Was ich aber bei beiden Kategorien vermisse, ist das Fehlen der sozialökonomischen Dimension.
In #30 habe ich es kurz angeschnitten und die entsprechenden Dimensionen als Kriterium angeführt.
Nicht ausgeführt habe ich diese Aspkete, da es ja eher um "Gewalt" und "Terror" als Bestandteile von Revolutionen ging und weniger um die Klassifikation unterschiedlicher Revolutionen.
Aber möglicherweise kann man dieses Thema, und da kann ich den Artikel von Hobsbawm als Übersichtsdarstellung nur sehr empfehlen, separat mal diskutieren.
Allerdings sollte man sich exemplarisch auf deutlich definierte politische Revolutionen, im Sinne von Archetypen, beschränken.
Wie wäre es mit der:
1. Französichen Revolution
2. deutschen Revolution von 1848
3. Russischen Revolution von 1917
4. NS-Revolution von 1933
5. kubanischen Revolution von 1959
Damit hätte man unterschiedliche Revolutiontypen aus unterschiedlichen Epochen berücksichtigt. Und dann ließen sich sicherlich auch die unterscheidlichen Einflußgrößen deutlicher herausarbeiten.
Aus meiner Sicht wäre es zunächst wichtig den "Herrschaftsbegriff" und die "legale Machtausübung" in der Phase des revolutionären Umsturzes zu beleuchten und zu hinterfragen über welche Instrumente ein revolutionäres Regime verfügt zur Sicherung seiner Position.
Nicht zuletzt, da nicht die Gewaltanwendung als solche das Problem im Rahmen von Revolutionen bzw. Bürgerkriegen ist, sondern die stattfindende Interaktion von Gewalt und die damit verbundene Spirale der Gewalt, die als Endphase in Exzessen einmündet.
In diesem Sinne vertritt Mayer (The Furies. Violence and Terror in the french and russian Revolutions, 2002, S. 93) folgende These:
" Terror, like Violence, is interactive and it is safe to say that following the revolts of 1789 and 1917 there would have been no terror had there been no tenacious and uncompromising domestic and foreign resistance."
In diesem Sinne hatte ich auch auf den Wandel der Einstellung von Robespierre zur Nutzung von Gewalt hingewiesen.
Ist es also eher die uneinsichtige Haltung der "überkommenen" Regime, die sich zwanghaft an ihre "antiquierte Macht" klammern bzw. im Rahmen von Konterrevolutionen zur Eskalation der Gewalt beitragen?
Zumindest dürfte es Konsens sein, dass die Spirale der Gewalt schwer im Sinne einer einseitigen Verursachung interpretiert werden kann und dass, wenn sie einmal in Gang gesetzt ist, sie ein Momentum aufnimmt, das sie der Kontrolle einzelner Beteiligter entzieht und eher im Sinne einer "Ermattung" ihrer Energien zum erliegen kommt.