Friedrich Wilhelm I. (König von 1713-1740)
Da Moser Friedrich Wilhelm I. auch anführt sollte man wohl auf die Verdienste des Soldatenkönigs einmal eingehen.
Als Ausgangslage fand Friedrich Wilhelm I. einen finanziell zerrütteten und von einer Hunger- und Pestkatastrophe in Ostpreußen (1709/10) gezeichneten Staat vor. Auf der anderen Seite war Friedrich I. gelungen die Königswürde für Preußen zu erlangen und die Außenpolitik Friedrich I. führten zu den entscheidenden Gebietszuwächsen, welche 1713, 1720 und 1732 hinzu kamen. Tatsächlich führte Friedrich Wilhelm I. seinen Staat in den Hochabsolutismus insbesondere durch seine Regierungsweise.
Friedrich Wilhelm I. hatte eine gründliche Vorbereitung auf die Regierungsgeschäfte genossen, allerdings ohne dadurch ein besonders gebildeter Mann geworden zu sein. Seiner Mutter Sophie Charlotte war eine Beeinflussung ihres Sohnes im Sinne Fénelons und eines westeuropäisch-freigeistigen Gedankengutes misslungen.
Friedrich I. hatte Preußen im Großen und Ganzen in den Bahnen seines Vaters weitergeleitet, allerdings die Repräsentation schon als Kurfürst gesteigert und somit einen höfischen Absolutismus auf seinen Gipfel gebracht. So musste der Tod dieses Königs auf die Hofleute, aber auch die Bürgerschaft Berlins „wie eine Art Verhängnis“ wirken, da man wohl ahnte, wie radikal der Bruch des Sohnes zur Politik des Vaters werden würde.
So begann Friedrich Wilhelm I. seine Regierung mit einer entschiedenen Sparpolitik, Chargen des Hofes wurden gestrichen, die Beamtengehälter um ein Drittel verringert.
Tatsächlich sollte die Innen- und Wirtschaftspolitik des Königs seine wichtigsten Felder bleiben, wobei eine schonungslose Sparpolitik, welche vor allem die höfischen Kosten betraf ,und zugleich eine eklatante Vermehrung des Heeres die Kernpunkte waren. Schon als Kurprinz hatte Friedrich Wilhelm verlauten lassen, sein Heer von 30.000 auf 50.000 Mann bringen zu wollen, was man sogleich wahrnahm und von ihm letztlich sogar übertroffen wurde. Für die Bevölkerung selbst führte die Rekrutierung so vieler Landeskinder immer wieder zu Akten des Chaos und der Erbitterung.
Friedrich Wilhelm I. war von der calvinistischen Prädestinationslehre im Sinne Franckes beseelt und diese wurde auch sozusagen zu einem Antrieb zum Umbau der Verwaltung. Indem der König selbst pflichtbewusst arbeitete, erwartete er die selbe Ergebenheit von seinen Beamten. Die standesmäßige Auffassung der adeligen Beamten sollte einem Arbeitsethos als Diener der Krone weichen. Die vielschichtige Umwandlung des Verwaltungsapparats zielte zugleich auf eine „Domestizierung“ des Adels ab, welcher schon unter den beiden Vorgängern Friedrich Wilhelm I. jegliche Macht verloren hatte. Der grundlegende Umbau des Behördenapparates wäre zu umfangreich, um hier angerissen zu werden.
Fakt ist indes, dass der König diesen Apparat von außen steuerte, aus seinem Kabinett heraus. Diese Regierungsweise, der Aufenthalt des Königs in Potsdam und Königs-Wusterhausen während die Großbehörde (Generaldirektorium) und die Minister in Berlin waren, entsprach ganz dem Absolutismus.
Zwar vertiefte Friedrich Wilhelm I. eher noch die Abhängigkeit der Bauern von ihren Grundherren, aber er schlug auch den Weg ein, welcher zumindest zu einer Einschränkung der Steuerfreiheit des Adels führte, welche in den Städten und langsam auch in den Provinzen vollzogen wurde. Auch wenn die Regierung Friedrich Wilhelm I. wohl viel zur Herausbildung des Junkerstaates, wie er dann für Preußen charakteristisch wurde, beitrug, kann man den König schlecht als Freund des Adels bezeichnen. Die der Krone entfremdeten Domänen wurden durch Prozesse wieder zurück gewonnen, obendrein kam es zu Ankäufen, was darauf hinaus lief, dass ein Viertel der Fläche des Königreichs in der Hand der Krone war.
Die Wirtschaftspolitik war gekennzeichnet von einem konsequenten Merkantilismus. Die Manufakturen waren wegen eines unterwickeltem Finanzbürgertums zumeist in der Hand des Staates. Den mit Abstand wichtigsten Wirtschaftszweig machte in dieser Zeit die Textilindustrie aus. Den Wirtschaftskrieg gegen Sachsen hatte ich bereits einmal thematisiert. http://www.geschichtsforum.de/f288/...flikt-im-zeitalter-august-ii-von-polen-13078/ Der König verfügte bis hin zu Ausfuhrverboten von Rohstoffen, was allerdings die Einkünfte der adeligen und Krongüter schmälern musste. Trotz der gewaltigen Anstrengungen für die Rüstungen und den obigen Einnahmeverlusten gelang ein finanzieller Überschuss, der in Fässern im Berliner Schloss als Reserve für den Kriegsfall gesammelt wurde.
Wirtschaftlich bedeutend war auch die Politik der Ansiedlung der 20.000 Salzburger Emigranten in den Gebieten, welche 1709/10 von der Hunger- und Pestkatastrophe betroffen waren. Darüber hinaus sollte die Anlage von Getreidemagazinen zu einer „Conversation der Untertanen“ beitragen, da man in Zeiten tiefer Getreidepreise Stützungskäufe erfolgten und in schlechten Jahren die erworbenen Getreidemengen wieder abgegeben werden sollten. Auf lange Sicht kam dies natürlich auch der Wirtschaft zu Gute.
Positiv wirkte sich sicherlich auch für die Wirtschaft aus, dass Preußen unter Friedrich Wilhelm I. nicht wieder von Kriegen heimgesucht wurde, was der Außenpolitik des Königs entsprach. Allerdings wurden Teile des Landes vom Nordischen Krieg (bis 1721) heimgesucht, in welchen sich Preußen aber anfangs gar nicht einmischen konnte und wollte, da die preußischen Streitkräfte bereits im Westen im Span. Erbfolgekrieg gebunden waren. Der aufbrausende Charakter des Königs, welcher berühmt war und welchen er scheinbar selbst erkannte, ließ ihn wohl auch neben seiner mangelnden Neigung dazu, die Außenpolitik relativ zurückhaltend führen. Er ließ daher diese, welche eigentlich das grundlegende Feld war, welches absolutistische Herrscher sich vorbehielten (selbst George II. von England!), weitreichend vom Kabinettskonseil und ab 1728 vom Kabinettsministerium verwalten. Dennoch sollte sich Friedrich Wilhelm I. persönlich immer wieder als Hemmnis der Außenpolitik erweisen, da er häufig undiplomatisch mit Gesandten umging. Dass die Außenpolitik dennoch erfolgreich verlief, verdankte Friedrich Wilhelm I. zum einen den Handlungen seines Vaters, zum anderen sicherlich seinem achtungsgebietenden Militär. Schon 1713 stellten sich erhebliche Gebietsgewinne aus dem Frieden von Ütrecht ein. Es wurde das Oberquartier Geldern und aus dem oranischen Erbe des nah verwandten König Wilhelm von England, der allerdings den Grafen von Nassau-Diez zum Universalerben eingesetzt hatte, das schweizerische Neuenburg sowie Mörs und Lingen für Preußen gewonnen. Bis 1732 erstreckten sich noch weitere Prozesse um kleinere Gebiete des besagten Erbes, welches man sich u.a. aus der Beteiligung am Span. Erbf.krieg erhofft hatte. Durch den Frieden von Stockholm 1720 gelang obendrein noch die lange anvisierte Vereinnahmung Vorpommerns bis zur Peene. Die Weichenstellungen für all diese Zugewinne und auch der kaisertreue Kurs wurden jedoch schon von Friedrich I. eingeschlagen. Als größten Erfolg muss man wohl werten, dass Preußens Sieg um die Vormacht in Norddeutschland gegen den Dresdener und Hannoveraner Hof erreicht wurde, allerdings unter den günstigen Bedingungen, dass beide Regierungen im Ausland (Warschau und London) gebunden waren.
Literatur:
Werner Schmidt: „Friedrich I. - Kurfürst von Brandenburg König in Preußen“ Heinrich Hugendubel-Verlag 2004
Peter Mast: „Die Hohenzollern in Lebensbildern“ Diederichs 2000
Heinz Schilling: „Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763“, Siedler - Berlin - 1998
Da Moser Friedrich Wilhelm I. auch anführt sollte man wohl auf die Verdienste des Soldatenkönigs einmal eingehen.
Als Ausgangslage fand Friedrich Wilhelm I. einen finanziell zerrütteten und von einer Hunger- und Pestkatastrophe in Ostpreußen (1709/10) gezeichneten Staat vor. Auf der anderen Seite war Friedrich I. gelungen die Königswürde für Preußen zu erlangen und die Außenpolitik Friedrich I. führten zu den entscheidenden Gebietszuwächsen, welche 1713, 1720 und 1732 hinzu kamen. Tatsächlich führte Friedrich Wilhelm I. seinen Staat in den Hochabsolutismus insbesondere durch seine Regierungsweise.
Friedrich Wilhelm I. hatte eine gründliche Vorbereitung auf die Regierungsgeschäfte genossen, allerdings ohne dadurch ein besonders gebildeter Mann geworden zu sein. Seiner Mutter Sophie Charlotte war eine Beeinflussung ihres Sohnes im Sinne Fénelons und eines westeuropäisch-freigeistigen Gedankengutes misslungen.
Friedrich I. hatte Preußen im Großen und Ganzen in den Bahnen seines Vaters weitergeleitet, allerdings die Repräsentation schon als Kurfürst gesteigert und somit einen höfischen Absolutismus auf seinen Gipfel gebracht. So musste der Tod dieses Königs auf die Hofleute, aber auch die Bürgerschaft Berlins „wie eine Art Verhängnis“ wirken, da man wohl ahnte, wie radikal der Bruch des Sohnes zur Politik des Vaters werden würde.
So begann Friedrich Wilhelm I. seine Regierung mit einer entschiedenen Sparpolitik, Chargen des Hofes wurden gestrichen, die Beamtengehälter um ein Drittel verringert.
Tatsächlich sollte die Innen- und Wirtschaftspolitik des Königs seine wichtigsten Felder bleiben, wobei eine schonungslose Sparpolitik, welche vor allem die höfischen Kosten betraf ,und zugleich eine eklatante Vermehrung des Heeres die Kernpunkte waren. Schon als Kurprinz hatte Friedrich Wilhelm verlauten lassen, sein Heer von 30.000 auf 50.000 Mann bringen zu wollen, was man sogleich wahrnahm und von ihm letztlich sogar übertroffen wurde. Für die Bevölkerung selbst führte die Rekrutierung so vieler Landeskinder immer wieder zu Akten des Chaos und der Erbitterung.
Friedrich Wilhelm I. war von der calvinistischen Prädestinationslehre im Sinne Franckes beseelt und diese wurde auch sozusagen zu einem Antrieb zum Umbau der Verwaltung. Indem der König selbst pflichtbewusst arbeitete, erwartete er die selbe Ergebenheit von seinen Beamten. Die standesmäßige Auffassung der adeligen Beamten sollte einem Arbeitsethos als Diener der Krone weichen. Die vielschichtige Umwandlung des Verwaltungsapparats zielte zugleich auf eine „Domestizierung“ des Adels ab, welcher schon unter den beiden Vorgängern Friedrich Wilhelm I. jegliche Macht verloren hatte. Der grundlegende Umbau des Behördenapparates wäre zu umfangreich, um hier angerissen zu werden.
Fakt ist indes, dass der König diesen Apparat von außen steuerte, aus seinem Kabinett heraus. Diese Regierungsweise, der Aufenthalt des Königs in Potsdam und Königs-Wusterhausen während die Großbehörde (Generaldirektorium) und die Minister in Berlin waren, entsprach ganz dem Absolutismus.
(C. Hinrichs)„Der absolute Herrscher entzieht sich jeder Möglichkeit der persönlichen Beeinflussung, seine Autorität kommt von ferne, von oben über seine Diener herab, die zu bloßen ausführenden Organen werden.“
Zwar vertiefte Friedrich Wilhelm I. eher noch die Abhängigkeit der Bauern von ihren Grundherren, aber er schlug auch den Weg ein, welcher zumindest zu einer Einschränkung der Steuerfreiheit des Adels führte, welche in den Städten und langsam auch in den Provinzen vollzogen wurde. Auch wenn die Regierung Friedrich Wilhelm I. wohl viel zur Herausbildung des Junkerstaates, wie er dann für Preußen charakteristisch wurde, beitrug, kann man den König schlecht als Freund des Adels bezeichnen. Die der Krone entfremdeten Domänen wurden durch Prozesse wieder zurück gewonnen, obendrein kam es zu Ankäufen, was darauf hinaus lief, dass ein Viertel der Fläche des Königreichs in der Hand der Krone war.
Die Wirtschaftspolitik war gekennzeichnet von einem konsequenten Merkantilismus. Die Manufakturen waren wegen eines unterwickeltem Finanzbürgertums zumeist in der Hand des Staates. Den mit Abstand wichtigsten Wirtschaftszweig machte in dieser Zeit die Textilindustrie aus. Den Wirtschaftskrieg gegen Sachsen hatte ich bereits einmal thematisiert. http://www.geschichtsforum.de/f288/...flikt-im-zeitalter-august-ii-von-polen-13078/ Der König verfügte bis hin zu Ausfuhrverboten von Rohstoffen, was allerdings die Einkünfte der adeligen und Krongüter schmälern musste. Trotz der gewaltigen Anstrengungen für die Rüstungen und den obigen Einnahmeverlusten gelang ein finanzieller Überschuss, der in Fässern im Berliner Schloss als Reserve für den Kriegsfall gesammelt wurde.
Wirtschaftlich bedeutend war auch die Politik der Ansiedlung der 20.000 Salzburger Emigranten in den Gebieten, welche 1709/10 von der Hunger- und Pestkatastrophe betroffen waren. Darüber hinaus sollte die Anlage von Getreidemagazinen zu einer „Conversation der Untertanen“ beitragen, da man in Zeiten tiefer Getreidepreise Stützungskäufe erfolgten und in schlechten Jahren die erworbenen Getreidemengen wieder abgegeben werden sollten. Auf lange Sicht kam dies natürlich auch der Wirtschaft zu Gute.
Positiv wirkte sich sicherlich auch für die Wirtschaft aus, dass Preußen unter Friedrich Wilhelm I. nicht wieder von Kriegen heimgesucht wurde, was der Außenpolitik des Königs entsprach. Allerdings wurden Teile des Landes vom Nordischen Krieg (bis 1721) heimgesucht, in welchen sich Preußen aber anfangs gar nicht einmischen konnte und wollte, da die preußischen Streitkräfte bereits im Westen im Span. Erbfolgekrieg gebunden waren. Der aufbrausende Charakter des Königs, welcher berühmt war und welchen er scheinbar selbst erkannte, ließ ihn wohl auch neben seiner mangelnden Neigung dazu, die Außenpolitik relativ zurückhaltend führen. Er ließ daher diese, welche eigentlich das grundlegende Feld war, welches absolutistische Herrscher sich vorbehielten (selbst George II. von England!), weitreichend vom Kabinettskonseil und ab 1728 vom Kabinettsministerium verwalten. Dennoch sollte sich Friedrich Wilhelm I. persönlich immer wieder als Hemmnis der Außenpolitik erweisen, da er häufig undiplomatisch mit Gesandten umging. Dass die Außenpolitik dennoch erfolgreich verlief, verdankte Friedrich Wilhelm I. zum einen den Handlungen seines Vaters, zum anderen sicherlich seinem achtungsgebietenden Militär. Schon 1713 stellten sich erhebliche Gebietsgewinne aus dem Frieden von Ütrecht ein. Es wurde das Oberquartier Geldern und aus dem oranischen Erbe des nah verwandten König Wilhelm von England, der allerdings den Grafen von Nassau-Diez zum Universalerben eingesetzt hatte, das schweizerische Neuenburg sowie Mörs und Lingen für Preußen gewonnen. Bis 1732 erstreckten sich noch weitere Prozesse um kleinere Gebiete des besagten Erbes, welches man sich u.a. aus der Beteiligung am Span. Erbf.krieg erhofft hatte. Durch den Frieden von Stockholm 1720 gelang obendrein noch die lange anvisierte Vereinnahmung Vorpommerns bis zur Peene. Die Weichenstellungen für all diese Zugewinne und auch der kaisertreue Kurs wurden jedoch schon von Friedrich I. eingeschlagen. Als größten Erfolg muss man wohl werten, dass Preußens Sieg um die Vormacht in Norddeutschland gegen den Dresdener und Hannoveraner Hof erreicht wurde, allerdings unter den günstigen Bedingungen, dass beide Regierungen im Ausland (Warschau und London) gebunden waren.
Literatur:
Werner Schmidt: „Friedrich I. - Kurfürst von Brandenburg König in Preußen“ Heinrich Hugendubel-Verlag 2004
Peter Mast: „Die Hohenzollern in Lebensbildern“ Diederichs 2000
Heinz Schilling: „Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763“, Siedler - Berlin - 1998