excideuil
unvergessen
Ich würde das Dritte Reich nicht unbedingt als kapitalistische Macht bezeichnen wollen. Siehe etwa Organisationsformen, wie die Reichsarbeitsfront.
Keine kapitalistische Macht? Was dann?
Grüße
excideuil
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Ich würde das Dritte Reich nicht unbedingt als kapitalistische Macht bezeichnen wollen. Siehe etwa Organisationsformen, wie die Reichsarbeitsfront.
Ich würde das Dritte Reich nicht unbedingt als kapitalistische Macht bezeichnen wollen. Siehe etwa Organisationsformen, wie die Reichsarbeitsfront.
Keine kapitalistische Macht? Was dann?
Grüße
excideuil
Eine faschistische mit einem faschistischem Wirtschaftssystem, welches versucht, die Klassenkonflikte aufzuheben ohne sie zu lösen.
Und was ist daran nicht kapitalistisch?
Über den Stellenwert der Reichsarbeitsfront mag man streiten. Ich persönlich würde sie zur Charakterisierung der deutschen Volkswirtschaft in den dreißiger Jahren als sekundär erachten. Primäres Kriterium für die Klassifizierung einer Volkswirtschaft ist m.E. nach wie vor die Frage der überwiegend zu erkennenden Eigentumsverhältnisse und den entsprechenden Marktmechanismen aus Angebot und Nachfrage. ...
... dann ist die deutsche Volkswirtschaft als "Wehrwirtschaft" bereits zu Friedenszeiten organisiert worden. Und insofern weist sie Besonderheiten auf, aber nach wie vor auf der Basis einer kapitalistischen Wirtschaft!
Im einzelnen weist die Wehrwirtschaft folgende Strukturen auf:
- Ein weitgehend auf privatem Besitz basierenden Produktionsvermögen!!!!
- Mit geplanten Produktionszielen für den Bereich der Wehrwirtschaft und einem Zurückdrängen der Produktion für den Export und den privaten Konsum
- Mit einer weitgehend geplanten Ressourcenbewirtschaftung für die Produktionsziele der Aufrüstung
- mit einer staatlich kontrollierten Devisenbewirtschaftung, um die notwenigen Rohstoffe im Rahmen von Importen beschaffen zu können
...
Eine kapitalistische Wirtschaftsordnung ist weitgehend frei, in den Faschismen aber wurden die Unternehmer - wie auch die Arbeitnehmer - durch die vertikal organisierten Pseudogerwerkschaften (eben auch die Arbeitsfront) ausgebremst
Nicht das Kapital und seine Vermehrung stand im Vordergrund, sondern der politische und nebenbei antimodernistische Wille der nationalsozialistischen Führung.
macht die faschistische Wirtschaftsweise nicht zu einer kapitalistischen
...
Und nur weil es Abweichungen in der Wehrwirtschaft von der oben zitierten idealistischen Norm eines liberalen Kapitalismus gibt, ist es wenig hilfreich, den Begriff einer "faschistischen Wirtschaft" einzuführen. ...
...Die Unternehmer waren aber zusammen mit ihren in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung im Verteilungskampf den Gegner darstellenden Arbeitnehmern in einer Zwangsvereinigung zusammengeführt, die ganz wesentlich und nicht nach profitorientierten Bestrebungen die Wirtschaft des Dritten Reiches lenkte.
Meiner Meinung nach auch zurecht, immerhin wäre der Begriff "liberal" ein doch eher unangemessenes politisches Etikett, um die NS-Wirtschaftsordnung zu beschreiben. Wie Silesia oben bereits schreibt, ist die Wirtschaftsordnung des Dritten Reichs eine Mischform - wie alle anderen real existierenden Wirtschaftsordnungen auch (sog. mixed economies). Sie hat sowohl zentralverwaltungs- als auch marktwirtschaftliche Züge. Ich sehe auch keine Persistenz der Wirtschaftsordnung der WR über die gesamte Periode des Dritten Reiches hinweg sondern vielmehr einen sukzessiven Wandel weg von einer freien Marktwirtschaft (nachzulesen u.a. bei Diehl Von der Marktwirtschaft zur ... - Markus Diehl - Google Bücher). Diskussionsfähig ist hier mE lediglich, ob diese Entwicklung der nationalsozialistischen wirtschaftspolitischen Ideologie oder der Kriegswirtschaft geschuldet ist.Ich habe sehr bewusst nicht den Begriff liberal verwendet.
... Diskussionsfähig ist hier mE lediglich, ob diese Entwicklung der nationalsozialistischen wirtschaftspolitischen Ideologie oder der Kriegswirtschaft geschuldet ist.
Meiner Meinung nach auch zurecht, immerhin wäre der Begriff "liberal" ein doch eher unangemessenes politisches Etikett, um die NS-Wirtschaftsordnung zu beschreiben.
Wie Silesia oben bereits schreibt, ist die Wirtschaftsordnung des Dritten Reichs eine Mischform - wie alle anderen real existierenden Wirtschaftsordnungen auch (sog. mixed economies). Sie hat sowohl zentralverwaltungs- als auch marktwirtschaftliche Züge.
Ich sehe auch keine Persistenz der Wirtschaftsordnung der WR über die gesamte Periode des Dritten Reiches hinweg sondern vielmehr einen sukzessiven Wandel weg von einer freien Marktwirtschaft (nachzulesen u.a. bei Diehl Von der Marktwirtschaft zur ... - Markus Diehl - Google Bücher).
Diskussionsfähig ist hier mE lediglich, ob diese Entwicklung der nationalsozialistischen wirtschaftspolitischen Ideologie oder der Kriegswirtschaft geschuldet ist.
(dass Tante Wiki nicht das Buch der Bücher ist, weiß ich) -- also ich frage mich, wieso diese allgemeine Definition nicht auch auf die Wirtschaft im dt. Reich von 1933-45 zutreffen soll. Krupp etc. sind 1933 sicher nicht über Nacht zu Antikapitalisten geworden.Tante Wiki schrieb:Kapitalismus bezeichnet zum einen eine spezifische Wirtschats- und Gesellschaftsordnun, zum anderen eine Epoche der Wirtschaftsgschichte. Die zentralen Merkmale sind in Anbetracht des historischen Wandels und der zahlreichen Kapitalismusdefinitionen sowie weltanschaulicher Unterschiede umstritten. Allgemein begreift man Kapitalismus als eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und einer Steuerung von Produktion und Konsum über den Markt beruht. Als weitere Merkmale werden genannt: die Akkumulation und das „Streben nach Gewinn im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb“.
Bliebe die staatliche Verneinung der "Gewinnerzielungsabsicht". Die ist empirisch nicht nachweisbar. Da fielen mir außer einigen Steuergesetzen nichts ein, was nichts heißen muß.
Abschließend noch ein Zitat von Neumann zur Bezeichnung der Wirtschaftsform:
" Die Wirtschaft des nationalsozialistischen Deutschland hat zwei umfassende ...Kennzeichen. Sie ist eine Monopolwirtschaft - und eine Befehlswirtschaft. Sie ist eine privatkapitalistische Ökonomie, die durch einen totalitären Staat reglementiert wird. Als den besten Namen, sie zu beschrieben, schlagen wir "totalitärer Monopolkapitalismus" vor." S. 312
Grundsätzlich ist jede Wirtschaftsform in irgendeiner Weise gewinnorientiert. Das macht sie aber nicht zu kapitalistischen Wirtschaftsformen; man kann den Kapitalismus nicht auf die Gewinnorientierung reduzieren.
Freilich ist damit nicht eine faschistoide Tradition gemeint, sondern eine gewerkschaftlich inspirierte/finanzierte „Genossenschaftsbank“…wikipedia schrieb:Nach dem Krieg wurde die Tradition der Gewerkschaftsbanken durch die Bank für Gemeinwirtschaft fortgesetzt.
Ja, im Endeffekt geht es gerade darum dem Kind, also dem Wirtschaftssystem des 3. Reichs, einen Namen zu geben und ich bezweifle schlicht und ergreifend, dass das so leicht möglich ist. Zum einen gibt es "das" Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus nicht, sondern es gibt vielmehr unterschiedliche wirtschaftspolitische Ausrichtungen zu unterschiedlichen Zeiten. Wie bereits gesagt ist hier mE nur diskussionsfähig, was dabei der determinierende Faktor war, die politische Ausrichtung (also Eigensteuerung) oder die Rahmenbedingungen (also Fremdsteuerung).Richtig und es hat auch bisher keiner getan! Sondern war lediglich ein Hinweis auf die Konstruktion eines Archetyps durch El Quijote, um dann zu erklären, dass die Wirtschaft des 3. Reich dem nicht entsprechen würde.
Na aber immerhin in Frage gestellt und Fragen darf man beantworten.Richtig und auch das hat keiner bestritten!
Ich bleibe mal kurz bei der Ideologie um dann in die Umsetzung umzuschwenken. Zunächst wäre der Strasserflügel und die Auseinandersetzung auf der Bamberger Führertagung zu nennen, der alles andere als kapitalistisch ausgerichtet war, der Zusatz zum klaren Bekenntnis zum Privateigentum zum "unabänderlichen" 25-Punkte-Programm erfolgte auch erst danach. Eben jenes 25-Punkte-Programm enthält aber auch Aussagen wie "Verstaatlichung" und "Brechung der Zinsknechtschaft". In der konkreten Umsetzung haben wir durchaus Verstaatlichungen und Enteignungen, nicht nur im Zuge der Arisierung, die Gleischschaltung aller durch die Volksgemeinschaft, der propagierte starke Staat (das insbesondere trotz des gespannten Verhältnisses zum Ordoliberalismus und der Freiburger Schule) und natürlich die bereits mehrfach bemühten vier Jahres Pläne der Kriegswirtschaft.Welche strukturellen Veränderungen !!! der Organisation der VW und der Unternehmen haben sich denn in den 30er Jahren ergeben, sieht man davon ab, dass die Produktion auf eine Kriegswirtschaft (im Bereich der Planung der Produktion und bei der Konsumption des BSP) umgestellt wurde.
Das tut hier auch nichts zur Sache. Die grundsätzlichen Unterscheidungsmerkmale im Zuge der Einordnung von Wirtschaftsordnungen sind die Form des Eigentums, die verändert wurde (Enteignungen, Verstaatlichungen), die Art der Planung, die ebenfalls verändert wurde (von frei auf staatlich), die Preisbildung, die verändert wurde (von Marktpreis zu Preisvorgabe) sowie die Öffnung nach außen, die ebenfalls verändert wurde (Stichwort Autarkie).Der Workflow der Planung wurde verändert und durch zusätzlich Planungseinheiten und Prozesse ergänzt, aber nicht die grundsätzlich Struktur der Organisation der VW und der Prinzipien, nach denen sie ausgerichtet war.
Knapp zusammengefasst ist es der Absatz drüber in ausführlich und mit Beispielen hinterlegt. Diehl stellt dabei aber keine Thesen auf, sondern stellt die wirtschaftspolitische Entwicklung während der Zeit des Dritten Reichs dar.Ansonsten: Welche Thesen vertritt denn Diehl, die so anders sind? Und wie begründet er diese? Und an welchen Punkten weichen seine Thesen ab von den Autoren, die bereits eingangs zitiert worden sind? (Habe natürlich Carrol (Design for total war) in der Auflistung vergessen.)
Nein, eben nicht, die Diskussion ob der Nationalsozialismus nun kapitalistisch oder sozialistisch bzw. fremd- oder selbstgesteuert war, wird nach wie vor geführt, allerdings nicht aus einer wirtschaftsgeschichtlichen Warte, sondern eher aus einer politischen Warte heraus. Aus einer wirtschaftsgeschichtlichen Betrachtung heraus lässt sich die Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus in Summe nämlich nicht einordnen. Man könnte die Wirtschaftspolitik zum Zeitpunkt x durchaus einordnen, aber - ketzerisch gefragt - was hilft denn der Name schon weiter? Ich denke, wir sind uns alle einig, dass es weder rein marktwirtschaftlich noch planwirtschaftlich war, genauso wie wir uns vermutlich (?) einig sind, dass die Wirtschaftspolitik der NSDAP eine andere war, als das staatliche laissez-faire zur Zeit der Weimarer Republik. Die Herausforderung bei der Wirtschaftspolitik der NSDAP ist mE, dass es eigentlich keine Wirtschaftspolitik im Sinne einer klaren Linie oder eines langfristigen wirtschaftspolitischen Zieles gab. Vielmehr erfolgte die wirtschaftspoltische Ausrichtung "opportunistisch", was nicht passte wurde passend gemacht. Oder platter formuliert: brauchte man Geld von Großindustirellen war Verstaatlichung kein Thema mehr.Auch richtig, wobei die Beantwortung in der Literatur schon vorgenommen wurde und einer pragmatischen Anpassung der Wirtschaft an die Kriegserfordernisse geschuldet war.
Im Grunde ist das doch auch nur eine Worthülse, die nochts anderes aussagt, als dass die Wirtschaftspolitik marktwirtschaftliche und planwirtschaftliche Züge hatte, was jetzt nicht gerade eine bahnbrechende Erkenntnis ist. Franz Neumann ist zudem auch nicht gerade die aktuellste Lektüre zum Thema, das aber nur am Rande, inhaltlich kenne ich sein Werk nicht.Abschließend noch ein Zitat von Neumann zur Bezeichnung der Wirtschaftsform:
" Die Wirtschaft des nationalsozialistischen Deutschland hat zwei umfassende ...Kennzeichen. Sie ist eine Monopolwirtschaft - und eine Befehlswirtschaft. Sie ist eine privatkapitalistische Ökonomie, die durch einen totalitären Staat reglementiert wird. Als den besten Namen, sie zu beschrieben, schlagen wir "totalitärer Monopolkapitalismus" vor." S. 312
Sehr richtig. Ich habe es zwar bereits weiter oben erwähnt, aber die "Big 4" in diesem Zusammenhang sind Eigentum, Preisbildung, Öffnung nach Außen und Planungshoheit. Zudem soll es auch innerhalb kapitalistischer Wirtschaftsorganisationen Wirtschaftssubjekte geben, die eben nicht gewinnmaximierend agieren, sondern andere Ziele verfolgen.Grundsätzlich ist jede Wirtschaftsform in irgendeiner Weise gewinnorientiert. Das macht sie aber nicht zu kapitalistischen Wirtschaftsformen; man kann den Kapitalismus nicht auf die Gewinnorientierung reduzieren.
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