Das war wohl auch einer der Hauptgründe, weshalb Offensiven vor allem an der Westfront eine Eigendynamik entwickelten. Nachdem die strategischen Ziele mit schöner Regelmäßigkeit scheiterten, musste wenigstens ein taktischer "Erfolg" her etwas, das man der Bevölkerung oder auch der Presse vermitteln konnte, etwas, womit man die Truppen motivieren konnte, etwas, das die Verluste an Menschen, Material oder an Territorium wenigstens nicht völlig sinnlos machte.
Bei Verdun war schon nach relativ kurzer Zeit absehbar, dass sich die Deutschen verzettelten, dass die eigenen Verluste enorm waren und die Einnahme der Höhe 304, des "Toten Manns" diese Verluste kaum rechtfertigen konnten. Es war aber Fort Douaumont im Handstreich erobert worden, Im Reich wurden Dankgottesdienste gefeiert und die Glocken geläutet. Die Erwartungen waren hoch, man hatte schon den Sieg verkündet, also musste die Offensive weitergehen. Falkenhayn hatte damit gerechnet, dass die Franzosen aus ideologischen Gründen Verdun halten würden. Aber auch die Deutschen konnten aus ideologischen Gründen die Offensive nicht mehr abbrechen. Die Opfer und Verluste durften einfach nicht vollkommen sinnlos sein.
Große Erwartungen hatten auch die Briten an der Somme. Der französische Bundesgenosse brauchte dringend Unterstützung. Die Offensive sollte den Durchbruch bringen, den Sieg, sollte ein Beitrag sein innerhalb des "War to end all wars". Die Erwartungen waren unerhört hoch. Die Offensive wurde eingeleitet durch ein Artilleriefeuer von 1 Woche. Es wurden Granatenmengen verschossen, von denen die Kriegsgeschichte noch nie gehört hatte. Trotzdem wurde die Offensive ein Flop. Am ersten Tag erlitten die Briten fast 60.000 Mann Verluste, davon fast 20.000 Tote. Die Toten waren innerhalb nur weniger Minuten gefallen. Sie wurden regelrecht niedergemäht vom deutschen MG-Feuer. Das waren bis heute die schlimmsten Verluste, die die Briten je hatten, die höchste Zahl an Toten. Als die Somme-Schlacht im November 1916 endlich endete, waren mehr als eine Millionen Soldaten tot oder verwundet. Briten und Franzosen hatten auf ca. 50-60 km Frontbreite ein total verwüstetes Gelände von 15 km Tiefe erobert, ohne dass es zu einem Durchbruch oder entscheidendem operativen Erfolg gekommen wäre.
Die Offensive der Franzosen April 1917 am Chemin des Dames sollte den entscheidenden Durchbruch und den Sieg bringen. Es war die größte Offensive Frankreichs bis zu diesem Zeitpunkt. Die Ziele waren hoch gesteckt, Robert Nivelle wollte am 1. Tag der Offensive Laon erobern. Nivelle erklärte vor der Offensive, dass wenn die Ziele am ersten oder zweiten Tag nicht erreicht werden, die Sache ein Flop sei und daher beendet werden müsste. Die Offensive wurde ein Flop, die Ziele wurden nicht am ersten, nicht am zweiten, nicht am letzten Tag erreicht, Nivelle brach die Offensive nicht ab, er konnte sie nicht mehr abbrechen-die Erwartungen waren zu hoch. Es kam zu Meutereien und Militärstreiks. Wie die Deutschen bei Verdun, die Briten an der Somme, die Russen nach den Brussilow und Kerenski-Offensiven gewannen die Franzosen den Eindruck sinnlos verheizt zu werden.
Groß waren auch die Erwartungen vor der 3. Flandernschlacht. Der Ypernbogen war unangenehmes Gelände für die Briten. Sie konnten von den Deutschen aus 3 Richtungen beschossen werden, die Deutschen hielten die Höhenzüge bei Messines und Paschendaele. Die Stadt Ypern war nur noch ein Trümmerhaufen, das Gelände verschlammt. Ypern war aber sozusagen das britische Verdun, der letzte Zipfel Belgiens, den die Deutschen nicht besetzt hatten. Es sollten die flämischen Häfen erobert werden. Die Schlacht verlief in zwei Etappen. Der Wytschaete-Bogen wurde durch eine überraschende Minensprengung erobert. Die zweite Phase der Schlacht ersoff im Schlamm. Ende November 1917 erstarrte die Front bei Paschendaele. Die Geländegewinne konnten die enormen Verluste eigentlich nicht rechtfertigen.
Keine Materialschlacht hat im 1. Weltkrieg die Wende oder den erwünschten Durchbruch herbeiführen können, die enormen Verluste setzten aber den Angreifer unter Druck, die Offensive fortzuführen, bis wenigstens ein Teilerfolg erreicht war. Die gigantischen Verluste an Menschen und Material durften einfach nicht völlig sinnlos sein, die Erwartungshaltung an der "Heimatfront", innerhalb der Presse, der öffentlichen Meinung war hoch. Sie war hoch nicht zuletzt deshalb hoch, weil die Militärs immer wieder zu euphorische Prognosen machten, immer wieder einen "Siegfrieden" forderten, ohne ihn aber militärisch herbeiführen zu können.