Griechische Mythologie

Teiresias II

Teiresias geriet eines Tages in eine prekäre Lage. Er sah die Göttin Pallas Athene zufällig nackt. Athene ist eine jungfräuliche göttin, die sich zwar gern mit Männern umgibt, dabei aber immer an ihren Verstand, nie an ihren Sexus appelliert.
Teiresias sah also Athene eines Tages zufällig nackt im Bad, und er war ganz geblendet von ihrer Schönheit. So beging er den Fehler, sich erwischen zu lassen. Das war etwas, das Athene nicht vertragen konnte, daß jemand ihr ansah, daß sie leiblich war. Athene ist aus dem Kopf des Zeus geboren worden, sie ist eine Kopfgeburt. Sie ist allem Leiblichen, allem Sexuellen abhold. Sie will lieber gefürchtet als begehrt werden.
Sie sah in dem Blick des Teiresias die Begierde, und da hat sie ihm blitzschnell ihre Hand auf die Augen gelegt, und das machte, daß Teiresias auf der Stelle blind war. Aber die Mutter des Teiresias war darüber so sehr bekümmert, daß Athene sich ein schlechtes Gewissen daraus gemacht hat.
Athene hatte die Eigenart, daß sie immer eine Schlange vorne in ihrer Brusttasche mit sich herumtrug. Wir werden davon noch erzählen. Diese Schlange konnte so einige Zaubertricks. Athene bat also ihre Lieblingsschlange, sie solle dem Teiresias die Ohren auslecken. Das tat die Schlange. Sie säuberte dem Teiresias die Ohren auf so eigentümliche Art, daß er von nun an die Sprache der Vögel verstehen konnte. Deshalb hat Teiresias auch, wenn er die Zukunft weissagte, immer auf die Vögel gehört. Die Vögel, die ja so hoch über uns Menschen schweben, sie haben einen größeren Weitblick als wir. Sie sehen, was war, sie sehen, was ist, und sie sehen, was kommen wird. Nicht alles, was kommen wird, sehen sie, aber vieles. Wer die Stimmen der Vögel versteht, wer ihr Gezwitscher deuten kann, der versteht es, einigermaßen in die Zukunft zu sehen. - Übrigens: Athene muß wirklich ein sehr schlechtes Gewissen gehabt haben, denn bei derselben Gelegenheit gab sie dem Teiresias auch ein
besonders langes Leben. Sieben Generationen soll es gedauert haben, dieses Leben.
Die andere Version der Sage geht so: Teiresias, als er noch ein junger Mann war, spazierte durch den Wald und beobachtete zwei Schlangen, die sich gerade begatteten. Irgendwie kam ihm dieses Schauspiel zwar faszinierend, aber auch ungehörig vor. Er nahm einen Stab und schlug auf die beiden Tiere ein. Aber es waren natürlich heilige Schlangen, und als er das Schlangenweibchen erschlug, wurde er selbst augenblicklich in eine Frau verwandelt.
Von nun an war Teiresias eine Frau. Es schien ihm keinen großen Kummer bereitet zu haben. Schnurstracks begab er sich in die nächste größere Stadt und lebte dort sieben Jahre als eine im Umgang mit Männern sehr erfahrene Hure.
Nach diesen sieben Jahren wollte er - sie - wieder einmal frische Luft schnappen und sich von den verrauchten Kaschemmen erholen, in denen er sich herumtrieb. Er machte Urlaub auf dem Lande und kam auf einem seiner Spaziergänge zufällig an dieselbe Stelle im Wald, und wieder sah er ein Schlangenpaar sich begatten, und wieder ekelte er sich davor. Er wunderte sich darüber, daß diese Kreatur solche Lust verspüren kann. Er nahm wieder einen Stab und schlug auf die beiden ein. Diesmal traf er das Schlangenmännchen. Das Schlangenmännchen war tot, und augenblicklich war Teiresias zurückverwandelt in einen Mann.

Michael Köhlmeier, Die besten Sagen des klassischen Altertums, München 2001, S. 85ff
 
Eine gute Version von Jason und die Argonauten ist das Buch "Das goldene Vlies" von Robert Graves.
Graves war ein Prof. für Geschichte an der Uni Kairo, er schrieb die Geschichte aus der Sicht eines Menschen der Bronzezeit. Also er beschreibt die Argonautenfahrt wie ein realistisches Ereignis, nur aus den Augen betrachtet eines Menschen, für den die Welt voll ist mit Götterzeichen und Naturgeistern.
So wird z. B. der Amoklauf einer Frau (Atalante ?) so beschrieben, das der Leser zwar erkennt, das dort im Roman jemand "Durchdreht", aber die Protagonisten erleben es als ob die Göttin Artemis in diese Frau fährt und für die Argonauten kämpft, usw

sehr spannend zu lesen.
 
askan schrieb:
Eine gute Version von Jason und die Argonauten ist das Buch "Das goldene Vlies" von Robert Graves.
Graves war ein Prof. für Geschichte an der Uni Kairo, er schrieb die Geschichte aus der Sicht eines Menschen der Bronzezeit. Also er beschreibt die Argonautenfahrt wie ein realistisches Ereignis, nur aus den Augen betrachtet eines Menschen, für den die Welt voll ist mit Götterzeichen und Naturgeistern.
So wird z. B. der Amoklauf einer Frau (Atalante ?) so beschrieben, das der Leser zwar erkennt, das dort im Roman jemand "Durchdreht", aber die Protagonisten erleben es als ob die Göttin Artemis in diese Frau fährt und für die Argonauten kämpft, usw

sehr spannend zu lesen.

"Das goldene Vlies" gibts auch von Grillparzer. Hab ich vor kurzem im Burgtheater gesehen, war wirklich sehr gut....Guter Buchtipp askan, werd ich mir mal bei Gelegenheit zulegen.:)


Liebe Grüße
 
Die Version von Graves ist kein Mysterienstück im üblichen Sinne. Man stelle sich vor ein Haufen Krieger zieht in der Bronzezeit in die Wildnis und sehen hinter jedem Busch ein Zeichen der Götter. Ohne das irgendwann wirklich die Götter auftauchen.
 
askan schrieb:
Die Version von Graves ist kein Mysterienstück im üblichen Sinne. Man stelle sich vor ein Haufen Krieger zieht in der Bronzezeit in die Wildnis und sehen hinter jedem Busch ein Zeichen der Götter. Ohne das irgendwann wirklich die Götter auftauchen.
hatte ich auch nicht erwartet! ;)
 
Obwohl ich als Niedersachse doch ein wenig Angst vom Sturz des Phaetons habe!

So heisst nämlich die Luxusklasse von VW!
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Hallo Tib. Gabinius,

entschuldige, aber hier muss ich ich leider verbessern. Derjenige, der von seinem Sohn kastriert wurde, war nicht Kronos, sonder Uranos. Der Samen/Blut aus dem von Kronos abggeschnittenen Glied fiel auf das Meer und ließ dort aus dem Schaum Aphrodite erstehen.

Nach meinen Informationen bedeutet Aphrodite auch "die Schaumgeborene". Da bin ich mir jetzt aber nicht mehr sicher, ob das nur ein Beiname oder die wörtliche Übersetzung ist.

Liebe Grüße

Hi Lukrezia,
ich habe bislang von den meisten Sagen mehrere Versionen gelesen, und auch wenn mir Versionen bekannt sind in denen dies nicht geschah wird in anderen darauf verwiesen das auch Zeus Kronos entmannte. Dies gilt als besondere Demütigung.
Kronos tat an Uranos habe ich in der Tat auch erwähnt (siehe Anmerkung in Klammern).

Hi Askan,
in der Tat habe ich da etwas vergessen. Danke :)
 
Wo er schon "fiel" sollten wir Hephaiston auch etwas beleuchten.
Hephaiston, der Gott Schmiede, Handwerker und des Feuers, im römischen mit Vulcanus gleichgesetzt, ist der Sohn des Zeus und der Hera. Er wurde schon lahm geboren (nach anderer Version erlahmte er bei seinem durch Zeus verursachten Sturz). Deshalb warf ihn seine Mutter vom Olymp. Thethis fing ihn auf und erzog ihn, wofür er ihr später zum Dank herrliche Waffen für Achilleus schmiedete.

Als sich dieser Dickkopf dann einmal gegenüber Zeus durchsetzen wollte, warf ihn dieser kurzerhand ebenfalls vom Olymp. Er landete auf der Insel Lemnos, wo man ihn besonders verehren lernte. Dionysos holte ihn schließlich auf den Olymp zurück (nicht ohne ihn während der Reise tüchtig abzufüllen).

Er war mit Aphrodite verheiratet, die ihn zu betrügen pflegte, wenn er mit seinen Kyklopen in der Schmiede arbeitete. Oben schon erwähnt ist sein Versuch, dies zu unterbinden.

Aus seiner Hand stammen auch die Paläste der Götter auf dem Olymp, der Sonnenwagen des Helios und die Aigis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Götter

Zeus, der Sohn der Rhea und des Kronos, ist der höchste Gott, dem sich Götter und Menschen zu beugen haben. Als Ordner und Erhalter der ganzen Welt wohnt er zuhöchst auf dem Olymp, von wo er die Wolken lenkt und Regen, Schnee und Hagel, Donner und Blitz herabsendet. Seine Dienerinnen sind die Horen, die Göttinnen des Wetters und der Jahreszeiten. Segen und Gedeihen, Tod und Verderben kommen aus seiner allmächtigen Hand. Er beschützt das Recht und bestraft den Frevler. Deshalb erscheinen auch Themis und ihre Tochter Dike, die Göttinnen des Gesetzes und der Gerechtigkeit, als Vollstreckerin seines Willens. Eid und Gastfreundschaft sowie die Wahrsagekunst stehen unter seinem besonderen Schütze. Die Kinder des Zeus von seiner Gattin Hera sind Hephästos, Ares und Hebe; von der Titanentochter Leto: Apollon und Artemis; von der Nymphe Maja: Hermes; von der Okeanostochter Dione: Aphrodite; von Demeter: Persephone. Oft läßt sich der höchste Gott zu den Töchtern der Sterblichen herab; so gebar ihm Semele den Gott Dionysos, Alkmene den Halbgott Herakles, Europa den Minos, Danae den Perseus, Leda den Polydeukes (lat. Pollux) und die Helena. Abgebildet wird er gewöhnlich mit Zepter und Blitz, den ihm geheiligten Adler zur Seite. Unter den Bäumen war ihm die Eiche geweiht.

Hera (lat. Juno), die Schwester und Gemahlin des Zeus, die majestätisch schöne Himmelskönigin, wacht über die heiligen Gesetze der Ehe und beschützt die Mütter. Ihr wurden besonders Kühe geopfert.

Pallas Athene (lat. Minerva), die Lieblingstochter des Zeus, in kriegerischer Rüstung aus seinem Haupte entsprungen, ist nächst dem Herrscherpaare die angesehenste Gottheit, ausgezeichnet durch Klugheit, Mut, strenge Schönheit und jungfräuliche Reinheit. Durch Klugheit lenkt sie die Geschicke der Völker in Schlacht und Krieg, während sich im Kriegsgott Ares mehr die Leibesstärke und rohe Gewalt verkörpert. Ihre Abzeichen sind die Ägis, der Ziegenfellschild mit dem alles versteinernden Haupt der Medusa, und die Lanze. Odysseus, der klügste aller Sterblichen, war ihr Liebling. Athene erfand den Pflug, den Webstuhl und die Flöte; sie lehrte die Menschen, Wagen und Schiffe zu bauen. Handwerk, Wissenschaft und Kunst stehen unter ihrem besonderen Schutz. Die Eule und der Ölbaum sind ihr heilig.

Phöbos Apollon, der erhabene Sohn des Zeus und der Leto (lat. Latona), wurde auf der schwimmenden Insel Delos als Zwillingsbruder der Artemis geboren. Unter den männlichen Gottheiten ist er nächst Zeus die edelste und reinste Gestalt, strahlend und doch streng, schrecklich als Rächer des Bösen und doch wieder mannigfachen Segen gewährend. Apollon ist der Gott des Lichtes, weshalb er in späterer Zeit oft mit Helios, dem Sonnengott, identifiziert wurde. Er ist der Gott der Heilkunst; der berühmte Arzt Asklepios, der sogar Tote erweckte, ist sein Sohn. Als Gott der Weisheit sagte er den Menschen wahr. Sein berühmtestes Orakel befand sich zu Delphi. Dort saß in seinem Heiligtum die Pythia, seine Priesterin, auf einem goldenen Dreifuß über einem Erdspalt, aus dem ihr der Gott im Auftrag des Zeus die Eingebungen zu ihren Orakelsprüchen schickte. Apollon ist der Gott der Musik und der Dichtkunst und der Anführer der Musen. Seine Waffen sind Pfeile, denen niemand zu entrinnen vermag. Als er die Nymphe Daphne in Liebe verfolgte, verwandelte sich die Nymphe, um sich ihm zu entziehen, in einen Lorbeerstrauch; daher ist Apollon der Lorbeer geweiht.

Artemis, die Zwillingsschwester Apollons, ist diesem in vielem verwandt. Auch ihr stehen die unfehlbar treffenden Pfeile zu Gebote, doch verwendet sie dieselben besonders gern zur Jagd. Von den Nymphen begleitet, schweift die schlanke jungfräuliche Göttin durch die Wälder, dem edlen Weidwerk obliegend. Artemis ist die Beschützerin der Tiere. Sie ist die Göttin der Keuschheit und kann streng, ja grausam sein: den Jäger Aktäon, der sie beim Bade überraschte, verwandelte sie in einen Hirsch, so daß ihn die eigenen Hunde zerrissen. In manchen Gegenden wurde Artemis als Fruchtbarkeitsgöttin aufgefaßt; so hatte sie zu Ephesos in Kleinasien eine berühmte Statue, auf der sie mit zwanzig Brüsten dargestellt war.

Hephästos (lat. Vulcanus), der Sohn des Zeus und der Hera, wurde, weil er häßlich und lahm war, gleich nach seiner Geburt von seiner Mutter aus dem Olymp hinab in das Meer geschleudert, jedoch von den Meeresgöttinnen Thetis und Eurynome aufgefangen und erzogen. Er ist der Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Auf dem Olymp steht seine Werkstätte, doch wird sie auch oft in das Innere des Ätna verlegt, wo die Kyklopen seine Gehilfen sind. Von herrlichen Werken seiner Hand ist oft die Rede; so schmiedete er den Schild des Achilleus und die Waffen des Äneas. Obwohl er hinkte und häßlich war, bekam er Aphrodite, die schönste Göttin, zur Gemahlin.

Ares (lat. Mars), Sohn des Zeus und der Hera, ist der Gott des tobenden Schlachtengewühls, ganz verschieden von der klugen Kriegsgöttin Pallas Athene. Der wilde Männermord ist seine Lust; Furcht und Schrecken begleiten ihn. Wegen seiner ungeschlachten Roheit ist er allen anderen Göttern, sogar seinem Vater Zeus, verhaßt. Die wilden, kampflustigen Thraker verehrten den Kriegsgott; in Griechenland erfuhr er wenig Verehrung, um so mehr jedoch bei den Römern.

Aphrodite (lat. Venus) ist die Tochter des Zeus und der Dione. Nach anderer Sage jedoch entstand sie aus dem Schaum des Meeres und stieg auf Kypros (Zypern) ans Land. Hier und auf der Insel Kythera genoß sie besondere Verehrung. Sie ist die Göttin der Liebe und Schönheit, die anmutigste unter allen Himmlischen, die in ihrem Gürtel allen Zauber der Liebe verbirgt. Geheiligt waren ihr besonders die Taube und der Sperling, von den Pflanzen die Myrte, die Rose und der Apfel. Zu ihrem herrlichen Gefolge gehören ihr Sohn Eros und die Chariten (lat. Grazien), die drei Göttinnen der festlichen Freude, Aglaia, Euphrosyne und Thalia. Eros (lat. Amor, Cupido), ganz verschieden von jener aus dem Chaos geborenen gestaltenden Kraft, wurde als schöner Knabe dargestellt, der mit seinen Liebespfeilen die Herzen der Götter und Menschen verwundet.

Hermes (lat. Merkur), der Sohn des Zeus und der Maja, einer Tochter des Atlas, ist schlau und gewandt wie kein zweiter unter den Göttern. Er richtet die Aufträge des Zeus aus und geleitet den Menschen sicher durch Gefahren. Als Vollstrecker des höchsten göttlichen Willens führt er auch die Seelen der Verstorbenen in die Behausung des Hades hinab. Seine erstaunliche Verschlagenheit, der er die Ehre verdankt, Schutzgott der Diebe zu sein, vererbte sich auch auf seinen Sohn Autolykos, den Großvater des Odysseus. Schon wenige Stunden nach seiner Geburt hatte sich der junge Hermes aus der Grotte, in der seine Wiege stand, geschlichen und eine dem Apollon gehörige Herde von fünfzig Rindern gestohlen. Er umwickelte die Hufe der Tiere, um ihre Spur zu verwischen, und trieb sie dann vorsichtig rückwärts in eine Höhle; außerdem band er sich selbst die Sandalen verkehrt an, um die Verfolger zu täuschen. Als er seine Beute in der Höhle in Sicherheit hatte, schlachtete er zwei Stück der Herde und briet sie am Feuer. Bei dieser Gelegenheit erfand sich der Knabe ein hübsches Spielzeug: Er fertigte aus den Därmen sieben Saiten und spannte sie über die Schale einer Schildkröte; so schuf er die erste Leier. Mit diesem wohlklingenden Instrument besang er sogleich seine eigene Geburt. Darauf kehrte er unbemerkt in die Grotte seiner Mutter zurück und legte sich wieder in seine Wiege. Seine Mutter Maja erstaunte nicht wenig, als Apollon voll Zorn erschien; denn dieser hatte den Urheber des Diebstahls vermöge seiner Sehergabe erkannt. Der Gott ließ sich nicht beirren durch das kecke Leugnen des Knaben, sondern führte den Betrüger nach dem Olymp vor den Vater Zeus. Dieser befahl lächelnd dem kleinen Hermes, den Raub zurückzugeben. Als die beiden danach auf dem Weg zur Höhle waren, ließ Hermes die von ihm erfundene Leier erklingen. Apollon war über ihre Töne so entzückt, daß er sich sogleich bereit erklärte, für das Instrument die gestohlene Herde abzutreten. Durch diesen Tausch war der Zwist entschieden. Hermes ist der Beschützer der Herden und des Reichtums, des Handels und Verkehrs, der Wanderer und der Herolde. Er ist der Bringer des Schlafs und der Träume. Dargestellt wird er als schlanker Jüngling, auf dem Haupte zuweilen einen Reisehut, mit Flügeln an den Sandalen, die ihn mit Windesschnelle durch die Luft tragen. In der Hand trägt er seinen zaubermächtigen goldenen Stab. Hestla (lat. Vesta), Tochter des Kronos und der Rhea, wurde als die ernste, jungfräuliche Göttin des Herdfeuers und damit des häuslichen Friedens und Glückes in Griechenland hoch verehrt. Der Herd war der Mittelpunkt der Familie, an ihn flüchteten sich die Schutzflehenden, bei ihm wurde vor jeder Mahlzeit ein kleines Opfer dargebracht. Jede feierliche Opferhandlung wurde mit einer Anrufung der Hestia begonnen, so daß in Griechenland das Sprichwort aufkam: »Fang mit Hestia an!« In Rom wurde Vesta zwar nicht in den Familien verehrt, hatte aber als Staatsgöttin große Bedeutung. In einem Rundtempel auf dem Forum Romanum brannte ihr zu Ehren ein ewiges Feuer; in diesem Tempel, dem ältesten Tempel Roms, dienten ihr die sechs Vestalinnen, edle, jungfräuliche Priesterinnen, die unter den Römern hohes Ansehen genossen.

Außer diesen Hauptgöttern stehen noch viele Götter zum Olymp und zum Himmel in gewisser Beziehung. Da ist zunächst Helios, (lat. Sol), der Sohn des Titanen Hyperion und seiner Schwester Theia. Er ist der Sonnengott, der alltäglich mit seinem strahlenden, von vier feuerschnaubenden Flügelrossen gezogenen Wagen am Himmel auf und nieder fährt; frühmorgens taucht er aus den Wellen des Okeanos, die ihn am Abend wieder aufnehmen. Man pflegte bei ihm zu schwören, da er, der Allsehende, verborgene Schuld an den Tag bringt. Von seinen Söhnen sind Phaeton, Aietes (Vater der Medea) und Kirke, die berühmte Zauberin, am bekanntesten. Daß er oft mit Phöbos Apollon vermengt wird, wurde schon gesagt.

Die Schwester des Helios ist Eos (lat. Aurora), die Morgenröte, mit rosen-farbenen Händen und Armen und goldenem Gewände, die den strahlenden Bruder verkündigt und vor ihm mit ihrem hellen Rossegespann aus dem östlichen Weltstrom auftaucht. Ihr Gemahl ist Tithonos, der Sohn des trojanischen Königs Laomedon, dem sie den herrlichen Helden Memnon gebar. Auch die Winde und Sterne werden ihre Kinder genannt.

Zu Helios und Eos tritt als drittes Geschwister Selene (lat. Luna), die reine, stille Mondgöttin, die, von zwei weißen Kühen gezogen, langsam am Nachthimmel dahinfährt.

Unter den übrigen Gestirnen genossen göttliches Ansehen besonders die Plejaden und der Morgen- und Abendstern. In den Plejaden, dem Siebengestirn, sah man die Töchter des Atlas und der Pleione, welche von dem riesigen Jäger Orion verfolgt werden.

Die Winde werden von ihrem König Äolos in einer Grotte auf einer Insel gefangengehalten und von ihm nach Belieben losgeschickt. Es sind dies: Euros, der heiße Ost, Notos, der feuchte Süd, Zephyros, der milde, fruchtbaren Regen bringende West, und Boreas, der wildbrausende Nordwind.

Die neun Musen sind Töchter des Zeus und der Titanin Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung. Sie sind geboren in Pierien, am Fuße des Olymp. Apollon, der Gott der Künste und schönen Wissenschaften, führt sie an. Gerne weilen sie auf dem böotischen Berge Helikon, auf dem die Quelle Hippokrene rauscht, die das Flügelpferd Pegasos durch einen Hufschlag zum Entspringen brachte, oder auf dem benachbarten Parnassos, auf dem die heilige Quelle Kastalia fließt, die dem, der aus ihr trinkt, Begeisterung und Dichtergabe verleiht. Die Namen der neun Musen sind: Erato (Muse der Liebeslyrik, dargestellt mit einem Saiteninstrument), Euterpe (Muse des Gesangs, mit einer Doppelflöte), Kalliope (Muse der epischen Dichtkunst, mit Wachstafel und Schreibgriffel), Klio (Muse der Geschichtsschreibung, mit Buchrolle), Melpomene (Muse des Trauerspiels, mit einer tragischen Maske), Polyhymnia (Muse der hymnischen Dichtung, meist ohne Attribut), Terpsichore (Muse des Tanzes, mit der Lyra, oft in tanzender Haltung), Thalia

(Muse des Lustspiels, eine komische Maske in der Hand, mit Hirtenstab und Efeukranz) und Urania (Muse der Sternkunde, mit einer Himmelskugel).

In den Sagen wird häufig Iris, die Göttin des Regenbogens, erwähnt. Wie der Regenbogen Himmel und Erde verbindet, ist Iris die geflügelte Götterbotin, welche die Aufträge der Himmlischen den Sterblichen überbringt.

In anderer Weise dient Hebe, die Göttin der ewigen Jugend, den Göttern des Olymp, indem sie ihnen bei festlichen Gelagen den Nektar einschenkt. Nektar und Ambrosia sind der Trank und die Speise, welche den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit verleihen. Herakles erhielt nach seiner Aufnahme in den Olymp Hebe zur Gemahlin. Der besondere Mundschenk und Liebling des Zeus ist Ganymedes.

Geheimnisvoll waltende Schicksalsmächte sind die Moiren (lat. Parzen), Töchter des Zeus und der Themis. Diese drei Schwestern entscheiden über das Leben des Menschen: Klotho spinnt den Lebensfaden, Lachesis erhält ihn durch alle Zufälligkeiten des Daseins und Atropos, die Unerbittliche, schneidet ihn ab. Weitere Schicksalsgöttinnen sind Nemesis, die das einem jeden Menschen zukommende Maß von Glück und Unglück abwägt und jede Überheblichkeit straft, und Tyche (lat. Fortuna), die Göttin des glücklichen Zufalls. Auch wirkt in jeder einzelnen menschlichen Seele ein ihr zugehöriges göttliches Wesen, ein Dämon, der sie zum Guten oder zum Bösen treibt.


:engel:
Liebe Grüße
 
Liebslingssage:
Erysichton, König von Thrakien, ließ eine heilige Eiche fällen, obwohl die darin lebende Dryade ihn anfhlte dies nicht zu tun.
Demeter veranlaßte darum die Hungergöttin, ihm mit ihrem stinkenden Atem unstillbaren Hunger einzuhauchen.
Als der König erwachte begann er alles zu verzehren was er fand, inklusive seines gesamten Hab und GUtes.
Als er nichts mehr hatte fraß er sich selbst.

Aeneas oder Aineias:
Sohn desAnchises und der Aphrodite. Er war der tapferste Torjaner nach Hektor, wurde jedoch zweimal von den Göttern gerettet.
Als er und viele andere flohen, ließ Hera ihn in Nordafrika stranden und dort auf Dido, die Königin von Karthago treffen. Die beiden begannen eine Liebschaft, aber Zeus befahl ihm, weiter zu ziehen. Dido verfluchte ihn und die seinen dafür und beging Selbstmord (nach anderer Version verzichtete sie auf letzteres).
In Sizilien muß er seinen Vater begraben (den er auf dem Rücken aus Troja getragen hatte).
Die Frauen sind der Irrfahrt müde und zünden die Schiffe an, Apollo jedoch schickt einen Wolkenbruch.

Schließlich in Italien läßt er sich von Ybille von Cumae eine Aufgabe stellen. Nachdem er diese gelöst hat, er mußte einen goldenen Zweig der Porsenias brechen, führte sie ihn ins Elysium. Dort traf er seinen Vater wieder, der ihm die Seelen derspäteren Führer Roms zeigte.
Zurück bei den lebenden gibt ihm der König Latinus Land und seine Tochter zur Frau.
Deren Verlobter, Turnus wird ihm daraufhin zum Feind.
Als er ihn endlich besiegt hat fleht dieser um Gnade, die Aineias nicht gewährte.

Die Sage ist stark verfremdet durch die Römer, die ihr mit der Zeit mythologische Begründungen und Verbindungen zuwiesen, um z.B. die alte Feindschaft Karthago-Rom zu untermauern.
 
askan schrieb:
goldenen Zweig der Porsenias
was für einen zweig? und warum?
Nach Vergils Äneis verlangt Sibylle, bevor Äneas in die Unterwelt kann, einen Auftrag zu erfüllen; Äneas muss den goldenen Zweig der Juno finden und abpflücken.
 
Der helle Tag oder der schöne Tag, auf irgendeine linguistisch verschlungende Weise haben Zeus und Jovis (Jupiter) in der Tat den selben Namen.

las ich mal
 
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