Die Lusitania - ein Hilfskreuzer?

@albatros:
Entscheidend ist, dass die U 20 als Kriegsschiff der deutschen Kriegsmarine gekennzeichnet war. Das war so und deshalb handelte Schwieger nicht als Pirat.

@schnitter:
Es ist schade, dass Du offensichtlich nicht auf Gegenargumente eingehen kannst bzw. dass Du dies nicht willst. Aus meiner Sicht habe ich alles getan, um Dir zu erklären, dass für die Charaktersierung eines Schiffes dessen Kennzeichnung als Kriegsschiff maßgebend ist und nicht der Eintrag im Flottenregister. Es liegt nun an Dir, wie Du damit umgehst.
Im Übrigen halte ich Deine Argumentation, Schwieger habe sich von den Eintragungen in den Flottenhandbüchern leiten lassen, für pure Augenwischerei. Nach der Kriegsgebietserklärung vom Februar 1915 konnte es ihm egal sein, ob und wie die Schiffe, die er vor sein Torpedorohr bekam, in den Flottenbüchern eingetragen sind. Aus deutscher Sicht durfte er alles versenken: die Kriegsschiffe sowieso, die Handelsschiffe, weil sie bewaffnet sein konnten, und die neutralen Schiffe, weil sie möglicherweise unter falscher Flagge fuhren. Also: Rohr frei! Mich wundert nur, welchen Popanz man (bis zum heutigen Tag) betreibt, um die damit verbundenen Völkerrechtsbrüche zu verschleiern.
 
Schnitter schrieb:
Die Frage die sich Schwieger stellte, war Lusitania oder Mauretania? Ein Blick in die Flottenbücher eröffnete ihm, daß beide zu Hilfsdiensten in der britischen Flotte aquiriert wurden.

Also Schuß, bumm, versenkt, dumm gelaufen, da die britische Admiralität es ,warum auch immer, versäumt hatte die Lusitania wie die Olympic aus dem Flottenregister zu streichen. That´s life.

1915 war es übrigens nicht mehr in Jane's aufgeführt...
 
Schnitter schrieb:
Ist das nicht ein bisschen sehr abstrus?

Das ist ja der Kern des Problems: Die Regeln des Seekriegsrechts und der Kriegsbrauch widersprachen den tatsächlichen Verhältnissen vor Ort.

Man kann von einem U-Boot schlechterdings erwarten, dass es auftaucht, sich einer nicht unerheblichen Gefahr aussetzt und dann nach den Regeln der Prisenordnung vorgeht. Im Umkehrschluß heißt das aber nicht unbedingt, dass ein U-Boot deshalb alles versenken darf, was ihm vors Rohr kommt. Denn wenn ich nicht sicher sein kann, dass das es ein legitimes Ziel ist, darf ich nicht schießen.

Daher verfiel man in Deutschlan auf die Idee, eine generelle Warnung für alle Schiffe im Seegebiet um Großbritannien herauszubringen. Damit - so meinte man - bräuchte es keine individuelle Warnung für jedes einzelne Schiff mehr. Die U-Boote hätten dann freie Jagd und könnten sich aufs Versenken konzentrieren.

Dummerweise sahen das die neutralen Länder aber anders. Sie pochten auf ihr Recht auf Freiheit der Meere. Und das konnte Deutschland nicht garantieren, da eben nicht kontrolliert wurde, ob es sich a) um ein neutrales Schiff handelte oder ob sich b) neutrale Passagiere auf einem feindlichen Schiff befanden. Das Resultat war, dass Deutschland dem Druck nachgab und den U-Bootkrieg zeitweise fast gänzlich einstellte.

Bei der Frage nach dem Status der Lusitania verhält es sich ähnlich. Die L. wurde zusammen mit der Mauretania und der Aquitania im August 1914 von der Royal Navy eingezogen. Aber nur die Aquitania wurde zum Hilfskreuzer umgerüstet und als HMS Aquitania in Dienst gestellt. L. und M. hingegen nahmen den Liniendienst wieder auf. Das war den deutschen Behörden auch bekannt, (s.o. Warnung). Und wenn sich Schwieger auf veraltete Informationen verläßt, ist das sein Problem.

Nun hat er sich aber selbst nichts anzulasten, weil er ja auf Befehl handelt. Entsprechend muss man sich an seine Vorgesetzten halten. Und die haben das Seerecht so hingebogen, wie es ihnen in den Kram passte. Die britische Admiralität tat es genauso. Das eigentliche Drama beginnt ja erst, als die deutsche Seite in ihrer Antwort auf die amerikanische Note so tut, als sei alles in bester Ordnung. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Alles was die SKL hätte tun müssen, wäre ein Eingeständnis, falsch gehandelt zu haben und die Zusicherung von Kompensation für die Hinterbliebenen. Damit hätten sie wenigstens einen Teil ihres Ansehens gerettet. So wie sie sich jedoch verhalten haben, in sturem Pochen auf ein vermeintliches Recht, Schiffe warnungslos durch U-Boote versenken zu lassen, verspielten sie den letzten Rest Sympathie. Ähnlich verhielt sich der Generalstab ja auch zu den Vorwürfen von Geiselermordungen in Belgien, was bereits 1914 das deutsche Image schwer beschädigte. In diesem Sinne hatte es sich die deutsche Führung selbst zuzuschreiben, dass sie es ab 1917 auch noch mit der größten Macht der Welt zu tun bekam.

Das tückische am Völkerrecht, gerade in dieser Zeit, ist doch, dass es keine Instanz gibt, die befugt ist, autoritativ festzustellen, wer Recht hat und wer nicht.
 
Irgendwie kommen wir hier nicht weiter. Pope, wo steht das geschrieben?

Auf jeden Fall wurde Turner, der Kapitän der Lusitania wegen Mißachtung von Befehlen vor einem britischem Gericht angeklagt und schlußendlich freigesprochen. Bemerkenswert ist doch, daß das britische Gericht 1923 in seiner Urteilsbegründung die Versenkung der Lusitania nicht als Seekriegsverbrechen, sondern als gerechtfertigt ansah. Wohlgemerkt war dies ein britisches Gericht, daß Schwieger zwar beiläufig, aber dennoch von seinem Verhalten freisprach.
 
Gandolf schrieb:
@albatros:
Entscheidend ist, dass die U 20 als Kriegsschiff der deutschen Kriegsmarine gekennzeichnet war. Das war so und deshalb handelte Schwieger nicht als Pirat.

In den USA sah man das etwas anders. Dort wurden U-Boote gerne als "Piraten" bezeichnet.

Z.B.:

Ajax, pseud. The German pirate; his methods and record. New York, George H. Doran company [c1918].

Archer, William. The pirate's progress; a short history of the U-boat. New York, London, Harper & brothers, 1918. 106 p.
 
Schnitter schrieb:
Pope, wo steht das geschrieben?

Finde ich grad nicht mehr. :still:

Hier aber ein Hinweis zur 1914-Ausgabe:

Note 5: Contrary to a claim made by Simpson and repeated by others, the 1914 edition of "Jane's Fighting Ships" did not characterize LUSITANIA as armed, but merely included silhouettes of all liners with speeds of over 18 knots in the chapters for each navy.

http://www.gwpda.org/naval/lusika03.htm
 
Pope schrieb:
Finde ich grad nicht mehr. :still:

Hier aber ein Hinweis zur 1914-Ausgabe:

Note 5: Contrary to a claim made by Simpson and repeated by others, the 1914 edition of "Jane's Fighting Ships" did not characterize LUSITANIA as armed, but merely included silhouettes of all liners with speeds of over 18 knots in the chapters for each navy.

http://www.gwpda.org/naval/lusika03.htm

Rückblickend mag es zutreffen. Vielleicht auch, daß im neuem Jane´s die Lusitania nicht mehr drinstand. Aber da ergeben sich dann auch mehrere Fragen: Wann erschien Jane´s im Jahr 1915? Hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben, daß Schwieger an diese Ausgabe herangekommen wäre?

Warum wurde Schwieger 1923 im Gerichtsverfahren gegen Turner von einem Kriegsverbrechen Abstand genommen und die Lusitania als gerechtfertigter Verlust angesehen? Turner übrigens wurde auch gegen die ihm erhobene Anklage freigesprochen.
 
Schnitter schrieb:
Rückblickend mag es zutreffen. Vielleicht auch, daß im neuem Jane´s die Lusitania nicht mehr drinstand. Aber da ergeben sich dann auch mehrere Fragen: Wann erschien Jane´s im Jahr 1915? Hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben, daß Schwieger an diese Ausgabe herangekommen wäre?

Weiss ich nicht, was er in der Hand hatte. Aber Schweiger hat m.E. aus den Gegebenheiten heraus nicht falsch gehandelt.

Hätte er nicht Lazarett-Schiffe ebenso torpediert, hätte ich für den Mann vielleicht auch was übrig ...
 
@Schnitter:

Wann erschien Jane´s im Jahr 1915?

So wie du Fischers Weltalmanach 2006 bereits Ende 2005 kaufen konntest, erscheinen Handbücher dieser Art bereits zum Jahreswechsel. Die Ausgabe 1914 repräsentiert daher den Stand von 1913, die von 1915 wiederum den von 1914. Die Dinger waren relativ problemlos über den Buchhandel zu beziehen. Wenn der deutsche Marineattache in Washington irgendetwas taugte, hatte er eine Ladung davon aufgekauft.

Wo liegt nun der Unterschied des uneingeschränkten U Bootkrieges in beiden Kriegen?

Ich sehe nicht, wie das mit der Situation von 1915 zusammenhängt, aber hier mal ein kleiner Auszug aus Chester W. Nimitz Seemacht (S. 875-877:

"Als wenige Stunden nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor die amerikanische Regierung den Befehl zur Aufnahme des uneingeschränkten U-Bootkrieges gab, bedeutete dies einen Bruch mit der Tradition, denn amerikansiche U-Boot-Kommandanten waren im Geiste einer Kriegführung nach den Regeln des Völkerrechts ausgebildet worden. Schließlich waren die Vereinigten Staaten aus Protest gegen die deutsche uneingeschränkte U-Bootkriegführung in den ersten Weltkrieg eingetreten. Auf Grund der von Washington ausgegebenen Befehle mußten Offiziere und Mannschaften der amerikanischen U-Boote eine neue Einstellung zu ihrer Aufgabe gewinnen und lernen umzudenken. Aber die gegebenen Befehle waren realistisch. Im modernen totalen Krieg läßt sich eine eindeutige Grenzlinie zwischen kriegswichtigen und nicht kriegswichtigen Gütern nicht ziehen. Der gesamte Schiffsraum eines Staates dient der Kriegführung, und die Tanker und Frachtschiffe Japans, die es mit lebenswichtigen Gütern [...] versorgten, waren genau so gut Teil seiner Kriegsmaschinerie wie seine Schlachtschiffe und Flugzeugträger."

Warum wurde Schwieger 1923 im Gerichtsverfahren gegen Turner von einem Kriegsverbrechen Abstand genommen und die Lusitania als gerechtfertigter Verlust angesehen?

Das würde mich auch interessieren, wann und wo,vor welchem Gericht gegen wen, wegen was, mit welchem Ergebnis verhandelt wurde.
 
Pope schrieb:
Weiss ich nicht, was er in der Hand hatte. Aber Schweiger hat m.E. aus den Gegebenheiten heraus nicht falsch gehandelt.

Hätte er nicht Lazarett-Schiffe ebenso torpediert, hätte ich für den Mann vielleicht auch was übrig ...

Kannst dich ja damit trösten, daß Schwieger schlußendlich selbst versenkt wurde.

Aber mal was anderes. Welches Lazarettschiff hat er torpediert?
 
So wie du Fischers Weltalmanach 2006 bereits Ende 2005 kaufen konntest, erscheinen Handbücher dieser Art bereits zum Jahreswechsel. Die Ausgabe 1914 repräsentiert daher den Stand von 1913, die von 1915 wiederum den von 1914. Die Dinger waren relativ problemlos über den Buchhandel zu beziehen. Wenn der deutsche Marineattache in Washington irgendetwas taugte, hatte er eine Ladung davon aufgekauft
.

Standardmäßig waren die deutschen U Boote mit Jane´s und Brassey´s 1914 ausgerüstet. Warum keine neuen Bücher gekauft oder besorgt wurden ist Spekulation. Keine Ahnung. Dürfte aber sicher auch schwierig geworden sein, diese nach Deutschland zu verschiffen. ;)


Ich sehe nicht, wie das mit der Situation von 1915 zusammenhängt, aber hier mal ein kleiner Auszug aus Chester W. Nimitz Seemacht (S. 875-877:

"Als wenige Stunden nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor die amerikanische Regierung den Befehl zur Aufnahme des uneingeschränkten U-Bootkrieges gab, bedeutete dies einen Bruch mit der Tradition, denn amerikansiche U-Boot-Kommandanten waren im Geiste einer Kriegführung nach den Regeln des Völkerrechts ausgebildet worden. Schließlich waren die Vereinigten Staaten aus Protest gegen die deutsche uneingeschränkte U-Bootkriegführung in den ersten Weltkrieg eingetreten. Auf Grund der von Washington ausgegebenen Befehle mußten Offiziere und Mannschaften der amerikanischen U-Boote eine neue Einstellung zu ihrer Aufgabe gewinnen und lernen umzudenken. Aber die gegebenen Befehle waren realistisch. Im modernen totalen Krieg läßt sich eine eindeutige Grenzlinie zwischen kriegswichtigen und nicht kriegswichtigen Gütern nicht ziehen. Der gesamte Schiffsraum eines Staates dient der Kriegführung, und die Tanker und Frachtschiffe Japans, die es mit lebenswichtigen Gütern [...] versorgten, waren genau so gut Teil seiner Kriegsmaschinerie wie seine Schlachtschiffe und Flugzeugträger."

Ich stimme Nimitz hier zu. Nur die Erkenntnis hatten die Deutschen schon im 1. Weltkrieg und die amerikanische Navy auch. Nur war die amerikanische Interessenlage eine gänzlich andere. Und so wurden die Mittel dem Zweck angepaßt.


zum Gericht:

http://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Lusitania

etwas unterhalb der Mitte bei "Verfahren nach dem Gericht"
 
Übermalter Namenszug

Ich habe in der Zwischenzeit neben dem Buch von Patrick O´Sullivan, Die Lusitania. Mythos und Wirklichkeit, 1999, auch das Buch von Robert Ballard und Spencer Dunmore, Das Geheimnis der Lusitania, 1995, durchgesehen. Zu der Thematik „übermalter Name“ lässt sich folgendes sagen:

Ballard/Dunmore vertreten in ihrem Buch mehrfach die Version, der Namenszug der Lusitania sei übermalt worden, um die Identität des Schiffes vor den Deutschen zu verbergen (z.B. Ballard/Dunmore, aaO., S. 164). Bei O´Sullivan findet sich diese Version nicht. Leider geben Ballard/Dunmore nicht an, aus welcher Quelle sie diese Information bezogen haben. Vermutlich haben sie diese Information einer von jenen 14 Sekundärquellen entnommen, mit denen sich ihr Inhaltsverzeichnis schmückt.

Gegen diese Version sprechen jedoch sowohl der Logbucheintrag von Schwieger als auch die Bilder, die Ballard bei seinen Tauchgängen vom Namenszug des Lusitania-Wracks gemacht hat:

Übereinstimmend berichten sowohl Ballard/Dunmore als auch O´Sullivan, Schwieger habe in sein Logbuch (bei O´Sullivan als „Kriegstagebuch“ bezeichnet) eingetragen, den Namenszug der Lusitania erst beim Sinken des Schiffes am Bug erkannt zu haben (Ballard/Dunmore, aaO., S. 203; O´Sullivan, aaO, S. 71). Ausweislich ihres Literaturverzeichnisses haben Ballard/Dunmore das Logbuch nicht selbst eingesehen, sondern von diesem Eintrag vermutlich aus Sekundärquellen erfahren. O´Sullivan hingegen gibt in seinem Literaturverzeichnis an, die Logbücher der U 20 für sein Buch als Primärquelle herangezogen zu haben. Zwar lag ihm nicht das Original vor, aber immerhin eine im Office of U.S. Naval Intelligence (ONI) aufbewahrte Mikroverfilmung des Logbuchs. Wenn jedoch Schwieger ausweislich seines Logbucheintrags den Namenzug der Lusitania beim Sinken des Schiffes sehen konnte, streitet dieser Umstand gegen die Version vom übermalten Namenszug, es sei denn, Schwieger hätte in seinem Logbuch die Unwahrheit eingetragen. Für eine solche Lüge Schwiegers gibt es jedoch keinen Anhalt.

Ferner streiten gegen die Version vom übermalten Namenszug die im Buch von Ballard/Dunmore enthaltenen Bilder vom Namenszug des Lusitania-Wracks, die dort wie folgt beschrieben werden: „Die Lusitania liegt heute auf der Steuerbordseite, in rund neunzig Metern Tiefe. Obwohl der Zahn der Zeit an ihr genagt hat, lässt sich in dem Wrack immer noch der Träger des Blauen Bandes von einst wieder erkennen. Links: Die Konturen des Namenszuges sind immer noch sichtbar; indem man mehrere Aufnahmen übereinanderlegt, lässt er sich in ganzer Länge lesen (unten). Das Foto ganz unten zeigt wie er ursprünglich aussah“ (Ballard/Dunmore, aaO., S. 155).

Fazit: währenddessen unklar ist, aus welchen Quellen sich ergeben soll, dass der Namenszug übermalt wurde, sprechen für dessen Lesbarkeit sowohl Schwiegers Logbucheintrag als auch die Bilder vom Wrack der Lusitania.

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Was die Gerichtsverhandlungen angeht, bin ich gerade dabei, Informationen einzuholen. Ich möchte vorweg nur einmal darauf hinweisen, dass Schwieger 1917 gefallen ist und somit 1923 weder angeklagt noch freigesprochen werden konnte...
 
Zuletzt bearbeitet:
Gandolf schrieb:
Ferner streiten gegen die Version vom übermalten Namenszug die im Buch von Ballard/Dunmore enthaltenen Bilder vom Namenszug des Lusitania-Wracks, die dort wie folgt beschrieben werden: „Die Lusitania liegt heute auf der Steuerbordseite, in rund neunzig Metern Tiefe. Obwohl der Zahn der Zeit an ihr genagt hat, lässt sich in dem Wrack immer noch der Träger des Blauen Bandes von einst wieder erkennen. Links: Die Konturen des Namenszuges sind immer noch sichtbar; indem man mehrere Aufnahmen übereinanderlegt, lässt er sich in ganzer Länge lesen (unten). Das Foto ganz unten zeigt wie er ursprünglich aussah“ (Ballard/Dunmore, aaO., S. 155).

Fazit: währenddessen unklar ist, aus welchen Quellen sich ergeben soll, dass der Namenszug übermalt wurde, sprechen für dessen Lesbarkeit sowohl Schwiegers Logbucheintrag als auch die Bilder vom Wrack der Lusitania.

Merkwürdig. Dann widerspricht sich doch Ballard anscheinend selbst..?
Denkt er, die Übermalung könnte im Laufe der Zeit abgewaschen worden sein? Vielleicht haben die Engländer damals für die Übermalung keine "dauerhafte" (Öl-)Farbe verwendet. Das wäre sogar naheliegend, weil die das ja sicher bald wieder entfernen wollten...
 
Oder die haben auf halbem Wege ein Brett vor den Namen genagelt, welches dann durch die Explosion herabgefallen ist? :pfeif:
 
Ballards Verdienst besteht eigentlich in der Dokumentation seines Tauchganges. Er liefert wirklich anschaubare Bilder vom Wrack der Lusitania. Im übrigen trägt er die Geschichte des Lusitania-Zwischenfalls aus der im Literaturverzeichnis genannten Sekundärliteratur zusammen und schreibt hieraus die Story vom Lusitania-Zwischenfall, der die Kriegsführung verändert habe: im Bruch zur Alten Zeit seien nunmehr technische Möglichkeiten rigoros genutzt worden und zunehmend auch Zivilisten ins Visier der Militärs gerückt. Der zweite Titel seines Buches lautet nicht ohne Grund: "eine Schiffskatastrophe verändert die Welt". Vermutlich fiel ihm die Widersprüchlichkeit seiner Aussagen gar nicht auf.

Letztlich streitet jedoch Schwiegers Logbucheintrag eindeutig gegen die Version vom übermalten Namenszug. Warum soll Schwieger der Wahrheit zu wider in sein Logbuch eingetragen haben, dass er den namen der Lusitania lesen konnte?

Ballards Bilder bestätigen eher die Version von der Lesbarkeit als die von der Unlesbarkeit des Namenszuges.
 
Pope schrieb:
Oder die haben auf halbem Wege ein Brett vor den Namen genagelt, welches dann durch die Explosion herabgefallen ist? :pfeif:
Soll nun die eine Spekulation die andere ablösen bis alles passt?

Interessanter wäre es doch herauszufinden, welche Quelle eigentlich vom übermalten Namenszug berichtet. So weit ich mich richtig erinnere, will man den Umstand, dass die Lusitania ohne Flagge fuhr, dem Brief eines einzigen Überlebenden entnehmen...
 
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