Gaya, Gaea, Gäa, Ge, „die Großbrüstige”, (
Titanäa). In der
griechischen Göttergeschichte nach
HESIOD ist sie die aus dem
Chaos entstandene
Erde (
Theogonie, 117). Mit ihr entstand gleichzeitig der
Eros (
ebd., 120).
Zuerst soll
Gaia den sternreichen
Uranos hervorgebracht haben, der sie ganz bedecken und „den seligen Göttern niemals wankender Sitz” sein solle. Neben dem
Uranos brachte sie noch die Berge und den
Pontos (das Meer) hervor. Dann ließ sie sich von
Uranos umarmen und er zeugte mit ihr den
Okeanos,
Koios,
Kreios,
Hyperion,
Iapetos, die
Theia,
Rheia,
Themis („die Rechtsordnung”),
Mnemosyne („das Gedächtnis”), die goldbekränzte
Phoibe und die liebliche
Thetys sowie, als jüngsten Sohn, den
Kronos. (
Theogonie, 126-138)
Als weitere Kinder gebar
Gaia die
Kyklopen Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (der Grelle), von welchen
Zeus später Blitz und Donner erhielt und die ein einziges Auge auf der Stirn trugen sowie die drei Riesen
Kottos, Briareos und Giges, die jeder hundert Arme und fünfzig Köpfe haben sollen. (
Theogonie, 126-138)
Uranos haßte seine Kinder und verbarg sie gleich nach ihrer Geburt im Schoß der Erde, welche dieses schmerzte. Sie erschuf darum das Element des „grauen Stahls” (Adamas, das „unbezwingliche”, dem Menschen nicht zugängliche Metall), woraus sie eine große
Sichel fertigte und ihre Kinder aufforderte, damit den Vater zu bekämpfen.
Kronos, der jüngste Sohn der
Gaia und des
Uranos, wagte die Tat, erwartete in einem Versteck den
Uranos, als er sich des Nachts über die Erde legte und mähte ihm mit der Sichel das Geschlechtsteil ab. Das Blut tropfte auf
Gaia, die im Kreislauf der Jahre die
Erinyen, die
Giganten und die
Eschennymphen gebar; aus dem Schaum, der sich um das ins Meer geworfene Glied bildete, ging die
Aphrodite hervor. (
Theogonie, 154-199)
Mit ihrem zweiten Sohn
Pontos („das Meer”) ist
Gaia die Mutter des
Nereus, des
Thaumas („Wunder”), des tapferen
Phorkys, der schönwangige
Keto und der
Eurybie („die weithin herrscht”), „die ein Herz aus Stahl in der Brust trägt”. (
Theogonie, 233-239)
Als jüngstes ihrer Kinder gebar
Gaia, kurz nach Ende des
Titanenkampfes, mit dem
Tartaros den
Typhoeus, ein Ungeheuer mit nie ermüdenden Kräften, hundert Schlangenköpfen mit Augen, aus denen Feuer schoß und die verschiedensten Stimmen ertönten, daß es den Göttern im Himmel und sogar den
Titanen im Tartaros ein Grausen war. (
Theogonie, 820ff)
Am Ende all dieser Götterkämpfe, in den schließlich
Zeus gesiegt hatte, riet
Gaia den Göttern, den
Zeus als ihren König und Herrscher anzuerkennen, was auch angenommen wurde. (
Theogonie, 881-885)
So war
Gaia zwar Mutter sämtlicher Gegner des
Zeus, half ihm am Ende aber dennoch bei seinen Siegen.
Sie riet ihm, nebst dem
Uranos, auch, die schwangere
Metis zu verschlingen, da deren Kinder seine Herrschaft gefährden würden. (
Theogonie, 886-901)