Ethnogenese der Türken

Natürlich gab es nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches türkische Enklaven muslimischen Glaubens, doch blieb die ganz überwiegende Bevölkerung des Balkans christlich.

Ja damit mein ich doch dass es Versuche gab Bevölkerungen zu islamisieren, dass es nicht gelungen ist die ganze Bevölkerung des Balkans zu konvertieren ist fakt.


Es gab keinen von Türken begangenen Völkermord an den Griechen. Allein die Armenier hatten einen solchen Völkermord zu beklagen.

Unbestreitbar kam es allerdings zwischen 1914 und 1923 zu Verfolgungen der griechischen Bevölkerung seitens der osmanischen bzw türkischen Regierung und auch zu Deportationen, Massakern und Arbeitslagern. Das ist allerdings nicht mit einem "Völkermord" vergleichbar, so schlimm das auch für die Betroffenen gewesen sein mag.

Was für Argumente gibt es dagegen dass es kein Völkermord gab??
Die Zahl? Sie schwankt, aber es wird angenommen dass es 353.000 Menschenleben waren.Deutschland hat ja auch den Völkermord an den Armeniern vor kurzer Zeit anerkannt, das heisst nicht dass es ihn nicht gegeben hattte. Die anderen 1,25 Millionen kamen nach 1922 nach Griechenland, töten haben die Osmanen nicht alle können, mit den Armeniern und anderen Völkern kommen wir auf mindestens 2 Milionen "nur" in diesen 8 Jahren. Oder meinst du wenn noch heute in der Türkei diese Griechen leben würden, würden sie schön frei und mit verschiedenen Vorteilen leben können ??? Nur die Nazis waren "besser" und konnten in so einer Zeit 7 Milionen Juden vernichten.



Auslöser des Bevölkerungstauschs war eine größenwahnsinnige griechische Regierung, die gleich nach Ende des Ersten Weltkriegs die Schwäche der Türkei ausnutzen und ein "Großgriechenland" schaffen wollte, zu dem große Teile der Türkei gehören sollten. Allerdings erwiesen sich die griechischen Militäroperationen in Kleinasien als Fehlschlag und es folgte eine vernichtende griechische Niederlage. Erst danach kam es gemäß dem Vertrag von Lausanne zu einer Zwangsumsiedlung, die 1,25 Millionen kleinasiatische Griechen und etwa 500 000 Türken bzw. Muslime in Griechenland betraf. Das Leid der Zivilbevölkerung aufgrund dieser Vertreibungen betraf beide Seiten.

Das ist richtig und ich bin gegen den aggressiven Patriotismus und Kriege, aber man wollte Gebiete befreien die seit über 2000 Jahre griechisch-christlich geprägt waren, das rechtfertigt keinen Völkermord seitens des osmanischen Reiches an Unschuldige und unbewaffnete Menschen und Kriegsgefangene. Die Osmanen damals und die Türkei heute hat einfach Angst von den Minderheiten, wie einst grosse Imperien,und ging oft brutal gegen sie vor, den sie waren an der Zahl gar nich mal so wenige(Griechen, Armenier, Kurden usw). Der Respekt und der Liberalismus der heutigen westlichen Nationen gegenüber den Minderheiten hat die Türkei auch heute noch,wie auch vor hundert Jahren, nicht berührt. Das Leid betraf beide Seiten, doch waren die Muslime nicht durch einen vorangehenden Völkermord zerrütet, was aber auch nicht heisst, dass sie es mit der Umsiedlung einfach hatten, obwohl 1) die 0,5 Milionen ein weit grösseres Land in Anatolien besiedeln konnten als die 1,25 Milionen Griechen in einem kleinen Griechenland, wo viele wegen Unterernährung bevor und während sie kamen starben und 2) wurde die restliche griechische Bevölkerung Konstantinopels,Imbros und Tenedos durch Progrome(1955) und Sondersteuern von mehreren zehn oder hunderttausend auf rund 1500-2000 heutzutage heruntergemacht . Im Gegensatz dazu lebten und leben ungestört griechische Angehörige muslimischen Glaubens(die Ausnahmen aus dem Vertrag von Lausanne) im heutigen Griechenland und haben alle Rechte und Vorteile wie auch ihre orthodoxen Mitmenschen.
 
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Das ist richtig und ich bin gegen den aggressiven Patriotismus und Kriege, aber man wollte Gebiete befreien die seit über 2000 Jahre griechisch-christlich geprägt waren, das rechtfertigt keinen Völkermord seitens des osmanischen Reiches an Unschuldige und unbewaffnete Menschen und Kriegsgefangene.

Die Maßnahmen der osmanischen Regierung gegen die griechische Bevölkerung zwischen 1914 und 1923 werden als Repression, nicht aber als Völkermord gewertet.

Von einem Völkermord wird vielfach bei der Verfolgung der syrischen Christen gesprochen, die im Ersten Weltkrieg wie die Armenier Todesmärsche und Massaker erdulden mussten. Dieses Geschehen muss man aber von der Repression gegenüber der griechischen Bevölkerung trennen. Und natürlich auch die Opferzahlen.

Über den Völkermord an den syrischen Christen berichtet Wiki hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Völkermord_an_den_syrischen_Christen

Über die Verfolgung der Griechen wird hier berichtet: https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenverfolgungen_im_Osmanischen_Reich_1914–1923

Die Osmanen damals und die Türkei heute hat einfach Angst von den Minderheiten, wie einst grosse Imperien,und ging oft brutal gegen sie vor, den sie waren an der Zahl gar nich mal so wenige(Griechen, Armenier, Kurden usw).

Wir sprachen hier vor allem über die Geschichte des Osmanischen Reichs in den letzten Jahrhunderten. In dieser Zeit gab es wenige Konflikte zwischen den verschiedenen Völkern und der osmanischen Regierung. Die Sultane hatten erkannt, dass der Vielvölkerstaat nur mit einer gewissen religiösen Toleranz und einer toleranten Nationalitätenpolitik zu regieren war.

Das änderte sich erst gravierend mit dem Aufkommen des Nationalismus im 19. Jh., der zu Aufständen der Balkanvölker und schließlich zu ihrer nationalen Souveränität führte - noch vor dem Ersten Weltkrieg. Zu Massakern, Deportationen und Todesmärschen kam es erst im Verlauf des Ersten Weltkriegs, was hier aber nicht unser Thema ist.
 
Natürlich gab es nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches türkische Enklaven muslimischen Glaubens, doch blieb die ganz überwiegende Bevölkerung des Balkans christlich.

Die Muslime wurden aus den meisten Gebieten vertrieben, deswegen gibt es nicht viel mehr muslimische (nicht unbedingt Türken) Enklaven. Wäre das nicht so wäre Belgrad eine muslimische Staat oder Budapest, Sofia e.t.c.
 
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Die Muslime wurden aus den meisten Gebieten vertrieben, deswegen gibt es nicht viel mehr muslimische (nicht unbedingt) Enklaven. Wäre das nicht so wäre Belgrad eine muslimische Staat oder Budapest, Sofia e.t.c.

Da hast du sicher Recht.

Ich wollte damit auch nicht sagen, dass sich solche türkischen Enklaven bis heute erhalten haben. Allerdings blieb z.B. in Bulgarien eine starke türkische Minderheit zurück, die erst nach 1945 aufgrund einer "Bulgarisierung" vertrieben wurde. In drei Auswanderungswellen 1950/51: 155.000, 1968-78: 130.000 und 1989: 370.000 (von denen 154.000 zurückkehrten) verließen die Türken und ein Teil der Pomaken Bulgarien in Richtung Türkei.
 
Ethnische Säuberungen fallen mit unter Völkermord. Das mal vorne weg. Im Zuge der nationalen/nationalistischen Konflikte sind natürlich eine ganze Menge an Leuten vertrieben worden, umgekommen, ihr Tod billigend in Kauf oder auch aktiv forciert worden. Wir haben es hier aber auch im Zuge der Nationalitätenbildung mit einer Ethnisierung der Religionsgruppen zu tun. Viele der heutigen Türken (von denen das wiederum viele genauso ungern hören, wie viele Griechen) haben ja eigentlich eine griechische Herkunft, sind irgendwann zum Islam konvertiert - ob sie ihre Sprache bereits aufgegeben hatten oder jetzt erst allmählich aufgaben, ist wohl von Region zu Region unterschiedlich - und haben die griechische Herkunft vergessen. Der umgekehrte Fall wird weniger auftreten, Griechen, die ursprünglich eine türkische Herkunft hatten und nachträglich zum Christentum konvertierten, wird es schon aus Gründen wegen der Machtfrage deutlich weniger gegeben haben. Interreligiöse und mehr noch interethnische Heiraten machen eh die Herkunft letztlich obsolet.
 
So häufig werden interreligiöse Ehen nicht gewesen sein. Jetzt mal die wenigen Ausnahmen im sultanischen Harem ausgenommen.

Ehen zwischen muslimischen Männern und Christinnen okay wirds vielleicht gegeben haben, der umgekehrte Fall kann ich mir kaum vorstellen. Natürlich heute gibts das sicher aber kaum vor der Säkularisierung des Balkans im 19. Jahrhundert.
 
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Die Maßnahmen der osmanischen Regierung gegen die griechische Bevölkerung zwischen 1914 und 1923 werden als Repression, nicht aber als Völkermord gewertet.

Von einem Völkermord wird vielfach bei der Verfolgung der syrischen Christen gesprochen, die im Ersten Weltkrieg wie die Armenier Todesmärsche und Massaker erdulden mussten. Dieses Geschehen muss man aber von der Repression gegenüber der griechischen Bevölkerung trennen. Und natürlich auch die Opferzahlen.

Über den Völkermord an den syrischen Christen berichtet Wiki hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Völkermord_an_den_syrischen_Christen

Über die Verfolgung der Griechen wird hier berichtet: https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenverfolgungen_im_Osmanischen_Reich_1914–1923



Wir sprachen hier vor allem über die Geschichte des Osmanischen Reichs in den letzten Jahrhunderten. In dieser Zeit gab es wenige Konflikte zwischen den verschiedenen Völkern und der osmanischen Regierung. Die Sultane hatten erkannt, dass der Vielvölkerstaat nur mit einer gewissen religiösen Toleranz und einer toleranten Nationalitätenpolitik zu regieren war.

Das änderte sich erst gravierend mit dem Aufkommen des Nationalismus im 19. Jh., der zu Aufständen der Balkanvölker und schließlich zu ihrer nationalen Souveränität führte - noch vor dem Ersten Weltkrieg
. Zu Massakern, Deportationen und Todesmärschen kam es erst im Verlauf des Ersten Weltkriegs, was hier aber nicht unser Thema ist.



Wechsle mal die Sprache auf Englisch, dann heisst der Artikel "Völkermord an den Griechen" https://en.wikipedia.org/wiki/Greek_genocide

Die Opferzahlen der syrischen Christen in deinem Link sind 55.000 und 90.000.
Die griechischen Opfer waren 353.000 und die die zurückblieben, sind entweder ganz zu Muslime(Türken) geworden, oder sind Kryptogriechen geblieben( sind griechischen Ursprungs und behielten ihre Religion, türkisierten sich aber und öffentlich gaben sie sich als Muslime,ihre Zahl schwankt auch heute noch sehr stark).

Das Thema behandelt im allgemeinen die Ethnogenese der Türken, sofern sind meine Angaben relevant. Ich sagte schon vorhin, dass es mehrere Befreiungsversuche gab, 124 von der griechischen Seite. Die griechische Kontinuität gab es direkt nach 1453 und verstärkte sich wie du schon sagtest, mit den Nationalen Bewegungen.

Durchforste mal wiki, da wirst du schon Aggresivität und Brutale Massaker von Seiten der Osmanen noch vor dem Ersten Weltkrieg finden.
 
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Ethnische Säuberungen fallen mit unter Völkermord. Das mal vorne weg. Im Zuge der nationalen/nationalistischen Konflikte sind natürlich eine ganze Menge an Leuten vertrieben worden, umgekommen, ihr Tod billigend in Kauf oder auch aktiv forciert worden. Wir haben es hier aber auch im Zuge der Nationalitätenbildung mit einer Ethnisierung der Religionsgruppen zu tun. Viele der heutigen Türken (von denen das wiederum viele genauso ungern hören, wie viele Griechen) haben ja eigentlich eine griechische Herkunft, sind irgendwann zum Islam konvertiert - ob sie ihre Sprache bereits aufgegeben hatten oder jetzt erst allmählich aufgaben, ist wohl von Region zu Region unterschiedlich - und haben die griechische Herkunft vergessen. Der umgekehrte Fall wird weniger auftreten, Griechen, die ursprünglich eine türkische Herkunft hatten und nachträglich zum Christentum konvertierten, wird es schon aus Gründen wegen der Machtfrage deutlich weniger gegeben haben. Interreligiöse und mehr noch interethnische Heiraten machen eh die Herkunft letztlich obsolet.


Das stimmt, Ich hab das ja oben schon erwähnt, viele Griechen blieben in der Türkei und mussten den Muslimischen Glauben annehmen und sich türkisieren oder heimlich ihre christlichen Glauben praktizieren und öffentlich sich als Muslime ausgeben, um nicht von ihrer Heimat vertrieben zu werden.

Ich würde mal sagen, dass in den heutigen Türken viel mehr Griechen bzw. vortürkische Kleinasiatien steckt als türkische Stämme näher abstammend von den Mongolen.
 
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Das ist zu kurz gesprungen. Dieser Thread befasst sich mit der Ethnogenese der Türken. Das ist ein Prozess der im 11. Jhdt. begann und natürlich bis heute nicht abgeschlossen ist (wenn auch seit 1923 vielleicht in einer anderen Dynamik als davor). Es war über Jahrhunderte auch ganz ohne Zwang von Vorteil, zum Islam zu konvertieren. Geschichte heißt nicht, die Akteure immer in Täter und Opfer einzuteilen.
 
Das ist zu kurz gesprungen. Dieser Thread befasst sich mit der Ethnogenese der Türken. Das ist ein Prozess der im 11. Jhdt. begann und natürlich bis heute nicht abgeschlossen ist (wenn auch seit 1923 vielleicht in einer anderen Dynamik als davor). Es war über Jahrhunderte auch ganz ohne Zwang von Vorteil, zum Islam zu konvertieren. Geschichte heißt nicht, die Akteure immer in Täter und Opfer einzuteilen.

...das habe ich auch nicht bestritten.

Aber zu behaupten dass es auch nicht oft aktive Versuche gab Bevölkerungen gegen ihren Willen zu bekehren, ist auch falsch. Und die Steuerbefreiungen und andere Vorteile die sich mit der Konversion korrelierten waren ein sehr gutes Mittel um das zu vollbringen.Deshalb flüchteten ja auch viele Menschen zum Beispiel im gebirgigen Peloponnes oder Epirus in den Bergen, um einer Konversion zu entgehen.Man wollte seinen Glauben und die sich damit verbindeten jahrhunderten alten Traditionen und Bräuche nicht so einfach aufgeben. Diese Bevölkerung war deshalb der Hauptkern der Streitmächte der Befreiungsarmeen 1821. Aber das ist denke ich Offtopic.
 
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Aber zu behaupten dass es auch nicht oft aktive Versuche gab Bevölkerungen gegen ihren Willen zu bekehren, ist auch falsch.

Nichtmuslime im Osmanischen Reich wurden in so genannte millets zusammengefasst, d.h. das Leben der nichtmuslimischen Bevölkerung regelnden Organisationen. Das erfolgte unter der Verantwortlichkeit von Bischöfen, Priestern und Rabbinern. Es gab also eine vom Staat garantierte religiöse Autonomie.

Hinsichtlich ihrer Rechte waren Nichtmuslime unterprivilegiert. Sie zahlten die Kopfsteuer (cizye), konnten nicht vor Gericht gegen Muslime aussagen, was im Geschäfzsleben ein ernstes Problem war. Häuser der Nichtmuslime durften die ihrer muslimischen Nachbarn nicht überragen, manche Kirchen wurden per Dekret den Gemeinden weggenommen und in Moscheen umgewandelt.

Zwangsbekehrungen waren äu0erst selten, denn sowohl Christen als auch Juden wurden als "Leute des Buchs" toleriert, Die Osmanistikprofessorin Suraiya Faroqhi sagt dazu:

"Vor allem kamen im Gegensatz zu den europäoschen Staaten jener Epoche, in denen Vertreibungen und Hinrichtungen religiöse Konformität erzwangen, unfreiwillige Bekehrungen zum Islam selten vor.."
(Suraiya Faroqhi, Geschichte des Osmanischen Reichs, München 2000, S. 50).

Man kann davon ausgehen, dass die überwältigende Mehrheit aller Bekehrungen freiwillig erfolgte. Abgesehen von der Kopfsteuer eröffnete die Konversion zum Islam Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs. Vor allem werden viele es vorgezogen haben, niicht mehr als Untertanen zweiter Klasse zu leben, mit all den rechtlichen und gesellschaftlichen Nachteilen gegenüber der muslimischen Bevölkerung im Osmanischen Reich.
 
Nichtmuslime im Osmanischen Reich wurden in so genannte millets zusammengefasst, d.h. das Leben der nichtmuslimischen Bevölkerung regelnden


Als Ergänzung zu der Darstellung von "Dieter" zum "Millet-System":

Es entstand im mittelalterlichen Osmanischen Reich und bezeichnete zunächst die Gemeinschaft der Muslimen. Dieses wandelte sich und das "Millet-System" wurde für die Nicht-Muslimen im Osmanischen Reich eingeführt.

Insgesamt war es bis ins 17. Jahrhundert erfolgreich und sicherte den Nicht-Muslimen einen relativ großen Freiraum zu.

Ab dem 18. Jahrhundert und zunehmend im 19. Jahrhundert wurde die Funktionsfähigkeit im Sinne der Integration des osmanischen Imperium in Frage gestellt. Zunehmend bildete das "Millet-System" die politische und organisatorische Keimzelle für separatistische Überlegungen.

Dieses wurde dadurch verschärft, dass sich im 19. Jahrhundert die europäischen Großmächte als "Garanten" für die Freiheiten der jeweiligen religiösen Gruppen definierten.

Vor diesem Hintergrund ergab sich die Möglichkeit von Gruppen aus dem "Millet-System", die Großmächte anzurufen und nach Hilfe gegen die osmanische Zentralregierung zu bitten. Ob es zu einem Beistand kam hing von den jeweiligen temporären politischen Interessen der Großmächte ab.

Im Zuge der "Nationalisierung" des Balkans war es jedoch eine wichtige Größe, die die Unabhängigkeit der Völker des Balkans mit beschleunigt hatte.

Und diese Form der Einmischung wurde durch die "Jungtürken" als koloniale Erniedrigung wahrgenommen und ist ein zentraler Grund für die mehrheitliche Ablehnung der Entente als Bündnispartner.
 
Nichtmuslime im Osmanischen Reich wurden in so genannte millets zusammengefasst, d.h. das Leben der nichtmuslimischen Bevölkerung regelnden Organisationen. Das erfolgte unter der Verantwortlichkeit von Bischöfen, Priestern und Rabbinern. Es gab also eine vom Staat garantierte religiöse Autonomie.

Hinsichtlich ihrer Rechte waren Nichtmuslime unterprivilegiert. Sie zahlten die Kopfsteuer (cizye), konnten nicht vor Gericht gegen Muslime aussagen, was im Geschäfzsleben ein ernstes Problem war. Häuser der Nichtmuslime durften die ihrer muslimischen Nachbarn nicht überragen, manche Kirchen wurden per Dekret den Gemeinden weggenommen und in Moscheen umgewandelt.

Das ist im Grunde genommen richtig.

Aber ist das keine aufzwingende, inderekte Form der Islamisierung?
Warum meinen manche das Osmanische Reich war "tolerant", wenn Knabenlese stattfand, man billigere Kleidung als Christ tragen musste im Gegensatz zu Muslime, keine Pferde vor Muslime reiten durfte, ganze Dörfer oft in den Bergen flohen, und die vielen anderen Sachen die du beschreibst.

Ausserdem wurde die Apostasie vom Islam mit dem Tode bestraft, sofern sich Christen islamisierten und dann zurück zur alten Religion wollten.
 
Nichtmuslime im Osmanischen Reich wurden in so genannte millets zusammengefasst, d.h. das Leben der nichtmuslimischen Bevölkerung regelnden Organisationen. Das erfolgte unter der Verantwortlichkeit von Bischöfen, Priestern und Rabbinern. Es gab also eine vom Staat garantierte religiöse Autonomie.

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Freilich gab es die meiste Zeit keine bulgarische, serbische, rumänische Millet sondern nur die Rum Millet mit Griechen an der Spitze der religiösen Organisation. In Bosnien waren bis 1902 (da herum genaues Datum hab ich nicht mehr im Kopf) fast nur griechische Bischöfe. Die Griechen waren deswegen teilweise bei den anderen Christen verhasst. Das änderte sich erst mit dem 1. Balkankrieg.
 
Das ist im Grunde genommen richtig.
Aber ist das keine aufzwingende, inderekte Form der Islamisierung?

Wir sprachen hier von "Zwangsislamisierungen" und die hat es im Osmanischen Reich so gut wie nicht gegeben. Anders als z.B. im christlichen Spanien, wo Juden und Muslime vor die Wahl gestellt wurden, entweder Spanien zu verlassen oder sich taufen zu lassen.

Ein sozialer Druck zur Konversion zum Islam war nicht überall ausgeprägt. Das zeigen z.B. die Balkanvölker, die nahezu 500 Jahre unter osmanischer Herrschaft standen, aber dennoch ganz überwiegend beim angestammten Christentum blieben. Die Lage in Kleinasien war insofern anders, als es das Kerngebiet sowohl der turkstämmigen Muslime als auch des Osmanischen Reichs bildete und Muslime hier in weitaus größerer Dichte als auf dem Balkan siedelten. Entsprechend größer war der Druck auf die christliche Bevölkerung Kleinasiens.

Warum meinen manche das Osmanische Reich war "tolerant", ....

Das habe ich oben mehrfach erläutert.
"Toleranz" muss man natürlich aus den Vorstellungen der damaligen Zeit heraus beurteilen und darf dafür nicht den Maßstab unserer Zeit anlegen.

... wenn Knabenlese stattfand,

Die Zwangsrekrutierung und -bekehrung, bei der christliche Jugendliche aus ihren Familien verschleppt und islamisiert wurden, ist unbestreitbar ein dunkles Kapitel. Sie endete im frühen 18. Jh.
 
Wir sprachen hier von "Zwangsislamisierungen" und die hat es im Osmanischen Reich so gut wie nicht gegeben. Anders als z.B. im christlichen Spanien, wo Juden und Muslime vor die Wahl gestellt wurden, entweder Spanien zu verlassen oder sich taufen zu lassen.

Ein sozialer Druck zur Konversion zum Islam war nicht überall ausgeprägt. Das zeigen z.B. die Balkanvölker, die nahezu 500 Jahre unter osmanischer Herrschaft standen, aber dennoch ganz überwiegend beim angestammten Christentum blieben. Die Lage in Kleinasien war insofern anders, als es das Kerngebiet sowohl der turkstämmigen Muslime als auch des Osmanischen Reichs bildete und Muslime hier in weitaus größerer Dichte als auf dem Balkan siedelten. Entsprechend größer war der Druck auf die christliche Bevölkerung Kleinasiens.



Das habe ich oben mehrfach erläutert.
"Toleranz" muss man natürlich aus den Vorstellungen der damaligen Zeit heraus beurteilen und darf dafür nicht den Maßstab unserer Zeit anlegen.


Ok dann nennen wir es "indirekter Islamisierunsdrang".
Diese ganzen "Toleranzvergleichungen" sind sinnlos. Was interresierte einen Griechen, Serben oder Bulgaren, wie es die Muslime in Spanien früher mal ging, oder umgekehrt, wie sehr interressierte es einen Muslim in Andalusien wie es einen Christen irgendwo irgendwann anders ergehen sollte? Fakt ist dass das Leben eines normalen Christen unter dem Osmanischen Reich offiziell von Religionsfreiheit gekennzeichnet war, sozial aber man weniger Wert als ein Tier war und Islamisierungen nach Aufständen und Rebellionen nicht selten passierten..
 
Fakt ist dass das Leben eines normalen Christen unter dem Osmanischen Reich offiziell von Religionsfreiheit gekennzeichnet war, sozial aber man weniger Wert als ein Tier war

Es ist abwegig zu behaupten, Christen seien im Osmanischen Reich wie "Tiere" behandelt worden. Christen waren eine akzeptierte Minderheit - auf dem Balkan sogar eine Mehrheit -, die respektvoll behandelt wurde. [FONT=trebuchet ms,arial,helvetica]Als "Leute des Buchs" hatten Christen nach dem Koran ebenfalls die göttliche Offenbarung in Form einer Schrift durch einen Gesandten Gottes erhalten, diese Botschaft aber verzerrt.

[/FONT]Die "Leute des Buchs" galten als Gruppe mit besonderen Rechten innerhalb des islamischen Staates. Während sich alle Muslime dem islamischen Recht - d.h. der Scharia - unterordnen mussten, durften die "Leute des Buchs" im Rahmen des Personenstandsrechts wie z.B. Ehe, Heirat, Scheidung, Erbe usw. die Regeln ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft umsetzen. Sie galten im islamischen Staat als Schutzbefohlene (dhimmi), mussten im Gegensatz zu den muslimischen Bürgern nicht zur Verteidigung des Staates beitragen und nicht in der Armee dienen. Steuerliche Abgaben wurden ersetzt durch die Schutzsteuer, die dschizya. Das oben bereits erwähnte Millet-System sorgte für religiöse Autonomie.

Nahezu alle Balkanvölker blieben christlich, was deutlich zeigt, dass es zu keinen nennenswerten Zwangsislamisierungen kam und kaum ein gesellschaftlicher oder ökonomischer Druck zur Konversion bestand. Weitgehend islamisiert wurde lediglich die Bevölkerung Kleinasiens. Aber auch dort gab es über die Jahrhunderte hinweg eine dichte griechische Siedlungszone entlang der Ägäis- und Schwarzmeerlüste - ganz abgesehen von den christlichen Armeniern in Ostanatolien.

Dieses weitgehend friedliche Zusammenleben änderte sich erst im 19. Jh. mit dem Erwachen des Nationalismus. Da kam es dann zu Aufständen, Rebellionen und Freiheitskriegen, die mit der Souveränität der Balkanstaaten endeten.
 
Nun Nationalismus war ein Grund, der andere war, dass das Osmanische Reich am Ende im Chaos versank. Warlords die machten was sie wollten, immer größere Abgabenlast für die Christen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rückständigkeit.

Serbien zum Beispiel begann seine Unabhängigkeitskrieg gegen Janitscharenführer die sowieso auf die Porta nicht hörten. https://en.wikipedia.org/wiki/Dahije
 
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