Die These, von der wir hier sprechen, geht von wiederholten Fahrten aus und notwendigerweise, wenn die Beschreibung von Plutarch, auf die sie sich bezieht tatsächlich von einer solchen Fahrt berichtet, dann müssen die Seefahrer auch zurückgekehrt sein.
Einverstanden – aber dann gilt auch, was ich geschrieben habe: Wenn es stimmt, dass die Hinfahrt wegen der vorherrschenden Westwinde schwierig und langsam wäre, dann wäre die Rückfahrt einfacher und schneller.
Wir wissen nicht, wo Pytheas wirklich war. Die meisten gehen eher davon aus, dass er Norwegen erreicht hat.
Ob die meisten so denken, weiß ich nicht. Die
Wikipedia jedenfalls, sich auf Strabon berufend, sagt Folgendes:
Bei Strabon ist eine allgemeine Bemerkung über die Länder „nahe der Frostzone“, deren Bewohner Wasser, Hefe und Honig zu Hydromeli (Met) mischten, sich von Früchten und Milch ernährten und ihr Getreide in Speicherhäusern droschen, überliefert; an anderer Stelle wird als am weitesten entferntes Reiseziel Pytheas’ die Insel Thule genannt, die sechs Tagesfahrten nördlich Britanniens liegen solle. Je nachdem, ob man die beiden Zitate auf ein und denselben Ort bezieht oder die erste Bemerkung nur allgemeinen Charakter hat, könnte es sich bei Thule um Island handeln.
Dass Pytheas erstaunlich genau wusste, wo er sich befand, dokumentiert folgender Eintrag – Zitat aus
Wikipedia, sich ebenfalls auf Strabon berufend:
Ebenso bestimmte er mit Hilfe der unterschiedlichen Schattenlänge seiner Sonnenuhr die Entfernung von der Nordspitze Schottlands zum Heimathafen Massalia und kam auf 1.700 Kilometer (tatsächlich: 1.815 km). Von Schottland aus segelte er weiter in nördlicher Richtung und bemerkte dabei, dass die Sommertage länger wurden.
Wenn man von der Nordspitze Schottlands weiter in nördlichen Richtung segelt, dann kommt man nicht nach Norwegen, sondern zu Färöerinseln.
Reden wir jetzt über griechische Handelssegler, die Stauraum hatten, aber langsam waren oder über griechische Galeeren, die auf kurze Distanz schnell waren, aber keinen Stauraum hatten?
Denn du passt deine Verteidigung der Griechen in Amerika-Hypothese irgendwie immer wieder an. Einerseits nimmst du die Geschwindig- und Wendigkeit der Triremen für die Fahrt in Anspruch, wenn du sie mit den Wikingerbooten vergleichst, andererseits den Stauraum der Handelssegler.
Ich habe Triremen nicht ins Spiel gebracht – ich habe dem Gesagten nur nicht widersprochen, weil ich’s nicht besser wusste.
Gestern habe ich mich informiert und gesehen, dass die Griechen große Handelsschiffe hatten, die genau so groß, wenn nicht größer waren wie die Schiffe des Kolumbus, und auf jeden Fall größer als die Wikinger. Bei der Größe kommt es nicht auf die Geschwindigkeiten an, sondern wie viel Verpflegung und Wasser man mitnehmen kann: Je mehr, desto länger kann man auf hoher See bleiben, ohne anlanden zu müssen.
Zudem entdeckten die Wikinger Amerika eher zufällig als sie auf dem Weg zwischen Island und Grönland in einen Sturm gerieten. Es gelang ihnen danach, Amerika gezielt anzufahren und mindestens zwei, heute archäologisch nachgewiesene Siedlungen zu gründen. Aber sie hatten andere Schiffe und waren auch viel näher dran.
Das sind keine Gegenargumente: Auch die Griechen könnten Amerika zufällig gefunden haben. Und wenn sie auf Island waren, wären sie genauso nah dran wie Wikinger.
Das hast du etwas nicht begriffen. Das was bei Pytheas Seelunge (πλεύμονι θαλαττίῳ) heißt, wird als ein Gemisch aus Wasser, Land und Luft beschrieben. Daraus wird noch kein Treibeis. Dass das Treibeis sei, ist eine Interpretation, die zumal rätselhaft ist, weil der Begriff im Altgriechischen bereits für Quallen besetzt war.
Da bin ich überfragt, kann nur wiedergeben, was ich gelesen habe – Zitat aus
Strabo Geography Book I Chapter 4:
then to the parallel circle that runs through Thule (which Pytheas says is a six days' sail north of Britain, and is near the frozen sea) …
frozen sea = gefrorenes Meer = Eis.
Gut möglich, dass das eine falsche englische Übersetzung bzw. Interpretation des griechischen Textes ist, ich frage mich nur, wie jemand im Jahr 1917 dazu gekommen ist.
Um hier Klarheit im Zusammenhang zu bekommen, müsste man den ganzen Pytheas-Abschnitt in einer deutschen Übersetzung haben. Das scheint vorhanden zu sein: „Strabons Geographika / 1: Prolegomena, Buch I - IV: Text und Übersetzung“, Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2002.
Ich habe zwar das Buch in der Bayerischen Staatsbibliothek bestellt, bekomme es aber voraussichtlich nicht vor 1.3.2018. Wenn jemand früher dran kommt, könnten wir hier auch früher weiter diskutieren, denn zumindest ich sehe in der Debatte derzeit keinen rechten Fortschritt in der Kernfrage mehr.