und schließlich der letzte Absatz von der dämonenhaften Verzerrung heidnischer Götter - vor allem Göttinnen - durch das Christentum...
Wenn ein Volk von einem anderen unterworfen wird, steigen seine Götter in der Regel ab. Das ist keine Erfindung von mir, sondern eine Tatsache, die in vielen fachwissenschaftlichen Werken angesprochen und analysiert wird. Schon
Jacob Grimm hat in seinem Werk "Deutsche Mythologie" vor undenklichen Zeiten auf diesen Umstand hingewiesen, viele haben das nach ihm ebenfalls erkannt und es ist heute ein fester Tatbestand.
Im übrigenn gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass ein Eroberer kraft seiner Dominanz auch seine eigenen Götter (und Göttinnen) durchsetzt. Manchmal können sich noch einige Gottheiten der autochthonen Bevölkerung behaupten, in anderen Fällen erfolgt ein Abstieg der alten Götter und und oft ihre Dämonisierung.
So ist das z.B. bei den Hethitern erfolgt, die ihren berühmten Sturmgott Tanu durchsetzten, daneben aber auch lokale und fremde, meist hurritische und mesopotamische Gottheiten übernahmen.
Auch die Italiker behielten nach ihrer Einwanderung etwa um 1200 v, Chr. im wesentlichen ihre oft schon aus indoeuropäischen Zeiten berkannten, Gottheiten, während die alte mittelmeerische Vorbevölkerung ihre eigenen Götter im wesentlichen aufgab, die oft nur nur noch als Hausgötter eine Weile fortbestanden.
Ähnlich sah es bei den Griechen aus, wo Zeus als alter Himmelsgott auf indoeuropäische Urzeiten zurückgeht. Dennoch war die Vorbevölkerung noch so vital, dass die Griechen auch fremde Götter in ihr Pantheon aufnahmen, die ursprünglich aus Voderasien stammten. Bezeichnenderweise
Göttinnen wie Artemis oder Aphrodite. Aber auch Dionysos ist nach Auffassung der meisten Fachleute keine ursprünglich griechisch-indoeuropäische Gottheit, sondern mit seinem Fruchtnarkeitszauber wohl ebenfalls eine alte autochthone Figur.
Immer wenn es um Fruchtbarkeit der Felder und den Erntesegen geht, scheint oftmals die alte neolithische Vorbevölkerung auf. So sind Grimm und andere der Meinung, dass es sich bei den Roggenmuhmen, Kornweibern, der Frau Holle und Frau Berchta (Perchta) um abgesunkene Fruchbarkeitsgöttinnen handelt, die einst einen zentralen Status besaßen. Man muss diesen Gedankengängen nicht in Gänze folgen, doch ist der historische Kern kaum zu leugnen.
Zu den keltischen Göttinnen darf ich nochmals den Auszug aus dem
Lexikon Alte Kulturen anführen:
Die Kelten brachten von ihrer indoeuropäischen Wurzel schon bestimmte religiöse Auffassungen mit, haben auf dieser Basis aber ein eigenständiges religiöses System ausgebildet. Auffällig ist die übergroße Zahl von Göttinnen ...
Eine große Zahl von Muttergottheiten weist auf Fruchtbarkeitskulte hin (Matres, Matronae, z.B. die irische Brigit, später als christliche Heilige verehrt.
(Lexikon Alte Kulturen, hrsg. v. Helmut Brunner u.a., Band 2, Mannheim 1993, S. 437)