Nun der Aspekt der Großeltern ist sehr spannend, vor allem wenn man die zumindest potenziell hohe Lebenserwartung des Menschen betrachtet. Problematisch ist natürlich die geringere Lebenserwartungen der Frauen in der frühen Geschichte. Die hohe Sterblichkeit von Frauen während und nach der Geburt wurde ja erst in der Neuzeit durch eine allgemeine medizinische Versorgung halbwegs eingeschränkt, was ja z.B. die Möglichkeit eines Kaiserschnittes schafft. (Kritiker mögen jetzt natürlich auf die imposanten Erfolge der Steinzeitmedizin, Stichwort Schädelöffnungen, verweisen.)
Die Frage ist dann natürlich noch, ob die wenigen Steinzeit-Omas auf die alten Tage noch Jägerinnen werdenv wollten und konnten.
Tatsächlich sah ich aber einmal in einer Fernseh-Doku eine Gruppe Aborigines-Omas die Jagd auf verwilderte Katzen machte. Hier kamen aber schon raffinierte Taktiken und Netze zum Einsatz.
Die Möglichkeiten der Jäger und Jägerinnen hängen natürlich von der Beute ab. Dass die Menschen der Steinzeit tatsächlich Jagd auf Mammuts und Wollnashörner gemacht haben, wird ja heute zunehmend bezweifelt.
Die im steinzeitlichen Frankreich nachgewiesene Taktik Wildpferde Klippen herunterzujagen, zeigt aber, dass es nicht umdingt auf Kraft sondern viel mehr auf Ausdauer ankommt. Die meisten heutigen Menschen unterschätzen hier ihr Potenzial. Tatsächlich kann nämlich der trainierte Homo sapiens Huftiere schlicht und einfach tot hetzen. Diese "
Ausdauerjagd" wird noch heute gelegentlich von den San (Buschmännern) angewendet. (Hier zeigt sich, dass die These vom schwachen, folglich hilflosen und auch Kultur und Technik angewiesenen Menschen, eher ein Märchen der Philosophen ist.) Dass Mütter oder schwangere Frauen sich an solchen bis zu 40 Stunden langen Verfolgungsjagden beteiligen konnten, schließe ich aus.
Kam geschlechtsspezifische Erziehung als Folge äußerer Umstände oder ist sie 'vorprogrammiert'?
Vielleicht kann hier die Unterscheidung von Gender und Sex hilfreich sein. Die moderne Forschung unterscheidet ja zwischen dem biologischen Geschlecht (Sex) und dem durch Kultur und Gesellschaft geprägten sozialem Geschlecht (Gender).
Interessant ist hier die Möglichkeit des
Transgender. Hier übernimmt ein Mensch die gesellschaftliche Rolle des anderen Geschlechts. In der Regel wird hier Kleidung und Beruf des anderen Geschlechts übernommen. Sexualiät spielt dabei häufig keine Rolle. Die würde ja mitunter eine Schwangerschaft zur Folge haben, die die Männin quasi zwangsweise in die Mutterrolle zurückführen würde.
Bekannte Beispiele sind hier die regierenden Pharaoninnen die in Männerkleidung und mit falschem Bart auftraten oder die Männerkleidung und Rüstung tragende Jungfrau von Orleans. Bei Fürstinnen und Anführerinnen ist dies häufiger nachgewiesen.
Tatsächlich gibt es aber Beispiele, wo Transgender im gemeinen Volk Tradition hat, sogar aus Europa: Die
Schwurjungfrauen vom Balkan
Hier nahm eine Jungfrau die Rolle des verstorbenen Patriarchen ein und beteiligte sich an der Jagd, den Fehden und den Trinkgelagen der Männer.
Ähnliche Ausnahmen sind auch für die Steinzeit denkbar, es bleibt aber ganz klar Spekulation.