J
Jemand
Gast
Ich zitiere mal Kreiser:
„Beim Fehlen absoluter Bevölkerungszahlen können ohnehin nur relative Größen einander gegenüber gestellt werden. Aus einer vielleicht im 13. Jahrhundert erreichten relativen Bevölkerungsmehrheit der Türken wird spätestens im 15. Jahrhundert ein absolutes Übergewicht. In osmanischer Zeit wurde die Turkisierung Anatoliens nicht mehr wesentlich vorangetrieben. Allerdings übernahmen jetzt große christliche Gruppen, v.a. in den Städten, das Türkische als Umgangssprache (Armenier, „Karamanlı“-Griechen), während in Teilen Kapadokiens, im Westen und im pontischen Raum die Griechen an ihrer Sprache festhielten.“ (Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300-1922 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Band30). 2., aktualisierte Auflage. München 2008, S. 5)
Absolute Zahlen scheint es nicht zu geben; Lynxxx hat sich ja vergebens bemüht, hieb- und stichfeste Zahlen zur Gesamtbevölkerungszahl Anatoliens beizubringen. Immerhin scheinen mir bis zu 2,1 Millionen turkmenischer plus eine nicht näher quantifizierbare Anzahl weiterer türkischer Einwanderer doch die Möglichkeit zu eröffnen, daß die Türken zwar keine absolute, aber immerhin - gegenüber den griechischen, armenischen, kurdischen Gruppen - eine relative Bevölkerungsmehrheit erreichten. Es scheint also durchas plausibel, daß der türkische Bevölkerungsanteil schon in den ersten Jahren des Osmanischen Reiches der zahlenmäßig dominierende war.
Die (ohedies durch nichts belegbare) Annahme einer restriktiven Sprachpolitik ("Aufzwingen der Sprache") dürfte sich somit wohl erübrigen.
Kann man das so festhalten?
Oder sollten die von Lynxxx in die Diskussion eingebrachten Zahlen völlig falsch sein?
Und hier noch Auszüge aus dem Lexikon des Mittelalters. Stuttgart. 2000.
...
Die Turkmenen bildeten nie ein Großreich, spielten aber bei den Eroberungszügen der Selguqen im Westen seit dem 11. Jh. eine große Rolle und trugen zur Turkisierung und Islamisierung Anatoliens in erheblichen Maße bei. Sie vermochten im 12. Jh. bis zu 300000 Krieger aufzubieten, von denen etwa ein Viertel an jedem Feldzug teilnahm. Allein im 11. Jh. wanderten in Kleinasien ungefähr 500000-700000 Turkmenen ein. Im 12. Jh. wuchs deren Zahl auf etwa eine Million an. Eine neue Immigrationswelle erreichte Anatolien als Folge des Mongolensturms. Die Zahl der neuen Einwanderer wurde auf etwa 350-400000 Menschen geschätzt.
Dieter jedenfalls widerspricht den Angaben im "Lexikon des Mittelalters":
Aus ähnlichen Szenarien wissen wir aber, dass nicht Hunderttausende "Türken" durch ganz Vorderasien gewandert sein können.