Ortsnamen (darunter auch Phantomorte) nach Gutdünken auf eine Karte eingetragen.
Genau das bezweifeln eben die Autoren.
Nein, das bezweifeln sie überhaupt nicht. Das wissen sie, und das schreiben sie auch:
"Die Hauptschwierigkeit bestand dabei darin, dass die meisten Materialien, denen Ptolemaios geographische Informationen entnehmen konnte, nicht für wissenschaftliche Zwecke, sondern für praktische Bedürfnisse konzipiert waren, d. h. sie dienten vor allem der Orientierung im militärischen und zivilen Straßen- und Schiffsverkehr. Somit enthielten sie Beschreibungen von Land- und Seerouten, jedoch keine geographischen Koordinaten in Form von Längen- und Breitenangaben. Diese Koordinaten musste Ptolemaios für seinen Ortskatalog also erst ermitteln."
Astronomisch ermittelte Koordinaten lagen Ptolemaios nur in wenigen Ausnahmefällen vor, und wenn, dann lagen diese Orte innerhalb des Römischen Reiches, nicht außerhalb. Auch darüber sind sich die Autoren im Klaren.
Dessen ungeachtet übertragen nun die Autoren die von Ptolemaios genannten Orte wiederum nach ihrem eigenen Gutdünken auf eine Karte; dabei werden dann auch archäologisch und ortsnamenkundlich bestens begründete Lokalisierungen zugunsten ihres eigenen (für den Leser kaum nachvollziehbaren Systems) leichtfertig über Bord geworfen. So wird, um noch ein weiteres Beispiel zu bringen:, etwa Tarodunum=Zarten nach Riegel in den Kaiserstuhl verlegt.
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