Noch bis vor 5 Jahren dachte man, die Färöer wären bis ins 7. Jhdt. unbesiedelt gewesen, jetzt hat man dieses Datum anhand neuer Funde um 3 Jahrhuderte vorverlegen müssen – aber selbst dieses könnte nur ein vorläufiges sein. Ähnliches könnte auch für Island gelten.
Das ändert nichts an den 800 (achthundert) Jahren zwischen Pytheas und der mutmaßlichen Erstbesiedlung der Faröer. Diese mutmaßliche Erstbesiedlung basiert auf einigen Getreidekörnern, nichts weiter.
Will sagen: Diese Geschichte – und nicht nur diese – zeigt uns, dass es in der Geschichte keine endgültige, sondern nur vorläufige Gewissheiten geben kann.
Will sagen: Du willst eine Hypothese B (Pytheas war auf den Faröern) mit einer Hypothese C (die Faröer waren vielleicht, auch wenn bisher jegliche Hinweise darauf fehlen, bereits achthundert Jahre früher als bisher (mutmaßlich) angenommen, besiedelt) stützen, um damit wiederum Hypothese A, die Griechen seien durch das Nordmeer entlang der grönländischen Küste bis nach Amerika gesegelt zu "belegen".
Das funktioniert nicht. Eine Hypothese ist eine unbewiesene Annahme, anhand einer unbewiesenen Annahme kann man keine weiteren Annahmen machen. Das ist so, als wolltest du ein dreistöckiges Kartenhaus bauen, würdest nur die dritte Etage bauen und sagen: "Die beiden unteren Etagen müsst ihr euch halt dazudenken."
Pytheas‘ Reise war eine Forschungsreise und als solche sicher eine Ausnahme. Und weil man bei einer Forschungsreise Neues, Unbekanntes entdecken will, muss man davon ausgehen, dass Pytheas „riskanter“ agierte als z.B. ein Handlungsreisender. Ich traue ihm deswegen eine Reise ins „Blaue“ zu.
Niemand streitet das ab, dass Pytheas weiter gereist ist als andere und das war auch nicht das Argument. Das Argument ist, dass Pytheas von Strabon und seinen Gewährsleuten als Lügner bezeichnet wird: Das widerspricht der neu vorgelegten These der griechischen Forscher, dass die Griechen in regelmäßigen Intervallen in diese Regionen (und weiter bis nach Amerika) gesegelt seien, mal abgesehen davon, dass wir von solchen Reisen keine Nachrichten haben bzw. die Stelle bei Plutarch nun
erstmals so verstanden wird, als habe es eine solche Reise gegeben. Denn wenn die Griechen regelmäßig die vorgeschlagene Route gesegelt wären - vor allem wenn man, wie die griechischen Forscher davon ausgeht, dass sie das nur etwa einmal alle dreißig Jahre taten (wozu?!?) - dann hätte es auch einen Niederschlag davon geben müssen und dieser Niederschlag wäre an Strabon, Plinius, Erastosthenes, Klaudios Ptolemaios etc. vorbeigegangen?
Sinnvoller für die Diskussion, sich eingehender mit der Plutarch-Stelle zu befassen, als mit Pytheas-Erastosthenes-Strabon.